Fanfic: Devil - part XXXXVI
Chapter: Devil - part XXXXVI
Wir saßen noch eine ganze Weile auf den harten Holzstühlen in der Esskantine, und redeten miteinander. Langsam begann ich zu verstehen, dass man auch unter Eltern leiden konnte, die sich zu sehr um einen kümmerten, und nicht nur unter solchen wie Dieter. Trotz allem beneidete ich Nenci um alles, was für sie wohl selbstverständlich war. Irgendwann klang der Regen ab, und die Sonne kam wieder hinter den Wolken hervor. „Kommst du mir zu mir nach Hause?", fragte Nenci und lächelte mich an.
Sie stand von ihrem Platz auf, warf den Müll von unserem Tisch in einen Papierkorb und wand sich dann Richtung Tür, zum Gehen. Ich folgte ihr, und antwortete glücklich: „Ja, klar. Gern. Mich interessiert mal, ob du echt so ne riesen Villa hast oder nur angeben willst." Ich grinste breit. Es passte mir sehr gut, den Nachmittag bei jemand Anderem zu verbringen. Dort würde ich sicher etwas Essbarer kriegen, und solange ich nicht zu Dieter musste, war mir alles recht.
Als die Beiden das Schulgebäude verließen, war die achte Stunde noch nicht vorbei. Im Schulhaus war keine Menschenseele zu sehen, und auch Draußen liefen nur sehr selten, ältere Leute vorbei. Die Sonne schien bereits wieder so warm, als wäre Regen für den April ein Fremdwort. Ich ging neben Nenci her, den Berg zum Einkaufszentrum hinauf, und dann über die Hauptstraße, an der Schwimmhalle vorbei.
Wir redeten lange Zeit nicht. Diese Zeit nutzte sie, um sich in ihrer neuen Heimatstadt zumzusehen, und ich, um nachzudenken. Es war schon ein kleines Wunder, dass ich mich mit der reichen, gebildeten neuen Schülerin gleich am ersten Tag angefreundet hatte. Wenn das herauskäme, würde wieder geredet, und das wollte ich auf keinen Fall. Es war immerhin fast eine halbe Stunde, bis wir an eine Reihe von großen Häusern mit bunten Vorgärten kamen, unter denen sich auch Nencis Haus befand.
Die Nachbarschaft lag sehr abgelegen, auf einem Berg, und ringsherum gab nichts als Wald, Wiese und Blumen über Blumen. Nicht einmal eine richtige Straße führte dorthin, nur ein breiter Waldweg, der auch mit dem Auto befahrbar war. Ich bewunderte die Schönheit der Gärten, die sicher von Eigentümern oder Gärtnern aufs sorgfältigste gehegt und gepflegt wurden. Alle Häuser waren mit einer wunderbaren weißen Farbe verputzt, und hatten Balkone, Terassen und Garagen, mit Autos die aussahen, als hätten sie mehr gekostet, als Dieter in seinem ganzen Leben verdient hatte.
Leere Bierflaschen? Zigarettenkippen? Hundescheiße? Grafitti? Hier war alles sauber, in bester Ordnung, und kam mir irgendwie vor, wie in einem Märchenfilm. Komisch, dass ich diesen Teil der stadt nie zuvor betreten hatte. Das war mir nie in den Sinn gekommen. Und wieder konnte ich einfach nicht umhin, Nenci unglaublich zu beneiden.
Schließlich blieben wir vor dem wohl größten und schönsten der Häuser stehen, Nenci klingelte, und dann warteten wir. Mir erschien das alles wie ein Traum. Dieses Haus war für mich kein Haus, keine Villa, sondern soetwas wie ein Palast. Hier zu leben musste toll sein. Jeden Tag im Wald spazieren gehen, auf der Terasse Abendbrot essen, im Garten herumsitzen, und die Sonne genießen. Und wenn man auch noch so tolle Eltern hatte, die sich um einen sorgten, und denen man mehr wert war, als eine Flasche Korn.
Ein hagerer, älterer Mann mir ergrautem Haar, Anzug und Krawatte öffnete, und begrüßte uns überfreundlich. „Oh, Nenci, wie war dein erster Schultag und wen hast du denn da mitgebracht?" Er muserte mich mit missbilligendem Blick. „Es war schön in der Schule, Richard, danke. Das ist Dan, ein Klassenkamerad von mir", sagte Nenci, ohne großen Ausdruck in ihrer Stimme, reichte dem Mann ihre Jacke und ging dann ins Haus.
Ich wartete einen Augenblick, dann fragte mich Richard mit gezwungenem Lächeln: „Darf ich dir die Jacke abnehmen?", ich nickte, gab ihm meine Jacke und folgte Nenci. Ich lief zügig um sie einzuholen und fragte dann: „Sag mal,w er war denn das?" Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. „Das war Richard, unser Butler", antwortet Nenci, wobei es aber nicht so klang, als bereite ihr der Gedanke an ihn sonderliches Vergnügen.
Wir durchquerten einen langen Flur, der mit herrlichen Teppichen ausgelegt war, gingen eine Treppe hinauf, und kamen dann an eine hübsch verzierte Holztür. Als Nenci ihre Schuhe auszog, und mich aufforderte, es ihr gleichzutun, öffnete diese Tür sich, und heraus kam ein Junge, der ungefähr zwei Jahre älter zu sein schien, als ich, und Nenci freundlich anlächelte. „Ah, bist du endlich da?"
Er war ziemlich schlank, hatte strohblondes, dünnes Haar, das wie nass an seinem Kopf klebte, und trug einen dunkelroten Anzug. Er schien, genau wie Nenci, aus sehr reichem Hause zu kommen. „Hi Spencer", nuschelte Nenci, und versuchte in eine andere Richtung zu sehen. Schon kam der Junge auf sie zu, gab ihr einen Kuss auf die Wange, und ergriff ihre Hand, um sie nach Drinnen zu führen. Ich stand da, ohne zu wissen was ich tun sollte. Nenci drehte sich nach mir um.
Wer war dieser Kerl? Was erlaubte er sich, Nenci zu küssen? War er vielleicht ihr Bruder?
Sie löste sich mit leichter Gewalt aus Spencer Griff, und kam zu mir. „Äh, Spencer, das hier ist Dan, ein Schulfreund. Kann er mit rein kommen?"
Nachwort: @Katha. Cool, dein neuer Part ist da. Ich werd ihn mir ausdrucken und heute Abend lesen. Ich geb dir meinen Kommi dann morgen, okay? HDL
veggi