Fanfic: Powerschoolexplosion
Chapter: Powerschoolexplosion
Powerschoolexplosion
Sutra
Der Luchs bewegt sich lautlos durch die raue Landschaft und beobachtet
die weiße Gestalt vor sich, hält sich dem Wind abgekehrt und achtet
aufmerksam auf jede Richtungsänderung. Von Zeit zu Zeit macht die
graue Katze Halt und blickt zurück auf den Weg, den sie gekommen ist,
wachsam auf Verfolger achtend, ihre Ohren zucken und sie nimmt die
Geräusche des Moorlandes durch jede Pore auf. Dann endlich, beruhigt
darüber, dass nichts den Jäger jagt, bewegt sie sich weiter und beobachtet
die strahlende Silhouette, welche schnell durch das düstere Braun
und Grau der Heide huscht.
Als die schwächer werdenden Strahlen der Sonne die Farben des Moors
verwaschen erscheinen lassen, erreicht die weiße Figur ihr Ziel: Hoch
oben zeichnen sich die dunklen, eckigen Umrisse von zehn aufgerichteten
Steinen ab, die in den Himmel ragen wie die Finger eines begrabenen
Riesen. Der Luchs macht Halt, kauert sich in der Heide zusammen und
verrät mit seiner Haltung seine Angst und Unsicherheit. Die weiße
Gestalt läuft weiter, bis sie in der Mitte des Kreises steht, wo auch
sie anhält und wartet. Im schwachen roten Licht des Sonnenuntergangs
ist zu erkennen, dass es sich bei der Gestalt um eine junge Frau handelt,
die gerade die Kapuze ihres Umhangs abstreift und ihren Blick über
das Moor gleiten lässt. Nebelwölkchen entweichen in die eisige Luft,
während sie um Atem ringt.
»Deme? Deme? Bist du da?« Ihr Flüstern klingt heiser.
Der Luchs sitzt noch immer zusammengekauert da und zuckt ängstlich
mit dem Schwanz.
»Deme?« Die Frau scheint jetzt nervös, tritt von einem Fuß auf den
anderen und schaut hinauf in den Himmel. Mit einem leisen, fast verärgert
klingenden Geräusch erhebt sich der Luchs und macht sich auf den Weg
in den Steinkreis, als befürchte er, die Nerven könnten ihn verlassen.
»Deme! Meine Freundin, du bist gekommen. Ich wusste, du würdest kommen«,
lacht die Frau. Der Luchs gibt ein raues Schnurren von sich und reibt
sich an den Beinen der jungen Frau, die das weiche Fell des Tieres
liebevoll streichelt. »Ich muss dir sagen, Deme«, sagt sie, »wir haben
ernste Angelegenheiten zu besprechen. Kannst du dir sicher sein, dass
niemand dir gefolgt ist?«
Der Luchs setzt sich hin und starrt sie mit seinen großen gelben Augen
an.
»Niemand folgte mir, Mirranon.« Demes Stimme, ein sanftes, leicht zischendes
Geräusch, gelangt direkt in Mirranons Geist. Die Katze blinzelt wie
eine Eule.
»Gut. Nun, wo soll ich beginnen?« Es folgt eine lange Pause. Der Wind
bläst über das Moorland wie ein Seufzer, bauscht Mirranons Umhang
und Haar und jagt dunkle Wolken über den dunkler werdenden Himmel.
»Komm, lass uns hinter den Steinen Schutz suchen, Deme, es zieht ein
Sturm herauf.«
Die zwei Freundinnen stehen im Windschatten des größten Steins.
»Ich weiß, dass du große Gefahr auf dich genommen hast, um hierher
zu kommen«, fährt Mirranon fort, »um mich zu sehen, während ich ausgestoßen
bin, doch der Gefallen, um den ich dich jetzt bitten werde, wird sogar
über die Grenzen einer Freundschaft wie der unseren gehen. Ich werde
es verstehen, wenn du nicht zustimmst. Ich brauche dich, um loszuziehen
und etwas für mich zu besorgen. Ich kann nicht selbst gehen.«
»Diese Aufgabe klingt nicht allzu schwierig.«
»Oh, das ist sie. Aber es ist so wichtig, Deme. Sieh.« Aus den Falten
ihres Umhangs zieht Mirranon einen Beutel, der an ihrem Gürtel gehangen
hat. Sie schüttet den Inhalt in ihre Hand und hält ihn dem Luchs vors
Gesicht. Deme starrt das schrumpelige schwarze Ding an und rümpft
ihre samtene Nase mit einem Ausdruck von Abscheu.
»Was ist das?«
»Nun, das waren Blumen, Insekten, das größte war ein Zaunkönig. Erkennst
du seine Gestalt?«
»Ich verstehe nicht, Mirranon. Ohne Zweifel sind sie einfach bei einem
Waldbrand verkohlt?«
»Sieh genauer hin, Deme.«
Deme wirft einen Blick auf den Vogel; irgendetwas ist seltsam an ihm
…»O mein Gott«, murmelt sie.
Die Überreste des Tieres scheinen aus vielen schwarzen Beinen zu bestehen,
von denen die meisten in seltsam zackigen Winkeln aus der Mitte seines
Rückens sprießen. Der ganze Körper ist verdreht, als habe der winzige
Vogel unter einem schrecklichen Krampf gelitten. Die Insekten - auch
wenn es weniger offensichtlich ist, dass sie Schmerzen erlitten haben
- weisen ebenfalls diese spindeldürren Auswüchse auf, die Blumen wirken
einfach verschrumpelt und verkohlt. Etwas Furcht Einflößendes und
Unnatürliches liegt über dem Tod der winzigen Kreaturen. Deme knurrt
unwillkürlich.
