Fanfic: Ιŋςοмηiα ¤ Mysterious Legacy
Chapter: Ιŋςοмηiα ¤ Mysterious Legacy
I ¤ N ¤ S ¤ O ¤ M ¤ N ¤ I ¤ A
- The Search of Sleepless Ones [1]
- Mysterious Legacy [Geheimnisvolles Vermächtnis]
»Ich kann eure Stimmen hören... ich höre sie, Tag und Nacht. Sie flüstern mir zu, wenn niemand sonst spricht. Und wenn der Lärm jeden Ruf übertönt, schweigen sie still. Eure Stimmen sagen mir, wohin ich gehen soll. Sie sagen mir, wie ich denken soll. Sie zeigen mir die Welt in der ich lebe so, wie niemand sonst sie sehen würde. Ich höre eurer Geflüster, eure Stimmen, doch ich verstehe eure Worte nicht. Am Tage flüstern sie, ganz leise. Doch in der Nacht schreien sie, schreien aus Zorn und Hass...«
Die Abenddämmerung war eingebrochen. Das letzte Licht der roten Abendsonne beschien sanft das lange, grüne Haar des jungen Mädchens, das mutterseelenallein auf der hölzernen Veranda saß. Nun stand es auf und lehnte sich an das Geländer. Mit leeren Blicken verfolgte es die rotbraunen Blätter, welche auf der Wasseroberfläche des Teiches schwammen. Es schien, als würden sie tanzen. Wieder fiel eines der Blätter in das klare Wasser. Sanfte Wellen breiteten sich langsam über den runden Teich aus.
»Deiri?« Eine sanfte Männerstimme sprach zu ihr.
Das Mädchen reagierte nicht. Der grosse, grünhaarige Mann ging langsam auf sie zu. Als sie noch immer keine Anstalten machte, sie zu ihm umzudrehen, setzte er sich auf eine der hölzernen Bänke und betrachtete sie eine Weile. Er hatte sein mittellanges Haar zu einem Zopf in den Nacken gebunden. Sein Haar war etwas heller als das des Mädchens vor ihm.
»Deiri, es tut mir leid, dass ich zu deinem Geburtstag nicht hier sein konnte. Ich wollte schon längst zurück sein.«
Noch immer reagierte sie nicht auf ihn.
Er wusste, dass sie ihm trotz allem zuhörte, und sprach daher weiter: »Hör zu. Ich mache es wieder gut. Für den Rest der Woche habe ich frei, wir können machen wozu immer du Lust hast!«
Nun endlich drehte das Mädchen, Deiri, den Kopf zu ihrem Vater um. Sie lächelte ihn an und legte den Kopf zur Seite. »Das ist nicht nötig. Immerhin bin ich jetzt sechzehn, ich brauche keine grossen Geburtstagsparties mehr.«
Ihr Vater sah sie enttäuscht an. »Aber ich bestehe darauf. Egal wie alt du jetzt bist, ich möchte dir trotzdem ein Geschenk machen!« Deiri seufzte und liess sich neben ihn auf die Bank sinken. »Wohin soll`s denn gehen?« fragte sie genervt. Ihr Vater grinste breit. »Das werde ich diesmal allein dir überlassen!«
»Das hast du schon oft gesagt, und trotzdem muss ich mich immer nach dir richten!« erwiderte das Mädchen ebenfalls grinsend. Ihr Vater geriet sichtlich in Verlegenheit. Er musste zugeben, dass sie Recht hatte. »Diesmal nicht!« versprach er. »Schliesslich soll es ein Geschenk für dich sein! Also, wohin möchtest du gern?«
Deiri lehnte sich zurück und überlegte ...
