Fanfic: Tödliches Wiedersehen - V (Beyblade)
sich ein Match in der schulischen „Buckelpiste“, welche Max so langsam in den Griff bekam. Kai hatte sich überraschender Weise ebenfalls der Gruppe zugesellt. „Chris, dich sieht man zwar immer mit Blade, aber nie kämpfen. Was ist? Lust auf ein Match?“, ließ er sich aus seiner dunklen Ecke her vernehmen, in die er sich verzogen hatte, um alles zu sehen, aber nicht gesehen zu werden.
Chris lächelte. „Oh, ich kämpfe nicht oft. Angelus liegt mehr auf meinem Schreibtisch, als dass er in einer Bowle kreiselt. Aber wenn du willst, gerne.“ Sie wählten eine Classic Bowle. Tyson rief: „Pass bloß auf! Sie schummelt zu gerne!“ Chris fauchte: „Ich betrüge mich! Die Dunkelheit ist nunmal das Terrain meines Bitbeasts!“
„Wenn man dein Bitbeast in Aktion erleben will, muss es also dunkel sein?“, hakte Kai nach. Chris schüttelte den Kopf. „Nicht zwingend.“, war die ungenaue Antwort. Rasselnd ließ Tyson, dessen Kampf mit Max siegreich für ihn beendet war, die Jalousie am Fenster herunter, knipste die Neonröhren aus und entfachte die Feuer der Wandfackeln. Er grinste. „So, jetzt kann sich Angelus nicht verstecken, aber betrügen kannst du auch nicht wieder.“ Chris schenkte ihm einen bösen Seitenblick.
„Bereit?“, fragte Cheetah, die den Schiedsrichter spielte. Beide Kontrahenten nickten. „3, 2, 1, Let it rip!“, schrie das Mädchen, woraufhin Dranzer und Angelus in den Ring schossen. Beide Kämpfer fackelten nicht lange. Funken stoben auf, als Dranzer und Angelus durch die Bowle aufeinander zu rasten und in der Mitte kollidierten. Eisern verteidigte jeder seine Position, die Farbe der Funken wechselte von gelb nach blau und die aufgeladene Luft zischte gefährlich.
„Dafür das du nie kämpfst, bist du gut.“, meinte Kai und rief: „Los Dranzer!“ Das Bit glühte auf und Dranzer erschien in seiner ganzen Macht und Schönheit, ein Phönix wie er einst aus der Asche stieg. Ein gellender Schrei erklang aus der feurigen Kehle. Das mächtige Beast war bereit zum Kampf.
Chris lächelte. „Na schön, dann eben auf die harte Tour.“, sagte sie vor sich hin und rief lauter: „Angelus! Zeig ihnen, was ein Bitbeast ist!“, woraufhin auch das Bit in Chris‘ Blade zu glühen begann. Schlagartig schien es in dem Turmzimmer kalt zu werden, als dem Blade langsam ein düsteres Wesen entstieg. Zwei silbrig glänzende Flügel breiteten sich aus, Flügel aus scharfen Klingen. Das Beast, zunächst in vollkommene Schwärze gehüllt, erschien nun langsam aus dem Dunst. Die menschliche Gestalt überraschte, nur unterschied sich das Wesen in einem Punkt von den Menschen: es besaß kein Gesicht.
Dort wo dieses hätte sein sollen, war nichts als eine weiße Fläche. Es hatte weder Augen, noch Nase oder Mund, nicht einmal das Profil war vorhanden. Gar nichts. Leere, wo keine Leere sein sollte. Wie eine Maske, aber dennoch real. Was war das für ein Geist? Kai fühlte ein leichtes Unbehagen in sich aufsteigen. Kein Wunder, denn sein Instinkt sagte ihm, dass etwas, was kein Gesicht hatte, mit Vorsicht zu genießen war. Es hatte keine Mimik, an der man gut oder böse erkennen konnte, keine Augen, die einen Einblick in die Seele verrieten, keine Individualität – der Grundstein für gegenseitiges Erkennen.
