Fanfic: Schwarzes Schicksal - No. 6

schüttelte die Faust in Richtung Pendel. „Was willst du? Hä! Sag schon! Was willst du? Glaubst du, du machst mir Angst? Komm doch! Versuch dein Glück!“ Als erwarte er einen Angriff stellte sich Vegeta in Position und wartete. Ruhig schwang das Pendel weiter. Rechts, links, rechts, links. Endlos wie die Zeit und von einer Energie getrieben, die er weder sehen noch spüren konnte. Schließlich bemerkte Vegeta seine Narrheit und strich sich mit der Hand durch das Haar. „Was mach ich hier? Werde ich verrückt?“, flüsterte er sich selbst zu. Seine Augen fanden die nächste Tür. Ohne darüber weiter nachzudenken, rannte er dahin zurück und stieß sie auf.

Wieder stand er im Palast, diesmal im privaten Trainingsraum der königlichen Familie. Selbstsicher und durch anscheinend nichts zu beeindrucken stand sein jüngeres Ich, ungefähr im Teenageralter, auf der Matte und schien zu warten. Vegeta erinnerte sich, dass er damals eine Prüfung abzuleisten hatte.

Die Tür schwang auf und ein kleiner, schmächtig wirkender Saiyajin trat ein. Vegeta jr. sah erst etwas verdutzt aus und begann dann schallend zu lachen. „Du bist mein Prüfer?“, und er lachte weiter. Der Andere musterte ihn ruhig und nickte. „Ja, junger Prinz, das bin ich. Nur was amüsiert Euch so?“ Vegeta bezwang sich und meinte arrogant: „Du bist doch kein Gegner für mich.“ Der Saiyajin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „So? Nicht? Na dann, beweist es, Majestät. Greift an.“

Vegeta ließ sich nicht lange bitten und stürzte sich auf den kleineren Saiyajin, aber seine Faust traf ins Leere. „Majestät, wo schlagt ihr hin? Ich bin hier.“, erklang es nicht ohne Amüsement in der Stimme hinter dem Prinzen, welcher herumwirbelte und etwas perplex den Alten anstarrte. Die prinzlichen Augenbrauen fanden derweil ihren Weg zueinander, wodurch sich die ohnehin schlitzigen Augen noch weiter verengten. Wütend startete der Heißsporn einen neuen Angriff, der wieder ins Leere traf. Dieses Spielchen trieb der Prüfer eine ganze Weile mit seinem Prüfling, dann wich er mit einem Mal nicht mehr ganz aus, sondern duckte sich nur unter dem Schlag des Prinzen hinweg und hieb ihm seinerseits die Faust in den Magen. Vegeta ging in die Knie, Vegeta der Ältere konnte nur mit dem Kopf schütteln. Was war er nur für ein lausiger Anfänger gewesen?

Der hochwohlgeborene Teenager hatte sich wieder aufgerappelt und verlegte sich jetzt vom blindwütigen Schlagen zum Nachfragen. „Wieso kann ich dich nicht treffen, Alter?“ Der Prüfer lachte. „Zunächst, junger Prinz, nennt mich bitte Meister Sak‘tu.“ Vegeta starrte böse vor sich hin, ging aber dann darauf ein. „Schön, Sak’tu-sama. Also, wie machst du das?“ Sak’tu kicherte. „Nun, mein Prinz, Ihr arbeitet nur mit der Faust, nicht mit dem Kopf. Euer Kopf weiß nicht, was Eure Faust tut und umgekehrt. Ihr könnt mich nur treffen, wenn ihr Eure Schläge vorausplant. Es nützt nichts einfach ins Blaue zu schlagen, ihr braucht ein Ziel. Trainiert darauf und dann sehen wir uns wieder. Bis dahin, gilt die Prüfung als nicht bestanden.“ Sak’tu machte auf dem Absatz Kehrt und ließ seine prinzliche Hoheit etwas verdattert stehen.

