Coffee, Daisies, Beach &Sun
Coffee, Daisies, Beach&Sun
„Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich, erliebt mich nicht…Och nöö!! Fünf unschuldige kleine Gänseblümchen und er liebt mich immer noch nicht!“ Amy Lo Willows ließ sich genervt ins Gras fallen. Ihre beste Freundin, Mary-Kate Applewood klappte genervt ihr Buch zu: „Amy, es ist egal wie viele Gänseblümchen du zerrupfst, es kommt sowieso immer das selbe raus!“
Die beiden saßen auf einer kleinen Rasenfläche hinter der National Highschool in Artisco, einer Kleinstadt am Meer in der Nähe von Orlando, Florida.
„Du stehst jetzt schon seit fast zwei Jahren auf Brandon. Und seit fast zwei Jahren ignoriert er dich.“
Amys graue Augen blitzten kurz und ärgerlich auf. „Er ignoriert mich doch gar nicht! Er chat mir schon ähm… drei Mal zugelächelt!“
„Drei Mal in zwei Jahren. Wow, du kannst echt stolz auf dich sein.“, lästerte Mary.
Sie war recht hübsch, hatte rot-braune Korkenzieherlocken und grüne Augen.
„Hatten wir eigentlich was ihn Physik auf?“, fragte Amy scheinheilig.
„Ooh, wie unauffällig!“, kiekste Mary.
„Du bist fies! Ich will doch nur wissen, ob wir was in Physik auf hatten.“
„Schmoll nicht, wir hatten nichts auf.“
„Gut, ich muss jetzt auch los. Ciao!“
Mary zog skeptisch die Augenbrauen hoch.
„ Hast du nicht noch deinen Schauspielkurs?“
„Nein, der fällt heute aus.“
„ Und warum bist du dann noch nicht zu Hause? Es ist schon halb drei!“
„Was?! Oh verdammt! ich muss los! Tschühüs!!“
Amy war aufgesprungen und rannte um das Schulgebäude herum auf die Straße. Sie wohnte in der Magnolia Lane und musste erst die Victoria Avenue bis zur Ecke Rosewood Lane laufen. Als sie gerade um die Ecke zur Rosewood Lane rannte, stieß sie plötzlich mit jemandem zusammen. Der Verschluss ihrer Schultertasche riss und ihre Bücher verteilten sich auf der ganzen Straße.
„Hey, ist dir was passiert?“
Amy blinzelte irritiert gegen das Sonnenlicht als sie sich auf dem Asphalt wieder fand.
Die Gestalt, die sich über sie beugte und ihr die Hand hinhielt, hatte eine freundliche Stimme.
Plötzlich erkannte Amy, in wen sie hineingerannt war und schrie kurz und unwillkürlich auf.
„Hast du Schmerzen?“, fragte Brandon, “ Komm, steh erstmal auf!“
Amy wurde rot und stotterte: „D…Danke. M…mir geht e…es gut.“
„Bist du sicher? Du zitterst total!“
„Nein, schon O.K.“, murmelte Amy und begann damit, ihre verstreuten Bücher zurück in ihre Tasche zu stopfen.
Als sie fertig war, lächelte sie Brandon kurz und unsicher zu und rannte die Rosewood Lane weiter zur Magnolia Lane.
Sie lief bis zur Hausnummer acht und blieb vor der Haustür kurz stehen um nach dem langen Dauerlauf wieder normal zu atmen.
Erst dann öffnete sie die Tür und rief ihrer Mutter ein fröhliches „Haallooo!!“ entgegen.
Mrs Willows war eine relativ kleine aber sehr hübsche Frau.
Amy sah ihrer Mutter sehr ähnlich. Beide hatten glattes, schwarzes Haar und leicht asiatische Gesichtszüge.
Joana Sakura Willows war halb Japanerin. Ihre Mutter war früher eine Geisha in Kyoto und verliebte sich in einen wohlhabenden Geschäftsmann aus Amerika, Amys Grandpa.
Amys Grandma gab ihren Beruf als Geisha auf und ging mit ihrer großen Liebe nach Amerika, wo sie ihn heiratete.
