Kapitel 2 - "Besuch von Fremden"




Ein Mann - nein, ein dunkelgrünes Wesen in einem langen Umhang bewegte sich die Straße hinunter. Das komische an der Sache war, dass es sich nicht in Schritten fortbewegte, es schien zu schweben. Auf den Armen dieses seltsamen Geschöpfs waren ovale gelbe Muskeln zu sehen, die rosa umrandet waren und auf seinem Kopf befanden sich zwei lange, grüne Fühler.


Akane stockte der Atem, selbst Ranma schien wie gelähmt. Aber er fasste sich schnell wieder.


"Akane?" Ranma wandte seinen Blick von diesem unheimlichen Ungeheuer ab, und wandte sich zu Akane. "Hast du vielleicht eine Ahnung, was das sein könnte? Ich meine... Hast du so etwas schon mal gesehen? I-ich... ähm... lebe noch nicht so lange hier, kommt so etwas vielleicht öfters vor?" Er schaute wieder auf das grüne Etwas, das allem Anschein nach die Statur eines Menschen zu haben schien.


- "ä-ää-äähm..." Akane schüttelte den Kopf. "d-d-das... i-ist..."


Plötzlich hielt das ca. zwei Meter große Wesen an. Es sah sich um. Würde es sie entdecken? Aber nein, es schien ihre Anwesenheit nicht wahrzunehmen.


Mit wehendem Umhang stand es da und rührte sich nicht vom Fleck. Auf was wartete es?


"NA WARTE!!!"


Akane und Ranma schreckten auf. Wer hatte da gerufen?


"Mistkerl!" Sie trauten ihren Augen nicht. Um einen Häuserblock herum kam gerade eine Wolke geflogen, auf der ein kleiner schwarzhaariger Junge saß. Was hatte das alles zu bedeuten?


"raaah...", knurrte das Wesen. "Du schon wieder?!"


Es konnte tatsächlich sprechen!


"OBERTEUFEL PICCOLO!", rief der kleine Junge. "Rück sofort die Dragonballs raus, oder es gibt Ärger!"


Akane zitterte. Was ging da unten vor sich? Um das Wesen - um Oberteufel Piccolo - schien sich eine Art gelbliche Aura zu bilden. Sein Knurren wurde lauter. Es war offensichtlich, dass ihm der kleine Junge nicht willkommen war.


Dieser sprang gerade von seiner Wolke ab. "Hast du mich nicht gehört? Du sollst die Dragonballs rausrücken!"


- "pff..." Piccolo schmunzelte. Und dann ging alles so schnell, dass Akane und Ranma nichts von dem Schlag mitbekamen. Sie sahen nur, wie der Junge, der aufgesprungen war, um Piccolo aufzuhalten, auf den Boden geschleudert wurde. Der Grünling verschwand mit wehendem Umhang.




Ranma sprang auf. Er musste dem Kleinen helfen! Ohne auf Akane zu achten, schnappte er sich seine Hose und riss sich blitzschnell sein peinliches Kleidungsstück vom Leib. Dann zog er sich an. Akane beobachtete ihn, er achtete aber nicht darauf.


Er glitt vom Dach auf eine Mülltonne und stieg auf den Boden. Dann rannte er zu dem Jungen hin. Akane folgte ihm.


Ranma hob den Kopf des Kleinen an. Er trug einen roten Kampfanzug und hinter seinen Rücken hatte er einen Holzstab gebunden, an seinem Gürtel befand sich ein brauner Beutel.


Der Junge kam langsam wieder zu Bewusstsein. "Aaah, mein Kopf..."


"Dich hat es aber mächtig erwischt", meinte Akane, während sie die Beule an seinem Hinterkopf begutachtete.


"Wo ist er hin?" Er schlug die Augen auf und schaute zunächst fragend auf Ranma, dann auf Akane.


"Meinst du diesen Piccolo?" Ranma überlegte. "Keine Ahnung, aber er hatte es wohl sehr eilig... Aber meinst du nicht, dass es an der Zeit wäre, sich vorzustellen?"


- "Oh, tschuldigung...", grinste der kleine. "Mein Name ist Son-Goku, und wer seid ihr?"


- "ich bin Ranma, und das ist Akane. - das Machoweib", fügte er breit grinsend hinzu, worauf er von Akane mit einer Mülltonne eins übergebraten bekam.


"So." Akane rieb sich die Hände. "Aber was hast du hier verloren?"


- "Ich jage diesen Kerl. Ich will ihm unbedingt die Dragonballs abnehmen, die er mir geklaut hat!"


- "Ach so..." Akane zuckte die Schultern. "Aber ich glaube, er ist viel stärker als du..."


"Was zum Teufel sind dragonballs?!" - Ranma nahm sich die Mülltonne von den Schultern und wischte sich eine Bananenschale von der Wange.


Son-Goku schaute Ranma verwundert an. "Das weißt du nicht?!"


Ranma schüttelte den Kopf.


