Fanfic: Tödliches Wiedersehen - IV (Beyblade)
Seele ausfüllte. Sie war wie ein Stern, der am nächtlichen Himmel aufging und seine Welt beglänzte.
Wenn er daran dachte, dass sie jetzt wahrscheinlich in Tysons Bett, in seinen Armen, lag, stieg blinde Wut in ihm auf. Er wollte losstürmen, quer durch den Rittersaal, hinüber in Tysons Wohnung und ihm mit irgendeinem Mittel den Garaus machen. Aber was würde das bringen? Chris würde ihn hassen, das wäre das Ergebnis, obwohl er es nur für sie tun würde.
„Nein, du würdest es für dich tun.“, schallt er sich selbst. Er schlug die Hände vor sein Gesicht und rieb sich die Augen. Mit Schwung brachte er sich in eine aufrechte Position, stand auf und ging zum Fenster. Nichts außer Dunkelheit war da draußen, Dunkelheit und Kälte. Kälte kroch auch durch seinen Körper, sein Herz. Es war wie ein kaltes Loch, es fehlte einfach etwas.
Ray ließ seine Stirn ungebremst gegen die Wand fallen. Vielleicht half ihm der Schmerz als Ablenkung von dem Schmerz in seiner Brust. „Vergiss sie!“, zischte er das Mauerwerk an und schlug wieder mit dem Kopf dagegen, bis er erschrocken feststellte, dass er einen roten Fleck auf der weißen Wand hinterließ, der mit jedem Schlag größer wurde. Mit einem: „Verdammt!“, auf den Lippen stürmte er ins Bad. Im Spiegel stellte er fest, dass er es tatsächlich geschafft hatte, sich die Stirn aufzukratzen. Naja, keine Kunst an einer grob geputzten Wand! (A/N: <i>Ich spreche aus Erfahrung! Rauhputz ist eine tödliche Waffe! ^^</i>)
Einen Lappen auf der Stirn und einen anderen in der Hand kehrte er zurück, um den Schandfleck zu entfernen. Mit warmem Wasser schnell geschehen. Nur ein leicht rosa Schimmer, den man allerdings fast nicht ausmachen konnte, blieb zurück. Niedergeschlagen ließ sich Ray auf sein Bett fallen, presste sich den schon längst nicht mehr kalten und vor allem nicht mehr weißen Lappen gegen seine Stirn. Als nach einer halben Stunde immer noch keine Besserung eintrat und langsam auch Schmerz hinzukam, wankte er zur Zwischentür in Kennys Zimmer.
„Chef, ich hab da ein kleines Problem.“, mit diesen Worten kam er in das andere Zimmer. Er musste wohl ein ziemlich übles Bild abgeben, denn Kenny sprang erschrocken auf. „Was ist denn mit dir passiert? Setz dich!“, befahl der Chef und drückte den Koch auf das Sofa. Während der Computerfuzzy das Bad nach Verbandszeug durchforstete, antwortete Ray: „Ich bin gegen die Badtür gelaufen. Hab sie offen stehen gelassen und beim Umdrehen nicht aufgepasst.“ Das war sogar eine sehr wahrscheinliche Variante, denn das Bad war eng und die Tür öffnete nach Innen. Stand man vor dem Waschbecken und drehte sich bei offener Tür etwas zu rapide um, traf man pass genau die Kante Selbiger.
Kenny kam mit einem kleinen Sanikoffer zurück und setzte sich neben Ray. Den durchgebluteten Lappen nahm er ihm weg und desinfizierte die Wunde. „Mensch, das suppt vielleicht. Soll ich lieber Max holen?“, fragte er, während er eine Mullkompresse auf den Kopf seines Freundes drückte, die langsam rote Farbe annahm. Ray schüttelte den Kopf, soweit ihm das möglich war. „Es brauchen nicht noch mehr von meiner Dummheit zu erfahren. Kleb mir einfach so ein Ding drauf und gut.“ Er lachte. Kenny runzelte die Stirn. „Das sieht aber wie ne Platzwunde aus. Halt das, ich hol ihn.“ Ray wollte noch protestieren, doch da war der Chef schon weg. ‚Na toll!‘, dachte er. Max würde gleich sehen, dass das nie von der Tür kommen konnte. Resignierend drückte er den Mull auf seinen Kopf. Zumindest war er dem Ziel „Chris vergessen“ damit ein Stück näher gekommen.
