Fanfic: Ranma der Stille (Fortsetzung zu "Ranma ist wieder da!")
Chapter: Ranma der Stille (Fortsetzung zu "Ranma ist wieder da!")
Akane hatte einen Traum, sie träumte, wie sie gegen Ranma im Dojo kämpfte. Es war derselbe Kampf, den sie heute schon gegen ihn geführt hatte. So sehr sie sich auch bemühte, jeder Schlag ging daneben, als ob er wüsste, was sie als nächstes tun würde, Ranma war schnell, doch nun war er noch schneller geworden. Sie verzweifelte, niemals würde sie ihm das Wasser reichen können. Plötzlich tat sich unter ihr ein riesiges dunkles Loch auf, welches sie zu verschlucken drohte. Ranma fasste sie an der Hand und ließ nicht los, ihm konnte das Loch nichts anhaben. Aber obwohl sie seine Hand so fest sie konnte umkrallte und nicht losließ, wurde Ranmas Gestalt immer kleiner, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte, sie fühlte noch seine starke Hand, aber ihre Augen konnten nichts außer der Dunkelheit erkennen. „Ranma, bitte Ranma bleib hier!“, schrie sie verzweifelt und fand sich mit einem Mal in ihrem Bett wieder. Verwirrt und zitternd sah sie sich in ihrem Zimmer hastig um. „Es war nur ein Traum, nur ein böser Alptraum!“, beruhigte sie sich selbst. Die Sonne schien nur noch schwach durch das Fenster. Ein seltsamer Schatten zog sich über den Boden bis an ihre Zimmertür. Vorsichtig schlich sie in Richtung Fenster, wo sie einen kleinen Schreck bekam, als sie dort einen Ranma kopfüber mit verschränkten Armen hängen sah. Ihr war, als ob ihr eine Tonne von den Schultern falle, erleichtert öffnete sie die Scheibe. „Was war denn, Akane? Du hast irgendwas geschrieen!“, fragte er neugierig und besorgt. „Nichts, ich hab nur schlecht geträumt!“, antwortete sie ruhig. Ranma sah sie ungläubig an: „Ach so…Ach, wir haben schon zu Abend gegessen, aber Kasumi hat dir natürlich etwas aufgehoben!“, sagte er schließlich und ließ sich in die Tiefe fallen, elegant landete er mit den Füssen auf dem Boden. Akane hatte ihm nachgesehen, Ranma war wirklich bemerkenswert.
Hungrig verschlang sie, was Kasumi mit viel Liebe gekocht hatte. „Akane schling nicht so, das ziemt sich nicht für ein Mädchen!“, riet Kasumi, doch Akane tat so, als ob sie gar nichts hörte. Kaum war sie fertig, packte sie Ranma am Kragen, der gemütlich am Teich gesessen hatte, und schleppte Ranma ins Dojo. „Akane nach dem Essen sollst du Ruhen!“, sagte Ranma. „Oder aber tausend Schritte tun! Und ich entscheide mich für letzteres, also lass uns kämpfen!“, befahl sie mit gebieterischen Stimme. „In Ordnung!“, nickte Ranma. Und dasselbe Spielchen von heute Mittag wiederholte sich ein zweites Mal. Irgendwann kauerte Akane wieder erschöpft auf dem Boden. Ranma hielt es nicht aus sie so zu sehen. Er legte sich in ihre Nähe, sie selbst bemerkte es erst, als er etwas sagte: „Ich bin kein Steinklotz, Akane!“ Sie verstand nicht und holte tief Luft: „Wie meinst du das?“ „Du haust drauf, als ob deine Gegner irgendwelche Steine wären, die man zertrümmern müsste und dabei übersiehst du ganz, dass die dir auch ausweichen können. Du wirst in kürzester Zeit müde und das ist auch der Grund, warum deine Aktionen nicht schnell genug sind…du solltest beim Kämpfen auch nicht so viel schreien, weil du dadurch nur aus der Puste kommst und irgendwann wild nach Luft hecheln musst, was dich wiederum schwächt…Wenn du willst, dann…“
Akane ließ ihn nicht mehr aussprechen, sondern stand verärgert auf: „Wenn du nur an mir herummeckern willst, dann kannst du auch gleich verschwinden. Ich brauche keinen, der mich wegen ein paar kleinen Schwächen bemitleidet und fertig macht!“, Akane schien wirklich böse zu sein, Ranma der erschrocken in Deckung gegangen ist, konnte sich nur wundern. Was ist plötzlich in sie gefahren, was hat er denn so falsches gesagt? „Aber ich…“, sie ließ ihm keine Chance, sondern rannte in ihr Zimmer. „Akane? Was ist denn?“, dachte Ranma, er verstand ihre Reaktion nicht. „Ach vergiss es, dieses Machoweib braucht nicht mehr mit mir zu rechnen!“
Im nächsten Morgen kam Akane ganz verschlafen nach unten, ein schlaffes „guten Morgen“ glitt ihr über die Lippen. Sie war ein wenig spät dran, alle hatten bereits gefrühstückt nur Ranma saß noch am Tisch und nippte vorsichtig an einem kleinen Becher, er beachtete sie gar nicht. „Guten Morgen, Akane!“, kam eine liebevolle Stimme aus der Küche. Akane hatte die ganze Nacht über kaum geschlafen, sie bereute es Ranma auf diese Weise völlig grundlos angefahren zu haben. Stundenlang lag sie wach, schaute bei jedem merkwürdigen Geräusch auf dem Dach aus ihrem Fenster, aus Angst es wäre Ranma, der wieder eine Reise anbrechen möchte. Umso glücklicher war sie ihn am Tisch sitzen zu sehen. Langsam schritt sie an den Tisch und setzte sich ihm gegenüber, hoffend er würde sie bemerken, dennoch nippte er unbeirrt weiter an seinem Becher. Im Kopf malte sie sich schon aus, wie sie sich bei ihm entschuldigen könnte, aber bevor sie ihren Plan in die Tat umsetzen konnte, stand Ranma plötzlich auf, warf ihr einen kalten Blick zu, wie ein Stich mitten ins Herz, im Garten verlor sie ihn aus den Augen. Eine kleine Träne kullerte ihr rechtes Auge hinunter ohne dass sie es überhaupt bemerkte.