Deirdri Callaghan und ihr Vater Gearóid kamen ursprünglich aus Galway in Irland. Doch vor etwa zehn Jahren hatten sie sich in Baton Rouge in der Nähe von New Orleans niedergelassen. Deirdri`s Mutter stammte aus Japan war ein Jahr zuvor bei einem Wohnhausbrand ums Leben gekommen. Gearóid war daraufhin mit seiner Tochter und deren älteren Bruder Loughlin umgezogen, wo Loughlin sich bald eine eigene Wohnung suchte, aber mit der Familie in Kontakt blieb. Deirdri, kurz Deiri, hatte gestern, am 28. Oktober, ihren 16. Geburtstag gefeiert. Doch ihr Vater war, wie so oft bei wichtigen familären Anlässen, geschäftlich verreist. Er machte sich nicht die Mühe nach Ausreden zu suchen, sondern entschuldigte sich meist einfach nur. Deiri sah das alles schon lange nicht mehr so eng und verzieh ihm immer wieder. Und da sie allein mit ihrem Vater in einem anschaulichen Anwesen wohnte, hatte sich zwischen den beiden mehr als nur die übliche Vater-Tochter-Beziehung entwickelt. Sie waren viel mehr: Sie waren die besten Freunde (... haha, was dachtet ihr, was jetzt kommt??? Ein Vater wie ein Kumpel - für viele Leute undenkbar!)
Am Tag darauf fuhr Deiri mit ihrem Vater in einen neuen Vergnügungspark, welcher in der Nähe ihres Wohnorts aufgemacht hatte. Gearóid wunderte sich nicht darüber, denn er hatte sich bereits gedacht, wie der Wunsch seiner Tochter ausfallen würde.
Nachdem sie nun gleich früh morgens los gefahren waren und sich den ganzen Vormittag im Park amüsiert hatten, suchten sie sich einen Ort, um etwas Essen zu können. Auf dem Parkplatz machte Deiri plötzlich Halt und schaute zu einem grossen, hellen Gebäude mit vier Steinsäulen hinüber.
»Dad? Kennst du das Gebäude da drüben?« fragte das Mädchen und deutete in die Richtung. Ihr Vater trat neben sie und betrachtete das steinerne Haus. »Scheint neu zu sein.« sagte er schliesslich. »Ich kenne es nicht. Wir können es uns ja nach dem Essen mal ansehen.«
Während die beiden nun am Tisch saßen und auf ihre Bestellung warteten, sagte Gearóid: »Deiri, ich will mich nochmal dafür entschuldigen, deinen Geburtstag versäumt zu haben. Ich wäre wirklich gern daheim geblieben.« Das Mädchen winkte ab. »Hör` doch auf dich ständig dafür zu entschuldigen. Ich hab doch gesagt ich bin nich böse.« Sie begann zu lächeln.
Auch Gearóid musste lachen. Obwohl Deiri eigentlich sehr nachtragend war, konnte sie ihrem leben Herrn Papa nie wirklich böse sein. Sie wusste ja, dass ihm seine Fehler wirklich leid taten. Gearóid beugte sich nun vor und griff nach einer Tasche. Während er darin wühlte, erklärte er seiner Tochter: »Ich möchte es trotzdem wieder gut machen, nicht nur mit diesem Ausflug.« Er richtete sich wieder auf. In seinen Händen hielt er eine graublaue, achteckige Schatulle mit sonderbaren Schriftzeichen darauf, welche Deiri, als ihr Vater sie vor sie stellte, erst einmal staunend begutachtete.
»In diesem Gefäß befindet sich ein Erbstück deiner Mutter. Sie hatte es gut aufbewahrt und mich gebeten, es dir zum Geburtstag zu schenken, wenn ich denke, dass die Zeit reif ist.« erklärte Gearóid, während Deiri zögern nach dem kleinen Riegel an der Forderseite der Schatulle griff. Sie blickte noch einmal auf, sah ihren Vater fragend an. Doch dieser lächelte sie nur an und nickte.
Sie zog den winzigen Riegel zurück, woraufhin ein leises, klickendes Geräusch zu hören war, und öffnete dann langsam den Deckel. Deiri`s Augen weiteten sich unwillkürlich.
