Fanfic: Kagomes Kraft 2

bist besonnen, sie ist impulsiv. Ihr beide seid wie Tag und Nacht. Warum sollte ich eine unvollkommene Kopie dir vorziehen?"

Kagomes Seele verharrte und blickte unglücklich auf die Streitenden nieder. Das also sah er in ihr. Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand. Es war das erste Mal, dass Kagome diesen Spruch wirklich verstand.

"Warum willst du dann ihr Leben retten?"

Inuyasha schwieg einen Moment und starrte auf Kagomes blutende Wunde.

"Du dachtest einst, ich hätte dich verwundet. Doch so war es nicht gewesen. Ich war schockiert darüber, dass du so etwas von mir denken konntest. Aber ich konnte mir immer sagen, iie, ich habe das nicht getan. Ich würde das nie tun. Kagome wurde auf die gleiche Art und Weise wie du verwundet, doch diesmal waren es meine Klauen gewesen. Diesmal kann ich nicht sagen, dass ich so etwas nie tun würde."

Er blickte Kikyo wieder an.

"Wenn sie stirbt, ist es meine Schuld. Das kann ich nicht zulassen. Ich werde es nicht zulassen, Kikyo."

Es kam selten vor, dass Kikyo lächelte und wenn sie es tat, erschien es anderen beängstigend.

"Und was willst du tun, Inuyasha? Könntest du mich verletzen um sie zu retten?"

Sein Schweigen sprach Bände. Er konnte rein gar nichts tun um Kagome zu retten.

"Ich bin voller Hass. Alles wovon ich getrieben werde ist Hass, Inuyasha. Ich habe kein Interesse daran, dir eine Seelenqual zu ersparen. Ich werde sie töten, daran kannst du nichts ändern."

Mit einem Satz hatte er sie wieder an den Armen gefasst. Kikyo sah zu ihm auf.

"Wozu? Du könntest deinen Frieden erlangen, wenn du einsiehst, dass sie die Chancen erhält, die du haben wolltest."

Wieder erschien Hass in ihren Augen.

"Ich musste in ihrem Alter sterben. Mir hat keiner irgendeine Möglichkeit gelassen."

Inuyasha fluchte laut.

"Sie hat dir nie etwas getan. Lass sie in Ruhe, Kikyo."

Kikyo machte sich von ihm los und ging zu Kagome hinüber. Sie blieb vor dem leblosen Körper stehen und betrachtete ihn. Ihr Blick verweilte auf der Wunde.

"Hass ist ein Gefühl, dass man nie wieder loswird, Inuyasha. Es verfolgt dich selbst im Tod. Mein Hass rührt von der Ungerechtigkeit dieser Erde. Ich habe sterben müssen wegen eines Juwels, der nur Böses nach sich zieht. Ich war nicht in der Lage dich zu töten, also wollte ich dich ewig schlafen lassen. Wenn ich sterben musste, hattest du auch kein Recht weiterzuleben."

Inuyasha starrte in die Ferne. Kagome betrachtete Kikyo. Sie erschien ihr jetzt so ruhig und doch wusste sie, dass unter dieser Fassade ein tiefer alles verzehrender Hass brodelte.

"Doch dann kam dieses Mädchen. Meine Wiedergeburt. Gerade sie hätte instinktiv wissen sollen, dass sie den Bann nicht hätte lösen dürfen."

Sie drehte sich zu Inuyasha herum und betrachtete seinen Rücken.

"Doch sie hat es getan. Sie hat dir dein Leben zurückgegeben. Und es ging noch weiter. Sie war der Grund, warum es möglich gewesen ist mich wiederauferstehen zu lassen. Das alles hätte nie passieren dürfen. Sie hat die Welt auf den Kopf gestellt. Und als wäre das nicht schlimm genug, hat sie mir meine Seele wieder weggenommen und mich als dieses etwas zurückgelassen."

Kagome lauschte stumm ihren Worten. Wut begann in ihr zu kochen. Sie war keine Wiedergeburt. Wann würden sie das endlich einsehen?

"Doch soll ich dir sagen, was den tiefsten Hass in mir verursacht hat?"

Inuyasha fuhr herum und sah Kikyo an. Wollte er das wirklich hören? Er musste Kagome beschützen, doch all seine Worte hielten Kikyo nicht auf. Und sie hatte Recht. Er würde sie nie verletzen können.

"Ich dachte, du hättest mich verwundet. Ich war bereit es blind zu glauben. So groß war mein Vertrauen in dich. Wir beide waren nicht fähig zu vertrauen, Inuyasha. Doch sie …" Ihr Blick wanderte zurück zu Kagomes Wunde. "… sie hat sich nichts eingebildet. Sie wusste, dass du sie verwundet hast."

Inuyasha brauchte nicht mehr zu hören. Er wusste, was folgen würde. Richtig, Kikyo hatte nie daran gezweifelt, dass er sie angegriffen hatte, so wenig wie er daran gezweifelt hatte, dass sie auf ihn geschossen hatte. Kagome dagegen …

Nun, Kagome brauchte nicht zweifeln, denn diesmal war er schuldig. Und dennoch war sie auf der Suche nach ihm gewesen. Sie hatte darauf vertraut, dass er sie nicht noch einmal verletzen würde. Vermutlich hatte sie auch daran geglaubt, dass er sie nie absichtlich verletzt hatte. Bei dieser Erkenntnis wurde ihm warm ums Herz.

Sein Blick wanderte zurück zu Kagome. Chikuso, er musste irgendetwas tun.

