Fanfic: Tödliches Wiedersehen - IX (Beyblade)
hüllte sich weiter in Schweigen und maß ihn mit den Augen. Kai verengte die Seinen zu schmalen Schlitzen und es trat ein gefährliches Funkeln hinein. „Du bist also auf den Kanaren geboren und kanntest deine Eltern nicht! Und deine Geschwister? Du bist ja ein Einzelkind! Was war noch alles gelogen?“, rief er nicht ohne Schärfe in der Stimme. In Gedanken fügte er noch: <i>Und dein ‚Ich liebe dich.‘? Das auch?</i>, hinzu, aber sein Stolz ließ nicht zu, das offen auszusprechen.
Kathrine wandte sich wieder dem Fenster zu. „Hörst du den Regen, Kai?“ Damit brachte sie ihn kurzfristig aus dem Konzept. Was wollte sie denn jetzt? Ihm war schon bewusst, das der Regen gegen das Fenster trommelte. Wollte sie ihn nur ablenken? Es steigerte nur seinen Zorn! „War das deine Antwort?“, rief er. Kathrine hüllte sich erneut in ihr Schweigen, also machte Kai Kehrt und stürmte davon. Kaum war er weg, trat ein leichtes, trauriges Lächeln auf ihre Lippen.
<i>Kai, manchmal liegst du vor mir wie ein offenes Buch, das ich schon oft gelesen habe. Das richtige Wort an der richtigen Stelle und deine Reaktion ist mir sofort klar.</i>, dachte sie. Kathrine hob die Hand und legte sie gegen das kalte Glas. Es tat ihr weh, Kai so vor den Kopf zu stoßen und zu manipulieren, aber wenn sie jetzt versuchen würde, ihm alles zu erklären, dann würde er es nicht verstehen. Sie richtete den Blick auf die regennasse Straße und den Hof. Und was sollte sie denn sagen?
Die Gedanken an Kai ließen sie nicht los. Der Ausdruck in seinen Augen. Das Unverständnis, die Wut, all das tat ihr selbst weh und brachte sie fast zur Verzweiflung. Am liebsten wäre sie los gerannt, ihm hinterher. Sie wollte sich in seine Arme werfen und ihn anflehen, sie nie wieder loszulassen. Langsam ließ sie die Stirn gegen die Scheibe sinken. Sie konnte die Worte auf der alten Schriftrolle, die ihr Vater zusammen mit dem Amulett heim gebracht hatte, auswendig: <i>Zwei Kinder, geboren von verschiedenen Müttern, im gleichen Jahr, am gleichen Tag, zur gleichen Zeit auf die Sekunde. Zu der Stunde, als die schwarze Sonne am Himmel steht. Gezeugt von verschiedenen Vätern, teilen sie eine Seele. Du und ich, Kai, wir sind eins. Wir sind vereint in Leben und Tod.</i>
Kathrine hob den Kopf. Trübsal blasen galt nicht! Und wenn sie es ihm nun doch erklärte? Würde sie sich vielleicht besser fühlen? Sie wollte nicht, dass er sie hasste. Sie fürchtete sich sogar davor. <i>Vereint in Leben und Tod.</i> Sie gehörten zusammen! Sie waren zwei Teile eine Seele, die einst zu Den Einen (A/N.: <i>Wer dazu was wissen will, soll’s im Kommi schreiben, dann geb ich noch ein paar Infos! Dauert hier zu lang und passt nicht! ^^</i>) gehörte! In der Zeit, bevor der Schwarze Engel Die Einen trennte! Sie hatten sich wiedergefunden und sie würde ihn nie wieder gehen lassen.
