Fanfic: Star Wars

Chapter: Star Wars



Star Wars




Anakin Skywalker stand in einem aufgelassenen Versorgungstunnel, der


zur Abfallgrube des Wicko-Distrikts führte, in einer langen Warteschlange.


Mit einem ungeduldigen Seufzer hob er seine hauchdünnen, fest zusammengefalteten


Rennflügel an ihrem Ledergeschirr an und stützte das breite Steuerruder


auf den Riemen seiner Fliegersandalen. Dann lehnte er die Flügel gegen


die Tunnelwand, klemmte die Zungenspitze zwischen die Lippen und führte


die schmale glühende Klinge eines Taschenschweißers wie ein winziges


Lichtschwert über einen Riss in der rechten Außenstütze. Als er die


Reparatur beendet hatte, drehte er versuchsweise den Propeller. Obwohl


schon alt, lief er glatt und gleichmäßig.




Anakin hatte die Flügel erst vor einer Woche von einem ehemaligen Champion


mit gebrochenem Rückgrat gekauft. Er hatte in Rekordzeit wahre Wunder


vollbracht, sodass er jetzt bereits in demselben Wettbewerb fliegen


konnte, bei dem der Champion seine Karriere beendet hatte.




Anakin liebte das Zerren und Reißen der Rennflügel während des Fluges.


Er genoss die Geschwindigkeit und die außergewöhnlichen Tücken dabei,


so wie andere die Schönheit eines nächtlichen Himmels genossen, der


sich über Coruscant mit seinen ewigen, den ganzen Planeten umspannenden


funkelnden Stadtlichtern den Blicken meist entzog. Anakin sehnte den


Wettbewerb herbei, empfand sogar einen gewissen Nervenkitzel angesichts


des nervösen Geruchs seiner Konkurrenten - Gesindel und Abschaum,


einer wie der andere.




Mehr als alles andere jedoch liebte er es zu gewinnen.




Das Rennen in der Abfallgrube war natürlich illegal. Die Behörden auf


Coruscant versuchten noch immer das Image eines seriösen und respektablen


Planeten aufrechtzuerhalten, der Kapitale der Republik, des Zentrums


von Recht und Zivilisation für Zehntausende von Sternsystemen. Die


Wahrheit sah ganz anders aus, wenn man wusste, wo man suchen musste.


Und Anakin wusste instinktiv, wo er suchen musste.




Schließlich war er auf Tatooine geboren und aufgewachsen.




Obwohl ihm die Ausbildung zum Jedi sehr gefiel, fiel es ihm nicht leicht,


sich in ein derart enges philosophisches Korsett pressen zu lassen.


Doch Anakin hatte sich gleich gedacht, dass es auf einer Welt, auf


der tausend Spezies und Rassen zusammenkamen um zu palavern, auch


irgendwo Orte geben musste, wo man sich wunderbar amüsieren konnte.




Der für das Rennen verantwortliche Tunnelmeister war ein Naplousean,


also kaum mehr als ein Bündel fadenartigen Gewebes mit drei Beinen


und einem knotigen Häuflein glänzender feuchter Augen. »Der erste


Flug ist schon weg«, zischte das Wesen, während es mit raschen, anmutigen


Drehbewegungen durch den schmalen Tunnel mit den glatten Wänden glitt.


Das Naplousean sprach Basic, es sei denn, es war wütend. Dann roch


es einfach nur furchtbar. »Flügel hoch!«, befahl es.




Anakin wuchtete seine Flügel unter professionell aufeinander abgestimmten


Grunzlauten, eins, zwei, drei, über eine Schulter, schob die Arme


durch die Gurte und legte das Geschirr an, das er so zurechtgestutzt


hatte, dass es einem zwölfjährigen menschlichen Jungen passte.




Das Naplousean musterte jeden der Teilnehmer mit zahlreichen kritischen


Augen. Als die Reihe an Anakin war, schlüpfte ein dünner, trockener


Gewebefaden zwischen seine Rippen und die Träger und riss mit solcher


Kraft daran, dass der Junge beinahe umgefallen wäre.




»Du bist …?«, hustete der Meister.




»Anakin Skywalker«, antwortete der Junge. Er log nie.




Und er machte sich auch niemals Gedanken darüber, ob ihn eine Strafe


erwartete.




»Ganz schön mutig«, bemerkte der Tunnelmeister. »Was Mutter und Vater


sagen, wenn wir bringen ihnen toten Knaben?«




»Sie ziehen einen neuen auf«, entgegnete Anakin. Er hoffte, hart und


tüchtig zu klingen, obwohl es ihm eigentlich ganz gleich war, was


der Tunnelmeister dachte, so lange er ihn nur an dem Rennen teilnehmen


ließ.




»Ich kenne Rennflieger«, sagte das Naplousean. Seine zahllosen Augen


rangelten miteinander um bessere Sicht. »Du kein Rennflieger!«




Anakin schwieg respektvoll und konzentrierte sich auf den Kreis aus


trübem blauen Licht, der ständig wuchs, während die Warteschlange


kürzer wurde.




»Ha!«, bellte das Naplousean, obwohl es seiner Spezies unmöglich war


zu lachen. Es wirbelte an der Warteschlange entlang nach hinten, bohrte,


zerrte und stieß immer neue Bannflüche aus, wobei es die ganze Zeit


von einem entzückten kleinen Schwarm Kamdroiden begleitet wurde.