Kagome hatte längst verstanden, was der Auslöser für Kikyos Hass auf sie war. Sie war wütend darüber, dass Kagome in der Lage war, Inuyasha zu vertrauen. Dass sie ihn dazu gebracht hatte, ihr zu vertrauen. Denn wenn er nicht darauf vertrauen würde, dass sie ihm verzieh, wäre er längst nicht mehr hier. Kikyo hasste es, dass Kagome in der Lage war ein besserer Mensch zu sein. Diese Tatsache gab ihr ein kleines Hochgefühl. Doch das Gefühl wurde getrübt, als sie sah, wie Inuyasha nach Kikyos Hand griff.

"Sie wird nie ein besserer Mensch sein als du, Kikyo. Sie ist du. Alles was sie ausmacht, hat sie von dir. Denn es ist deine Seele, die in ihr lebt."

Die Wut, die bereits zuvor in Kagome angefangen hatte zu brodeln, begann zu kochen. Sie war nicht nur eine Wiedergeburt. Sie war ein eigenständiger Mensch. Sie hatte rein gar nichts mit Kikyo gemein. Sie war nicht bloß eine billige Kopie von einem anderen Menschen. Sie war Kagome. Nicht mehr und nicht weniger.

"Ich hasse, was sie ist. Ich hasse, wer sie ist. Ich hasse, dass sie lebt." Kikyos Blick haftete auf Inuyashas Gesicht. "Ich hasse, dass sie liebt." Sie blickte zurück zu Kagome. "Ich hasse, dass sie mein Leben lebt. Und deswegen werde ich es beenden. Sie wird keinen Tag länger leben als ich." Ihre Stimme war lauter geworden, als sie nach ihrem Bogen griff. Inuyasha hielt ihre Hand fest.

"Kikyo!"

Mit ihrer Macht stieß sie ihn zurück. Sie spannte den Bogen und zielte auf Kagomes Herz.

"Shin-e!"

Der Pfeil setzte sich in Bewegung. Kagome sah zu wie er sich langsam auf ihren Körper zu bewegte. Was bildete sich dieses Weib eigentlich ein? Sie war nicht die Wiedergeburt dieser Frau. Sie war ein eigenständiger Mensch. Sie ließ sich nicht einfach zu einer bloßen Kopie degradieren. Nicht solange sie lebte. Es war ihre Seele. Kikyo sollte sich eine andere besorgen. Kagome fühlte etwas in sich geschehen. Etwas schien zu erwachen.

"Ich bin nicht bloß eine Wiedergeburt."

Kikyo riss ungläubig die Augen auf. Hatte das Mädchen gesprochen? Sie sollte längst nicht mehr fähig sein, sich zu äußern oder zu bewegen. Inuyasha spitzte die Ohren, hatte Kagome wirklich gesprochen. Chikuso, wie hatte es so weit kommen können? In so kurzer Zeit war er bereits zweimal machtlos der Tatsache ausgeliefert, dass er Kagome nicht rechtzeitig retten konnte. Doch dieses Mal half ihm auch seine Verwandlung nicht mehr.

"Kagome!", schrie er.

Dieser Schrei ließ die seltsame Macht in Kagome noch mächtiger werden. Verflucht sollte Kikyo sein. Wie kam sie auf die Idee, Kagome würde sich einfach so von ihr umbringen lassen? Kagome fühlte den Schmerz in ihrem Bauch wieder. Sie roch das Blut, das ihren Rock durchtränkte. Sie fühlte, wie man ihr die Energie entzog. Das alles nahm sie wieder wahr. Sie stöhnte leise.

"Bloß eine Wiedergeburt!", hallte es in ihrem Kopf nach.

Mit einem Ruck öffnete Kagome ihre Augen. Ein Licht begann aus ihr selbst zu strahlen. Ihre Arme waren von den Seelenfängern noch gefangen. Mit all ihr zur Verfügung stehenden Macht riss Kagome ihre Arme hoch und zerfetzte dabei die Seelenfänger.

"Ich …"

Sie richtete sich auf.

"bin…"

Ihr Blick heftete sich auf eine sichtlich überraschte Kikyo.

"nicht…"

Das Licht wurde greller und schien sich in ihrer Brust zu binden.

"nur…"

Kagome streckte die Arme gerade nach vorne und verschränkte ihre Hände ineinander.

"eine…"

Die Macht in ihr begann zu pulsieren. Ihre Haare wurden wie von einem Wind nach oben geweht. Sie schloss für einen Moment die Augen um die Macht unter Kontrolle zu bringen. Schließlich öffnete sie wieder ihre Augen und sah Kikyo wütend an.

"Wiedergeburt!", schrie sie und riss ihre Arme weit auseinander. Dadurch schien sich eine Schranke zu lösen, das gleisendgelbe Licht schoss mit brachialer Gewalt nach vorne und schleuderte den sich ihr nähernden Pfeil weit weg.

Sowohl Inuyasha als auch Kikyo waren für einen Moment sprachlos.

Schließlich befestigte Kikyo ihren Bogen wieder auf dem Rücken und sah Kagome emotionslos wie immer an.

"Das spielt keine Rolle mehr." Damit drehte sie sich um und verschwand im Dunkel der Wälder. Kagome sah ihr nach. Die Macht, die eben noch in ihr gewütet hatte, war verschwunden. Sie fühlte sich wieder matt und müde. Ihre Beine konnte sie nicht mehr spüren. Ihr Bauch war längst taub. Sie drückte kurz ihre Hände auf den blutdurchtränkten Verband. Als Kagome sie dann betrachtete, waren sie blutig. Sie blickte zu Inuyasha und brachte ein müdes Lächeln zustande.

„Gomen nasai!“ Das letzte was sie wahrnahm, war Inuyashas verwirrter Gesichtsaudruck.





Inuyasha reagierte schnell genug um sie aufzufangen. Zu verwirrt war er noch über das gerade Geschehene.
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