Fanfic: Geliebter Dämon
Chapter: Zuhause
Weiter gehts:
Rijan stieß einen wütenden von Schmerz geprägten Laut aus. Langsam zog sie ihre Faust von dem Baum weg. Der Schlag hatte ihre Wut dämpfen sollen, stattdessen wurde sie nur noch größer.
"Verfluchter Dämon.", schimpfte sie und rieb sich über die schmerzenden Knöchel.
Seit Tagen irrte sie nun schon durch die Gegend ohne auch nur einen Anhaltspunkt von Sesshoumaru zu finden. Es schüttete wie aus Kübeln. Keine einzige Stelle an Rijan war mittlerweile noch trocken. Ihre Sachen klebten, ihre Haare waren schwer geworden. Ständig versank sie in dem morastähnlichen Boden und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, fing es nun auch noch an zu Blitzen. Rijan starrte an den nachtschwarzen Himmel und hörte nicht weit entfernt ein Donnergrollen.
"Wunderbar.", meinte sie ärgerlich. Sie befand sich hier mitten im dichtesten Wald und weit und breit war keine Lichtung zu sehen. Es geschähe ihr Recht, wenn sie nun von einem Blitz getroffen werden würde. Was trieb sie sich auch hier herum?
Erneut ballte sie ihre Hand zu einer Faust und schlug mit aller Kraft gegen den Stamm eines Baumes. Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie vermischten sich mit den Regentropfen, die unablässig ihr Gesicht hinabliefen.
Sie stieß einen schrillen Schrei aus. Sie hätte in der Höhle bleiben sollen. Sesshoumaru zu suchen war einfach lächerlich. Sah man einmal davon ab, dass es bei diesem Wetter unmöglich war, irgendwelche Spuren zu lesen, wollte er ihre Gesellschaft garantiert nicht. Wozu machte sie sich überhaupt Sorgen? Sesshoumaru lebte schon wesentlich länger als es sie gab. Er war verdammt noch mal ein Dämon. Dämonen hatten immer den Rest der Welt gegen sich. Und wenn er wirklich so stark war, wie offensichtlich andere Dämonen glaubten, dann sollte es auch nicht so einfach sein, ihn zu vernichten. Und doch blieb da dieser nagende Zweifel, der ihr sagte, dass Sesshoumaru das nicht überleben würde. Hinzu kam dass Tetsu plötzlich spurlos verschwunden war. Was sollte sie davon halten? Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie ihn nicht das letzte Mal gesehen hatte.
Rijan kämpfte sich aus dem Morast frei. Erneut zuckte ein Blitz über den Himmel. Sie zuckte leicht zusammen. Momentan fühlte sie sich nicht gerade geheuer. Sie sollte machen, dass sie an einen sicheren Ort kam. Schnellen Schrittes wanderte sie weiter. Immer wieder schielte sie zum Himmel. Warum war sie überhaupt um diese Zeit noch unterwegs? Sie sollte längst einen Ort zum Schlafen aufgesucht haben. Stattdessen schritt sie Mitten in der Nacht im Wald umher und musste sich langsam aber sicher eingestehen, dass sie tatsächlich die Orientierung verloren hatte.
Ratlos blieb sie stehen. Automatisch fühlte sie schon wieder, wie sie tiefer in den Boden sank. Das war aber auch ein unmögliches Wetter. Sie betrachtete ihre Umgebung. Sie hätte schwören können, schon einmal hier gewesen zu sein. Etwas weiter entfernt hörte sie wie ein Blitz einschlug. Es roch nach verbranntem Holz.
Mühsam kämpfte sie sich wieder aus dem sumpfigen Boden frei und ging weiter. Wohin zur Hölle konnte sie hier schon gehen? Sie sollte froh sein, dass sämtliche Dämonen beschlossen hatten Sesshoumaru zu vernichten. Somit blieb ihr heute Nacht zumindest erspart gegen einen Dämon kämpfen zu müssen. Bei diesem Wetter hätte sie sowieso keine Chance gehabt. Wieder donnerte es. Rijan schüttelte sich. Das klang verdammt nah. Sie sollte wirklich machen, dass sie von hier weg kam. Doch noch während sie sich das überlegte, schlug augenblicklich in ihrer unmittelbaren Nähe ein Blitz ein. Rijan schrie auf und sah gerade noch wie der riesige Baum langsam aber sicher in ihre Richtung kippte. Sämtliche Schutzengel dieser Erde mussten wohl über sie wachen, denn trotz des matschigen Untergrundes schaffte Rijan es zur Seite zu springen und sich so davor zu bewahren erschlagen zu werden. Der Baum fiel mit einem lauten Knall auf den Boden. Rijan setzte sich auf und begutachtete den Schaden. Sie war von oben bis unten mit Matsch verschmiert, aber immerhin war ihr nichts geschehen. Entschieden stand sie auf, es wurde Zeit von hier zu verschwinden. Wieder hörte sie einen Blitz einschlagen. Ängstlich sah sie sich um. Sie hörte einen tierischen Laut und dann tauchte auch schon aus der Dunkelheit ein großer Vogel auf. Rijan war dermaßen überrascht, dass sie erschrocken rückwärts ging und prompt über eine freiliegende Wurzel fiel. Hatten zuvor noch all ihre Reflexe funktioniert, versagten sie nun vollkommen. Rijan konnte nicht verhindern, dass sie das Gleichgewicht verlor und rückwärts nach hinten kippte. Sie versuchte sich mit den Armen abzustützen, doch das letzte was sie sehr deutlich fühlte, war, wie ihr Hinterkopf auf einen Stein oder etwas ähnlich Hartem aufschlug. Und dann wurde alles schwarz.
