Fanfic: China, wir kommen! VI
Chapter: China, wir kommen! VI
Ähm, ich versprech, dass der Teil morgen länger wird...
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Er war schon lange eingeschlafen, als es anfing zu regnen.
Das dumpfe Prasseln auf dem Zelt vermochte ihn zunächst nicht zu wecken, erst als es stärker wurde und es sich mit dem Donner vermischte, schlug er erschrocken die Augen auf.
Er brauchte nicht lange um wieder einzunicken, doch auch dieser Schlaf währte nicht lange. Denn plötzlich erhob sich ein spitzer Schrei über den Donner.
„Akane!“ Ranma fuhr hoch. Er zögerte nicht lange und sprang aus dem Zelt.
Sofort trafen ihn die dicken Tropfen und machten ihm zu dem, was er nicht mehr sein müsste, wenn er nur mutig genug gewesen wäre...Aber das spielte für ihn keine Rolle, denn genau in dem Moment, als er sich wieder in sie verwandelt hatte, registrierte er, warum Akane geschrien hatte.
Ihr Zelt hatte sich auf dem in Sekundenschnelle weich gewordenen Boden in Bewegung gesetzt, ohne, dass Akane hätte rechtzeitig hinaus springen können.
Bevor er reagieren konnte, war das Zelt bereits über eine Abhang gerutscht.
Als er zu ihr rennen wollte, schlingerten seine Beine und er rutschte aus. Doch das konnte ihn nicht abhalten und deswegen robbte er auf dem Bauch zu dem Abhang.
Es blitzte fast ununterbrochen.
Er erblickte das Zelt, das auf einem kleinen Vorsprung lag; Akane war mittlerweile daraus hinaus gekrabbelt, doch auch der Boden unter ihr war matschig und sie hatte keinen Halt.
Er streckte ihr die Hand zu, doch sie konnte sie nicht erreichen.
„Akane!“ , schrie er, ohne zu wissen, warum. Er klammerte seine Füße um eine Wurzel eines Baumes, um Halt auf dem schmierigen Matsch zu finden, doch nun konnte er ihre Hand erst recht nicht erreichen.
Es waren nur wenige Zentimeter, die sie trennten. Akane blickte ihn angstvoll an. Plötzlich rutschte sie aus. Der Vorsprung begann auseinander zu brechen, das Zelt war bereits in den dunklen Abgrund gestürzt.
Wie sollte er die retten? Er wusste nur, dass er es musste. Verdammt, es waren doch nur Zentimeter...
Da kam ihm der rettenden Gedanke...er hatte gar keine andere Wahl.
„Ranma! Ranma, lass mich nicht allein...“ Doch er musste es tun. Nachdem er ein paarmal ausgerutscht war, langte er an seinem Zelt an, das nur deswegen noch stand, weil er es auf Gras und nicht auf erdendem Boden festgemacht hatte, so wie Akanes Zelt.
Er griff nach seinem Rucksack und fand eine der mit dem Quellwasser gefüllten Kannen. Er schraubte sie auf und sah das Wasser zögernd an. Doch ein Schrei von Akane festigte ihn in seinem Entschluss.
Er musste wieder ein Junge sein, dann könnte er sie erreichen. Er schüttete sich das Wasser über den Kopf.
Der kalte Regen schlug auf seinen Körper ein, der nicht mehr weiblich war, auf sein Haar, das nicht mehr rot war.
Er eilte zu dem Abgrund und griff nach Akanes Hand, die er nun ohne Probleme erreichen konnte und zog sie in Sicherheit.
Es hatte aufgehört zu regnen.
Sie waren voll Matsch, aber das zählte nicht. Es zählte auch nicht das, was soeben passiert war.
Akane klammerte sich an ihn und suchte nicht, sondern gab Halt.
Sie wischte seine Tränen fort, doch sie konnte seine Trauer nicht mindern.
„Sie ist weg...“ , war das Einzige, das er von sich geben konnte.
Zärtlich strich sie über sein Haar. Sie sagte nichts, weil es nichts zu sagen gab.
Er drückte sie stärker an sich und sie konnte seinen bebenden Körper spüren und sie wünschte, sie könnte irgend etwas für ihn tun. Aber es schien ihm zu genügen, dass sie da war.
Sie hätte sich wirklich für ihn gewünscht, dass er es nicht so abrupt hätte tun müssen und sie wusste, er hatte es nur für sie getan...doch sie war auch glücklich, dass es nun vorüber war – er würde sich schon trösten können, er würde schon froh sein....dafür würde sie sorgen.
Drei Wochen später...
Sie hatte das Gefühl, dass es sogar noch schlimmer geworden war – mit jedem Tag sprach er weniger.
Er hatte auch aufgehört zu weinen, doch sie zweifelte, ob sie das als positives Zeichen werten konnte.
Sie baute gerade das einzige ihnen verbliebene Zelt auf – er hatte sich freiwillig angeboten, draußen zu schlafen – er hatte drei Wochen lang im Freien geschlafen...es war ihm egal, alles war ihm egal...er machte nichts mehr, er suchte kein Holz, er baute kein Zelt mehr auf, er bestimmte nicht mehr den Weg...
In dem Moment, als sie schlafen wollte, begann es zu regnen. Sie blickte zu Ranma, der erschrocken in den Himmel und dann zu ihr blickte.
„Darf ich...ich kann nicht...“ , sagte er leise und starrte den Boden an. Sie zog ihn hoch und führte ihn zu dem Zelt.
„Ja, natürlich...“
„Danke...“ , meinte er abwesend.
Das einzige, das ihre Körper voneinander trennte, war eine Decke. Sie hatte eigentlich ihr Kleid anbehalten wollen, doch dazu war es zu dreckig...es stand schon vor Dreck.
Doch Ranma bemerkte gar nichts – er war sofort eingeschlafen...vor drei Wochen hatte er noch Alpträume gehabt, das hatte sie sogar in ihrem Zelt gehört, aber selbst diese hatten aufgehört – für sie schien das ebenfalls kein gutes Zeichen zu sein.
Sie drehte sich zu ihm, zögerte, dann lagerte sie ihren Kopf auf seine Brust.
Sie hatte das Gefühl, das er etwas Nähe brauchte...das sie etwas Nähe brauchte....und strich über seine Brust, hob ihren Kopf und blickte in sein so friedliches, schönes Gesicht...
Sie seufzte. „Ranma...“
Es war klar – die Zeit des Streites war vorüber, es gab nichts mehr zu leugnen, eigentlich hatte es nie etwas zu leugnen gegeben – vielleicht wäre dann alles anders gekommen...
Doch es war noch nicht Zeit mit offenen Karten zu spielen – noch nicht...doch wie lange es auch dauern würde, sie konnte auch darauf warten....