Über dem Trainingsraum, hinter einem Beobachtungsfenster stand Vegeta Oû und sah sich das ganze Schauspiel mit wachsendem Unwillen an. Sein Sohn war unfähig einen alten Mann zu besiegen. Auch das dieser Alte einmal zu den besten Elitekriegern gehört hatte, machte dieses Versagen nicht weniger schlimm. Energisch machte er Kehrt und stieg hinunter in den Trainingsraum, wo sein Sohn noch immer herumstand.

„Vegeta!“ Die Stimme des Königs zerschnitt geradezu die Luft in dem kleinen Raum. Der Prinz fuhr herum und fand sich im nächsten Moment mit schmerzender Wange an der Wand wieder. Die Ohrfeige hatte ihm für einen Moment die Sinne geraubt, aber schließlich fand er sich wieder und sah zu seinem Vater auf, der sich drohend vor ihm aufbaute. Eine stählerne Faust packte des Prinzen Kragen und zerrte ihn brutal auf die Beine. „Steh auf, wenn ich mit dir rede!“

Vegeta Oû ließ seinen Sohn los, der nun mit dem Rücken zur Wand nur noch wenige Ausweichmöglichkeiten hatte. „Was bist du nur für ein miserabler Kämpfer? Eine Schande für deine Familie!“ Vegeta öffnete den Mund, um sich zu verteidigen, aber der König ließ es nicht zu. „Schweig! Du wirst an dir arbeiten! Noch einmal wirst du nicht durch diese Prüfung fallen! Haben wir uns verstanden? Wage es nicht mir ohne dieses Abzeichen unter die Augen zu treten, denn dann bist <i>du</i> nicht <i>mein</i> Sohn!“, damit wandte er sich ab, verließ den Trainigsraum und einen etwas geknickten Vegeta Ouji.

Vegeta der Ältere starrte seinem Vater nach. Hatte er das damals wirklich so gesagt? Aber das Abzeichen hatte er später erhalten, doch was wäre gewesen, wenn nicht? Hätte sein Vater ihn wirklich verstoßen? Das hätte er nie tun können! Er war sein einziger Sohn! Aber hatte er das damals gewusst? Ein Blick auf sein jüngeres Alter Ego und er erkannte, dass dem wohl nicht so war.

Wieder zerrte es an ihm, Vegeta wurde weg gerissen aus dem Trauma seiner Teenagerzeit. Die Tür schlug hinter ihm zu und verschwand. Vegeta saß wieder auf dem schwarzen Nichts seines Gefängnisses und hatte irgendwie das Gefühl, hier nie wieder raus zu kommen. Er starrte das Pendel an und entspannte sich. +~+



Vegeta Oû und Ilea saßen gemeinsam an der Stirnseite einer langen Tafel, vor ihnen hatten Diener und Sklaven Berge an feinen Speisen aufgetürmt. Ilea pickte sich alles heraus, was möglichst viele Kohlehydrate enthielt, damit sie ihren Speicher schnell wieder aufladen konnte. Zum Glück enthielt die saiyajin’sche Küche mehr als genug kohlehydratreiche Nahrung. Diese Rasse schien immense Mengen dieses Nährstoffs zu benötigen.

„So nun erklärt mir, was Ihr vorhin meintet.“, forderte der König seinen Gast zwischen zwei Bissen auf. Ilea schluckte schnell hinunter und erwiderte: „Wie gesagt: Er hat sich in seiner Erinnerung verbarrikadiert. Das heißt, er hat eine Möglichkeit gefunden, sich der Macht des Geistpendels für eine gewissen Zeit zu entziehen, auch wenn es schmerzliche Erinnerungen bedeutet. Für mich bedeutet das, dass ich die Barriere irgendwie durchbrechen muss, um zu ihm zu gelangen.“