Entschlossen machte sie Kehrt und tat einen Schritt, als sie ein stechender Schmerz durchzuckte. Keuchend stolperte sie nach vorn und fiel auf die Knie. Ihr Rücken begann zu brennen und ihre Schulterblätter schienen zu glühen. Das Amulett, das sie immer trug, war aus ihrem Ausschnitt gerutscht und hing bleischwer an ihrem Hals. Verzweifelt krallte sie ihre Hand darum und keuchte: „Nicht. Nicht hier, nicht heute!“ Deutlich spürte sie, wie ein warmes Rinnsal ihr Rückgrat hinunter floss und im Stoff ihrer Hose versickerte. Das Amulett fester packend, riss die Augen auf und rief gepresst: „Zurück!“, dann ließ der Schmerz nach.
Erschöpft ließ sie sich zur Seite fallen und lehnte Schulter und Kopf gegen die Wand. Müde fasste sie nach ihrem Rücken und betrachtete gleichgültig ihre roten Fingerspitzen. Wieder geschafft. Vorerst...
Der Tag des Sommerfestes war gekommen. Wie auf Bestellung strahlte die Sonne und die ersten Gäste wurden gegen Mittag erwartet. Am Frühstückstisch herrschte helle Aufregung. Niemand blieb lange sitzen, jeder stürzte schnell den Kaffee hinunter und verschwand wieder, denn es gab noch viel zu tun.
Cheetah stand am Fenster des Rittersaales und sah hinunter in den Hof, in dem sich das Sonnenlicht in den Pfützen brach. Hinter ihr befand sich alles noch immer im Planungsstress. Chris kam gerade wieder zur Tür herein und sagte: „Also die gefärbten Laken hängen auf den Leinen und sind bei dem Wetter bald trocken. Allerdings sieht es in der Waschküche aus, als sei eine schwarze Farbbombe explodiert. Naja, was steht denn als nächstes an?“
„Hatte Kathrine gestern nicht gesagt, sie kenne Kai nicht?“, fragte Cheetah dazwischen. Alle Köpfe drehten sich nach ihr um, deshalb deutete sie mit dem Daumen in den Hof und meinte: „Dafür streiten sie aber heftig.“ Sofort waren alle Pläne vergessen und die ganze Truppe postierte sich an den Fenstern. Unten im Hof standen tatsächlich Kai und Kathrine; beide mit vor der Brust verschränkten Armen und in ein Wortgefecht verstrickt.
„Also nur ein Déjà vu! Das ich nicht lache!“, sagte Chris grinsend. Die Männer sahen zu ihr hinüber und Max fragte: „Sagte sie das?“ Chris nickte, daraufhin meinte Tyson: „Komisch, Kai fragte mich vorhin im Turm, wer sie sei.“ Cheetah stemmte die Arme in die Seiten und sagte brummend: „Da haben sich ja zwei gesucht und gefunden!“ Chris nickte zustimmend. „Kathrines Stärke war es schon immer, sich und andere hinter Lügen zu verstecken. Woher sie sich wohl kennen?“
„Ist doch klar! Deshalb war’s in der Karibik auch am schönsten!“, half ihr Cheetah auf die Sprünge. Max nickte zustimmend. „Kai kam von den Caribean Championchips, als wir uns in London trafen.“
Während die Sechs oben Kais und Kathrines Beziehung ausloteten, waren die beiden unten in eine mehr oder weniger heftige Diskussion verstrickt. Kathrine hatte es am Ende doch nicht mehr ausgehalten und folgte ihrem Instinkt durch die Burg. Im Hof hatte sie ihn getroffen. Kai verfluchte sich selbst, dass er einfach nicht in der Lage war, sie ungehört stehen zu lassen. Er blieb in einigem Abstand stehen und sah sie herausfordernd an.
