Fanfic: Meine Liebe III. [Ende]
Chapter: Meine Liebe III. [Ende]
Ich erwachte, als mir helles Vogelgezwitscher an die Ohren drang.
Gähnend räkelte ich mich, doch spürte ich einen Widerstand . Ich schlug die Augen auf und erblickte Ranmas Arm, der quer über meiner Brust lag. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, schob ich ihn beiseite und ging zum Fenster, vor dem die zugezogenen Vorhänge hingen. Ich zog sie auf.
Helle Wintersonne blendete mich für einen Moment und ich musste die Augen schließen. Als ich sie wieder öffnete, sah ich die weißen Massen, die sich in der Nacht angesammelt und unseren Garten und die umliegenden Dächer in eine einzige schneeweiße Fläche verwandelt hatten. Wunderschön... es war noch ein bißchen Rauhreif an den Ästen des Baumes vor dem Fenster, der sie kristallartig blitzen ließ.
Mein Blick schweifte zu dem Kalender, der über Ranmas Bett hing. Ferien! Ich hatte ganz vergessen, dass wir ja ab heute Ferien hatten! Also konnte ich noch eine Runde schlafen... Ich fröstelte in der morgendlichen Kühle und rannte schnell wieder zu dem Bett. Ich kroch unter die Decke, die noch von Ranma vorgewärmt war und kuschelte mich in das Kopfkissen. Es roch leicht nach ihm, dieser spezielle männliche Geruch, den ich so liebte. Ranma lag auf der Seite, den Kopf nahe dem meinen, die Lippen etwas geöffnet und das schwarze Haar leicht verwuschelt. Im Schlaf sah er verletzlich aus, so unschuldig... von einem Gefühl unaussprechlicher Zärtlichkeit erfüllt, streckte ich die Hand aus und strich ihm sanft eine Haarsträhne von der Wange. Wie schön es doch wäre, jeden Morgen so neben ihm aufzuwachen...
Ohne die Augen zu öffnen, hob er einen Arm um mich zu sich zu ziehen und umarmte mich. Er vergrub seinen Kopf in meinem Haar und nuschelte verschlafen irgendetwas, dass ich nicht verstand. Als ich ihn aber fragen wollte, war er schon wieder eingeschlafen. Ich presste mich noch enger an ihn und irgendwann verfiel auch ich wieder in einen dämmrigen Halbschlaf.
*****
Ranma stieg aus dem Bett und streckte sich im Morgenlicht, das durch das Fenster strömte und seinen wundervollen Körper einrahmte.
"Morgen...", nuschelte ich schläfrig und beobachtete ihn aus halbgeschlossenen Lidern.
"Guten Morgen." Er beugte sich lächelnd zu mir runter und legte seine Lippen auf meine. Meine Arme schlangen sich um seinen Hals und wollten ihn zu mir runterziehen, doch er löste sich und ging dann zur Tür.
"Ich geh Frühstück machen, es ist schon fast halb drei." Die Tür klickte leise hinter ihm ins Schloß, als er verschwand und ich drehte mich auf die andere Seite.
Ich streckte meine Hand unter die Decke, unter der immer noch Ranmas Wärme zu spüren war und ein quirliges Glücksgefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Bei ihm schlafen zu können...
Mit einem Lächeln auf den Lippen stand ich schließlich doch auf und schlurfte gähnend zum Bad, aber auf einmal hörte ich Ranmas Stimme, wie er unten im Flur stand und leise telefonierte.
„Herr Tendo?“
Warum um Himmels Willen telefonierte Ranma denn mit meinem Vater? Leise schlich ich zum Geländer und beugte mich drüber. Ich konnte Ranmas Hinterkopf sehen, nicht aber sein Gesicht. Es war nicht gerade höflich, anderer Leute Gespräche zu belauschen, aber meine Neugier siegte und ich hörte gespannt zu.
„Ja, Akane schläft noch. Es hat geklappt, sie hat sich zwar gewundert dass ihr so schnell abgereist ward, aber sonst lief es gut, wir sind kurz nachdem ihr weg wart zuhause angekommen, nach der Schule sind wir in den Park gegangen und erst abends...“
Eine ganze Weile war es still, anscheinend hatte mein Vater wieder angefangen zu heulen, denn Ranma hielt sich den Hörer ungefähr einen halben Meter vom Ohr entfernt, und fing dann an ihn zu beruhigen.
„Nein, wir werden noch nicht heiraten und Sie werden keine Feier organisieren... Hören Sie, ich liebe Akane, aber das heißt nicht dass wir jetzt schon heiraten müssen, es reicht schon dass mein Vater und Sie mich erpresst haben... wir hatten aber eine Vereinbarung, Herr Tendo! Wenn ich es schaffe, Akane an diesem Wochenende meine Liebe zu gestehen und mit ihr zusammenzukommen, werdet ihr uns nicht zwangsverheiraten, sondern die Sache auf sich selbst beruhen lassen und endlich aufhören mich zu nerven...“
Ranma sagte noch so einiges, aber ich hörte ihn schon nicht mehr und wollte es auch gar nicht.
Meine Hände hatten sich so stark um das Geländer gekrallt, dass die Knöchel weiß hervortraten, doch ich merkte es nicht.
Auf einmal ergab alles einen Sinn. Er hatte mich zu dem Spaziergang eingeladen, damit der Rest der Familie abreisen konnte, damit er mit mir alleine sein konnte, damit er... oh Gott... was hatte ich getan... wie hatte ich jemals glauben können, er würde mir freiwillig seine Gefühle gestehen?! Er liebte mich, das wusste ich, aber niemals, niemals würde der sturköpfige Ranma das zugeben ohne einen besonderen Grund... wie z.B. dass er nicht heiraten will... Ein Schluchzer entwischte meinem Mund und unten wurde es still.
