Fanfic: Scorpion
Chapter: Scorpion
Prolog:
Blutiger Speichel tropfte aus dem Mund des Schwerverletzten und der Blick mit dem er seinen Mörder ansah, war angstverzerrt. Als der Mörder seinen Arm erhob und der Speer zum letzten Mal das Herz des Wehrlosen durchstieß, fingen fünf kleine Skorpione an zu weinen. Fünf kleine, braune Skorpione weinten blutige Tränen.
SCORPION eine Ranma ½- fanfiction von sayuri
Eilig hastete sie durch den nächtlichen Wald auf die Kapelle zu, die von Nebelschwaden verdeckt in einiger Entfernung wie ein Ungetüm aus Stein in den wolkenüberzogenen sternenlosen Himmel ragte.
Ein Hauch von Vergangenheit umwehte sie, als sie mit hochgerafftem Hochzeitskleid die Stufen zu der großen Doppeltüre erklomm und sie aufstieß. Schrille Orgelmusik erscholl und das Licht unzähliger Kerzen traf sie so unvermittelt, dass sie die Augen schließen musste. Als sie sie wieder öffnete, blickte sie in die Gesichter der Hochzeitsgäste, die sich von ihren Bänken erhoben hatten und sie mit merkwürdig leeren Gesichtern anstarrten. Ohne dass sie etwas tun musste, schwebte sie durch das hohe, gewölbte Kirchenschiff, durch den schmalen Gang, der von zwei Reihen dunkler Holzbänke flankiert wurde. Sie konnte schemenhaft zwei Personen vor dem blumengeschmückten Altar ausmachen. Als sie nur noch einen Meter entfernt von ihnen war, drehte sich die eine zu ihr um und lächelte sie an. Ranma. Sie lächelte zurück und reichte ihrem Bräutigam ihre Hand. Die Orgelmusik schwoll an. Sie schien von weither zu kommen, hatte einen seltsam hallenden Klang. Sie hob ihr Gesicht und blickte auf den Pfarrer. Im flackernden Licht der Kerzen hatte sein Gesicht etwas Starres, Maskenhaftes.
Verwirrt sah sie zu Ranma auf. Warum lächelte er? Warum blieb er so ruhig angesichts dieser bizarren Kulisse? Doch es war zu spät.
„Liebe Freunde... wir haben uns hier eingefunden, um diesen Mann und diese Frau zum Bund fürs Leben zusammenzufügen. Dies ist ein feierlicher Moment, liebe Freunde. Der Augenblick ist gekommen... möchtest du, Ranma Saotome, diese Frau zu deinem rechtmäßig angetrauten Weibe nehmen?“ „Ja, ich will.“ Er wandte den Kopf zu ihr um und sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. Ein sonderbares Unbehagen befiel sie und sie sah sich verstohlen um. Ihr Blick blieb an ihrem Vater hängen, der neben ihr stand. Sie erschrak bis ins Mark. Ein starres, wächsernes Gesicht starrte sie leblos an.
„So erkläre ich euch beide zu Mann und Frau.“ Sie warf ihren Kopf herum und sah wie der Priester seine Hände zum Segen erhob. „Nein! Ich habe noch nicht ja gesagt! NEIN!“ Verzweifelt versuchte sie ihre Hand aus Ranmas zu ziehen, der ihr mit einem höhnischen Lachen einen Ring auf ihren Finger steckte. Panik ergriff sie. Wieder diese laute Musik. Ihr Blick richtete sich auf die Organistin, die hinter dem Altar saß und deren leichenblassen Hände bewegungslos auf den verstaubten Tasten ruhten. Die Augen glotzten starr und tot. Und plötzlich begann die Puppe sich zur Seite zu neigen und fiel krachend zu Boden. Trotzdem dröhnte die Orgelmusik unvermindert weiter. Jede Faser ihres Körpers zog sich zusammen.
