Fanfic: Geliebter Dämon
mit Nachdruck. Dann ließ er sie los. Rijan war so schockiert, dass sie mutlos auf den Boden sank. Sie saß im Staub und fasste sich an den Hals. Blut floss über ihre Finger. Aus großen Augen sah sie ihm nach.
"Verschwinde! Das ist kein Ort für kleine Mädchen, Rin."
Damit sprang er elegant in die Luft und verschwand. Rijan jedoch starrte blicklos ins Leere. Blut floss ihren Hals entlang. Sie schmeckte ihr eigenes Blut, als sie ihren Mund mit ihren Fingern berührte. Doch das alles nahm sie kaum wahr. In ihrem Kopf hallte nur immer wieder ein Name nach: RIN!
Rijan hatte ihre liebe Mühe damit, den Berg, auf dem sie gewissermaßen festsaß, wieder zu verlassen. Sie konnte von Glück sagen, dass sie als Dämonenjägerin immerhin sehr gelenkig und sportlich war. Anders hätte sie den nicht gerade ungefährlichen Abstieg wohl nicht ohne weiteres geschafft. Sie fluchte herzhaft, als sie erneut mit dem Fuß abrutschte. Ihre Finger krallten sich schmerzhaft um den harten Stein. Verflucht sollte er sein. Wie hatte Sesshoumaru sie nach Hause schicken können ohne an die Tatsache zu denken, dass es für sie ein Ding der Unmöglichkeit war, einen Berg zu verlassen, der offenbar keinen für Menschen geeigneten Weg hatte. Klar, wenn man mehr oder weniger die Schwerkraft überwinden konnte wie ein gewisser Dämon, dann war es natürlich ein leichtes einfach mal Berge zu besuchen, die noch vollkommen in der Hand der freien Natur waren. Rijan schaffte auch das letzte Stück noch und stand schließlich mit leicht wackeligen Beinen auf dem Boden. Sie blickte ein letztes Mal hinauf und beinahe wäre ihr schlecht geworden. Himmel, war sie verrückt geworden, vollkommen ungesichert hier herunterzuklettern? Nun, anders jedenfalls konnte sie es sich nicht erklären. Sie amtete tief durch und blickte sich dann um. Wo zur Hölle war sie hier eigentlich?
„Wenn ich dich in die Finger kriege …“, meinte sie deutlich verärgert. Vorsichtig massierte sie ihre Finger. Sie sahen verschrammt aus und waren teilweise aufgekratzt, aber es war nichts weiter Schlimmes.
Rijan seufzte und machte sich dann auf den Weg. Sie ging anfangs sehr langsam. Sie brauchte Zeit um zu verarbeiten, was geschehen war. Er hatte sie also längst erkannt. Nun, warum hatte er dann nichts gesagt? Sesshoumaru hatte noch nie zu den Menschen gehört, die auf alberne Spielchen eingingen. Und vermutlich lag da der Hund begraben. Einen Moment lang konnte Rijan sich ihr Kichern nicht verkneifen. Die einfachsten Aussagen bekamen einen furchtbar komischen Beigeschmack, wenn man es mit einem Hundedämon zu tun hatte. Doch der Moment verging und Rijans Nachdenklichkeit kehrte zurück. Richtig, Sesshoumaru war kein Mensch. Ungeachtet der Tasche, dass er eigentlich wie einer aussah, hatte Sesshoumaru überhaupt nichts Menschliches an sich. Und eigentlich gab es auch einen einfachen Grund warum Sesshoumaru nichts über Rijans Namen gesagt hatte. Es war unwichtig! Er wusste wer sie war, sie wusste es. Ein neuer Name änderte noch lange nicht die ganze Person. Rijan hätte das vor kurzem vermutlich noch lautstark bestritten, doch die vergangenen Tage, die Zusammentreffen mit Sesshoumaru hatten sie deutlich fühlen lassen, dass sie eben kein neuer Mensch geworden war. Da waren immer noch Gefühle, die sie an das kleine Mädchen erinnerten, das sie einst gewesen war. Gefühle die ihr kein bisschen in den Kram passten. Rijan blieb stehen und setzte sich auf einen kleinen Felsen. Sie starrte auf ihre Füße und ließ sich von dem Gefühl überwältigen, dass sie dort oben auf dem Felsen in seinen Armen verspürt hatte. Dieser eine Moment, als sie nicht gewusst hatte, wo oben oder unten gewesen war, wo sie beinahe das Bewusstsein verloren hatte, dieser eine Moment, als er sie in seine Arme genommen hatte und sie sich nur noch absolut sicher und wohl gefühlt hatte. Dieses Gefühl war selbst jetzt noch derartig intensiv, dass sie eine Gänsehaut bekam. Einen Moment schloss sie ihre Augen und das Gefühl verstärkte sich. Sie glaubte beinahe seine Wärme fühlen zu können, seinen Geruch wahrzunehmen. Ein seltsames Geräusch beendet ihre Tagräume. Es dauerte bis sie begriff, dass es ihr eigener Schluchzer war, der ungewohnt in ihren Ohren geklungen hatte. Erschrocken öffnete sie die Augen und fühlte im gleichen Moment wie sie anfingen zu brennen. Rijan schüttelte vehement ihren Kopf. Sie würde nicht weinen, doch schon bald ergoss sich ihr Kummer in einem waren Tränenfluss. Sie schluchzte und weinte, solange bis sie vollkommen leer war.