Kai hockte am Fenster seines Zimmers und starrte in den Nachthimmel hinaus. Dunkle Wolken verdeckten Mond und Sterne, dunkle Wolken umnebelten auch sein Gemüt. Ein eisiger Wind wehte vom Meer her und brachte feuchte Luft mit, weshalb die Fenster geschlossen blieben. Ab und zu verirrte sich ein einzelner Tropfen an die Fensterscheibe, es wurden ein paar mehr und schließlich goss es regelrecht.
Die Zwischentür zu Max‘ Zimmer öffnete sich knarzend und der Blondschopf trat ohne zu fragen herein und zu Kai ans Fenster. Eine Weile beobachteten sie schweigend den Regen, dann unternahm Max einen Versuch das Schweigen zu brechen. „Sieht mir nach gutem schottischen Wetter aus.“ Kai brummte. „Wir können ja spazieren gehen.“ Max lachte kurz auf, dann fragte er: „Was bedrückt dich?“ Kai sah etwas überrascht zu seinem Freund auf, der – beide Hände in den Hosentaschen – die blauen Augen noch immer nach draußen gerichtet hielt.
„Wie kommst du darauf, das mich etwas bedrückt?“, wollte der Ältere entgegen seiner Natur neugierig wissen. Max zuckte mit den Schultern. „Der Gesprächigste warst du ja nie, aber in der Zeit, in der wir hier sind, bist du immer so abwesend und das passt nicht zu dem Bild, das ich noch von dir habe.“ Kai hüllte sich wieder in Schweigen. Das ging keinen etwas an. Er stand auf und verschwand mit den Worten: „Ich gehe schlafen.“, in seinem Bad. Max zuckte erneut mit den Schultern, verließ den Raum und schloss die Zwischentür.
„Hey!“ Erschrocken fuhr er zusammen und wirbelte herum. Cheetah setzte eine entschuldigende Miene auf. „Oh, tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Max winkte ab. „Schon gut. Müsstest du nicht drüben sein und im Bett liegen?“, forschte er mit verschmitztem Grinsen nach. Cheetah grinste ebenso. „Ja, ja, aber sich hier rüber zu schleichen ist kein Problem. Mir war langweilig, da dachte ich, ich schau noch mal vorbei. Wenn du allerdings ins Bett willst....“ Max schüttelte den Kopf. „Nein, nein.“
Sie setzten sich auf die breite, gepolsterte Fensterbank, jeder mit dem Rücken an einer Wand und sahen eine Weile hinaus in das gleichmäßige Strömen des bindfadenartig fallenden Regens. Schließlich bemerkte Cheetah: „Wenn das Wetter abends so ist, wird es tags meistens wieder schön.“ Max beobachtete sie, während er erwiderte: „Ach ja? Das verspricht ja morgen einen Tag am Strand.“
Cheetah lachte. „Habt ihrs gut. Ihr seid Gäste und könnt bei dem Bombenwetter an den Strand gehen, wo unsereins im Klassenzimmer eingeht.“ Max grinste. „Soll ich dir ne Entschuldigung schreiben?“ – „Nee, lass mal, das könnte auffallen.“
