Fanfic: Animus viam monstrat 16
ich nicke ihr leicht zu. Es bringt eh nichts, wenn wir uns widersetzen! In dem Zimmer ist ein Bett. Mehr nicht. Nur ein Bett. Ohne, dass mich das Licht auffordert, setze ich mich darauf. Das Licht fängt an zu reden. Seine Stimme klingt sanft und angenehm: „Kai, ich kenne deine Schmerzen! Aber nicht nur du bist an deinem Streit mit Tala und Jenny schuld! Sie könnten doch auch mal versuchen euch zu verstehen! Tala scheint sich nicht mehr an den Spruch erinnern zu können:
Wenn der Freund dich kränkt,
verzeih ihm und versteh:
Es ist ihm selbst nicht wohl,
sonst tät er dir nicht weh!“
Ich stocke. Dieser Spruch! Auch ihn hat Boris damals vorgelesen. Aber Tala scheint ihn vergessen zu haben!
„Kai, Tala kann nicht dein richtiger Freund sein, wenn er die Freundschaft wegen einer einzigen kleinen Lüge einfach so aufgibt!
Meist denkt man, es sei stark festzuhalten. Dabei ist Loslassen die wahre Stärke!“
Wie Recht dieses Licht hat! Langsam verwandelt sich all mein Schmerz in Wut. In Wut auf Tala und Jenny. Sie haben gar nicht erst versucht uns zu verstehen! Sie haben aus einer Mücke einen Elefanten gemacht! Tief in meinem Inneren weiß ich, dass das alles falsch ist, aber es ist viel leichter, mit Hass, als mit Schmerzen zu leben! Und so bleibt nach einigem guten Zusprechen des Lichts nichts außer Hass in mir zurück. Und aus diesem Hass baue ich mir ein neues Schutzschild. Ein viel Stärkeres! Ich merke, dass ich Kälte ausstrahle, denn auch in mir drin ist alles kalt, aber das ist mir egal. Endlich bin ich nicht mehr Schutzlos!
(Jennys Sicht)
Langsam werde ich wach. Aber ich bin noch viel zu müde, um aufzustehen. Also kuschle ich mich ins Kissen und versuche weiterzuschlafen. Wahrscheinlich wird gleich meine Mutter kommen und rufen: „Jenny, du kommst zu spät zur Schule!“ Oder sind vielleicht Ferien? Plötzlich fällt mir wieder diese Welt ein. Mit Kai, Nini und Tala. Habe ich das nur geträumt? Aber kann man in einem Traum so verletzt werden? Kann man in einem Traum so wütend werden? Ich reibe mir die Augen und öffne sie langsam.
Wo bin ich? Ich liege in einem weichen Bett mit dunkelblauer Bettwäsche. Das Zimmer ist hell erleuchtet. Aber ich sehe keine Fenster! Mein Blick wandert nach links. Dort steht auch ein Bett und darin liegt: Tala!
Also war es kein Traum! Oder träume ich gerade? Wo haben uns diese dunklen Lichter hingebracht? Wo sind Nini und Kai? Ja, ich bin immer noch sauer auf sie, aber trotzdem mache ich mir Sorgen.
Ich will nicht länger in dieser Welt bleiben! Früher war ich immer fröhlich. Ich habe immer gerne gelacht und hatte meinen Spaß. Wie lange ist „früher“ jetzt her? Eine Woche? Ein Monat? Ein Jahr? Ich weiß es nicht! Wer weiß, wie lange hier ein Tag dauert. Warum bin ich jetzt immer so ernst? So still?
„Wo sind wir?“, fragt Tala. Ich zucke zusammen. Na toll, schreckhaft bin ich auch noch geworden!