Auch Amys Vater war Amerikaner. Von ihm hatte sie ihre leuchtenden grauen Augen.
„Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist?“, keifte Mrs Willows,“ Du kommst immer zu spät, IMMER!!! Und wie du wieder rumläufst! Vulgär!“
Amy zupfte genervt am Saum ihrer Hotpants.
„Lo, du bist eine Schande! Nimm dir doch mal ein Beispiel an deiner großen Schwester! Sie trägt ordentliche Kleidung!“
„Mom, Zoe Li studiert in England! Da ist es nicht so heiß wie hier! Wir haben 25°C im Schatten! Ich kann doch nicht wie Zoe lange Jeans und Rollkragenpullover anziehen. Die Hitze würde mich umbringen!“
Mrs Willows plusterte sich auf und schrie:“ Li ist ein verantwortungsbewusstes, intelligentes, pünktliches, hübsches und braves Mädchen! ‚Ich bin sehr, sehr stolz auf sie, im Gegensatz zu dir!“
Amy schossen die Tränen in die Augen.“Ich bin also ein verantwortungsloses, dummes und hässliches Mädchen! Ich bin vielleicht unpünktlich und chaotisch, aber ich bin trotzdem deine Tochter! Auch wenn ich nicht so perfekt bin wie Zoe!“
Amy drehte sich um und rannte die Treppe hoch. In ihrem Zimmer schlug sie die Tür zu und warf ihre ohnehin schon kaputte Tasche in die hinterste Ecke des Zimmers.
Als sie sich leise schluchzend aufs bett fallen ließ, sprang ihr Kätzchen Nixie erschrocken auf.
Das Zimmer war groß und hell. Die Wände waren in einem zarten apricot gestrichen und vor den Fenstern hingen zarte Vorhänge aus Chiffon. Über dem Bett hing ein Baldachin aus dunkelrotem Stoff. Es roch schön nach Rosen.
für all das hatte Amy keinen Blick; sie schluchzte nur leise in ihr Kissen. sie hasste es ständig mit ihrer „perfekten“ großen Schwester verglichen zu werden.
Zoe und Amy waren so verschieden wie Feuer und Wasser.
Trotzdem sahen sie sich vom Gesicht und von der Figur her sehr ähnlich.
eigentlich verstanden sie sich sehr gut, nur wenn ihre Mutter sie mit einander verglich und Amy runtermachte, wurde sie traurig oder aggressiv.
Plötzlich piepste Amys Handy. „Unbekannter Anrufer“ blinkte auf dem Display.
„Ja?“, meldete sie sich.
„Hi, hier ist Brandon. Du hast vorhin deinen Timer vergessen.“
„Und woher hast du meine Handynummer?“, fragte Amy leicht panisch.
„Die stand auf der ersten Seite von deinem Timer. Ich dachte, du vermisst ihn vielleicht.“
„Jaah… aber du könntest ihn mir einfach morgen in der Schule geben. Rufst du nur deswegen an?“
„Nein, nicht nur. Ich wollte noch mal deine Stimme hören und dir sagen, wie süß du bist.“
Amy schrie leise auf und ließ fast ihr Handy fallen.
„Bist du gaaanz sicher, dass du MICH anrufen wolltest? Amy Lo Willows, die mit den schwarzen Haaren?“
„Amy Lo… schöner Name. Ja, genau dich wollte ich anrufen. Hast du am Samstag vielleicht Zeit? Wir können einen Kaffee trinken gehen oder so…“
„Oder so…“, murmelte Amy leise, „Ja, ist…ist okay. Kennst du das Coffees? Um eins? “
„Ja klar! Also, bis Samstag! Ciao!“
„Ciao.“
Einen kurzen Moment saß Amy wie versteinert auf ihrem Bett.
„Ich hab ein Date mit Brandon.“, sagte sie leise.
Dann lachte sie glücklich auf und rief Mary an.
„Ja?“
„Hahai!! Ich hab ein date mit Brandon!! Brandon!! Zieh dir das mal rein! BRANDON!!!“
„Du hast ein Date mit Mr Univers? Darling, verarsch mich nicht!“
„Tu ich doch gar nicht! Du denkst nur schlecht von mir!“
„Dann hast du halt Fieber.“, antwortete Mary trocken.