Jemandem, der nicht lächeln, nicht weinen, nicht lachen, nicht die Stirn runzeln, nicht böse schauen oder mit den Augen keine Gefühle zeigen kann, dem kommt man nicht zu nahe. Der Instinkt hält einen ab. Kai schüttelte das unangenehme Gefühl ab und zwang sich nicht weiter nach einem Gesicht zu suchen, wo keines war.
Er musterte das Beast weiter. Schwarzes Haar glänzte im Licht der Feuer und spiegelte ihren Widerschein. In der Hand hielt das Wesen einen langen, schwarzen Stab, welcher in einer breiten, mondsichelförmigen Klinge endete, die tödlich funkelte. Der Dunst war derweil ganz verschwunden, hatte sich um den Körper Angelus‘ gelegt und hüllte ihn nun ein, wie ein Gewand aus feinster Seide.
Drohend schwebten die beiden Beasts eine Weile voreinander, dann senkte Angelus die Klinge in seiner Hand, fasst den, aus scheinbar filigran geschnitzten Formen zusammengesetzten, Stab nun auch mit der anderen. Mit einem Schlag der mächtigen Schwingen ging Dranzer zum Angriff über, Angelus wartete ab und fing den Hieb der Klauen mit seinem Stab ab, tauchte unter dem Angriff hinweg. In der Bewegung des Blades bedeutete das ein Ausweichmanöver. Dranzer schoss quasi übers Ziel hinaus, an Angelus vorbei.
Der Dunkle Engel wirbelte herum, hob seinen Stab über den Kopf und ließ die silberne Klinge auf Dranzer niedersausen. Nun war es an dem riesigen Phönix auszuweichen. Kais Blade raste um die Bowle und griff das andere von der nächsten Seite aus an. Angelus erwartete Dranzer mit offener Klinge.
Kai konnte nur noch: „Dranzer!“, rufen, bevor sich die Sichel durch das feurige Federkleid des Phönix bohrte und sich das Beast mit einem Schrei auflöste. Kais Blade trudelte noch kurz in der Bowle und kippte dann klirrend um. Cheetah rief: „Chris ist die Siegerin!“ Doch keiner beachtete sie und sie fügte ein leises: „Ach Mensch, nicht schon wieder.“, hinzu. Alle Augen waren noch immer starr auf Angelus gerichtet, der mit ausgebreiteten Messerschwingen über der Bowle schwebte.
Doch es war nicht die imposante Erscheinung des Engels, die die Herzen aller einzufrieren schien und ihre Atem stocken machte, es war die Tatsache, dass die mächtige Sichelklinge auf Kai gerichtet war. Die glänzende Spitze schwebte nur wenige Zentimeter vor Kais Kehle in der Luft, sein Atem ließ das kalte Metall beschlagen. Doch das war auch das einzige Anzeichen dafür, dass der Mann noch lebte. Wie zur Salzsäule erstarrt, die Augen weiter aufgerissen und auf das Beast gerichtet, stand Kai am Rand der Bowle.
Er starrte das Wesen vor ihm an, dieses gesichtslose, beängstigende Geschöpf. Es hatte zwar keine Augen, aber Kai glaubte trotzdem das absolute böse vor sich zu sehen. Es hatte keine Augen, weil es keine Seele besaß, keinen Mund, weil es kein Herz hatte, aber dennoch ging von ihm eine eisige Kälte aus, die man nicht in seinem Blick sehen musste, denn man konnte sie spüren. Kai hatte das Gefühl, die Kälte würde in sein Herz kriechen, es gefrieren und damit anhalten. Ihm schien es, als drohe ihm nicht der Tod durch eine scharfe Klinge, sondern durch das Eis, das sich in seiner Brust auszubreiten schien.