"Na dann... weißt du, das sind so Kristallkugeln... schau mal" - mit diesen Worten band er seinen braunen Beutel auf, und heraus kullerten zwei orangefarbene Kristallkugeln, die eine mit zwei und die andere mit vier Sternen in der Mitte. "Weißt du", fuht Son-Goku fort, "wenn du alle sieben sammelst, dann erscheint ein Drache und erfüllt dir einen Wunsch. Und Piccolo hat meine Freunde umgebracht... Mit den dragonballs kann man Tote wiedererwecken. Aber da Piccolo die anderen hat, muss ich sie ihm unbedingt abnehmen!"


Ranma starrte ihn an. "wenn ich dich gerade richtig verstenden habe, sind deine Freunde tot und du möchtest sie wieder zum Leben erwecken?!"


Son-Goku nickte.


- "Und du bist sicher, dass das geht?", meldete sich Akane zu Wort.


Son-Goku nickte erneut.


"Hmm... er ist aber viel stärker als du, glaube ich...", meinte Ranma. "Und du bist auch viel kleiner... um ehrlich zu sein, siehst du nicht besonders stark aus..."


- "Aaach, der Anblick trügt", lachte der Kleine. "Willst du mal gegen mich kämpfen?" Und schon war er aufgesprungen, anscheinend hatte er keine Schmerzen mehr.


Ranma musterte ihn prüfend. "bist du dir da auch wirklich sicher? Ich meine - ich könnte dich verletzen oder so..."


Son-Goku nickte grinsend. "Das wollen wir doch erst mal sehen!"


"Ranma, pass auf, er ist noch klein...", meinte Akane.


Son-Goku ging in Position, Ranma auch.


"Greif an!", meinte Ranma.


Genau das tat er auch - und wie! Ranma musste sich ziemlich anstrengen, um Son-Gokus Angriffen auszuweichen. "Bist du sicher, dass ich weitermachen soll?", fragte der Kleine besorgt. Ranma schaute ihn grinsend an. "Und das war alles?! Na gut, dann bin ich jetzt dran!" Und schon griff er an. Nun war Son-Goku an der Reihe, auszuweichen. Plötzlich sprang Son-Goku auf ein Dach und formte die Hände zu einer Art Kugel. "Kaaaaameeeee -", rief er, "haaaaameeeee - HAAAA!!!"


Ein gigantischer Lichtblitz riss Ranma vom Boden weg und schleuderte ihn in die Luft.


"RANMA!", schrie Akane.


Mit einem gewaltigen Krach stürzte er durch das Dach einer Hundehütte, kurz nachdem ein kleiner Pudel winselnd fliehen konnte.


Stöhnend kroch er aus der Hundehütte raus. "Also, Kraft genug hast du...", knurrte er, gleich darauf wurde er ohnmächtig.






"Ranma!" Langsam schien die Welt wieder klar zu werden.


Ranma setzte sich im Bett auf und rieb sich seinen Kopf. Wie konnte ihn ein kleiner Knirps bloß so einfach besiegen?


Er wandte sich an Son-Goku, der neben Akane an seinem Bett saß und mit seinem Schwanz wedelte. Eigentlich wollte Ranma ihn ja fragen, was für eine Technik das gewesen ist, aber... der Gedanke daran, dass der Kerl einen Schwanz hatte, verdrängte alles andere rasch aus seinem Kopf.


"Ähm, Son-Goku?" Ranma sah ihn fragend an.


- "Tschuldigung wegen vorhin", meinte dieser und grinste verlegen.


- "Schon Okay... sag mal, darf ich dich etwas fragen?"


- "Na klar!"


- "Warum... Öhm, ich meine, wieso... wieso zum Teufel hast du einen Schwanz?!"


Mist, das war jetzt etwas heftig gesagt, dachte Ranma. Aber der Tonfall war ihm einfach so rausgerutscht! Doch Son-Goku schien Ranmas Tonfall herzlich wenig auszumachen. Er kratzte sich an der Stirn.


Ungefähr drei Minuten lang überlegte Son-Goku, bis ihm Ranma dann ungeduldig klarmachte, dass er auch gern eine Antwort hören würde.


"Keine Ahnung!", meinte Son-Goku schließlich.


Ranma fiel um.


"Aber wenn ich was esse, kann ich besser überlegen!"


Nun fiel auch Akane um.




Als sich die beiden wieder erholt hatten, schaute Akane Son-Goku entgeistert an.


Dann wandte sie sich zu Ranma. "Als du ohnmächtig warst, haben wir ihm schon was zu essen gegeben..."


- "und?", meinte Ranma.


- "Dein Vater musste fünfmal Nachschub holen... und mein Vater, Nabiki und Kasumi standen zu dritt vor dem Herd... der Kerl hat echt alles weggeputzt..."


- "Hmpf", meinte Ranma. Er war noch immer wütend darüber, dass ihn ein so kleiner Knirps einfach so besiegen konnte.


Son-Goku saß noch immer fröhlich da und wedelte fröhlich mit dem Schwanz. Was war das Geheimnis seiner Kraft? Und er hatte einen Schwanz... Konnte es etwa sein, dass...




Aber Ranma hatte keine Zeit, um groß nachzudenken, denn schon kam jemand über die Mauer geschwebt, den Son-Goku ziemlich wenig leiden konnte...