„Keine Ahnung!“, sage ich! Plötzlich packt mich die Neugier. Was ist hinter dieser Tür? Die einzige Tür in diesem Raum! Also stehe ich auf, um sie zu öffnen. Plötzlich stockt mein Atem. Das kann doch nicht sein! Ich habe andere Kleidung an! Ein rotes, asiatisches Oberteil mit goldenen Drachen drauf und einen weißen kurzen Rock, wie ich sie immer trage. Meine Füße stecken in schwarzen Schuhen(*fg*). Komisch, Tala trägt immer noch seinen Overall. Aber er sieht nicht mehr so dreckig aus, sondern wieder weiß-orange. Auch er steht nun auf und kommt zu mir.
Ich öffne die Tür und trete hindurch. Wir stehen mitten in einem großen Saal. Vor uns sind zwei dunkle Lichter.
„Wenn ihr uns nun bitte folgt! Ich denke ihr wollt euch frisch machen.“, mit diesen Worten bewegen sie die Lichter auf eine weitere Tür zu. Tala und ich schauen uns verwundert an, folgen ihnen aber dann. Meine Hand fährt zu meinem Hals. Er fühlt sich so an, wie immer. Was war das für eine Kälte? Automatisch geht meine Hand ein Stückchen hinunter und umfasst meinen Anhänger. Ich habe ihn von meiner verstorbenen Großmutter bekommen.
Kaum bin ich durch die Tür getreten, befinde ich mich mit einem grauen Licht in einem… Badezimmer? Wo ist Tala hin?
„Tala ist in einem andere Zimmer. Du kannst dich hier waschen! Wenn du noch irgendwelche Wünsche hast, klatsch einfach zweimal in die Hände!“ Mit diesen Worten verschwindet das Licht. Etwas verdattert schaue ich mir den Raum an. Eine große Badewanne mit Wasser und Schaum gefüllt steht in der Mitte des Raumes. Daneben Gefäße mit Beschriftungen wie: „Rose für die Haare“ und „Kokos für die Haare“, oder auch „Pfefferminz für den Körper“ und noch viele andere Sachen. Pfefferminz für den Körper? Ich öffne das Gefäß und schnuppere daran. Sofort steigt mir ein minziger, kräftiger Geruch in die Nase. Nicht schlecht! Aber warum mussten wir solange in der Wildnis leben, wenn wir hier alles haben, wenn wir wollen? Warum haben uns die Lichter nicht schon vorher hierher gebracht?
Nachdem ich gebadet, mich abgetrocknet und wieder angezogen habe, schaue ich weiter. Ja, da vorne ist ein Spiegel und davor liegt ein Kamm und ….Schminke? Ich glaube ich spinne! Tatsächlich! Und genau die Farben, die ich immer nehme! Das gibt es doch nicht! Woher wissen die das alles? Langsam wird es mir hier echt unheimlich!
Ich klatsche in die Hände. Sofort erscheint ein Licht neben mir, dass ich fast erschrocken zur Seite gesprungen wäre.
„Habt ihr auch einen Fön?“, frage ich. Wie durch Zauberhand erscheint ein Fön. Er hat kein Kabel. Ob er Batteriebetrieben ist? Gibt es solche Föne überhaupt? Naja, ist ja auch egal! Ich bin einfach mal froh, wieder ganz sauber zu sein und hier alles zu bekommen, was ich will! Falsch! Fast alles! Warum haben die Lichter uns mit Gewalt hergeholt? Wenn wir wollten, könnten wir dann hier weg?
Ich stelle den Föhn an und föhne mir die Haare. Das Licht denkt gar nicht daran wegzugehen. Plötzlich höre ich seine Stimme. Es ist genau die gleiche, wie damals im Schneesturm!
„Wir sind nicht böse! Und auch unsere Farbe sagt nichts über uns aus! Wir waren einst genauso, wie die hellen Lichter. Doch nicht alles, was sie gemacht haben, war richtig. Wir wollten etwas verändern! Doch sie haben uns eingeschlossen, uns gequält. Wir waren nur zwei an der Zahl. Sie wollten uns umstimmen, doch wir hielten an unserer Meinung fest. Und dann kamen immer mehr, die unserer Meinung sind! Es gab einen erbitterten Kampf, und schließlich spalteten wir uns in 2 Gruppen. Da wir das Gegenteil sein wollten, nahmen wir die Farbe schwarz. Doch Schwarz heißt nicht, dass wir böse sind! Denn Weiß ist auch nicht immer rein! Ich hoffe deinen Fragen sind damit beantwortet!“, meint die Stimme.
