Fanfic: Crossworlds III
hatte zwar Nabiki ein paar Mal
über die Schulter geschaut, aber nicht wirklich was begriffen.
Er setzte sich davor und drückte den kleinen Knopf am Bildschirm. Es
flackerte einmal, aber sonst blieb der Monitor schwarz. Nach einigen
Augenblicken des Wunderns beugte sich Ranma nieder und schaltete auch den
Tower unter dem Schreibtisch an.
Der Computer erwachte zum Leben. Ein paar Zahlenreihen huschten über den
Bildschirm, dann erschien die Arbeitsoberfläche. Ranma öffnete den Explorer,
klickte sich durch die Ordner bis zu Privates.
===Please=enter=Password===
Er zog sein Keyboard näher und tippte bluebyte ein. Der Rechner akzeptierte
und gewährte Zugriff. In dem Ordner waren zahllose Dateien, verschiedene
Hausaufgaben, aus dem Internet geladene Filme und ähnliches.
Ranma stoppte.
Er sah auf den Monitor, dann auf seine Hände und wieder zurück. [Woher zum
Teufel kannte ich das Paßwort? Und seit wann kann ich mit den Dingern
umgehen?] Ihm fiel keine Antwort ein, er hatte einfach gehandelt ohne
nachzudenken. Als ob er diesen Ablauf sehr oft gemacht hatte, schien sich
sein Körper von alleine zu erinnern.
"Gleich wieder vor deiner Kiste, hab ichs mir doch gedacht."
Ranma erschrak zum zweiten Mal in kurzer Zeit, als er die Stimme hörte.
Langsam wandte er den Kopf und sah...
Sich selbst.
Rote Haare, zu einem Zopf zusammengebunden. Strahlend blaue Augen. Ein
Schmollmund, der momentan abfällig verzogen war. Kleidung in chinesischer
Machart, die einen Körper verhüllten welchen Ranma nur zu gut kannte, und der
so manchen Jungen in den Wahnsinn treiben konnte.
Ranko.
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=> Juuban Hospital, Kreissaal; fünfzehn Jahre früher
Genma hatte Chibi-Ranma auf dem Arm und wanderte nervös den Flur auf und ab.
Immer wieder sah er auf seine Uhr. Er setzte Chibi-Ranma ab, atmete gestreßt
aus, sah sich um, nahm seinen Sohn wieder auf den Arm und setzte ihn gleich
wieder auf den Boden.
"Was dauert das so lange, was dauert das so lange, was dauert das so lange?"
Er sah abermals auf die Uhr, runzelte die Stirn, schüttelte das Gerät,
horchte daran und ließ den Arm wieder sinken.
"Papa, was machen die Toktors mit Mama?"
"Doktores, es heißt Doktores. Und sie helfen Mama bei ihrer Geburt."
"Was ist eine Kepurt?"
Genma nahm Chibi-Ranma wieder auf den Arm und lief weiter den Gang auf und
ab. "Das ist etwas schwer zu erklären, in unserem Fall heißt es das du ein
kleines Schwesterchen bekommst."
Die Tür zum Kreissaal öffnete sich und eine Schwester schaute heraus. "Herr
Saotome, sie können-"
Man sah nur einen Schatten huschen und Genma war verschwunden. Der Luftzug
war stark genug um der Schwester das Haar durcheinander zu wirbeln.
"-jetzt reinkommen." Sie sah sich verwirrt um. "Was war denn das?"
Im Geburtszimmer angekommen blieb Genma ehrfürchtig in der Tür stehen. Im
Bett lag seine Frau, das Baby bereits in den Armen. Genma kam langsam näher,
Chibi-Ranma dicht an sich haltend.
Nodoka sah auf und lächelte. "Wie die Ärzte gesagt haben, ein Mädchen." Sie
wandte sich wieder dem Neugeborenen zu. "Und so wie sie aussieht wird sie
später sicher mal eine Schönheit."
Chibi-Ranma blickte neugierig auf das Bündel in den Armen seiner Mutter. Das
kleine Kind schlief fest.
"Hast du schon einen Namen?"
Als würde das Baby wissen das es angestarrt wird, wachte es in diesem Moment
auf und sah sich in der Welt um, die es grade betreten hatte.
"Ja, ich habe an etwas gedacht das zu Ranma paßt. Wie wäre es mit Ranko?"
Ranma stellte sich auf Zehenspitzen um besser sehen zu können. Ranko bemerkte
ihn und sah nach unten. Ranma lächelte schüchtern. Ranko sah in seine Augen
und gab ein kurzes gurgelndes Lachen von sich.
"Ranko ... Ein guter Name. Und wie es scheint gefällt er ihr auch."
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=> Ranma´s Zimmer; zurück in der Gegenwart
Ranma saß an seinem Schreibtisch und starrte ins Leere. Ranko trat vor und
schnippte mit ihren Fingern vor seinem Gesicht. "Hey, Klugscheißer, schläfst
du schon mit offenen Augen?"
