Fanfic: Devil - part LV
Chapter: Devil - part LV
Alles in allem wurde es ein langweiliger Nachmittag und ich war froh, als die Kirchenglocken, die zu sieben Uhr schlugen, mich vom Abendessen erlösten. Es war wieder riesig aufgetafelt worden, und ich glaube, an diesem Abend war ich das erste Mal seit Monaten wieder richtig satt. „Ich muss weg", erklärte ich, und stand auf. „Schon so früh?", mischte Spencer sich, mit überheblicher Stimme ein. „Was hast du denn noch vor?" Wieder dieser Blick. Da reichte es mir plötzlich. Ich konnte mich nie gut zusammenreißen. Den ganzen Tag hatte ich es geschafft. Ich hatte die spottenden Bemerkungen Spencers ignoriert, die Nerven behalten, für Nenci. Aber in diesem Augenblick hatte ich genug!
„Ich muss um acht im Mc Donalds sein, weißt du. Weil wir niederen Geschöpfe unser Geld nämlich verdienen müssen!" Ich drehte ihnen den Rücken zu, knallte so laut ich konnte mit der Tür und verschwand.
Anfangs hatte ich geglaubt, es wäre ein schöner Tag für mich gewesen, bei all dem Reichtum. Erst jetzt, im Nachhinein, wurde mir klar, dass es mich traurig gemacht hatte. Diese Ungerechtigkeit. Wieso hatten diese Leute immer so viel zum Essen wie sie wollten? Warum mussten sie sich nie Sorgen um etwas machen, weil sie alles, was sie wünschten, kaufen konnten? Woher nahmen sie das Recht, andere, die dieses Glück nicht hatten, als nieder zu betrachten? Ich wusste, dass ich dort nicht hinpasste. Ich war nun einmal nicht so, und wollte es auch nicht werden!
Langsam trottete ich zum Mc Donalds. Es wäre toll gewesen, jetzt einfach nach Hause gehen zu können, sich ins Bett zu legen, und so lange zu weinen, bis dieses drückende Gefühl in meiner Brust nachgelassen hätte. Es wäre toll gewesen, wenn jemand da gewesen wäre, egal ob Mutter oder Vater, von dem ich wusste, dass ich zu ihm kommen konnte, dass ich ihm alles erzählen konnte, und dass er mich streicheln würde, mir Trost spenden würde. Ich schämte mich ein bisschen für diese Gedanken.
Nenci und ich passten einfach nicht zusammen, wir waren zu unterschiedlich. Was konnte ich ihr schon bieten? Und dabei mochte ich sie wirklich. Wie gerne hätte ich einen Ort gehabt, an dem ich mich sicher fühlen konnte. Einen Ort, wo jemand war, der mich liebte, so wie ich war.
Gebrochen setzte ich meinen Weg fort.
Es war zwei Uhr, als ich, erschöpft von der Arbeit, und müde, zu Hause ankam. Die große, schwere Tür fiel hinter mir ins Schloss. Es war kalt in dem steinernen Treppenhaus, und kein Laut, außer meinem flachen Atem war zu hören. Langsam ging ich die Treppen hinauf, steckte meinen Schlüssel in die Wohnungstür, und kam so leise wie möglich herein. Die Tür zum Wohnzimmer stand weit offen, und ich konnte Dieter laut schnarchen hören.
Stumm öffnete ich die Tür zu meinem „Zimmer", und legte mich aufs Bett. Ich schloss die Augen und lauschte. War da nicht noch ein Geräusch? Ja, ganz leise und langsam immer lauter. Ein Bellen. „Cody?", flüsterte ich, stand wieder auf, und ging dem Ton nach, in Richtung Küchenfenster. Ich öffnete es, blickte nach unten, und musste mir einen Freudenschrei verkneifen. Cody, mein schwarzer Straßenhund, stand schwanzwedelnd vor der Eingangstür, und bellte. „Cody", flüsterte ich noch einmal, dann machte ich auf dem Absatz kehrt und rannte die Stufen des Treppenhauses wieder hinunter. Ich öffnete die große Tür, und da kam Cody mir auch schon entgegengestürmt. Er sprang an mir hoch, bellte laut vor Freude, und ich wäre beinahe hingefallen. „Pssst! Cody sei leise", zischte ich dem Hund zu, und streichelte ihm über den Kopf. „Komm."
Ich lief zur Hintertür und Cody folgte mir. Draußen auf dem Hof band ich ihn mit einer Wäscheleine an einer der Wäschestangen an. Dann rannte ich noch einmal nach oben, und holte ihm eine Scheibe Wurst. Er war ganz aus dem Häuschen mich wieder zu sehen, leckte mein Gesicht ab, und begann immer wieder laut zu bellen. Nach einer halben Stunde war ich so müde, das ich fast im Sitzen eingeschlafen wäre, deshalb ließ ich ihn wieder allein zurück. Zum Glück hörte ich später, als ich wieder auf meinem Bett lag, sein erbärmliches Jaulen nicht mehr lange, denn schon nach wenigen Minuten war ich eingeschlafen.