Max ließ seinen Blick wieder hinaus in die totale Schwärze der Nacht schweifen. „Was hast du denn morgen so Furchtbares?“, versuchte er das Gespräch nicht einschlafen zu lassen. „Mathe, Kunst und das Schlimmste: Sport, rhythmische Sportgymnastik.“, seufzte sie. Max lachte. „Ist das denn so schlimm?“ – „Es gibt nichts Schlimmeres. Ich würde viel lieber bladen.“ Sie setzten die oberflächliche Unterhaltung fort. „Ist Tyson ein guter Lehrer?“, wollte der Ältere wissen. Cheetahs Augen begannen zu leuchte, als sie nickend erwiderte: „Oh ja, der Beste den wir je hatten! Als er ankam, hab ich erst gedacht: ‚Oh Gott, was ist das denn für Einer?‘. Wir wollten ihm eigentlich das Leben hier zur Hölle machen, aber er hat es irgendwie geschafft, sich so zu geben, dass man ihn einfach mögen muss.“
„Ja, das kann er.“, stimmte Max zu, „Und jetzt ist er quasi dein Schwager.“ Cheetah nickte. „Ich hoffe so, dass die beiden heiraten. Ich war noch nie auf einer Hochzeit!“, sagte sie begeistert. „Du hast sicher auch mal eine eigene.“, meinte Max. Cheetah senkte den Blick. „Vielleicht.“ – „Gibt es denn da einen Kandidaten?“, stocherte Max im angeschnittenen Thema herum. Cheetah errötete leicht. „Wow, ich kenn‘ nur Typen, die nie solche Fragen stellen würden.“, stellte sie fest und fügte dann ein: „Ja, es gibt einen.“, hinzu.
„Hab ich ihn schon gesehen?“, löcherte Max sie weiter. Das Mädchen sah wieder hinaus. ‚Ja.‘, dachte sie, „Kein Kommentar.“, sagte sie grinsend. Max lachte. „Schade! Ich dachte, ich hätte Chancen.“, rief er im Scherz. Cheetah zuckte unmerklich zusammen. ‚Oh, das hast du.‘, schoss es ihr durch den Kopf und ließ sie rot wie eine Tomate anlaufen. Max deutete ihr Reaktion etwas falsch und sagte schnell: „Tut mir Leid, ich wollte dich mit meiner Fragerei nicht verlegen machen!“
„Hast du nicht.“, beeilte sie sich zu sagen und stand dann auf. „Ich sollte gehen, bevor die Nachtkontrolle kommt.“, sagte sie noch. Max nickte. „Dann bis morgen. Wir sehen uns ja hoffentlich im Planungsteam.“ – „Ja.“ Kurz zögernd stand das Mädchen noch in der Gegend herum, dann machte sie auf dem Absatz Kehrt und verließ das Zimmer, als Kenny herein stürmte.
„Max, schnapp dir deinen Koffer und komm mit rüber. Ray ist vor die Tür gelaufen und sein Kopf sieht übel aus.“, rief er und verschwand wieder. Max ließ sich nicht lange bitten, schnappte sich seinen dunklen Koffer, ohne den er nirgendwo hin reiste und folgte dem Jüngeren quer durch Rays Zimmer hinüber zu dem des Chefs.
Ray hockte noch immer auf dem Sofa, den durchgebluteten Mull auf der Stirn und eine vertrocknete Blutspur senkrecht durchs Gesicht. Max kniete sich vor ihn und meinte lachend: „Du machst Sachen.“ Mit der einen Hand nahm er Rays Hand weg, mit der anderen entfernte er den Mull. Mit gerunzelter Stirn stellte er fest: „Da bist du mit ganz schön Schwung gegen die Tür. Deftige Platzwunde mein Freund.“ Während er das sagte, packte er seinen Wundkleber aus, während Ray etwas verängstigt dem harrte, was da kommen musste: Nähen!
Grinsend hielt Max eine Flasche hoch. „Keine Panik, dank diesem Wunderwerk der Forschung muss ich nicht mal nähen!“ Ray atmete sichtlich auf. Er legte sich nach Max Anweisung auf das Sofa und ließ sich erst die Wunde reinigen, dann kleben und mit Pflastern fixieren. Während er arbeitete, fragte Max ernst: „Und? Was ist wirklich passiert? Die Tür hätte eine andere Wunde