Ranma schnappte aus seine Trance und sah seine Schwester an. "Huh? Was?"
"Mann, der Truck muß dich voll am Kopf erwischt haben, als wenn du nicht
schon so schlimm genug warst." Sie legte den Kopf schief und schien auf eine
Antwort zu warten. Als keine kam zuckte sie nur mit den Schultern. "Na, Egal.
Mom hat gesagt ich soll dir sagen das das Essen fertig ist."
So gesprochen drehte sie sich um und war aus dem Zimmer. Ranma blinzelte.
[Ich habe tatsächlich eine Schwester. Und sie sieht aus wie ich, nur ein
wenig jünger.] Er stand umständlich von seinem Stuhl auf und griff nach
seinen Krücken. Ranma bezweifelte das er hier immer noch um sein Essen
kämpfen mußte, aber seine Nase hatte bereits Alarm geschlagen, und sein Magen
reagierte entsprechend. Auf seine Krücken gestützt verließ Ranma sein Zimmer.
Dem guten Geruch folgend fand er den Weg in die Küche. Mutter, Vater und
Schwester saßen bereits am Tisch und warteten auf ihn. Ranma setzte sich
dazu.
"Es ist schön dich wieder bei uns zu haben, Ranma," sagte Nodoka, während sie
ihm den Teller vollud. "Ich hoffe das Essen im Hospital war erträglich?"
Ranma nahm den Teller entgegen. "Naja, es ging so," sagte er zwischen den
Bissen. "Nicht grade berauschend, aber ich habe schon wesentlich Schlimmeres
gegessen." Kurze Erinnerungen an Akane in der Küche huschten durch seinen
Kopf, dann stopfte er weiter das Essen in sich hinein.
Genma und Nodoka sahen erstaunt zu, wie ihr Sohn in einer Art aß, die sie
bislang nur von Ranko kannten. Nodoka hatte lange genug gebraucht um ihren
Ehemann das Essen inhalieren abzugewöhnen, nur bei Ranko hatte sie bislang
keinen Erfolg. Nun hatte Ranma sich anscheinend die gleiche Unart
angewöhnt, die Geschwister imitierten sich fast wie Spiegelbilder.
Ranma bemerkte die seltsamen Blicke die ihm seine Eltern schenkten, und
verlangsamte sein Tempo auf menschliche Verhältnisse. Ranko dagegen futterte
munter weiter.
"Sag mal Pops, was ich dich noch fragen wollte-"
Nodoka unterbrach ihn. "Erst schlucken, man spricht nicht mit vollem Mund."
Ranma kaute zu ende und wandte sich dann wieder an seinen Vater. "Hast du
vielleicht ein paar Trainingsübungen, die man auch mit gebrochenem Bein
machen kann?"
Genma ließ überrascht seine Eßstäbchen sinken. Ranko nutzte den Moment und
klaute ihm einen Reiskloß vom Teller.
"Wie kommst du denn auf die Idee?" fragte er staunend, "Ich dachte immer du
kannst Martial Arts nicht ausstehen?"
Ranma biß sich auf die Lippen. Er hatte nicht daran gedacht das er, soweit er
bis jetzt wußte, nie trainiert hatte. Als er nach einer passenden Ausrede
suchte, merkte er das sich sein Essen dezimierte. "Hey, das war meins," fuhr
er Ranko an.
Ranko schluckte und leckte sich über die Lippen. "Wer nicht ißt zur rechten
Zeit, der muß sehen was übrig bleibt," spottete sie.
Ranma runzelte die Stirn, zog seinen Teller näher an sich heran und wandte sich
wieder Genma zu. "Es war nur ein Gedanke. Vielleicht hätte ich dem Unfall
vermeiden können wenn ich schneller reagiert hätte."
"Da ist was dran," überlegte Genma. "Wir können ja noch mal darüber reden wenn
du deinen Gips losgeworden bist." [Bevor er damals aufhörte, hatte er einen
vielversprechenden Eindruck gemacht] dachte er weiter, [ich frage mich ob
noch etwas davon hängen geblieben ist?]
Ranma aß weiter, in Gedanken versunken. Er konnte es jetzt schon kaum noch
erwarten endlich diesen Klotz vom Bein loszuwerden. Ebenso brannte er darauf
seinen Körper wieder in einen besseren Zustand zu bringen, er fühlte sich
einfach nicht wohl, kraftlos wie er war.
Er nahm eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr, und instinktiv ruckte seine
Hand vor. Seine Eßstäbchen fingen die seiner Schwester auf, welche sich
verdächtig wieder seinem Teller genähert hatten. Ranko schaute überrascht,
und Ranma drohte ihr mit dem Finger. "Ich habe dir gesagt, Finger weg von
meinem Essen."
Genma schmunzelte, als er seine ungesprochene Frage beantwortet fand.
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=> Juuban, Saotome Residenz; ein paar Tage später
Ranma kam durch die Tür.