Kurze Zeit später.
Akane hatte für heute genug vom Amaguriken, und übte jetzt auf ihre Weise.
Sie hatte einen der Training-Dummies aufgestellt, und schlug und trat auf
die hilflose Puppe ein.
Jeremy hatte sich auf den Boden der Terrasse gesetzt und sah ihr zu. Man
konnte die Kraft hinter ihren Schlägen beinahe spüren.
Jeremy: "Sag mal, tut das nicht weh?"
Akane stoppte, wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah ihn an. "Was?
Das Schlagen? Kein Bißchen."
Jeremy ging zu ihr rüber und knuffte probeweise in den Dummie. Unter der
Strohfüllung verbarg sich massives Holz. "Ich würd´ mir ja die Finger brechen
wenn ich mit voller Wucht da reinschlagen würde."
Akane malätrierte weiter die Puppe. "Ist doch nur Holz. Wenn ich will schlag´
ich das kaputt. (Punch, Punch, rechter Haken) Bei den Ziegelsteinen ist das
was anderes, dabei muß ich mich konzentrieren. (Ellenbogen-Rückhand-Kombo)
Aber das weißt du ja selber wie das ist, Steine zu zerschlagen."
Jeremy: "Ich? Bewahre, nein. Ich will meine Hände noch ein wenig behalten."
Akane machte wieder eine Pause und sah ihn verwirrt an. "Heißt das, du hast
noch nie Steine gespalten?" Jeremy schüttelte den Kopf. "Aber du hast doch
ein riesen Loch in die Schulmauer geschlagen."
Jeremy: "Das hab´ ich nicht reingeschlagen. Da war ein Trick hinter. Eine
besondere Technik, wenn man es richtig anstellt kann man Steine
damit explodieren lassen.
Wenn ich einfach so versuchen würde, wie du Ziegelsteine zu
zerschlagen, ich hätte ruckzuck meine Hände in Gips."
Akane war erstaunt. Sie hatte Jeremy in eine gehobene Klasse eingeschätzt,
jetzt stellte sie fest das er bei weitem nicht so gut war wie sie dachte.
Aber noch immer besser als die meisten ihrer Mitschüler. Kein Wunder das sie
ihn letztens bei ihren Sparring so schnell besiegt hatte.
Akane kam eine Idee. Jeremy war nicht so gut wie sie, er sträubte sich nicht
so mit Mädchen zu kämpfen wie Ranma, und er war wesentlich sympathischer als
Kuno. Es würde sicher Spaß machen sich mit ihm zu messen, vor allem da er sie
nicht mit auf ein Date nehmen wollte wenn er sie mal besiegen sollte.
Akane beschloß, ihn auf ein Match in einer Disziplin aufzufordern, in der
sie so gut wie unschlagbar war.
Akane: "Was hältst du von einer Runde Armdrücken?"
Zur gleichen Zeit im Dojo.
Tofu bereitete sich innerlich auf eine neue Herausforderung auf seinem Weg
zu Kasumi vor, und schloß die Augen.
Er fühlte tief in sich hinein, versuchte seine innere Mitte zu finden, und
schaltete all´ seine Gefühle ab.
Tofu: "Ich bin bereit."
Ranma: "Bist du sicher?"
Tofu: "Ja. Fang an."
Ranma zog etwas hervor und hielt es Tofu vors Gesicht. Der Doktor öffnete
die Augen. Er erstarrte, als er auf ein Foto von Kasumi blickte. Er ballte
die Fäuste das die Knöchel knackten, und die Temperatur sank merklich.
Tofu focht einen Kampf mit sich selber. Eine Seite von ihm wollte immer
wieder Gaga gehen. Die andere Seite drängte alle Gefühle zurück, er zwang
sich das Bild anzusehen.
Die Minuten liefen dahin, zäh wie Sirup. Für Tofu schien eine Ewigkeit zu
vergehen. Letztendlich verlor er aber den Kampf. Ranma brachte sich schnell
in Sicherheit, als sich die Brillengläser des Doktors vernebelten.
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Am Abend. Ranma kam ins Wohnzimmer. Von den beiden Vätern war keine Spur zu
sehen. Den Geräuschen (und vor allem dem Geruch) nach bereitete Kasumi in der
Küche das Abendessen vor. Die beiden anderen Schwestern glänzten durch
Abwesenheit. Nur Jeremy war saß am Tisch und laß Manga.
Jeremy: (sieht auf)"Hey, wieder da? (stockt) Wie siehst du denn aus?"
In der Tat, Ranma machte einen verschwitzten Eindruck. "Hab´ mit dem Doc
geübt. Mit Fotos von Kasumi. Die Zeit, in der er sich unter Kontrolle hat
wir immer länger, aber ganz gepackt hat er´s noch nicht. Zweimal hätte er
mich fast erwischt."
Jeremy: "Du meinst, er wird wieder ..." Er machte eine wischende Geste vor
seinem Gesicht.
Ranma: "Genau. Und in dem Zustand will ich ihm nicht in die Finger fallen.
Nicht das der Doc besser wäre als ich, aber man sollte sich nicht
von seiner ruhigen Art täuschen lassen."