In dieser Schatulle, auf einem kleinen dunkelblauen Samtkissen lag ein wahrhaft antikes Schuckstück, das offensichtlich ein Armreif sein sollte. Es war an unterschiedlichen Stellen verschieden gefärbt, wobei Deiri nicht sagen konnte, ob diese Bereiche wirklich aus dem scheinbaren Material gemacht wurden. Ein Teil war golden, der andere silber, und der mittlere Teil schien aus Kupfer zu sein. Die Oberfläche des Armreifs ziehrten weitere sonderbare Schriftzeichen, und in der Mitte dieser Verziehrungen befand sich ein goldener Kreis, auf dem man vier Phasen des Mondes erkennen konnte.
Deiri betrachtete das wertvolle Stück lange, dann sah sie zu ihrem Vater auf, der noch immer breit grinste. »Dad, das... das kann nicht dein Ernst sein!«
Gearóid beugte sich zu ihr vor und warf ebenfalls einen Blick auf den dreifarbigen Gegenstand. »Ich weiss, du glaubst es wäre zu wertvoll für dich. Aber ich sage dir, dass es gerade wertvoll genug ist!« Deiri`s Blick fiel wieder auf den Armreif. Wunderschön. Er war einfach wunderschön. Sicher erwartete ihr Vater jetzt von ihr, dass sie dieses Schmuckstück auch anlegen würde. Doch das wollte sie nicht. Sie konnte es sich nicht erklären, so schön sie diesen Armreif im ersten Moment auch fand, nun wirkte er plötzlich unheimlich auf sie.
»Stimmt etwas nicht?« fragte ihr Vater nun.
Deiri schreckte auf. »Was? Nein, wieso? Ist doch alles in Ordnung.« - »Gefällt er dir nicht?« - »Doch, doch! Natürlich, ich sagte doch, er ist toll!«
›Ich kann ihn unmöglich annehmen...‹ schoss es dem Mädchen durch den Kopf. ›Aber ich muss! Es ist ein Erbstück der Familie. Ich würde ihn enttäuschen, wenn ich es verweigern würde!‹
Auf Deiri`s besorgtem und nachdenklichen Gesicht breitete sich nun ein Lächeln aus. »Ich danke dir, Dad! Das ist ein wundervolles Geschenk und ich fühle mich geehrt!« Gearóid schaute sie zunächst nur verblüfft an, dann begann auch er wieder zu lächeln. »Na, dann bin ich ja beruhigt!« Er wandte kurz den Blick ab und entdeckte den Kellner auf sie zukommen. »Gut. Jetzt wo das geklärt ist, können wir ja essen!«
Nach dem Essen machten sich Vater und Tochter auf den Weg zu besagtem weissen Gebäude, welches sich auf der anderen Strassenseite befand. Deiri hatte die Schatulle mit dem Armreif sicher in der Tasche verstaut. Sie wollte ihrem Vater gegenüber nicht erwähnen, dass sie diesen Gegenstand fürchtete. Immerhin wusste sie selbst nicht einmal warum.
Langsam stiegen sie die Treppen hinauf bis zu der grossen Eingangstür. Gearóid sah auf und betrachtete das Gebäude noch einmal. »Aha, es ist also ein Museum.«
Deiri verzog das Gesicht. »Na super... ich dachte, hier gibt`s was Aufregendes zu sehen!« Ihr Vater lächelte verlegen. »Naja, aufregend ist es sicher nicht. Aber es kann doch ganz interessant sein...« Deiri musste grinsen. Dort stand ihr Vater, noch auf den Treppenstufen, während sie bereits oben angekommen war, schaute zu ihr hoch und sah aus wie ein kleiner Junge. Ein kleiner Junge, der unbedingt ins Museum wollte und enttäuscht das Gesicht verzieht.
»Okay, okay! Wir gehe mal rein, aber nur weil du so kindisch schaust!«
Gearóid sah sie verwirrt an. Deiri grinste nur und hüpfte zum Eingang, dessen grosse Türen weit geöffnet waren.
»Ob hier was Besonderes ausgestellt wird?« Deiri blieb in der Tür stehen.