Fanfic: Geliebter Dämon
die Dunkelheit hinein.
"Nani?" Die Verärgerung war ihm deutlich anzuhören.
"Die Dämonen …" Sie brach ab. In ihrem Kopf überschlugen sich plötzlich alle Gedanken. Sie musste erst einmal Ordnung dort hineinbringen. Schließlich sprach sie weiter.
"Sie sind alle verschwunden."
"Und weiter?" Offenbar war ihm das wirklich nicht neu. Nun, das hätte sie auch sehr überrascht.
"Weißt du warum das so ist?"
Schweigen legte sich über die Höhle. Sie fragte sich, ob er gegangen war, denn kein Geräusch drang mehr zu ihr durch. Und doch fühlte sie dass er hier war. Wie konnte es sein, dass sie allein seine Anwesenheit plötzlich wahrnehmen konnte?
"Hai!", meinte er schließlich und das Gefühl verließ sie. Sie war allein. Und das war nun wirklich nichts Neues für sie.
Rijan erwachte mit einem erstickten Schrei. Fahrig fuhr sie sich mit den Fingern durch ihr verworrenes Haar. Ihr Atem ging viel zu schnell, ihre Haut war verschwitzt. Ein Albtraum, nur ein Albtraum. Das musste sie sich nur oft genug sagen. Doch das beklemmende Gefühl des Traumes, ließ sich einfach nicht abschütteln. Was war es gewesen, dass sie hatte aufwachen lassen? Sie wusste es nicht mehr. Der Traum war nicht mehr greifbar. Rijan stellte erleichtert fest, dass sie sich besser fühlte. Die Übelkeit blieb aus. Das Kopfweh hatte nachgelassen. Langsam stand sie auf und machte ein paar unsichere Schritte. Frische Luft. Das war es was sie nun brauchte.
Sie verließ die Höhle und atmete tief durch. Das tat gut. Sie blickte sich um. Es war zu dunkel um wirklich etwas zu erkennen. Ihr Blick blieb an einem ihr wohl vertrauten Dämon hängen. Er sah sie nicht an, starrte stattdessen in die Dunkelheit. Zuerst dachte sie er würde sich konzentrieren um Gefahr auszumachen, doch dann sah sie wie angespannt er wirklich war. Sein Kopf wandte sich langsam ihr zu.
"Baka, warum seid ihr Menschen immer so unvernünftig?" Die Explosion kam unerwartet und sie wich erschrocken einen Schritt zurück. Natürlich konnte es nur Rijan passieren, dass sie dabei vergaß, wie dicht sie dem Abgrund bereits gewesen war. Sie trat erneut ins Leere und ruderte heftig mit den Armen um ihr Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sesshoumaru stieß eine undeutliche Verwünschung aus, griff unsanft nach ihr und beförderte sie zurück auf den festen Boden. Ohne weiter auf ihre Wünsche einzugehen, packte er ihr Handgelenk und zog sie schnellen Schrittes zurück in die Höhle. Drinnen blieb er stehen, versetzte ihr einen Stoß und wollte wieder gehen. Rijan landete unsanft auf ihrem Hintern. Missmutig sah sie ihm nach.
"Für jemanden, der gerade zum zweiten Mal mein Leben gerettet hat, benimmst du dich sehr unfreundlich.", erklärte sie verärgert.
"Dritten Mal.", verbesserte Sesshoumaru sie. Rijan sah ihn mit großen Augen an. Hatte er eben wirklich zugegeben, ihr Leben gerettet zu haben?
"Bitte?", hackte sie verwirrt nach.
"Ich habe dir nicht dein Leben gerettet. Du standest lediglich in meinem Weg.", erklärte er hochmütig. Immerhin war er stehen geblieben.
"Ach wirklich? Und wie bitte schön kann ich dir im Weg stehen, wenn ich einen Abhang hinunterstürze?" Sie zog eine Augenbraue hoch und war wirklich auf seine Antwort gespannt. Als jedoch keine kam, fuhr sie fort: "Wolltest du vielleicht vor mir springen?" Sesshoumaru gab einen schnaubenden Laut von sich und wollte wieder die Höhle verlassen.
"Arigato.", rief sie ihm nach. Sesshoumaru wirbelte herum und sah sie aus finsteren Augen an. Offensichtlich wollte er sie einschüchtern, doch zu Rijans Überraschung gelang ihm das nicht.
"Für einen Dämon reagierst du momentan ziemlich emotional.", stellte sie trocken fest. Rijan entdeckte, dass es ihr durchaus Spaß machte, ihn aus der Reserve zu locken. Und noch viel faszinierender war, dass sie das auch schaffte.
Er knurrte leise. "Dämonen haben keine Gefühle."
Rijan stand auf und klopfte sich den Staub von ihrem Hosenboden.
"Gefühle sind kein Vorrecht von Menschen. Du kannst hassen. Das ist auch ein Gefühl."
Sesshoumarus Mine wurde wieder so gelassen wie eh und je.
"Ich hasse nicht."
"Doch du hasst Menschen."
Er schüttelte seinen Kopf.
"Ich hasse keine Menschen. Sie sind mir lediglich egal."
Langsam ging sie auf ihn zu und blieb schließlich vor ihm stehen.
"Es war dir aber offensichtlich nicht egal, ob ich sterbe oder nicht."
Sesshoumaru schüttelte nur seinen Kopf, drehte sich um und verließ die Höhle. Rijan folgte ihm.
"Ich glaube ich habe keine Antwort bekommen. Wie konnte ich dir im Weg sein, wenn ich hier drohte herunterzufallen?"