Hinter Anakin ließ sich eine leise, gepresste Stimme vernehmen. »Du


bist hier schon mal ein Rennen geflogen.«




Anakin hatte den Blutcarver, der seit einiger Zeit hinter ihm in der


Reihe stand, schon lange bemerkt. Es gab auf ganz Coruscant nur ein


paar Hundert von ihnen und sie waren der Republik erst vor weniger


als einem Jahrhundert beigetreten. Die Blutcarver waren ein Volk von


eindrucksvollem Aussehen: schlank, anmutig, mit langen, dreigelenkigen


Gliedmaßen, kleinen Köpfen, die auf einem hohen, dicken Hals saßen,


und schimmernder goldener Haut.




»Zwei Mal«, sagte Anakin. »Und Sie?«




»Zwei Mal«, erwiderte der Blutcarver freundlich, blinzelte und blickte


nach oben. Quer über dem schmalen Gesicht des Wesens teilte sich die


Nase wie ein in der Mitte zerbrochener Schild in zwei fleischige Hautlappen,


die seinen breiten, lippenlosen Mund zur Hälfte verdeckten. Die mit


Tätowierungen geschmückten Nasenlappen dienten sowohl als Riechorgan,


als auch ein äußerst empfindliches Ohr, das von zwei winzigen Vertiefungen


hinter den kleinen onyxschwarzen Augen ergänzt wurde. »Der Tunnelmeister


hat Recht. Du bist zu jung.« Er sprach perfektes Basic, als wäre er


in den besten Schulen von Coruscant erzogen worden.




Anakin lächelte und versuchte ein Achselzucken. Doch das Gewicht der


Rennflügel ließ diese Geste fragwürdig erscheinen. »Du wirst da unten


wahrscheinlich sterben«, fügte der Blutcarver mit abwesendem Blick


hinzu.




»Vielen Dank für die Unterstützung«, gab Anakin zurück, dessen Gesicht


rot anlief. Er hatte nichts gegen professionelle Meinungen wie jene


des Tunnelmeisters einzuwenden, aber er konnte es nicht ausstehen,


wenn man ihn auf den Arm nahm. Und am allermeisten hasste er es, wenn


ein Gegner versuchte ihn zu verunsichern.




Furcht, Hass, Zorn … das alte Trio, gegen das Anakin jeden Tag seines


Lebens ankämpfen musste, wenngleich er seine tiefsten Empfindungen


nur einem einzigen Mann offenbarte: Obi-Wan Kenobi, seinem Meister


im Jedi-Tempel.




Der Blutcarver bückte sich ein wenig auf seinen dreigliedrigen Beinen.


»Du riechst wie ein Sklave«, meinte er so leise, dass nur Anakin ihn


hören konnte.




Anakin konnte gerade noch den Drang beherrschen, seine Flügel abzuschnallen


und dem Blutcarver an den langen Hals zu fahren. Er würgte seine Gefühle


hinunter, an jenen geheimen, kalten Ort, wo er sie zusammen mit all


den anderen dunklen Dingen von Tatooine verstaute. Der Blutcarver


hatte mit seiner Beleidigung ins Schwarze getroffen, was Anakins Zorn


verschlimmerte und es ihm schwerer machte, sich zu beherrschen. Er


und seine Mutter Shmi waren Sklaven des hochnäsigen Schrotthändlers


Watto gewesen. Qui-Gon Jinn und er hatten Shmi, nachdem der Jedi-Meister


Anakin von Watto gewonnen hatte, allein zurücklassen müssen … etwas,


woran Anakin jeden Tag denken musste.




»Ihr vier die Nächsten!«, zischte der Tunnelmeister und wehte vorüber,


seine Körperfäden wirbelten um ihn herum wie lose Bänder um einen


Kinderkreisel.




Mace Windu schritt durch einen engen Seitengang in dem großen Dormitorium


des Jedi-Tempels. Er war tief in Gedanken versunken und hatte seine


Arme in die langen, weiten Ärmel seines Gewands geschoben. Da wurde


er um ein Haar von einem schlanken jungen Jedi umgerannt, der plötzlich


aus einer Tür gestürzt kam. Mace trat im letzten Moment geschickt


zur Seite, streckte einen Ellenbogen aus und stieß den jüngeren Jedi


absichtlich an, der darauf überrascht herumfuhr.




»Verzeiht, Meister«, entschuldigte sich Obi-Wan Kenobi und verneigte


sich rasch. »Das war ungeschickt von mir.«




»Nichts passiert«, sagte Mace Windu. »Aber du hättest wissen müssen,


dass ich hier bin.«




»Ja. Der Ellenbogen. Eine Belehrung. Ich fühle mich geehrt.« In Wirklichkeit


war Obi-Wan peinlich berührt, doch er hatte keine Zeit, sich weiter


zu erklären.




»In Eile?«




»In großer Eile«, antwortete Obi-Wan.




»Der Auserwählte ist nicht in seinem Quartier?« Maces Tonfall verriet


gleichermaßen Respekt und Ironie, eine Kombination, die er besonders


gut beherrschte.




»Ich weiß, wo er hingegangen ist, Meister Windu. Ich habe sein Werkzeug


gefunden. Und seine Werkbank.«




»Er baut also nicht bloß Droiden, die wir nicht brauchen?«




»Nein,
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