„Hör mir bitte zu, Kai. Ich würde dir so gerne alles erklären, aber es ist so schwer.“, begann sie ziemlich kläglich. Kais Erwiderung war dementsprechend kühl. „Was gibt es da zu erklären? Du hast mich von Anfang an belogen, <i>Luna</i>.“ Er benutzte provokativ den Namen, unter dem er sie kannte. Kathrine war es gleich. „Ich weiß und es tut mir unendlich Leid, aber ich hatte keine andere Wahl!“ Kai löste die starre Verschränkung seiner Arme für eine ausladende Geste, eigentlich wider seiner Natur. „Keine andere Wahl? Wie wäre es denn mit der Wahrheit gewesen?“ Er stemmte die Fäuste in die Seiten. Kathrine ließ ihre Arme sinken. Wie sie erwartet hatte. Er verstand sie nicht. Wie auch? Er wollte es gar nicht. Aber was sollte sie denn sagen? Sie atmete tief durch und startete einen neuen Versuch: „Kai, du weißt, dass ich dich nie ohne Grund angelogen hätte. Kai? Sieh mich an Kai!“ Jetzt half wirklich nur noch eins.
Zögernd sah ihr Kai in die Augen und Kathrine sagte: „Ich weiß, dass du es weißt.“ Kai spürte missmutig, wie sein letzter Widerstand gegen ihren Liebreiz langsam schwand und das schürte wieder seine Wut auf sich selbst. <i>Du wolltest doch hart bleiben!</i>, erinnerte ihn seine innere Stimme. Eigentlich nur aus diesem Zorn heraus, fragte er grob: „Und? Wie heißt er?“ Kathrines Haltung versteifte sich und sie machte einen Schritt zurück. Jetzt verstand <i>sie ihn</i> nicht mehr. Wie konnte er nur? Ihr war wirklich vieles vorzuwerfen, aber nicht so etwas! „Kai! Was willst du damit sagen?“, fragte sie perplex.
Er sah zur Seite. „Genau das, wonach es geklungen hat!“, damit sah er sie wieder an und eisige Kälte lag in seinen braunen Augen. „Du weigerst dich, mir den Grund für all deine Lügen zu sagen, also bleibt mir nur diese Annahme!“, stellte er kühl fest, „Also?“ Kathrine schüttelte langsam den Kopf. „Du weißt, dass ich dich liebe! Ich brauche dich, wie die Luft zum atmen! Wie kannst du nur so etwas denken?“ Ihr schwand der Mut. Natürlich dachte er das! Was auch sonst? Doch sie hoffte noch immer auf seine Einsicht. Nur die kam nicht. „Nenn mir wenigstens einen Namen. Sag mir einmal die Wahrheit und bitte spar dir dein Gerede von Liebe!“
Diese Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Jetzt war es an Kathrine wütend zu werden. „Du machst es einem wirklich nicht leicht! Was soll ich denn tun? Wieso denkst du nur so schlecht von mir? Ich habe dein Vertrauen nie untergraben!“ Ihr Aufbrausen ließ auch Kais Zorn weiter aufflammen. „Was kann ich dafür, wenn du in Rätseln sprichst und lügst, dass sich die Balken biegen! Ich habe ja keine Ahnung, wann ich dir glauben kann und wann nicht!“ Kathrine machte auf der Stelle Kehrt und stürmte ins Haus, Kai blieb ihr auf den Fersen. „Ist das deine Art, Konfrontationen aus dem Weg zu gehen?“
„Ich habe damit nicht angefangen!“, erwiderte sie gereizt. Kais Stimme troff vor Sarkasmus, als er rief: „Ach, wirklich! Na das ist ja was ganz Neues!“ In Rekordzeit erreichten sie die Türen zum Rittersaal, die Kathrine schwungvoll aufstieß und dabei: „Was kann ich dafür, wenn du so verdammt engstirnig bist und mir gleich vorwirfst, ich hätte einen Anderen!“ Das brachte ihr die allgemeine Aufmerksamkeit ein, was von den Beiden allerdings geflissentlich ignoriert wurde.
Kai entgegnete: „Tut mir Leid, aber meine Toleranzgrenze liegt im Bereich „Lüge“ ziemlich weit unten! Gib mir einen plausiblen Grund, warum ich etwas anderes glauben sollte!“ Kathrine warf ihm einen giftigen Blick zu und rief: „Das habe ich versucht, aber du hörst mir ja nicht zu!“ In der kurzen Pause, die danach entstand,