"Du hättest geschrieen und das hätte mich gestört.", erklärte er unwillig. Rijan lachte nur.
"Du hast doch Gefühle.", stellte sie belustigt fest. Vermutlich sollte sie sich nicht über ihn lustig machen. Nach wie vor war Sesshoumaru ein Dämon und nach wie vor konnte er sie jederzeit hier herunterstoßen. Dennoch wusste sie irgendwie, dass er es nicht tun würde.
"Dein Vater war doch auch ein mächtiger Dämon, oder?" Sesshoumaru antwortete nicht. Rijan jedoch wollte nicht locker lassen.
"Wenn mich dein Bruder richtig informiert hat, muss dein Vater wohl eine Menschenfrau geliebt haben."
Für den Bruchteil eines Momentes schoss Blut in Sesshoumarus Augen. Doch es verschwand gleich wieder.
"Mein Vater war alt und offensichtlich schwachsinnig."
Das war auch eine Art die Dinge zu sehen. Rijan beschloss das Thema ruhen zu lassen. Es gab Wichtigeres zu besprechen.
"Du weißt, dass die anderen Dämonen beschlossen haben, dich aus dem Weg zu räumen."
Er sah sie kurz an, sagte aber nichts dazu. Wut erwachte nun in Rijan. Sie war vollkommen irrational und doch konnte sie sie nicht verhindern.
"Warum zum Teufel versteckst du dich dann nicht? Bist du lebensmüde?" Sie blickte den Abhang hinunter.
"Nun, vielleicht wolltest du ja wirklich springen." Ein Knurren kam als Antwort. Ja sicher, das hatte sie auch nicht angenommen. Aber er machte sie wütend. Wie konnte er hier so unbeteiligt herumstehen, wenn doch offensichtlich gerade sein Todesurteil besiegelt wurde?
"Ich glaube du verstehst nicht, was hier gerade geschieht.", setzte Rijan von neuem an. Sesshoumaru unterbrach sie mit einer Handbewegung.
"Du bist eine Dämonenjägerin, oder?"
Rijan nickte.
"Deine Aufgabe ist es mich zu töten. Warum also sorgst du dich um mein Leben?"
Rijan schwieg. Warum eigentlich? Nun, sie hätte gerne behauptet, es läge nur daran, dass sie eine derartige Aktion unfair fand. Doch wenn sie ehrlich war, hatte sie auch sehr viele Dämonen auf nicht gerade faire Art vernichtet. Es sollte ihr wirklich egal sein, was aus diesem einen Dämon wurde. Es konnte ihr auch egal sein. Doch die einfache Wahrheit war, dass es ihr eben nicht egal war. Sie sah ihn an. Bemerkte wie er ihr Gesicht musterte.
"Sag mir erst, warum du dich nicht in Sicherheit bringst.", verlangte sie. Sie wusste selbst, dass dies ein miserables Ablenkungsmanöver war.
"Wozu? Ich weiß was geschehen wird. Es macht keinen Sinn sich zu verstecken. Das tut nur ihr Menschen. Es ist das Gesetz der Natur, Rijan, dass nur die Stärkeren überleben. Dagegen anzugehen ist Unsinn."
Rijan wurde schwer ums Herz, als ihr klar wurde, dass Sesshoumaru wohl hoch erhobenen Hauptes zu seiner eigenen Hinrichtung gehen würde. Und noch etwas anderes wurde ihr klar. Er hatte Recht. Er war ein Dämon. Sehr viele andere Dämonen hatten beschlossen ihn zu vernichten. Es gab keinen sicheren Ort für ihn. Weglaufen war nichts, dass zu ihrem Sesshoumaru passte. Ihrem? Rijan wurde zusehends verwirrter.
"Menschen.", meinte er kopfschüttelnd und ging ein paar Schritte weiter. Rijan stand nach wie vor da und starrte auf seinen Rücken.
"Ich werde das nicht zulassen.", erklärte sie schließlich entschieden. Er drehte leicht seinen Kopf. Sie konnte die Zeichen auf seiner Wange erkennen.
"Und wie willst du das verhindern. Es gibt hier keinen Platz für dich, Rijan. Geh nach Hause."
Sie sah wie er weiter ging. Entschlossen folgte sie ihm. Sie würde diesen verflixten Dämon zur Vernunft bringen. Wie sie das tun wollte, wusste sie freilich nicht. Auch wusste sie nicht, wie sie eine Horde Dämonen von ihren Plänen abhalten sollte. Und dennoch unversucht würde sie nichts lassen. Doch das war alles bevor er erneut sprach.
"Stopp!", sagte er gebieterisch. Rijan sah ihn perplex an. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Was glaubte er, wer sie war? Er konnte mit ihr nicht wie mit einem Hund sprechen. War er wirklich der Meinung, er müsste nur Stopp sagen und schon würde sie anhalten? Ärger wallte erneut in ihr auf. Doch es war Wut auf sie selbst. Denn noch während sie sich über dieses eine Wort aufregte, bemerkte sie wie sie tatsächlich angehalten hatte.
"Du gehst jetzt auf der Stelle nach Hause.", sagte er bestimmt. Rijan sah ihn ungläubig an. Er konnte ihr nichts befehlen. Doch dann flackerte mörderische Wut in seinen Augen auf. Er packte sie am Hals und grub seine Klauen in ihre Haut. Nicht tief, aber doch so, dass sie anfing zu bluten. Seine Augen hielten ihren Blick gefangen.
"Geh nach Hause!", erklärte er