Fanfic: Devil - part LII
Chapter: Devil - part LII
In den nächsten Tagen war ich nachmittags oft mit ihr unterwegs, wir schlenderten durch die Stadt und ich zeigte ihr den Sangresse. Ich mochte Nenci, weil sie so völlig anders war, als jeder, den ich bisher kennengelernt hatte. Es vergingen drei oder vier Tage in denen wir einander besser kennenlernten, obwohl ich ihr noch nicht alles von mir erzählte. Sie sollte nicht erfahren, dass Dieter mich schlug, dass ich abends im McDonalds arbeitete oder dass ich Tablettensüchtig war. All dies waren Dinge die meiner Meinung nach niemanden etwas angingen, und ich war froh, dass sie bisher auch geheim geblieben waren.
An diesem Mittwoch, an dem die Schule besonders lang gedauert hatte, waren wir zusammen zu meiner Lieblingsstelle am Sangresse gegangen und hatten uns im trockenen, warmen Gras hingelegt um die Landschaft und die frische Luft zu genießen. Nenci hatte sich auf einen weit herunterhängenden, dicken Ast einer Birke gelegt und ich saß am Ufer und spielte Mundharmonika. Eine Ewigkeit, so erschein es mir, sagten wir Beide nichts, und lauschten nur der Musik. Zwischenzeitlich hörte ich auf zu spielen, und dann hörte man die Vögel, die Enten und auch Stimmen von Leuten, die irgendwo in der Nähe redeten. „Dan?", durchbrach Nenci schließlich die Stille. Ich drehte mich zu ihr um, machte „hm?", und wartete darauf was sie sagen würde.
„Meine Eltern kennen dich nicht und sie fragen ständig was ich nachmittags nur immer mache. Sie wollen wissen wie du bist, weißt du. Sie sind besorgt um mich." Ich nickte. „Du musst dich da aber total vorbildlich verhalten, sonst verbieten die mir jegliche Treffen mit dir, okay?" Wieder nickte ich, und fragte mich innerlich, ob ich es wohl schaffen würde, mich so zu benehmen, wie Nencis Eltern es für „vorbildlich" hielten. „Was machen wir heute noch so?", fragte Nenci mich, und schwang sich von dem Ast herunter. Ich musste lächeln. Auf seltsame Weise waren wir beide die besten Freunde geworden, obwohl wir kaum miteinander sprachen. Die ganzen Stunden, in denen wir stumm am Sangresse gesessen und meiner Musik oder den Vögeln gelauscht hatten, hatten uns auf geheimnisvolle Weise verbunden.
„Wir könnten zur Eislaufbahn, kannst du Schlittschuhfahren?", fragte ich. „Nein", antwortete Nenci ein bisschen missmutig. „Dann bring ichs dir bei, ist gar nicht so schwer, echt!" Wir standen auf und lenkten unsere Schritte in Richtung der Eislaufbahn. Ich bemerkte Nencis Unsicherheit, war aber sicher, wenn sie es erst einmal richtig konnte, würde ihr das Schlittschuhfahren in der riesigen Halle genausoviel Spaß bereiten wie mir. Ich konnte nicht oft hinein, höchstens wenn Kumpels mich einluden oder ich gerade viel Geld hatte. Dies war jedoch nicht oft der Fall. Als wir nebeneinander durch die Stadt liefen, erschien mir diese nicht mehr ganz so trist und leer. Wenn sie neben mir war, fühlte ich mich so sicher und glücklich. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung was ich davon halten sollte.
Der Eintritt für die Eislaufbahn kostete für uns beide zehn Dollar, die Nenci bezahlte. Drinnen war es ein wenig dunkel, wegen der wenigen Fenster, es wurde laute Musik gespielt und künstlich erzeugter Rauch unterstrich die farbigen Lichtspiele der diskoartigen Anlage. Es war kalt, und Nenci, die ein sommerliches Kleid trug frohr vom ersten Moment an. „Wieso ist es hier so kalt?", fragte sie mich, wobei sie ihre Stimme etwas hob, damit ich sie, durch die laute Musik und die Stimmen der Leute hindurch, noch verstehen konnte. „Wenn du erstmal ne Weile gefahren bist schwitzt du genug um das net mehr wahrzunehmen!", antwortete ich ihr. Wir drängelten uns durch die Massen, an eine Holzbank, wo wir unsere Schlittschuhe anzogen, und dann liefen wir auf den Eingang zur Eisfläche zu. Anfangs stellte Nenci sich ein bisschen dumm an, aber nach und nach lernte sie das Schlittschuhlaufen und schon bald zogen wir - Hand in Hand - unsere Runden. Es war ein wunderbares Gefühl von grenzenloser Freiheit. Für eine halbe Stunde, in der wir unaufhörlich gemeinsam über die Eisfläche glitten, vergaß ich Dieter, die Schule und all meine Probleme. Ich fühlte, das Nenci etwas ganz besonderes war, das ich nun, da ich es gefunden hatte, nie wieder herzugeben gedachte.
Als wir die Eisfläche wieder verließen, kam es mir vor, als wären nur einige Minuten vergangen, tatsächlich aber, war es bereits sieben Uhr. Wir verließen die Eishalle gemeinsam wieder, und liefen dann eine Weile in Richtung Nencis Haus. „Kommst du mit zu mir?", fragte sie mich und schaute mir in die Augen. „Nein, ich kann nicht, ich muss noch was erledigen", erklärte ich, im Gedanken an meine Arbeit im Mcdonalds. Wenn ich zu spät kam würden sie mich vielleicht entlassen. „Na dann bis morgen in der Schule", sagte Nenci und lächelte. Ich hatte meine Hände in den Taschen meiner Jeans vergraben und stand, so locker wir möglich vor ihr. Ich gab mir einen Ruck, beugte mich ein Stück zu ihr hinunter und gab ihr einen kurzen Kuss, dann drehte ich mich um, und ging mit einem: „Okay, bis morgen", weg.