„Ich hab auch kein Fieber sondern ein Date mit Brandon Hill!“
„Echt?“
„Jaha! Das sag ich doch schon die ganze Zeit!“
„Gut, wann, wo, was willst du anziehen?“
„Samstag im Coffees um eins. Ich wollte den türkisen Folklorerock, das weiße Nekholder Top und die blauen Sandalen mit dem Keilabsatz aus Bast.“
„Hmm, ganz okay. Aber ein weißes Top zum Kaffeetrinken? Bei deinem Glück…“
„Ich schaff das schon. Eiskaffee trinkt man eh mit Strohhalm. Ich kann also gar nicht kleckern.“
„Doch, du kannst das! Na gut, dann bis morgen! Ciao!“
„Ciao, du fieses kleines Miststück!“, lachte Amy.
„Hab dich auch lieb. Tschühüs!“
Am Samstag wachte Amy um 11.00 Uhr auf.
„Schon elf? Um eins wollte ich mich doch mit Brandon treffen.“, murmelte Amy verschlafen.
Sie sprang auf und lief ins Badezimmer. Nachdem sie geduscht, ihre Haare gewaschen, die Beine rasiert und Zähne geputzt hatte war es schon halb zwölf.
Sie lief in ihrem rosanen Bademantel in die Küche, aß schnell etwas zum Frühstück und hopste wieder die Treppe hoch. Oben zog sie sich um und schminkte sich. Ihr langes schwarzes Haar stylte sie zu leichte Wellen. Als sie fertig war, zeigte die Uhr schon halb eins an. Amy angelte sich ihre Tasche, lächelte sich noch kurz im Spiegel an und machte sich auf den weg zum Coffees.
Das Coffees war ein kleines Cafe direkt am Strand von Artisco.
Als Amy ankam, sah sie sich suchend nach Brandon um.
Sie entdeckte seinen dunklen Haarschopf an einem der kleinen Tische unter einem bunten Sonnemschirm.
Sie ging auf den Tisch zu und lächelte.
„Hi, ich bin zu spät, oder? Sorry!“
„Nein, ist schon O.K. Du siehst toll aus.“
„D…danke“ Amy spürte, wie sieh rot wurde.
„Willst du dich nicht setzen?“
„Jaah… ja klar!“, sie lächelte unsicher.
Brandon bestellte Eiskaffee für Amy und sich.
„Hast du eigentlich Geschwister?“, fragte er.
„Ja, ich habe eine große Schwester, Zoe Li. Sie studiert in Oxford, in England. Und du, hast du Geschwister?“
„Nein. Das heißt, ich weiß es nicht. Ich bin im Waisenhaus aufgewachsen.“
„Oh…tut mir Leid. Das wusste ich nicht.“
„Ist schon O.K. Lass aber trotzdem über was anderes reden.“ Brandon lächelte. Es war ein schönes, sehr sanftes Lächeln.
Sie unterhielten sich noch sehr lange. Amy erfuhr noch viel über Brandons Leben im Waisenhaus, sie erzählte im von ihrer Katze Nixie, ihrer japanischen Grandma und ihrer „perfekten“ Schwester Zoe.
Das Eis war gebrochen.
Nach dem fünften Kaffee schlug Brandon vor, ein Stück am Strand spazieren zu gehen. Der Sand war warm und weiß, die Augustsonne überflutete den Abendhimmel mit blutroten Sonnenstrahlen.
„Haben wir wirklich so lange im Coffees gesessen?“, hauchte Amy.
„Ja, aber mit dir vergeht die Zeit wie im Flug.“, antwortete Brandon.
Er tastete vorsichtig nach Amys Hand.
Sie erschrak kurz, fasste dann aber doch nach Brandons Hand.
Sie fühlte sich warm und gepflegt an.
Hand in Hand gingen sie schweigend weiter.
Schließlich blieben sie vor einer großen Düne stehen.
„Amy,“, begann ‚Brandon,“ich wollte dir schon