Ihr Kopf schmerzte ganz fürchterlich. Beinahe glaubte sie er würde zerspringen. Rijan hieß die Dunkelheit herzlich willkommen. Licht würde ihr garantiert Schmerzen bereiten. Es dauerte bis sie sich erinnerte, was geschehen war. Richtig, sie war mit dem Kopf aufgeschlagen. Immer noch konnte sie das Donnern hören. Auch den Regen nahm sie nach wie vor war. Doch etwas war anders als zuvor. Sie fühlte kein Wasser auf sie fallen. Feuchtigkeit umgab sie, das stimmte, aber keine Nässe mehr. Vorsichtig tastete sie mit ihrer Hand den Boden ab. Irrte sie sich oder war das fester Boden? Harter, kalter Stein um genau zu sein. Seltsam, sollte sie nicht auf sumpfigen Grund liegen? Rijan versuchte sich genauer zu erinnern, aber das bereitete ihr zugleich Kopfschmerzen. Na wunderbar, dachte sie frustriert. Vorerst war sie wohl außer Gefecht gesetzt. Sie hatte aber keine Zeit zu verlieren.
Entschieden setzte sie sich auf. Alles um sie herum begann sich zu drehen. Übelkeit stieg in ihr auf. Sie musste fester aufgeschlagen sein, als ursprünglich angenommen. Rijan weigerte sich zu kapitulieren. Verdammt, sie war schon mit wesentlich schwierigeren Situationen fertig geworden. So eine Gehirnerschütterung würde sie nicht umhauen. Vorsichtig tastete sie sich an der Wand der Höhle entlang. Sie würgte heftig, ihre Augen verweigerten ihr den Dienst. Alles begann zu verschwimmen.
"Chikuso.", fluchte sie mit erstickter Stimme. Sie fühlte wie ihre Beine kurz einknickten. Doch auch davon würde sie sich nicht aufhalten lassen. Mühsam schaffte sie es die Höhle zu verlassen. Gleisend helles Licht strahlte ihr entgegen. Ihre Übelkeit verstärkte sich. Sie hielt sich krampfhaft an den Felsvorsprüngen fest. Rijan versuchte etwas zu erkennen, doch es verschwamm alles in hellem Licht.
Sie kämpfte sich weiter und bemerkte nur flüchtig, dass der Weg hier draußen verdammt eng war. Wieder fragte sie sich, wie zum Teufel sie hierher gekommen war. Einen Moment glaubte sie ein Geräusch wahrzunehmen, doch in ihrem momentanen Zustand konnte sie sich das auch sehr gut eingebildet haben. Ihr Fuß trat plötzlich ins Leere. Sie taumelte zurück und presste sich flach gegen die Felswand. Etwas schnitt ihr in die Wange. Sie keuchte auf und bemühte sich nach Kräften nicht zusammenzusacken. Das würde ihr gerade noch fehlen. Sie konnte nicht sehen wie hoch sie hier war. Doch die Luft fühlte sich anders an. Rijan schloss die Augen und hatte das Gefühl nicht mehr zu wissen, wo oben und unten war, also öffnete sie sie wieder und kämpfte erneut gegen die Übelkeit an. Nun, stand sie hier also. Es gab für sie kein vor und kein zurück mehr. Das konnte ja heiter werden. Doch dann nahm sie eine Bewegung neben sich war. Und diesmal war das keine Einbildung. Ein gefluchtes "Baka!" drang zu ihr durch. Rijan glaubte nun endgültig, den Verstand zu verlieren. Sie ließ los und sackte geradewegs in sich zusammen. Sie fühlte noch wie sich ein Arm um sie schlang und ihr Körper gegen einen Anderen gepresst wurde. Rijan öffnete ihre Augen einen Spalt breit. Es war vollkommen unnötig das zu tun, denn sie wusste auch so, in wessen Arm sie lag. Wer sie hier gerade rettete. Sie blickte in ein ihr sehr vertrautes Gesicht. Sicher, er war ein Dämon, doch gerade im Moment, mit einem nicht ganz funktionierenden Verstand, wirkte Sesshoumaru mit seinem weißen Gewand wie genau jener Prinz, den sich alle kleinen Mädchen einst herbeigesehnt hatten. Das entlockte ihr ein albernes Kichern. Rijan schloss die Augen wieder, schlang ihre Arme fest um seinen Nacken und barg ihr Gesicht in seinem weichen Fell. Für einen Moment schien er zu verharren, doch dann fühlte Rijan wie er sie sicheren Griffes in die Höhle zurückbrachte.
Dort angekommen hielt er wieder inne. Rijan brauchte eine Weile bis sie begriff, dass er wohl darauf wartete, dass sie ihn losließ. Selbst in ihrem jetzigen Zustand fühlte sie wie sie heftig errötete. Sesshoumaru sagte etwas, dass sich ihrer Auffassung entzog. Sie seufzte also nur und ließ sich wieder auf dem Boden nieder. Als sie endlich wieder flachlag, entspannte sich zuerst ihr Kopf und schließlich auch ihr Magen. Das war ein sehr angenehmes Gefühl.
"Arigato.", murmelte sie mittlerweile leicht schläfrig. Doch sie wollte noch nicht schlafen. Sie hatte ihn aus einem bestimmten Grund gesucht. Die Wahrscheinlichkeit, dass er am nächsten Morgen wieder verschwunden war, war einfach zu groß, als das sie nun schweigen konnte.
"Sesshoumaru?", fragte sie deshalb in