Das Wetter an diesem Wochenende war furchtbar, wenn es mal nicht regnete, dann war es kalt und windig. Der Familie Tendo und den Gästen blieb nichts anderes übrig, als die ganze Zeit über im Haus zu bleiben. Genma und Soun gingen ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, für Kasumi fand sich immer irgendwo Hausarbeit, Nabiki suchte wieder einmal Mittel und Wege um an Geld heranzukommen. Akane selbst wurde von furchtbarer Langeweile gequält, nur zu gern hätte sie etwas mit Ranma unternommen, der sie jedoch schon all die Zeit ignorierte und mied. Sie lag auf ihrem weichen Bett und stellte sich die Frage, wie sie es nur damals ohne ihn ausgehalten hatte, diese Langeweileperioden hatte sie seid Ranmas Ankunft schon längst vergessen. Nur zu gern wäre sie auf der Stelle zu ihm gegangen um etwas zu unternehmen, aber wie sollte sie ihm unter das Gesicht treten? Würde er sie wieder mit diesem kalten Blick ansehen, so würde sie kläglich zu Grunde gehen. Nein, lieber würde sie sich in ihrem Zimmer zu Tode langweilen! Zum Glück war ja bald wieder Schule!
Der Weg zur Schule war geplagt von Stillschweigen, Ranma spazierte auf wieder auf dem Zaun. Akane kam es so vor, wie die letzten sechs Monaten, in denen sie jeden Tag alleine zur Schule gehen musste, ab und zu hatte Nabiki sie begleitet, aber das spielte keine Rolle. „Jetzt reicht es!“, sagte sie plötzlich, „Ranma, es tut mir leid, dass ich dich grundlos angeschrieen habe, aber ich finde es nicht fair, dass du mich so ignorierst!“, Akane blickte ihn mit feuchten Augen an, ihre Fäuste waren geballt. Ranma sah sie einige Minuten regungslos an, und plötzlich lächelte er einfach und ging weiter auf seinem Zaun balancierend. Er hatte zwar nichts gesagt, aber sein Lächeln hatte Akane voll und ganz ausgereicht.
Wie immer langweilte Ranma sich in der Schule, nur nicht in Sportstunden, dort war er in seinem Element. Während die Mädchen sich an Baseball versuchten, mussten die Jungen Turnen, dabei hätte jeder einzelne von ihnen lieber eine Runde Baseball bei den Mädchen gespielt. Bald war Ranma an der Reihe, er zeigte wieder mal allen wie es ging. Seine Mitschüler wussten, dass er sehr gut war, aber noch immer schob sich ihre Kinnlade vor Erstaunen nach unten, wenn sie ihm zusahen, auch die Mädchen, die in ihr Baseballspiel vertieft waren, machten einen Augenblick Pause um seine Kunststücke zu bewundern.
Plötzlich ganz unerwartet hörte er, während er zu einem Sprung ansetzte eine laute Stimme: „Ranma, du Mistkerl, ich werde dich vernichten!“ Ranma fühlte einen festen Stoß zwischen seinen Schulterblättern und landete vornüber auf dem Boden. Ranma stand langsam wieder auf und drehte sich nach seinem Angreifer um: „Ryoga, ich hätte es mir ja denken können! Was willst du?“ „Ich will Rache!“, brüllte Ryoga. Ranma sah ihn unüberrascht an: „Wofür denn diesmal?“ „Deinetwegen bin ich die letzten Monate durch die Hölle gegangen, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel Leid und Schmerz ich ertragen musste!“, brüllte Ryoga wieder. Ranma begann verächtlich zu lachen: „Ach du bist durch die Hölle gegangen?“, Ranma lachte noch lauter und bösartiger, aber sein Gelächter stoppte bald: „Du weißt doch gar nicht was Leid ist, verdammt noch mal!“, brüllte Ranma wütend. „Willst du wissen was Schmerzen sind, Ryoga, willst du’s wissen?“ Ryoga beobachtete ihn eingeschüchtert und brachte nur ein kleines feiges „Ja!“ heraus. Ranma brannte vor Wut, auch Akane bekam Angst vor diesem Anblick, so hatte sie ihn noch nie erlebt, derartige Wutausbrüche waren nicht Ranmas Art. Langsam knöpfte er sein chinesisches Hemd auf und so langsam konnte Ryoga etwas erkennen. Gebannt starrte Ryoga auf Ranmas Oberkörper, den er bereits ganz freigelegt hatte. Als Ranmas Hemd seinen Rücken herunter glitt, bekamen die Schüler hinter ihm einen furchtbaren Schrecken, viele Mädchen hielten sich geschockt die Hände vor das Gesicht oder drehten sich weg, um diesen Anblick nicht ertragen zu müssen. Akane, die ungefähr 10 Meter entfernt seitlich zu ihm stand, konnte so gut wie gar nichts erkennen, bis Ranma schließlich eine Rundumdrehung machte, damit Ryoga auch wirklich alles sehen konnte. Und nun offenbarte sich ihr Ranmas bis jetzt gut gehütetes Geheimnis.