»Es ist …« Mirranon sieht sich nervös um, »es ist Corvus.«
»Wer?«
Mirranon lacht unerwartet wegen der Frage und Deme zuckt verärgert
mit dem Schwanz.
»Es tut mir Leid, meine Freundin. Ich habe einfach vergessen, dass
du so jung bist und dass dein Volk nicht mit den gleichen klaren Worten
über Vergangenes spricht wie die Fine.«
Deme versteift sich leicht. »Mein Volk ist auch das deine, Mirranon.
Jedenfalls halten es manche von uns dafür.«
»Und ich bin geehrt durch deine liebevollen Gedanken, Deme«, antwortet
ihre Freundin ernst. »Ich kann dir nur sagen, dass etwas unermesslich
Böses bald drüben in den Ländern der Fine auftauchen wird. Im Moment
ist es gebunden, doch die Macht, die es hält, wird schwächer und stirbt
bald; deshalb brauche ich Hilfe.«
Auch der Luchs sieht ernst aus, verengt seine gelben Augen und legt
seinen langen Schwanz über die Vorderpfoten. »Es ist schade und irgendwie
auch Ironie des Schicksals, dass von dir erwartet wird, dich um uns
zu kümmern, oder nicht? … Weißer Adler, wo wir dich so schlecht behandelt
haben?«
Mirranon lächelt, bemerkt, dass die Nennung ihres Namens durch einen
der Sidhe ein seltenes Zeichen der Anerkennung ist und dass ihre Freundin
es niemals wagen würde, ihn unter den anderen ihres Volkes zu verwenden.
»Ich kann nur sagen, dass diese Gefahr alle bedroht, sowohl die Sidhe
wie auch die Fine. In diesem Licht erscheinen unsere Unterschiede
ganz gering.« Sie steckt die Überreste der Kreaturen zurück in ihren
Beutel. »Ich kämpfe dafür, ihn gebunden zu halten …«
»Lass mich zum Rat von Tema ziehen«, protestiert Deme. »Du weißt, dass
die Sidhe noch immer über große Magie verfügen. Können sie uns helfen?«
»Nein.« Mirranons Ton ist bestimmt, doch bedrückt. »Für sie ist das
nur Politik. Die werden nichts unternehmen, bis es zu spät ist. Außerdem
werden sie nicht daran glauben, dass ich nur das Beste für die Sidhe
will. Nein, Deme, hör` mir zu. Es gibt nur eine …«
Der Sturm wird heftiger, ein eisiger Nieselregen fegt über das Moor
und kündigt die herannahende Dunkelheit an.
Mirranons Stimme übertönt den Wind, bewegt sich zwischen den aufgerichteten
Steinen - ein winziger, trotziger Geist im Angesicht der Elemente.
Ihr weißer Umhang bläht sich auf wie ein Fenster der Unschuld in der
Schwärze der riesigen Umrisse. Der Luchs sitzt völlig unbeweglich,
sodass es scheint, als spräche die Frau mit einer kleinen, grauen
Statue. Der Wind zeichnet Kreise in Demes Fell mit kalten, übel wollenden
Fingern. Wenige Minuten später steht die kleine Katze auf und schüttelt
sich. Einige Sekunden lang überflutet ein warmer Goldglanz den dahinter
liegenden Stein wie ein weiterer Sonnenuntergang, die einzige Wärme
in der herannahenden Dunkelheit. Als das Licht schwächer wird, stehen
zwei Frauen innerhalb des Kreises, Mirranon und Deme, ein großes,
goldenes Wesen, welches das Silbergrau ihrer Luchskaste trägt. Sie
umarmen sich kurz wie Schwestern, dann begibt sich Deme in die Mitte
der Steine. Sie blickt noch einmal zurück, sucht Ermutigung von Mirranon.
Ein heftiger Blitz überzieht den Himmel, als plötzlich der Sturm über
dem Kreis losbricht. Als das violettweiße Nachbild schwächer wird,
bleibt Mirranon allein zurück.
Es scheint, als sei ihre Aufgabe gerade noch rechtzeitig vollendet
worden. Vom Norden her verdunkelt sich der Himmel noch stärker, als
sich ein Rabenschwarm seinen Weg durch den Sturm bahnt, Schwarz in
Schwarz, eine Tintenwolke, die von einem zielgerichteten Bewusstsein
gelenkt ist. Mirranon beginnt zu laufen, sich nicht sicher, ob die
Vögel sie zwischen den erhobenen Steinen haben stehen sehen, doch
davon überzeugt, dass jegliche Entfernung, die sie zwischen sich und
sie legen kann, von unschätzbarem Wert ist. Ein dunkles, grünes Licht
wabert um die Konturen ihres Körpers, und während sie rennt, verändert
sie sich und wächst; der weiße Umhang bekommt Federn, ihre Arme breiten
sich aus und werden zu riesigen Flügeln. Innerhalb von Sekunden schwingt
sich der Adler in den Himmel auf, dreht sich, bewegt sich rasch durch
die Wolken, schraubt sich nach oben über die Sturmfront. Als er unmittelbar
den reinen, kalten Schlag in seinen Flügelfedern spürt, dreht er sich
herum; hinter ihm zucken die Blitze, und der Weiße Adler steht dem
plumpen Ansturm von zwanzig Raben gegenüber. Er krümmt seine großen
Klauen, stößt einen