Fanfic: Animus viam monstrat 16

verwirrten Blick zu und ich erwidere diesen. Dann folgen wir wortlos den beiden grauen Lichtern. Ich habe aufgehört zu fragen. Habe aufgehört nach einer Antwort zu suchen. Denn immer wenn ich eine Antwort bekomme, bekomme ich auch gleich Schmerzen dazu. Ich habe eine Antwort von Kai gewollt und bekam stattdessen Schmerzen. Also bleibe ich lieber stumm und verfalle wieder in das alte Schema, wie in der Abtei.

Ich fasse in meine Hosentasche und spüre das kalte Silber meines Armreifens. Er ist also noch da. Irgendwie gibt er mir Kraft. Kraft den Schmerz aus zuhalten, Kraft weiter zumachen, Kraft alles hier zu überstehen. Und so folge ich wortlos den grauen Lichtern. Sie scheinen über den Boden zu schweben. Mir kommt es so vor als würden sie nicht gehen, als würden sie nicht den Boden berühren.



Ich gehe durch eine weitere Tür und stehe plötzlich in einem Badezimmer!?

Wo ist Jenny? Frage ich das Licht. Sie ist in einem anderen Badezimmer, ich bezweifle dass ihr beide zusammen baden wollt oder? Fragt das Licht.

Nein. Danke! Sage ich und sehe mich um. Das Bad ist in weiß gehalten. Die Fließen haben ein dunkelrotes Muster drauf. Die Badewanne ist voll und Schaumkronen haben sich gebildet.

Wenn du irgendetwas brauchst, dann klatsch zwei mal in die Hände. Sagt das Licht und lässt mich alleine.



Neugierig lasse ich meinen Blick über die vielen Tongefäße gleiten. Die Schrift darauf ist verschnörkelt. Ich trete näher heran und lese mir die Beschriftung durch. Es stehen ganz verschiedene Dinge darauf: Heublumenextrakt, Teebaumöl, Kamillenblütensaft und noch viele andere Dinge.



Ich streife meine Kleidung ab und steige in die Wanne. Warmes Wasser umschließt mich und ich merke wie sich meine Muskeln entspannen. Ich schließe die Augen und genieße das Gefühl des Wassers auf meiner Haut. Nach einiger Zeit steige ich wieder heraus und hülle mich in ein großes dunkelrotes Handtuch. Dann nehme ich das Teebaumöl und verteile es auf meinem Oberkörper. Danach schlüpfe ich wieder in meinen Overall und klatsche zweimal in die Hände. Sofort erscheint das Licht.

„Was kann ich für dich tun?“ fragt es.

„Ich will ein paar Antworten haben.“ Entgegne ich und bürste mir die Haare.

„Antworten? Ich werde dir welche geben. Wir sind nicht böse! Und auch unsere Farbe sagt nichts über uns aus! Wir waren einst genauso, wie die hellen Lichter. Doch nicht alles, was sie gemacht haben, war richtig. Wir wollten etwas verändern! Doch sie haben uns eingeschlossen, uns gequält. Wir waren nur zwei an der Zahl. Sie wollten uns umstimmen, doch wir hielten an unserer Meinung fest. Und dann kamen immer mehr, die unserer Meinung sind! Es gab einen erbitterten Kampf, und schließlich spalteten wir uns in 2 Gruppen. Da wir das Gegenteil sein wollten, nahmen wir die Farbe schwarz. Doch Schwarz heißt nicht, dass wir böse sind! Denn Weiß ist auch nicht immer rein! Auch wollten wir einen anderen Herr! Jemand, der uns auch in schlechten Zeiten hilft! Aber das heißt noch lange nicht, dass unser Herr böse ist! Ich hoffe deinen Fragen sind damit beantwortet!“ sagt das Licht.

Irgendwie erinnert mich das an mich und Kai. In der Abtei. Aber wir haben uns unterdrücken lassen. Ich bewundere diese Lichter. Sie sind stark und mutig. Sie lassen sich nicht beirren. Ich fühle mich zu ihnen hingezogen. Und doch habe ich noch leichte Zweifel.

„Meist denkt man, es sei stark festzuhalten. Dabei ist loslassen die wahre Stärke!“, sagt die Stimme plötzlich. Dieser Spruch! Den hat uns Boris damals aus dem Büchlein des Schülers vorgelesen! Wie sehr er doch stimmt! Nun habe ich mich entschlossen.

„Ich werde euch helfen. Aber nur unter der Bedingung dass du mir alles, wirklich alles erzählst.“ Sage ich mit fester Stimme. Dieses Licht hat so viel durchgemacht. So viel Schmerz ausgehalten. Ich werde das auch schaffen. Kai hat mich angelogen. Ich werde ihm zeigen das ich auch ohne ihn stark bin. Dass ich auch ohne ihn meinen Weg gehen kann. Ich spüre wie der Schmerz der Wut und dem Hass weicht. Ich schaffe es auch ohne Kai. Ich bin nicht auf ihn angewiesen. Und nie mehr wirde ich mich verletzen lassen! Niemals!

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