Meine Fragen? Hatte ich überhaupt welche? Ja, tief in meinem Inneren, aber ich habe sie unterdrückt. Warum habe ich die Fragen unterdrückt? Warum habe ich sie nicht gestellt? Ich nehme doch normalerweise kein Blatt vor den Mund und sage meine Meinung! Diese Welt verändert mich! Und das macht mir Angst!
Irgendwie bewundere ich das Licht. Zu zweit gegen…. Ja, gegen wie viele denn?
„Wie viele seid ihr?“, frage ich.
„Viele! Du würdest keine Zahl dafür finden!“, lautet die knappe Antwort. Komischerweise gebe ich mich damit zufrieden? Warum? Warum frage ich nicht weiter nach, ob mich dieses Licht für dumm hält, dass es es mir nicht sagt!
Aber wenn zwei der Lichter gegen so viele waren. Wie haben sie das ausgehalten? Nur zu zweit gegen eine ganze Armee. Halt! Wie komme ich jetzt auf Armee?
Ich verstehe mich selbst nicht mehr! Ich verändere mich und werde mir selbst fremd. Was macht diese komische Welt aus mir?
(Talas Sicht)
Müde öffne ich die Augen. Sofort begrüßt mich der Schmerz. Er scheint mich jetzt zu begleiten. Ich unterdrücke ihn und richte meine gesamte Aufmerksamkeit auf meine Umgebung. Aber viel erkennen kann ich nicht. Alles scheint zu zerfließen. Alles scheint aus Wasser zu sein. Ich kann nur Umrisse erkennen. Langsam hebe ich meinen Kopf hoch. Dann, ganz langsam beginnt meine Umgebung wieder in den Normalzustand zu kommen. Ich kann einen Tisch und ein weiteres Bett erkennen. Und dann erblicke ich Jenny. Etwas benommen setze ich mich auf und fahre mir mit meiner Hand über das Gesicht.
Wo sind wir? Frage ich Jenny. Ich bemerke wie sie zusammenzuckt. Habe ich sie etwa erschreckt? Nein, das kann nicht sein. Ich blicke mich suchend um. Wo sind Kai und Nini. Plötzlich spüre ich einen Stich in meinem Herzen. Und dann kehrt die grausame Erinnerung zurück. Die Erinnerung und der Schmerz. Ich spüre wie sich meine Muskeln verkrampfen und der Schmerz durch meine Glieder fährt.
Keine Ahnung! Entgegnet Jenny mir und erhebt sich vom Bett.
Erst jetzt bemerke ich das Jenny andere Kleidung trägt. Sie hat ein rotes Oberteil mit einem goldenen Druck darauf an und einen weißen Rock. Ihre Füße stecken in schwarzen Schuhen. Dann sehe ich an mir herunter. Erleichtert atme ich aus. Ich habe noch immer meinen Overall an. Aber er ist sauber. Ich schwinge meine Füße über den Bettrand und stehe langsam auf. Schwindel erfasst mich, aber nach kurzer Zeit ist er genauso schnell verflogen wie er gekommen ist. Ich gehe zu Jenny die an der Türe steht und stelle mich hinter sie. Dann öffnet sie die Türe und geht hindurch. Ich folge ihr. Plötzlich stehen wir in einem riesigen Saal. Plötzlich erscheinen zwei graue Lichter vor uns.
„Wenn ihr uns nun bitte folgt! Ich denke ihr wollt euch frisch machen.“, mit diesen Worten bewegen sie die Lichter auf eine weitere Tür zu. Jenny wirft mir einen