Was hatte er nur mit ihr gemacht? Gab es vielleicht Kräfte, die dieser Dämon beherrschte, von denen sie keine Ahnung hatte? Doch Rijan wusste nur zu gut, dass das reichlich wenig mit ihm zutun hatte. Es war sie selbst, die all das verursachte. Schwerfällig stand sie auf und ging weiter. Sie achtete auf kleine zertretene Äste, auf Fußspuren, auf alles, was sie ihrem Ziel näher brachte.
Es dauert ganze zwei Tage bis sie Sesshoumaru eingeholt hatte. Als sie ihn fand, stand er schweigend am Ufer eines Flusses, den Kopf in den Nacken gelegt, mit geschlossenen Augen. Er lauschte auf etwas, da wir sie sich sicher. Doch im Moment war ihr das egal. Ohne groß darüber nachzudenken, trat sie an seine Seite. Sie hatte erwartet, dass er zumindest kurz über ihr Auftauchen erschrocken sein würde, doch er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Um genau zu sein reagierte er gar nicht. Rijan blieb an seiner Seite und starrte wie gebahnt auf sein Gesicht. Schließlich öffnete sich kurz ein Auge und er musterte sie flüchtig.
„Halte die Luft an.“, meinte er knapp und noch bevor in Rijan Ärger erwachen konnte, tat sie tatsächlich was er sagte. Sie benahm sich langsam wirklich wie ein folgsames Schoßhündchen. Erneut blieb ihr die Komik dieser Aussage nicht verborgen und sie hatte größte Mühe nicht wieder in großes Gelächter auszubrechen. Mit hoch gezogenen Mundwinkeln und nicht atmend stand sie neben Sesshoumaru und wurde das absurde Bild eines Schoßhündchens nicht mehr los. Ob er so als Kind gewesen war? Um genau zu sein konnte sie sich kein bisschen vorstellen wie er als Kind gewesen war. Vielleicht war er ja auch nie eines gewesen. Was wusste sie schon groß von Dämonen. Sie wusste lediglich wie man sie vernichtete, das war um genau zu sein wirklich wenig. Und wie sich neuerdings herausstellte wusste sie anscheinend selbst das nicht mehr.
Sesshoumaru schüttelte seinen Kopf und senkte ihn dann wieder, ein unwirscher Blick traf den ihren. Rijan war wirklich nahe dran zu ersticken, als er sich endlich herabließ ihr das Atmen wieder zu genehmigen.
„Meine Güte, atme, bevor du blau anläufst und umfällst.“ Nun ja, eine Genehmigung war das nicht gerade, aber Rijan japste dankbar nach Luft und fragte sich doch gleichzeitig, warum sie nicht einfach selbst wieder angefangen hatte zu atmen.
„Menschen!“, meinte er knapp und ging ein paar Schritte.
„Sagte ich dir nicht, du sollst nach Hause gehen?“, erinnerte er sich plötzlich. Er drehte sich um und sah sie abwartend an. Offenbar erwartete er eine Begründung für das Nichtbefolgen seiner Anweisungen. Nun ja, eigentlich war es ja doch eher ein Befehl gewesen.
„Hai ...“, setzte sie an doch bevor sie weiter sprechen konnte, legte sich ein Schleier der Erkenntnis über Sesshoumarus Augen.
„Verstehe!“, meinte er schlicht und drehte sicher wieder weg. Rijan wollte gerade fragen, was genau er eigentlich verstand, da tauchte auch schon Jaken aus dem Gebüsch auf und sah seinen Meister an.
„Bring sie aus dem Wald.“
Jaken schenkte ihr einen missbilligenden Blick
„Das ihr Menschen auch so einen schlechten Orientierungssinn habt.“, schimpfte er, während er ohne auf sie zu achten voraus trottete. Sesshoumaru sah sie kurz an und ging dann in die andere Richtung. Rijan blieb unschlüssig stehen. Nein, das war es nicht, was sie hierher geführt hatte. Sie konnte, auch wenn sie nicht wusste, wo genau sie war, immer noch alleine nach Hause finden. Nach Hause? Rijans Herz setzte einen Moment aus und schlug dann umso heftiger. Zögernd ging sie Sesshoumaru nach. Doch bald blieb sie wieder stehen.
„Hai du sagtest, ich sollte nach Hause gehen.“, sagte sie leise. Sesshoumaru blieb immerhin stehen. Das war für seine Verhältnisse schon beinahe eine Aufforderung weiterzusprechen.
„Nun, mein Zuhause ist bei dir.“, erklärte sie leise und blickte angestrengt auf den Boden. Die Wahrheit ihrer Worte begriff sie in dem Moment, als sie sie aussprach. Im ersten Moment erstaunte sie diese Erkenntnis, doch dann wurde ihr klar, dass sie das eigentlich schon immer gewusst hatte.
Rijan wartete auf eine Reaktion, doch als diese ausblieb, sah sie wieder auf und direkt in Sesshoumarus Gesicht. Sie konnte nicht sagen, ob sie da tatsächlich eine Gefühlsregung sah, oder ob es bloß der Schatten war, der auf seinem Gesicht verweilte.
„Tatsächlich?“, fragte er gelangweilt nach.
Rijan nickte, runzelte jedoch die Stirn.
„Und wann genau ist dir das aufgegangen? Als du damals weggelaufen bist oder doch eher während du versucht hast, mich umzubringen?“ Nun diesmal war sie sich sicher. Verhaltene Wut klang in seinen Worten mit.
Rijan ging einen Schritt auf ihn zu. Ihre Selbstsicherheit kehrte zurück. Offen sah sie ihm ins Gesicht.
„Ich wusste das schon immer. Wir Menschen …“, sie schenkte ihm einen ironischen Blick. „… wollen nur nicht immer wahrhaben, was doch offensichtlich ist.“
Er