Fanfic: Devil - part XXXIII

Chapter: Devil - part XXXIII

Sein Verstand setzte vollkommen aus, außer die Augen auf Fay gerichtet zu halten tat er Minuten lang nichts.

Er konnte sehen, dass sie nicht atmete, er wusste, dass sie tot war. Sein Verstand sagte ihm, dass es sinnlos war, doch er wollte es nicht wahr haben. „Fay, komm schon, lass den Scheiß... Mach endlich die Augen auf...!", flüsterte er mit tränenerstickter Stimme. Ihm wäre danach gewesen zu schreien, alles herauszuschreien, doch etwas in ihm weigerte sich dagegen. Irgendetwas bewirkte, dass er fast 20 Minuten von Fay regungslosen Körper saß, und sie melancholisch betrachtete. Dann stand er langsam auf, nahm die Pistole, die neben seinen Füßen lag und ging in Richtung Tür. Er drehte sich nicht noch einmal zu ihr um, er sah nicht zurück. Der Himmel draußen hatte sich verfinstert, es musste gegen elf Uhr sein, als Hiroaki das Industriegebiet wieder verließ, und dann ziellos durch die Stadt irrte. Der Regen war abgeklungen, doch schwerer, trüber Nebel hatte sich über die Dächer und Bäume gelegt. Die Lichter von Reklameschildern, Autoscheinwerfern und Straßenlaternen sorgten dafür, dass es niemals völlig dunkel wurde. Gebrochen wandelte Hiroaki an den Leuten vorbei, über verschmutzte Wege, durch leblose Straßen. Doch waren so viele Menschen unterwegs, sie gingen an ihm vorbei, ohne ihn wahr zu nehmen. Die Stadt wirkte auf ihn totenstill, bewegungslos. Sein Atem zeigte sich in der kalten Nachtluft als weißer Rauch.



Was auf ihn noch vor einer Woche so aufregend, so rasant und atemberaubend gewirkt hatte, war in den alltäglichen Trott zurückverfallen. In den Spielcasinos saßen verärgerte Menschen, die das Spiel wieder einmal verloren hatten. So wie er. Es war nun einmal seine Bestimmung Ungeziefer zu sein. `Es war meine Schuld. Ich habe sie umgebracht.`

Mehr zu denken, dessen war er nicht im Stande, obwohl da keine Tränen mehr waren, die er zurückhalten musste, und er auch nicht mehr zitterte. `Ich bin von Innen verdorben, verfault...` Wie charakterlos konnte ein Mensch sein, wenn er sich die Last auferlegte ein Mädchen zu beschützen, und sich dann nicht einmal selbst retten konnte? Er kam sich so erbärmlich vor, so schwach, weil er nichts gegen das Schicksal unternahm. Er war ein Unheil bringender Nichtsnutz, der alles um sich herum mit seiner Verderbnis ansteckte, wie eine Krankheit. Dieses triste Leben, was sollte das noch bringen?



Er kam an eine Telefonzelle, die leer zu sein schien. In seinem Portmonee waren noch 50 Cent, die er in den Automaten steckte. Dann wählte er die Nummer 110. Seine Hand, die sich fest um den Hörer krallte, war eiskalt, wie die Luft draußen. Die Jacke, die er Fay gegeben hatte musste noch im Industriegebiet sein. Er mochte nicht nach ihr suchen.

„Ich rufe an, um ihnen mitzuteilen, dass ein gewisser Marc im Industriegebiet, im Haus Nr. 50 ein Mädchen namens Fay Arwaling geschändet und getötet hat. Sie können ihre Leiche im besagten Haus finden." Ohne abzuwarten drückte er den Hörer wieder auf die Station. Das Wechselgeld mitzunehmen, erschien ihm überflüssig.



Als er wieder nach draußen kam, wirkte alles noch viel seltsamer. Es herrschte keine Grabesstille mehr, dafür aber Autolärm, laute Stimmen und Rufe. Die Lichter blendeten ihn, sie strahlten plötzlich so hell und überhaupt... Alles wirkte ein wenig verschwommen, die Töne wurden unerträglich laut. Und diese Farben, warum waren sie plötzlich so grell? Er begann wieder zu zittern, doch nicht wegen der Kälte. Auch nicht wegen Fay. Er ahnte es, er hatte es schon seit Tagen geahnt... Soviel hatte er darüber gehört, er war sicher, dass das war, was er vermutete. Turkey. Entzugserscheinungen. Jetzt hatte er auch noch geschafft, was er hatte unbedingt verhindern wollen - körperlich abhängig zu werden.



Ein Auto hupte, ein junger Mann, der betrunken an ihm vorbeischwankte, grölte. Es Dröhnte in Hiroakis Kopf und hallte schmerzhaft wieder. Was er jetzt brauchte, war klar. Ein Druck und die Sache war erledigt. Desolat drehte er sich weg, um noch einmal, das vierte Mal an diesem Abend ins Heavycorn zu gehen, und diesmal würde keiner seiner Freunde mehr dort sitzen. `Verdammter Schießer...` Er wollte sich das verdammte Zeug fixen, und dann einfach vergessen. So konnte er ungeschehen machen, was an diesem Tag passiert war, wenigstens für ein paar glückliche Stunden. Das war der einzige Ausweg aus dieser Misere. `Vielleicht gleich ne Überdosis...` Das würde ihn von den Qualen befreien. Für immer.



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