Fanfic: Animus viam monstrat 13

auseinander bringen!



Plötzlich spüre ich etwas warmes, weiches auf meinen Schultern. Ich blicke auf und sehe, dass Nini mir das Fell über die Schultern gelegt hat. Sie hat es angefasst? Als sie das Fell letzte Mal hatte, war sie so in Panik, dass sie sich nicht bewegen konnte.



Warum hat sie sich überwunden? Wegen mir? Irgendwie hat Nini sich sehr verändert! Oder habe ich nur meine Sichtweise verändert? Vielleicht liegt es auch daran, dass wir beide wissen, dass der andere auch schwach sein kann. Wahrscheinlich sind wir beide anders geworden. Zu einem Streit gehören bekanntlich zwei.



Ich starre in ihre Augen und sie zurück. Ich kann Verwirrung erkennen. Ist irgendetwas an mir, dass sie verwirrt? Sie blickt mich so forschend an, dass ich denke sie röntgt mich. Aber anscheinend kann sie nicht finden, was sie sucht.



Sie hat schöne Augen! Sie sind schön blau. Aber es ist ein anderes Blau, als bei Tala. Bei Tala ist es ein reines Blau, bei Nini sind noch andere Farbtöne untergemischt. Irgendwie entdeckt man jedes Mal, wenn man genauer hinschaut, eine neue Farbe. Eine Farbe, für die es keinen Namen gibt, die sich aber von anderen Farben unterscheidet.



Erst nach einiger Zeit wird mir klar, was wir hier machen. Wir starren uns gegenseitig in die Augen! Wie lange schon? Das ist doch hirnrissig! Also wende ich die Augen ab und gehe zum Iglu. Komischerweise steigt mir Blut in den Kopf. Warum werde ich jetzt rot? Ich verstehe jetzt gar nichts mehr!



Und plötzlich sehe ich sie. Dort sind Tala und Jenny! Obwohl das Licht mir gesagt hat, dass die beiden leben, bin ich überglücklich. Tala humpelt etwas, was wohl mit ihm passiert ist?



Nini rennt auf die beiden zu, während ich schnell gehe. Und dann stehe ich vor Tala. Er schaut sich gerade an, wie Nini und Jenny in den Schnee fliegen, weil Nini zuviel Schwung draufhat. Endlich schaut er auf und sieht mich an. Ich kann die Unentschlossenheit in seinen Augen erkennen.



Wie sagte Nini? Auf das Herz und nicht auf den Verstand hören! Also werde ich das mal so machen! Und so umarme ich Tala einfach! Ich merke, wie er sich verspannt. Kurze Zeit nagt Angst an mir, aber dann schlingt er plötzlich die Arme um mich und sagt: „Ich hab mir auch Sorgen gemacht. Kai, du bist mein bester Freund, ohne dich könnte ich nicht leben. Du hast immer zu mir gehalten.“



Mir schießen die Tränen in die Augen. Freudentränen. Nie hätte ich gedacht, dass mich Worte so sehr berühren! Das Worte so tief gehen können. So tief, wie ich selbst nicht in mich hineingehen kann. Ich entschuldige mich bei ihm. Es kommt einfach so, ohne dass ich es beeinflusse. Aber ich finde es nicht schlimm, mich zu entschuldigen! Denn ich weiß, dass es dumm von mir war einfach wegzurennen. Aber zum Glück ist alles gut gegangen!



Ich löse mich von Tala und Nini umarmt ihn. Ich schaue zu und diesmal spüre ich keinen Stich in meinem Herz. Nein, diesmal nicht! Auch die Zweifel sind weggewischt. Ich bin einfach nur glücklich!



„Kai??? Ich darf dich aber auch umarmen!“, sagt Jenny plötzlich und hängt sich an meinen Hals. Ich bin viel zu überrascht, um irgendetwas zu machen. So hängt Jenny an meinem Hals und ich merke, wie mir das Blut ins Gesicht steigt. Verdammt, warum muss ich ständig rot werden? Ich bin froh, dass es Jenny gut geht, sehr froh sogar, aber sie muss mich doch nicht umarmen! Naja, irgendwie genieße ich es ja (O.o hast du Fieber, Kai??).



Nini lacht plötzlich los und Tala schmunzelt. Pah, jetzt machen die sich auch noch über mich lustig! Jenny erwidert etwas und ich stimme ihr zu. Ich finde das ganz und gar nicht lustig!



Wir sitzen am Feuer und essen das Rebhuhn. Da Nini auch ein Stück möchte, gebe ich ihr das größere der beiden übrig gebliebenen. Sie hat bisher am wenigsten von uns allen gegessen und es ist gut, wenn sie wieder zu Kräften kommt! Meinen knurrenden Magen beachte ich bei dieser Entscheidung gar nicht.



„Und wo wollen wir jetzt hin?“, fragt Nini. Bevor irgendjemand anderes antworten kann, sage ich: „In den Herbst, wenn niemand etwas dagegen hat! Dort waren wir noch nicht!“ Habe ich gerade wirklich ‚wenn niemand etwas dagegen hat’ gesagt? Was ist mit mir los? Lasse ich mein Herz jetzt etwa zu viel bestimmen?