„A...Akane?“ Ich sah wie er seinen Kopf hob und mich ausdruckslos anstarrte. Meine Hände ließen das Geländer los und ich wankte rückwärts. Das durfte nicht wahr sein... panisch drehte ich mich um.
Ich lief in mein Zimmer, verschloß die Tür, stürzte mich auf mein Bett und weinte wie eine Besessene. Hastige Schritte kamen die Treppe hoch. Ranmas Schritte. Er klopfte leise an meine Tür und drückte auf die Klinke. Ich konnte von innen sehen, wie er daran rüttelte. Aber ich würde nicht aufmachen...
Es klopfte noch einmal. Dann hörte ich Ranmas verzweifelte Stimme.
„Akane?“
Ich setzte mich im Bett auf, mein Kissen fest an mich gedrückt.
„Bitte, Akane! Kannst du nicht aufmachen? Das ist ein Missverständnis!“
Ich umklammerte zitternd mein Kissen und zog die Beine an. Ein trockener Schluchzer stieg mir die Kahle hoch und ich presste mir das Kissen fest vor den Mund, nur keinen Laut. Sollte er doch da draußen stehen
„Es tut mir Leid!... Verdammt Akane, mach die Tür auf! BITTE!“ Ich biß mir auf die Unterlippe, schaute nach oben und versuchte verzweifelt die stummen Tränen zurückzuhalten, die mein schmerzverzerrtes Gesicht hinunterliefen. Fünf Minuten... zehn Minuten... Er gab es auf, an meine Tür zu hämmern.
Ich hörte, wie er auf den Boden rutschte, an meine Tür gelehnt, und ich glaube, dass er weinte.
Aber ich sagte keinen Ton. Ich saß lange regungslos auf meinem Bett, auch als es anfing zu dämmern und starrte in die Dunkelheit.
Vielleicht habe ich auch ein bißchen geschlafen, ich habe es nämlich nicht mitbekommen, dass Ranma gegangen ist.
Irgendwann dämmerte der nächste Morgen, grau und zäh, aber vielleicht kam das auch mir nur so vor.
Ich stand auf, es war ruhig in dem Haus, ruhig und kalt. Ich schlich mich leise zur Zimmertür und schob sie vorsichtig auf. Niemand. Leise huschte ich ins Badezimmer und stellte mich vor den Spiegel. Ich sah schrecklich aus, rotgeränderte, verquollene Augen und zerzaustes Haar. Ich spülte das Gesicht und den Mund mehrmals mit kaltem Wasser, um die verräterischen Spuren zu tilgen, doch das half nicht viel. Danach ging ich zurück in mein Zimmer, schnappte mir meine Jacke und rannte hinaus ohne mich noch einmal umzusehen.
Kalt.
Weißer Dampf quoll aus meinem Mund und unschlüssig sah ich mich um. Wohin wollte ich eigentlich? Ich wusste nur, dass ich nicht da sein wollte, wenn unsere Familien zurückkamen.
Ohne es wirklich beeinflussen zu können, trugen mich meine Beine zurück zu dem kleinen See, wo Ranma mich zum ersten Mal geküsst hatte. Ranma... ich spürte schon wieder den unangenehmen Druck hinter meinen Augenlidern. Wie viel konnte ein einzelner Mensch eigentlich weinen? Die wenigen Leute, an denen ich vorbeikam, schauten mich entweder erstaunt oder mitleidig an und ich senkte den Kopf um nicht andauernd angestarrt zu werden. Dann war ich da.
Ich stellte mich ans Ufer und beobachtete die Vögel, die in einiger Entfernung auf der anderen Seite über den Wipfeln der schneebedeckten Fichten kreisten. Es war so friedlich hier... auf einmal hörte ich hinter mir Schritte, die im Schnee knirschten.
"Akane, ich habe dich gesucht.", sagte Ranma und ich spürte dass er näherkam. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und konzentrierte mich auf die weißen Atemwölkchen, die aus meinem Mund quollen und das Rascheln der Bäume, als der Eiswind darüberfegte.
Jetzt war er so nah, dass ich seinen Atem in meinem Nacken spüren und ihn nicht mehr ignorieren konnte. Er trat auf mich zu und streckte den Arm aus.
Ranma hatte mich noch nicht berührt, doch ich fuhr wie eine Furie herum und schlug ihm mit aller Kraft die mir noch verblieben war ins Gesicht.
"Was willst du hier?!", zischte ich.
"Mit dir reden." Seine blauen Augen schauten mich unsicher und hilflos an. Ich unterdrückte den Wunsch, den dieser Blick in mir hervorrief, ihm einfach alle seine Entschuldigungen zu glauben und ihm zu vergeben und sah ihn stattdessen kalt an.
"Was gibt es da bitteschön noch zu reden?"
"Hör zu, es tut mir Leid, ich wollte nicht dass es soweit kommt und dass das passiert... ich meine, ich wollte schon irgendwie... aber nicht so, du verstehst? Ich wollte dich nicht verletzen."
"Du hast mich hintergangen, angelogen, ausgenutzt und mir verheimlicht, dass das alles geplant war und sagst mir dass du mich nicht verletzten willst???!!!"
"Es war nur geplant, dass wir uns an diesem Wochenende mal richtig vertragen und unterhalten, ungestört, aber irgendwie... ist es außer Kontrolle geraten, ich konnte mich nicht