Wie gehetzt wandte sie sich um. Die doppelflügelige Tür stand weit offen. Draußen war schwarze Nacht.
Hals über Kopf hastete sie auf die Tür zu. Fort von hier, nur fort, gleichgültig was draußen auf sie wartete.
Die Kerzen in den Ständern flackerten heftig, als sie vorüberlief.
Aber noch ehe sie die Tür erreichte, fielen beide Flügel krachend zu.
Verzweifelt warf sie sich gegen das Holz, riss an den Türgriffen, kratzte sich die Finger blutig.
„Hilfe! Ich will hinaus! Hinaus!“, schrie sie. Dann gaben ihre Knie nach und sie fiel schluchzend zu Boden. Aber was war das? Überall war Blut. Blut, Blut und nochmals Blut. Überall. Das dunkle Rot kroch langsam den Saum ihres weißen Hochzeitskleides hoch. Gellend schrie sie auf und stand wankend auf. Mit allerletzter Kraft warf sie sich noch einmal gegen das dicke Holz und die Tür schwang lautlos auf. Einer Ohnmacht nahe taumelte sie in die Nacht hinaus und wäre fast über die Schwelle gefallen. Ein kräftiger Arm fing sie jedoch auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf die braune, zottige Klaue, die ihren Arm umklammerte und an eine menschliche Hand erinnerte- zu sehr an eine menschliche Hand erinnerte. Panisch riss sie sich los und stürmte die steinernen Stufen hinab in den dunklen Wald, ohne sich nochmal umzusehen. „Ja... lauf nur... lauf um dein Leben... um deine Seele... lauf...“, flüsterte eine gehässige kleine Stimme in ihrem Kopf. „Lauf, meine Schwester!“ Das grausame Kichern vernebelte ihre Sinne. Ein Rascheln neben sich ließ sie den Kopf nach rechts drehen. Vergeblich versuchten ihre Augen die Dunkelheit zwischen den Bäumen zu durchdringen. Ein Schatten, ein Tier, ein großer Hund, der sich langsam aufrichtete, als wollte er auf den Hinterläufen stehen... so wie ein Mensch. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu.
Weiter... nur weiter... Ihr langes Hochzeitskleid raschelte, als sie über den taubedeckten Waldboden lief.
Sie hatte eine herausragende Baumwurzel übersehen und fiel. Fest krallten sich ihre Finger in den feuchten Boden. Dieses Rascheln, jetzt konnte sie es deutlich hören. Hinter sich... vor sich... neben sich... da war es wieder- aber diemal war es von einem anderen Geräusch begleitet- dem Schrecken erregenden Geräusch von den Schritten großer Pfoten... es kam näher... immer näher...
Sie konnte spüren, wie aus den Schatten der umliegenden Bäume noch mehr der Bestien hervortraten. Zitternd presste sie ihr Gesicht auf den Waldboden, unfähig sich aufzuraffen und fortzulaufen.
Schwach... sie fühlte sich so unsäglich schwach... Ein gequälter Schrei bahnte sich seinen Weg durch die Nacht.
Schwer atmend setzte sich Akane Tendo in ihrem Bett auf und versuchte ihre wirren Gedanken zu ordnen. Ein Alptraum. Es war nur wieder einer dieser furchtbar realistischen Alpträume gewesen, die sie in letzter Zeit regelmäßig befielen. Immer noch leicht verstört wanderte ihr Blick zu ihrem Radiowecker, der neben ihr auf dem Nachttischchen stand. Vier Uhr morgens. Der 1. Oktober. Noch sieben Tage bis zu ihrer Hochzeit mit Ranma. Sie seufzte. Noch eine Woche bis zu der von ihren Eltern arrangierten Hochzeit, um genau zu sein. Fröstelnd umschlang sie ihren Oberkörper mit ihren Armen. Es war kalt hier drinnen. Warum war denn bloß das Fenster auf? Sie konnte sich nicht erinnern, es geöffnet zu haben. Kopfschüttelnd stieg Akane aus dem Bett und streckte sich. Die Vorhänge wehten weit in ihr Zimmer hinein. Dahinter war die Nacht. Irgendetwas kam ihr seltsam vor, doch sie widerstand dem Drang, sich wieder in das warme Bett zu verkriechen. Mühsam kämpfte sie sich gegen den kalten Wind an bis zum Fenster vor und legte eine Hand auf den Griff, um es zu schließen. Ihr Blick war starr nach draußen gerichtet.