(Jennys Sicht)

Nach dem Essen legen wir uns erst mal schlafen. Morgen wollen wir schon früh los. Wir haben am Feuer über alles mögliche geredet, aber nicht über die Lichter! Ich muss die anderen morgen unbedingt fragen! Bei diesem Gedanken schlafe ich schon ein. Der Tag war einfach zu anstrengend!



Am nächsten morgen werde ich schon früh wachgerüttelt. Ich will noch nicht aufstehen! Murrend drehe ich mich einfach auf die andere Seite. Doch die Person bleibt hartnäckig und rüttelt weiter. Bis ich dann aufspringe und sie anschnauzen will. Doch leider habe ich nicht mit der tiefen Decke gerechnet und pralle dagegen. Schnee löst sich uns prasselt auf mich runter. Und ein Schneestück direkt in meinen Nacken! Nun bin ich vollkommen wach. Ich hüpfe herum, möglichst darauf bedacht, nicht noch einmal an die Igludecke zu stoßen. Endlich ist das Schneestückchen geschmolzen und ich beruhige mich wieder.



Ha, der Übeltäter ist Kai, hätte ich mir ja denken können! Er schmunzelt. Er schmunzelt mich aus! (ein von mir neu erfundenes Wort ^^ Ist genau so was wie auslachen, nur dass man schmunzelt XD) Ich bin so wütend, dass mir gar nicht auffällt, dass Kai schmunzelt! Er hat bisher nie geschmunzelt! Aber ich achte nicht darauf und krabble schnell nach draußen.



Eisige Luft schlägt mir entgegen. Irgendwie bin ich traurig, den Winter nun verlassen zu müssen, aber irgendwie auch froh. Im Herbst gibt es wenigstens so etwas wie einen Schneesturm nicht!!



Nachdem wir alle unsere Sachen gepackt haben, was ja nicht allzu viel ist, gehen wir los. Kai hat sich wieder das Fell über die Schulter gelegt und ich muss grinsen. Er sieht aus wie ein Neandertaler! Kai scheint meinen Blick zu bemerken und schaut mir griesgrämig an, aber das ist mir sehr egal. Er hätte mich ja nicht so früh wecken müssen! Und schon gar nicht so unsanft!



Wir sind mitten im Nebel. Man kann seine eigene Hand kaum vor Augen sehen!

„Wir müssen uns an den Händen festhalten!“, ruft Nini. Okay, ich umklammere die Hand, die ich als erstes erwische. Anscheinend bin ich die letzte in der Kette, denn niemand nimmt meine andere Hand. Naja, ist mir auch recht! So habe ich wenigstens eine Hand frei!



Und plötzlich rutsche ich ab und falle in die Tiefe. Tiefe? Ich habe keine Ahnung, ich kann nichts erkennen! Mein Herz rast und ich habe schreckliche Angst! Ich baumle nur noch an einer Hand. Wenn ich jetzt falle, dann fühlt es sich wahrscheinlich genauso, wie beim Free Fall Tower an, nur dass der Aufprall auf die Erde sehr viel unangenehmer sein wird! Oder ist der Boden nur ein Stückchen unter mir? Ich habe keine Ahnung und das macht mir Angst.



Mit der freien Hand versuche ich mich irgendwo festzukrallen. Aber die Erde ist feucht und locker. Dann spüre ich einen Ruck und merke, wie ich langsam hochgezogen werde.



Endlich habe ich festen Boden unter meinen Füßen. Total erschöpft bleibe ich erstmal liegen. Mein Herz hämmert immer noch in einem viel zu schnellen Takt.

„Jenny, ist dir etwas passiert?“, fragt Nini mich aufgeregt. Ich schüttle den Kopf, doch dann fällt mir ein, dass sie es ja nicht sehen kann.

„Nein, mir geht es gut!“, sage ich. Okay, ‚gut’ ist übertrieben, aber ich bin okay.

Mit sehr wackligen Knien stehe ich auf und wir laufen weiter.



Endlich sind wir in einem gescheiten Herbst angekommen! Die meisten Bäume haben ihre Blätter schon verloren. Bei jedem Schritt knackst es. Jetzt fällt mir wieder das Licht ein. Ich wollte die anderen doch fragen!



„Habt ihr auch so ein dunkle, fast schwarzes Licht gesehen und eine Stimme gehört?“, frage ich. Nini und Kai drehen sich um und starren mich an.

„Ich mein, weil Tala und ich solche Lichter gesehen haben!“, sage ich. Warum rechtfertige ich mich? Die beiden haben doch noch gar nichts gesagt!

„Nein, wir haben nichts gesehen! Schwarzes Licht, das gibt es doch gar nicht!“, meint Kai. Doch irgendetwas an seiner Miene ist komisch. Er sieht plötzlich total angespannt aus.

„Das ist bestimmt nur Einbildung! Am besten ihr vergesst es sofort wieder!“, meint Nini.



Was ist mit den beiden los?

„Aber Nini, du hast doch auch ein helles Licht im Frühling gesehen! Wir beide haben es gesehen!“, meine ich. Ich verstehe nicht, warum sie es einfach so schnell abtut!

„Das war bestimmt nur ein Glühwürmchenschwarm! Soll zu der Jahreszeit oft vorkommen!“, sagt Nini.

Was soll das? Irgendetwas stimmt mit den beiden ganz und gar nicht!

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