Fanfic: Schwarzes Schicksal - No. 11
zu einer bekannten Präsenz. <i>Große Mutter. Ich bin es, Schwester Orchidee. Gewährt Ihr mir Zugang?“</i> Unter den <i>Kobiri’in</i> hatten die weltlichen Namen keine Bedeutung. Allein der Name, den eine Novizin oder ein Novize bekam, wenn sie oder er in die Gemeinschaft aufgenommen wurde, galt innerhalb der Kaste. Ilea spürte die sanfte Berührung der alten Frau und deren Zustimmung, wie einen warmen Hauch im Sommer. Auch Feuersturm schien sich merklich zu entspannen und trottete zielstrebig auf den Hain zu.
Zwischen den dunklen Stämmen der Wachsbäume erblickte Ilea schließlich die silbrigen Stämme, welche die Grenze zum heiligen Hain markierten. Während im „normalen“ Wald das Unterholz an ihren Kleidern riss und ihrem Hengst die Haut zerkratzte, ritt sie im Hain zwischen den Bäumen hindurch, unter denen keine Büsche wuchsen. Der Boden war lückenlos mit hellgrünem Moos bedeckt, das unter Feuersturms Hufe leise gluckste. Ilea ritt unbeeindruckt durch das zauberhaften Waldstück. Sie war schon tausende Male durch den Hain geritten und kannte jeden Baum und jedes Moospolster. Genau in der Mitte des Haines standen auf einer kreisrunden, sonnenüberfluteten Lichtung kleine Hütten, gebaut vor Urzeiten von den Ahnen der <i>Kobiri’in</i>. Die Wände glänzen silbrig –weiß und auf den Dächern wuchsen Kolonien von Hartgräsern und Blumen. Vor jeder Hütte brannte ein kleines Feuer, aber die Flammen sprangen nie auf den Wald über, dessen waren sich alle sicher und keiner machte sich Sorgen.
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Kaum betrat Feuersturm den Kreis in der Mitte des Haines, erschienen aus jeder Hütte Gestalten in den grauen Gewändern und musterten den Neuankömmling neugierig. Zwei Novizen in leinenen Tuniken eilten herbei und hielten den Feuersturm, während Ilea abstieg. Wie ein Lamm ließ sich der stolze Hengst von den Kindern absatteln, trocken reiben und streicheln. Dann ließen sie ihn frei. Er würde das Rund nicht verlassen.
Ilea ging derweil zielstrebig auf die mittlere Hütte zu. Längst hatte sie um Einlass gebeten und er war ihr gewährt worden. Ehrfürchtig schob sie den Vorhang vor der Tür beiseite und trat in das schattige Innere der Hütte. Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit, aber sie brauchte sie nicht. Die Präsenz der Obersten <i>Kobila</i> war kaum zu übersehen, wenn sie mit ihrem geistigen Auge sah. Innerhalb der Gemeinschaft sprachen die Brüder und Schwestern selten mit Worten. Die Zunge konnte Lügen, die Gedanken jedoch nie. Die Kaste der <i>Kobiri’in</i> gründete auf absolutem Vertrauen zueinander.
<i>Schwester Orchidee, welche Sorgen treiben dich an die Stätte deiner Kindheit?</i>, hörte Ilea die leichte, sanfte Stimme der Obersten in ihrem Kopf. <i>Mutter Lilie, ich bitte Euch, mir einen Blick auf mein wahres Schicksal zu gewähren.</i>, erwiderte Ilea. Sie konnte spüren, wie die Ältere lächelte. „Setz dich.“, sagte sie. In Wirklichkeit klang die Stimme Mutter Lilies wie das Krächzen einer alten Krähe, aber Ilea störte das nicht. Der Großteil der Unterhaltung würde sowieso auf gedanklicher Ebene ablaufen. Die Prinzessin setzte sich also der alten Frau gegenüber und öffnete ihren Geist so weit sie konnte.
Plötzlich fühlte sie den Puls des Haines, spürte die vertrauten Präsenzen, die Seelen der uralten Bäume. Alles Leben erschien plötzlich noch realer, als es nur mit ihren fünf anderen Sinnen erfasst sein könnte. Die Mutter sah sie mit ihren blauen Augen lange und durchdringend an. Ilea hatte früh gelernt, dass hier alles seine Zeit hatte und kein Ablauf schneller vonstatten ging, als ihm zugeschrieben war. Schließlich spürte sie den Geist der Alten. <i>Schwester, wieso willst du dein Schicksal erfahren?</i>
Ilea schloss die Augen – sie brauchte sie nicht. <i>Große Mutter, ich bin verzweifelt. Ihr wisst von meiner Verlobung?</i> Sie fühlte eine sanfte Berührung, obwohl sich keine der beiden rührte. <i>Oh ja mein Kind, ich weiß. Die Verlobung mit dem Prinzen des fremden Planeten.</i>
<i>Ja. Mutter, ich sah mein Leben im Hain oder an der Seite des Hauptmannes Remard von Dreitürme. Soll es wirklich das sein, was die Götter für mich ausersehen haben?</i> Ilea verkrampfte sich erneut bei dem Gedanken. Mutter Lilie spürte die Qualen der jungen Seele und legte ihren Geist schützend und tröstend um den Ileas. Lange Zeit erwiderte sie nichts, doch schließlich spürte Ilea wieder die Gedanken ihrer Obersten. <i>Dich haben die Götter für eine große Aufgabe ausersehen, doch deren Erfüllung liegt nicht auf Fusu, sondern auf Vegeta-sei. Dein Schicksal ist mit dem des Prinzen verknüpft.</i>
Ilea schrie innerlich auf. <i>Prinz Vegeta hasst mich! Wenn er mich nicht sofort tötet, wird er mich seinen Hass bei jeder Gelegenheit spüren lassen! Wie könnt ihr sagen, wir seien miteinander verbunden?</i> Sofort spürte Ilea einen strafenden Blick wie einen Klaps auf den Hinterkopf. Erschrocken flüsterte sie: „Verzeiht, Mutter.“
<i>Du klingst wie ein Kind, das nicht versteht! Ich sagte nicht, dass ihr verbunden seid, sondern eure Geschicke! Und wenn er dich noch so sehr hasst, er kann dir nichts tun, denn auch er wird spüren, dass du eine Rolle für ihn spielst.</i>, rügte die Alte ihre Schülerin. Ilea zog unmerklich den Kopf ein, dann brachte sie einen weiteren Gedanken an: <i>Wenn ich meine Jungfräulichkeit an den Prinzen opfere, verliere ich alles, was mich euch zugehörig macht.</i> Sie wurde betrübt und gleichzeitig wurde ihr bei dem Gedanken, das Bett mit diesem Barabarenprinzen zu teilen, übel.
