Fanfic: Devil - part XXXXVIII
Chapter: Devil - part XXXXVIII
Ich spürte richtig, wie die Landschaft rund um mich sich wandelte, sobald ich das Viertel der Reichen wieder verließ. Da war wieder die graue Stadt, mit dem Grafitti, den eingeschossenen Fensterscheiben und den Bierdosen die sich an jedem Gulli sammelten. Und auch der Hunger war zurückgekehrt.
Seit dem Hamburger und den Pommes letzte Nacht hatte ich nichts mehr gegessen. Mein Magen tat richtig weh, und ich fragte mich, wie es wohl Cody gehen mochte, dem ich seit über zwei Tagen nichts essbares mehr geben konnte. Wie lange ein Hund wohl ohne Nahrung auskam?
Ich hatte Cody vor über drei Jahren gefunden. Damals war er noch fast ein Welpe, ein Straßenhund, um den sich niemand kümmerte. Ich gab ihm einen Namen und wenn ich Geld übrig hatte, kaufte ich ihm billiges Hundefutter. Seitdem wich er kaum noch von meiner Seite. Ins Haus mitnehmen konnte ich ihn nicht, denn Dieter wäre sonst ausgerastet, deshalb band ich ihn meistens im Hinterhof an oder ließ ihn herumstreunen. Er kam immer von allein wieder zu mir zurück. Doch seit zwei Tagen hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Wo mochte er sein?
Der Hunger war kaum mehr auszuhalten und ich hielt Ausschau nach einer Imbissbude in der Nähe. Vom Vorabend hatte ich noch vier Euro in meiner Tasche und davon konnte man sich locker zwei Portionen panierten Fisch oder Hamburger kaufen.
Normalerweise stand an jeder zweiten Ecke so ein Wagen, aber diesmal dauerte es fast eine halbe Stunde, bis ich endlich einen kleinen Imbiss fand. Ich kaufe einen Hamburger und eine Cola, und setzte mich damit an einen der weißen Plastiktische. Auch wenn es mit Esskultur nichts zu tun hatte, stopfte ich alles so schnell es ging in mich hinein und verschwand wieder.
Ich hasste Essen. Ich tat es nur dem Hunger wegen, Genuss oder dergleichen spielte keine Rolle. Ich lief wieder eine Weile ziellos umher, bis ich feststellte, dass es bereits fünf Uhr war. Ich stand am großen Supermarkt, neben einer Mülltonne und sah zum Himmel, der langsam und fast unmerklich dunkler wurde.
Hier in der Nähe war der Sangresee. Für mich war es ein Segen, dass er zu Fuß nur eine Stunde von unserer Wohnung entfernt war, denn ich liebte ihn. Ich liebte es an seinen Ufern zu sitzen und auf die glitzernde Wasseroberfläche zu schauen. Zwischen den Bäumen, hatte ich eine Stelle ausfindig gemacht, wo fast nie Leute vorbeikamen und dort brachte ich oft meine Nachmittage zu.
Ich entschloss mich dazu, hinzugehen und wand meine Schritte in Richtung der Bahngleisen. In zehn Minuten war ich an dem grün bewachsenen Ufer angekommen. Ich sah ein paar Enten auf der Oberfläche des Sangresees schwimmen, und, dass wieder einmal kaum Leute da waren. Die Leute waren immer beschäftigt, mit wichtigeren Dingen. Sie mussten ihrer Arbeit nachgehen, für die Schule lernen oder nach sich selbst suchen, indem sie ziellos durch die Straßen liefen, wie ich es lange Zeit getan hatte. Ich rutschte den Hang zum Ufer hinunter und ging eine Weile so, bis ich zu den sechs Birken kam, unter die ich mich so oft legte, um die Sonne zu genießen. Heute war es anders.
Der Himmel hatte sich wieder zugezogen, das Wetter änderte sich im April eben schnell und oft. Ich setzte mich ins hohe Gras und schaute auf das Wasser. Lange Zeit. Es war so unbeschreiblich schön hier zu sein, für mich. Meine Hand glitt zu der Mundharmonika in meiner Jackentasche. Ich hatte sie immer bei mir, denn ich liebte es auf ihr zu spielen, wenn ich allein war. Nun setzte ich sie an meinen Mund und begann sie spielen. Ich hatte es nicht professionell gelernt, sondern mir selbst beigebracht. Die Musik half, um nicht einsam zu sein. Es war kein bestimmtes Lied, doch ich spielte diese Melodie gern. Konnte sein, dass ich sie mal in einem Film oder im Radio gehört hatte, vielleicht hatte ich sie mir auch selbst ausgedacht. Es gab mir Mut sie zu hören, und ich spielte so unglaublich gern, während ich auf die Oberfläche des Sees sah.
Stunde um Stunde verging, ich lauschte meiner Musik, manchmal ließ ich die Mundharmonika sinken und sah einfach nur den Enten und Fischen zu. Schließlich erhob ich mich wieder. Es war dunkel geworden, und meine Armbanduhr sagte mir, dass es kurz vor acht war. Ich musste mich beeilen, wenn ich rechtzeitig zum Mcdonalds kommen wollte. Eine harte Nacht stand bevor. Aber auch sie würde vorbeigehen. Alles musste geschehen und vorbeigehen. Seufzend machte ich mich auf den Weg.