Jeremy: "Das wollte ich dich sowieso noch fragen. Seit wann ist Tofu ein
Martial Artist? Das er jetzt mit Akane trainiert und alles. So kenn´
ich ihn gar nicht."
Ranma sah ihn ungläubig an. "Was denkst du denn? Er zeigt es zwar nur selten,
aber er ist ein Meister in Tai-Chi und Judo. Und was ihm an Kraft fehlt
macht er mit Wissen wieder wett." Jeremy staunte nur. Ranma setzte sich
neben ihn. "Sieht man ihm nicht an, was? Warum glaubst du ist Happosai nie
an Kasumi´s Unterwäsche gegangen? (schaut auf Jeremy´s Manga) Hey, was liest
du da für´n Shojo-Scheiß?"
Jeremy klappte den Utena-Manga zu. "Das ist kein Scheiß, sondern ein
Sammlerstück. Bei mir ist die Reihe kaum zu kriegen, und als ich den Band
zufällig bei Akane im Zimmer hab´ stehen sehen mußte ich einfach zuschlagen."
Ranma verschränkte die Arme und rümpfte die Nase. "Pah! Mädchenkram." Er sah
Jeremy aus den Augenwinkeln an. "Was hast du überhaupt in Akanes Zimmer
gemacht?"
Jeremy verzog schmerzhaft sein Gesicht. "Armdrücken." Er bewegte den Arm
vorsichtig. "Sie hat mir fast das Gelenk ausgekugelt."
Akane: "Tut es denn noch sehr weh?"
Jeremy und Ranma drehten sich zu ihr um, als sie die Treppe runter kam.
Jeremy: "Ach was, ich hätte es wissen müssen das du stärker bist."
Ranma stand auf, ging zu Akane rüber und betastete ihren Oberarm. "Hmm, nein,
keine Muskeln, nur der übliche Speck."
~Klatsch~
Ranma pellte sich wieder von der Wand. "Die Super-Soba waren es auch nicht,
sonst hätte die Mauer mich nicht aufgehalten." Er staubte sich ab und wandte
sich Jeremy zu. "Junge, du mußt stärker werden. Es kann doch nicht angehen
das dich das Machoweib da (Daumenzeig zu Akane) besiegt."
Akane: (krempelt ihre Ärmel hoch)"Du willst wohl Ärger haben?"
Ranma: (arrogant)"Meinst du, du machst mir Angst?"
Akane sparte sich die Worte und schlug nach ihm. Ranma wich aus. "Viel zu
langsam." Während Akane weiter angriff, dirigierte Ranma den Kampf aus dem
Zimmer raus in den Garten. "Meine Güte, Akane, Methusalem wäre ja eine
Concorde gegen dich."
Akane: (wütend)"Halt´ still und kämpfe."
Ranma: (dreht ihr eine Nase)"Versuch doch mich zu treffen. Ätschbätsch."
Jeremy sah den beiden hinterher, wie Akane erfolglos versucht Ranma zu
treffen, und Ranma immer Milimetergenau auswich. Wie es aussah würde Akane
auf diese Weise doch noch zu ihrem Geschwindigkeitstraining kommen.
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Früh am nächsten Morgen.
Jeremy blinzelte träge, als ihn die ersten Strahlen der Sonne im Gesicht
kitzelten. Er streckte sich unter der Decke und gähnte, dann sah er nach
links wo Ranma noch friedlich schlummerte. Das Futon seines Vaters weiter
hinten war leer.
Ein Blick nach rechts offenbarte einen gefesselten, geknebelten und
bewußtlosen Panda. ^Sieht so aus als wäre Ranma diesmal nicht mit Genma´s
Morgentraining einverstanden gewesen.^ Jeremy verschränkte die Arme hinter
dem Kopf und ließ die letzten Tage Revue passieren.
Ranma´s Ankunft verlief diesmal besser als letztes Mal. Keine ungewollte
Verlobung. Kuno kannte den Fluch (und hielt sogar seine Klappe) und verfolgte
Ranma nicht, weil dieser nicht die glorreiche und ehrwürdige Akane Tendo
mit seiner befleckten Anwesenheit beschmutzte.
Ryoga war ebenfalls kein Problem mehr, im Gegenteil. Jeremy hatte das Gefühl
das Ranma diesmal einen weiteren Freund und Verbündeten gefunden hatte.
Und die Amazonen würden sowieso nie auftauchen.
Damit wären zwei von achtunddreißig Bänden erfolgreich überstanden, und wenn
Akane ihr morgiges Turnier gewinnt, wäre auch der Kodachi-Arc mit einer
erheblichen Verbesserung verlaufen, nämlich ohne das Kodachi sich in Ranma
verlieben würde. Band drei geschafft.
Hier erkannte Jeremy einen Fehler im Verlauf der Dinge. Er rief sich den
Manga noch mal Stück für Stück ins Gedächtnis. ^Ankunft - Verlobung - Schule
mit Kuno - Kuno trifft am Sonntag Ranma-chan und gibt ihr Rosen - Schnitt -
Ryoga - P-Chan - Nochmal Ryoga - Schnitt - Kodachi - Gymnastikturnier.