Ich hatte ihn noch nie so gesehen. Malfoy verhielt sich wirklich merkwürdig. Irgendwie... hatte er sich verändert.
Er kam immer näher auf mich zu, bis er direkt vor mir stand.
Ich hatte mich nicht bewegt, obwohl ich wusste, was das heißen würde.
Ich spürte, wie der Anhänger wieder Besitz von mir ergriff. Mir wurde heiß, meine Gedanken wurden wirr. Ich hatte das Gefühl, dass sogar mein Denken langsam von dem Anhänger beeinflusst würde.
Ich hörte die Worte, die mein anderes Ich sagte nur noch leise in meinem Kopf hallen... sagte das mein anderes Ich überhaupt, oder dachte es das?
„Ich liebe dich.“ Immer wieder, immer wieder. Ich wollte schreien, weinen, einfach nur wegrennen, doch ich konnte nicht.
Ich frage mich, warum ich nicht weggegangen war? Warum hatte ich mich dieses Mal nicht dagegen gewehrt, dass der Anhänger Besitz von mir ergreifen würde? Ich kann es mir nicht erklären, wirklich nicht!
...Ich versuchte mich wieder auf Malfoy zu konzentrieren, doch ich konnte nicht. Das einzige, was ich noch sah, waren diese unglaublich schönen grauen Augen und das einzige was ich noch hörte war das ewige Liebesgeständnis in meinem Kopf. Könnte es sein, dass ich jetzt selbst schon so dachte? Empfand ich nicht wirklich etwas für Malfoy?
So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte mich nicht konzentrieren! Die Gedanken meines anderen Ichs begannen in meinem Kopf zu überwiegen.
Letztendlich war das einzige, zu dem ich noch im Stande war... Malfoy in die Augen zu schauen... Ich spürte, wie der Slytherin meine Hand nahm.
Warum tat er das? Warum...
Der Kontakt ließ mich wieder etwas klarer denken, mehr sehen... Doch das was ich sah war vielleicht nicht genau das, was ich gerne sehen wollte.
Der blonde Slytherin lehnte sich vor und küsste mich.
Ich merkte, dass ich wieder klar denken konnte, doch das wollte ich eigentlich gar nicht mehr. Denn ich war vollkommen überwältigt von dem Gefühl, das ich im Moment empfand.
Dieser Kuss, was hatte er zu bedeuten?...
Meinem anderen Ich war das wohl so ziemlich egal, was er zu bedeuten hatte, denn ich spürte, dass ich zurückküsste.
Wieder wurde mir heiß. Das konnte, nein das durfte doch nicht sein! Malfoy konnte mich nicht küssen, er will es doch gar nicht... Er hasst mich.
Seine Lippen waren so unglaublich warm, ich spürte nichts als diese Wärme... Ich weiß nicht wie lange wir so dastanden, doch als ich sah, dass der Slytherin seinen Kopf wieder zurückzog merkte ich sofort, das etwas fehlte. Das es nicht das war, was ich wollte. Ich wollte...
„Bitte werde wieder so wie früher.“
Malfoys Stimmer war tiefer, als sonst und ich merkte wie die Worte mir in den Ohren hallten... Und das kam nicht nur von dem Klang seiner Stimme, sondern auch von dem Inhalt des Satzes, den er soeben gesagt hatte.
Vorsichtig trennte sich Malfoy wieder von mir und trat einige Schritte zurück. Es war das erste Mal, dass mein anderes Ich keine Anstalten machte sich an dem Blonden festzuklammern...
Wir standen jetzt beide nur so da und schauten uns an. Gedankenlos, aber nicht gefühllos.
Nie mehr würde es so sein wie früher.
„Wir sollten jetzt gehen.“ Ich blinzelte kurz. Malfoys Worte hatten mich aus meiner Versteinerung gelöst.
„Ja, das sollten wir...“
Kapitel 8 Probleme am Abend, Probleme am Morgen
*Rückblick*
„Dann sollten wir jetzt gehen."
„Ja, das sollten wir..."
*Rückblick Ende*
Ich war im Moment nicht fähig einen einzigen klaren Gedanken zu fassen! Wahrscheinlich
wusste ich zur Zeit nicht mal, was ein Gedanke war!
...Doch das war auch nicht lange von Bedeutung, denn ich sollte schon ziemlich schnell ein
neues Problem bekommen. Eines das vielleicht nicht schlimmer war, aber dessen
Auswirkungen auch verdammt unangenehm werden könnten.
Normaler Weise sind Probleme ja ziemlich schwer zu erklären, aber dieses Problem hatte
sogar einen Namen... nein, um genau zu sein zwei! Und zwar: Crabbe und Goyle...
Die Stimmen, die ich von weitem schon erkannte verhießen nichts gutes... Denn sie waren
direkt auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum.
„Potter! Wir müssen hier weg."
„Warum?" Ist der schwerhörig, oder was?
„Hör doch mal! Crabbe und Goyle kommen hier her."
„Verdammt, wenn die mich hier erwischen, dann habe ich ein großes Problem." Und da sagen
alle, ich würde nur an mich denken.
„Da hast du natürlich mal wieder nicht recht! Denn WIR werden dann ein großes Problem haben
und zwar ein sehr großes!"