„Aber das stellt kein Problem dar, oder?“, hakte der König nach. Ilea steckte sich eine, mit Honig ummantelte, deshalb klebrige Frucht in den Mund. Die so gewonnenen Zeit – das Zeug klebte einem die Zähne bombenfest zusammen – nutzte sie, um sich eine gute Antwort einfallen zu lassen. Als sie ihre Kiefer wieder voneinander trennen konnte, sagte sie: „Nun ja, das liegt an Eurem Sohn. Ich muss mehr über sein Wesen erfahren. Wie war er so? Ist er ein sehr starker Charakter?“

„Ihr meint: stur? Ja, ist er. Mein Sohn ist wie ich ein Kämpfer, aufgeben ist ihm fremd.“, antwortete der König und biss herzhaft in ein fleischige Keule. Ilea nippte an ihrem Wasser. „Nun, das könnte zum Problem werden. Ich glaube, dass ich nicht leicht an ihn ran kommen werde.“, sagte sie mehr zu sich, als zu Vegeta Oû.

„Ich bin mir sicher, Lady Ilea, dass Ihr Euer Bestes gebt.“, erwiderte er ohne aufzusehen. Ilea lehnte sich zurück und atmete tief ein. Sie hatte ja keine andere Wahl, als ihr Bestes zu geben. „Ihr entschuldigt mich? Ich kehre zurück zu Eurem Sohn.“ Vegeta Oû entließ sie mit einer Handbewegung. Gut erzogen, wie sie nun einmal war, stand sie auf und entfernte sich nicht ohne einen Knicks. Schnellen Schrittes verließ sie den Saal und wanderte etwas orientierungslos durch die endlosen und vor allem alle gleich aussehenden Gänge. Ihre schnellen Schritte wurden immer langsamer und schließlich wandelte sie ziellos, aber sich interessiert umschauend durch das Schloss.

Von Kunst schien diese Rasse nicht viel zu halten. Bis auf die Statuen, die in keinem Gang fehlten, waren die Wände kahl und recht leblos. In ihrem Schloss hingen überall Gobelins und große Gemälde. Ilea konnte sich nicht vorstellen, was man hier so den ganzen Tag machte. Gobelins weben machte ihr als einzige Handarbeit einigen Spaß, aber was taten die Frauen in diesem Palast? Da viel Ilea auf, dass sie bis auf ein paar Sklavinnen noch keine Frauen gesehen hatte. Wo war die Königin? Hatte der Prinz keine Schwestern oder eine Frau? Nicht einmal eine <i>Iluba</i>?

„Hey! Was willst du hier?“, wurde Ilea plötzlich harsch angefahren. Erschrocken fuhr sie herum und stand vor einem Schrank von Mann in der Uniform der Palastwache. Den ersten Schreck überwunden, straffte sie ihre Haltung und erwiderte: „Ich bin <i>Kobila</i> Ilea ce Fusu und ich muss zugeben, dass ich mich etwas verlaufen habe. Ich bin hier, um seine Majestät Prinz Vegeta zu heilen.“ Zwei so lange Sätze, die auch noch glatt zwischen den Lippen der jungen Frau hervor kamen, stellten den Saiyajin vor eine Denkaufgabe. Schließlich hatte sich das Räderwerk in seinem Kopf aber in Gang gesetzt und er sagte: „Kommt, ich bringe Euch zu den Gemächern des Prinzen.“

Ilea ging also hinter der Palastwache her und hatte Mühe Schritt zu halten. Endlich bogen sie in den Gang ein, den Ilea bereits kannte. Halb rennend überholte sie ihren Führer und meinte: „Danke, ab hier kenne ich den Weg.“ Schnell ging sie weiter, bog ab und stand vor den Türen der Prinzengemächer.

Die durch die Goldverzierungen schwere Tür zu öffnen, kostete sie einige Mühe. Sie stemmte ihren ganzen Körper dagegen und betrat so rückwärts den Raum. Endlich wieder allein. Naja, fast allein. Mit einem Seufzer drehte sie sich um und erschrak fast zu Tode, als der Prinz kerzengerade in seinem Bett saß und sie direkt ansah. Ilea blieb fast das Herz stehen. Mit dem Rücken zur
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