Braunes, zottiges Fell an Klauen, die zu sehr an menschliche Hände erinnerten.
Eine lange, blutverschmierte Schnauze mit riesigen Fangzähnen, von denen Geifer tropfte.
Und Augen... rote, grausame Augen die sie ansahen... Akane wich taumelnd einen Schritt zurück und schrie... schrie... schrie bis sie nicht mehr konnte. Sie verbarg das Gesicht in den Händen, um nichts mehr sehen zu müssen und schrie, damit sie nichts mehr hörte. Die Bettkante stieß von hinten gegen ihr Bein. Sie ließ sich nach hinten auf ihr Bett fallen und schrie weiter. Auch als eine Hand sie an der Schulter rüttelte und eine besorgte Stimme an ihr Ohr drang. „Akane? Was ist denn?“ Kasumi beugte sich verwundert zu ihrer Schwester runter und zog ihr mit sanfter Gewalt die Hände vom Gesicht fort. Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Schhhhhh... meine Kleine... wars wieder ein Alptraum?“ Kasumi setzte sich zu ihr auf die Bettkante und umarmte sie. Sanft wiegte sie die weinende Akane hin und her, bis diese sich einigermaßen gefasst hatte.
„Es war kein Alptraum, Kasumi! Es war da... da... ich habe es gesehen!“ Sie fing wieder an zu schluchzen. Diesmal konnten auch die beruhigenden Worte von Kasumi nicht mehr viel ausrichten. Hilflos sah diese zu ihrer anderen Schwester auf, die sich inzwischen verschlafen in Akanes Zimmer eingefunden hatte. Nabiki gähnte ausgiebig und zog sich ihren Morgenmantel noch fester um den Leib. „Warum schreist du denn so? Gott, ist das kalt hier!“ Sie ging zum Fenster und machte es zu. Mit einem gellenden Schrei riss Akane sich von Kasumi los und stürzte warnend auf Nabiki zu. Die sah ihre Schwester nur verwundert an und rückte die Vorhänge wieder zurecht. „Was hast du denn?“ Akane sah sie mit schreckgeweiteten Augen an und war nicht fähig sich zu bewegen. „Hast du es denn nicht gesehen?“ „Was denn?“ „Den Wolf... diese Bestie...“ Nabiki und Kasumi sahen sie mit hochgezogenen Brauen verwundert an. „Wölfe? Das war bestimmt nur wieder ein Alptraum. Ich glaube, du bist einfach nur ein bißchen mit den Nerven runter. Deine bevorstehende Hochzeit-“ „Es war kein Alptraum! Ich war schon längst wieder wach!“ Ihre Stimme überschlug sich fast. Genma-Panda, Herr Tendo und Ranma betraten nun den Raum. „Was kreischst du denn hier so hysterisch rum?“, fragte letzterer und musterte sie misstrauisch. War wahrscheinlich wieder einer dieser Hochzeits-Alpträume gewesen. Er seufzte traurig. Er hatte sich ja schon gedacht, dass sie ihn nicht mochte, aber dass sie gleich Alpträume von ihm kriegen würde... und das jede Nacht. Nicht, dass ihn das irgendwie kümmern würde, nein, es konnte ihm eigentlich egal sein. Die Hochzeit würde sowieso nicht stattfinden, da war er sich sicher. Aber sollten ihre Väter doch in dem Glauben bleiben. Gegenanreden half hier sowieso nicht viel- das hatten