Also wolle der schwarze Engel sein Opfer mit Blicken durchbohren, die nicht existent waren, blieb die maskenhafte Leere auf den Blader gerichtet. Kai konnte nicht anders, als in diese weiße Leere zu blicken und glaubte für einen Moment etwas aufflackern zu sehen. Ein Gesicht? Augen? Ein Mensch? Oder doch nur ein flüchtiger Gedanke? Hatte diese Kreatur überhaupt Gedanken?
Noch als er sich das fragte, rückte die Klinge drohend näher und das Flackern war wieder da. ‚Liest es meine Gedanken?‘, schoss es Kai im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf. Hinter der leeren Maske schien etwas zu sein, aber Kais Bauchgefühl sagte ihm, das er nicht herausfinden wollte, was das war.
Diese wenigen Sekunden, schienen endlos lange zu dauern, dann kam Bewegung auf. Chris rutschte in die Bowle hinein, packte ihr Blade, das längst auf der Seite lag, wovon sich das Beast aber augenscheinlich nicht beeindrucken ließ und stemmte die Hände in die Seiten. „Angelus!“, rief sie nach oben und das Wesen wand den Kopf. „Wir hatten eine Abmachung!“, fordernd hielt Chris ihr Blade in die Höhe, „Du besiegst nur das Bitbeast nicht auch den Blader! Los, zurück ins Bit!“
In einer schier unendlich langsamen Bewegung, hob Angelus seinen Stab und bewegte damit die Klinge weg von Kais Hals. Wirbelnd löste sich der Engel in schwarzen Nebeln auf und verschwand in Chris‘ Blade, die es aufatmend sinken ließ. Sich schnell besinnend kletterte sie zu Kai auf den Rand. „Alles okay?“, wollte sie wissen. Ihr Gegenüber fasste sich an den Hals, als würde er jetzt erst realisieren, dass er dem Tod eben näher gewesen war als dem Leben.
In einem Anflug von Wut, der sein Gesicht verdunkelte, fragte er barsch: „Hast du dein Bitbeast nicht besser in der Gewalt?“, und sprang vom Podest. Chris hatte sich für einen Moment zusammen geduckt, wie ein gescholtenes Kind, aber nun wollte sie sich verteidigen. In einem eher kläglichen Versuch meinte sie: „Manchmal entzieht sich Angelus meiner Kontrolle. Tut mir Leid.“ Kai erwiderte nichts und verließ den Turm.
Chris blieb auf dem Podest stehen und schaute mit einer Mischung aus Wut und Trauer auf das Blade in ihrer Hand. Er hatte Recht. Sie hatte Angelus nicht in der Gewalt. Er hätte heute sonst etwas anstellen können. Vielleicht hatte ihr Vater recht gehabt und das Blade gehörte wirklich hinter Schloss und Riegel.
„Chris? Alles in Ordnung?“ Rays Stimme drang nur langsam zu ihr durch, aber sie weckte sie aus ihrer Lethargie und ließ sie einen Entschluss fassen. Die Frage ignorierend sagte sie: „Cheetah, wir werden Angelus ein für alle Mal wegschließen.“ Die Jüngere der Schwestern horchte auf. „Sicher?“, wollte sie wissen. Chris nickte. „Ja, und diesmal hören wir nicht mehr auf seinen Ruf.“ Sie sprang vom Podest, stieg mit Cheetah die Treppe hinunter und ließ ein paar verwirrte Blader zurück.
TO BE CONTINUED
So, das war also ein kürzerer und weniger guter Teil.
Tenshi: Schreibt uns trotzdem mal eure Meinung und als Stoff dienen diesmal nur 3 kleine Fragen:
Zwischen wem könnte der kleiner Dialog in den ~~~~~ Grenzen abgelaufen sein? Spekulationen erwünscht!
Was glaubt Kai hinter der maskenhaften Leere zu sehen und warum machte es ihm mehr Angst, als die Klinge?
Was meinte Chris mit dem Ruf, auf den sie nicht mehr