Mutter Lilie wurde wieder sanft. <i>Aber nein. Du wirst uns immer angehören. Was du verlierst, ist die Macht über andere. Das Geistpendel wird dir nicht mehr dienen, doch das wirst du nicht brauchen. Auch die Kraft die Urkräfte zu zähmen wirst du verlieren, aber was dir bleibt ist diese Kraft. Höre, was nie gesagt wird. Sieh, was nicht gezeigt wird. Fühle, was versteckt wird. Die Kraft deines Geistes wird erblühen und zu neuer Stärke gelangen. Sei ohne Furcht und kehre zurück zu deiner Familie. Füge dich in dein Schicksal und die Götter werden dir gnädig sein.</i>
Ilea wusste, dass dies die letzten Worte waren, die Mutter Lilie für sie hatte und es Zeit war, zu gehen. Sie stand auf und verließ die Hütte. Die Stunden waren nur so dahin geflogen. Die große, rote Sonne stand wie ein blutunterlaufenes Auge tief im Westen und tauchte den Wald in ihr feuriges Licht. Die beiden Novizen hatten Feuersturm bereits wieder fertig gemacht, sodass Ilea sofort aufsteigen konnte. Mit einer großen Umarmung ihrer Seele verabschiedete sie sich von all den Brüdern und Schwestern des Haines und ritt aus dem Rund und dann dem Hain hinaus.
Kaum hatte sie die silbernen Bäume hinter sich gelassen, fühlte sie sich kalt und leer. Einsamkeit erfasste sie und wenn sie nicht <i>Markalors</i> warmen Körper gespürt hätte, wäre sie vollkommen verzweifelt. <i>So werde ich mich auf Vegeta-sei fühlen.</i>, dachte sie verbittert. Von weit her spürte sie noch einmal die Stimme Mutter Lilies: <i>Solange du zu unserer Gemeinschaft gehörst, wirst du nie allein sein, Schwester Orchidee.</i> Ilea fühlte sich etwas getröstet, aber selbst Mutter Lilies Kraft würde kaum reichen, sie auf Vegeta-sei zu erreichen.
Feuersturm tastete sich im schwindenden Licht den Pfad am Hang hinunter. Endlich wieder auf der Straße ließ Ilea den Hengst die Geschwindigkeit wählen. Sie gab ihm den Kopf frei und passte sich an. Ihr war es egal, wann sie im Schloss ankam. Es widerstrebt ihr sogar, schnell nach Hause zu kommen, denn jeder Meter brachte sie ihrer Hochzeit und damit ihrem Gefängnis näher. Doch sie hatte weder Wasser noch etwas zu essen mitgenommen, deshalb konnte sie unmöglich die Nacht hier draußen bleiben. Außerdem wurde es nachts äußerst kalt, deshalb trieb sie Feuersturm doch wieder an.
Als der Mond über Geldor aufging, klapperten <i>Markalors</i> Hufe über die Brücke. Im Gegensatz zu ihrem Aufbruch klang der müde Schritt verloren und geknechtet im Innenhof wieder. Ilea versorgte den Hengst selbst und schlich dann in die Burg. Wieso sie? Was hatte sie in ihrem Leben verbrochen, um so gestraft zu werden? Sie wusste es nicht.
Während der Mond höher stieg, weinte sie sich in den Schlaf.
Thoari hörte wie aus weiter Ferne die donnernden Hufe auf der Brücke, die sich langsam entfernten. Er saß in der Bibliothek und hatte vor sich einen Stapel Bücher aufgetürmt. Krampfhaft suchte er nach dem Stichwort, dass seinen Verdacht bestätigte oder noch besser widerlegte. Plötzlich erstarrte er. Sein Blick hing an einem Auszug aus den „Sieben Pflichten“ des Königshauses.
<i>Der König soll einen Nachfolger ernennen und Nachfolger soll sein, der als erster Sohn in die Familie geboren wird. Doch nur der kann König sein, der reinen Gewissens und frei von Schuld ist. Er darf weder verurteilt, noch verflucht, noch solcher Dinge belastet sein. Ein König ist verpflichtet einen anderen Nachfolger zu ernennen, wenn sein Erstgeborener nicht den Erwartungen entspricht.</i>
Thoari knüllte die Seite unter seiner Hand zusammen. Dieses kleine Biest hatte es also doch gewagt, ihn vom Thron zu trennen! Wenn sein Vater diese Regel kannte, dann würde er womöglich Luisandro zum Thronfolger ernennen! Er musste ihn davon überzeugen, dass Ileas Fluch nur eine