„Gut, von mir aus. Wohin nun?" Das gesamte Gespräch lief in wenigen Sekunden ab. Ich
hatte kaum Zeit zu überlegen, immerhin würden die beiden jeden Moment hier unten sein...
Nur gut, dass Crabbe und Goyle so langsam waren.
„Ins Badezimmer, los!" Ich zeigte auf einen Raum der rechts vom Gemeinschaftraum abging.
Potter war der erste, der im Raum verschwand, mit ausreichend Abstand gefolgt von mir...
Immerhin wollte ich nicht, dass der blöde Anhänger sich jetzt schon wieder einmischte. Das
würde mir gerade noch fehlen.
Der Gryffindor stellte sich an die vom Ausgang am weitesten entfernteste Wand. Ich stellte
mich dagegen direkt an die Tür, so dass ich noch hören konnte, was im Gemeinschaftsraum
vor sich ging.
„Wo ist denn Draco nur schon wieder?" Ich konnte Goyles Stimme klar und deutlich
erkennen... Diese dummen Idioten, kamen die nicht einmal ohne mich aus? Konnten die denn
nichts alleine machen?
„Vorhin lag er noch im Bett, jetzt ist er weg." Oh was für eine tolle Erkenntnis.... Das geht die
beiden doch gar nichts an! Können die mich nicht einfach in Ruhe lassen, besonders im
Moment?!
„Am besten wäre es, wenn.... DRACOOO WO BIST DU???" So ein kraaasser Trottel!
Warum weckt er nicht gleich alle Slytherins auf, oder wie wäre es gleich mit gesamt
Hogwarts?
„Komm wir suchen ihn... Du guckst da und ich da!" Na toll, wo war jetzt da und da???
...Doch ich musste mit dem schlimmsten rechnen.
Mal wieder verfluchte ich es, dass wir bei den Slytherins nur eine geschlossene Duschkabine
hatten. Schlechter konnte es doch gar nicht mehr laufen. Das war das einzige vernünftige
Versteck im ganzen Bad...
Naja, da musste man jetzt wohl durch.
Ich rannte zu Potter rüber an die andere Wand und zerrte ihn hinter mir in die Duschkabine
und schloss die Tür ab.
Komisch, er hat sich gar nicht gewehrt, ich meine an seiner Stelle hätte ich... N-e-i-n, ich hatte
doch wirklich in der ganzen Hektik diesen anstrengenden Anhänger vergessen!
...Das wäre mir wohl auch spätestens aufgefallen, wenn ich Potter angeguckt hätte, doch da es
ziemlich dunkel hier drinnen war, konnte ich so gut wie nichts erkennen. Allein durch ein
kleines Fenster schien ein schwacher Lichtstrahl. Ob das nun gut, oder schlecht war musste
ich noch entscheiden.
Es konnte gar nicht schlechter für mich laufen... Erst dachte ich, mein Glück hätte mich doch
nicht verlassen, denn der Gryffindor machte nicht die geringsten Anstalten mir um den Hals
zu fallen oder sonst was in der Art. Nein ganz im Gegenteil. Er stand ganz ruhig an die Tür
gelehnt da, als ob ihn das alles nichts angehen würde.
Tja, doch was mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar gewesen war: Potters zweites Ich
war nicht nur verrückt, sondern auch ziemlich clever... Denn, dass er sich gerade vor die Tür
gestellt hatte, war kein purer Zufall... Das wurde mir dann auch klar, als er seinen Zauberstab
aus der Tasche zog und einen Zauber sprach um die Tür magisch abzuschließen... Und zwar
so leise, dass ich ihn nicht hörte!
Super, es gab mindestens 50 verschiedene Sprüche um eine Tür abzuschließen, wie sollte ich
da den richtigen finden?
Wer weiß was der Verrückte jetzt schon wieder vorhatte! Ich konnte hier immerhin nicht
mehr um Hilfe schreien. Mich würde zwar bestimmt jemand hören, doch ich glaube nicht,
dass das so gut gewesen wäre...
Erst jetzt öffnete sich die Tür des Badezimmers. Da nun grelles Licht aus dem
Gemeinschaftraum ins Bad fiel konnte ich das erste Mal den Gesichtsausdruck von Potter
sehen.
Er grinste! Das konnte doch nicht sein. Ich habe Potter noch nie grinsen sehen! Und doch tat
er es gerade... Wie absolut untypisch für ihn... Wo ich das doch sonst immer mache.
Das war doch echt eine verdrehte Welt hier.
Der Gryffindor tat einen Schritt auf mich zu, so dass er mit seinem Körper an meinen gepresst dastand. Ich wollte den letzten verbleibenden Schritt zurückgehen, doch das war mir nicht
möglich, da Potter auch schon seine Arme um mich gelegt hatte...
Die Tür schloss sich wieder... Meine letzte Rettung war gegangen. Rettung? Naja, vielleicht hätte
sich das ganze auch nur in die Blamage meines Leben verwandelt.
Verzweifelt versuchte ich mir in meinem Kopf darüber klar zu werden, was nun schlimmer
war: Sich für immer und ewig blamiert zu haben, oder hier mit Potter im Dunkeln zu
kuscheln... Argh, allein der Gedanke daran machte mich verrückt! Und verrückt ist auf keinen
Fall im positiven Sinne gemeint. Es könnte ja jemand etwas falsches denken...