Fanfic: China, wir kommen! XIII

Chapter: China, wir kommen! XIII

„Akane!“


Ranma ließ seine Fäuste auf die Zimmertür nieder sausen.


„Akane, mach schon auf!“


Ryoga war mittlerweile dazu gekommen. Als Ranma seine Stimme erkannte, wandte er sich um und stieß ihn vor die Brust.


„Verschwinde! Du hast schon genug angerichtet!“


„Was?“ Ryoga schubste Ranma fort und begann wieder mit Akanes Tür zu sprechen. „Akane, mach auf, ich kann dir alles erklären...“


„Was willst du ihr erklären, es gibt nichts zu erklären – es ist offensichtlich!“ , unterbrach Ranma ihn.


Er machte sich Sorgen – er wollte sie trösten – er wollte mir ihr allein sein – und vielleicht wollte er auch Ryoga verteidigen.


Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Akane baute sich vor ihnen auf. Ihre Augen waren gerötet, ihr Haar zerzaust, ihre gesamte Erscheinung war mitleiderregend. Ranma wollte auf sie zugehen, doch sie schnellte an ihm vorbei, auf Ryoga zu.


„Akane...“ , begann dieser – Klatsch – Ryoga hielt sich die Wange.


Erstaunt musste Ranma mit ansehen, wie sie wieder in ihrem Zimmer verschwand – „Akane?“ , fragte er, bevor sie die Tür wieder schließen konnte. Sie verharrte in ihrer Bewegung und wandte sich wieder um.


„Lass mich reinkommen...“ , fragte er zärtlich, öffnete seine Arme, ging auf sie zu, wollte sie umschließen –Klatsch...


„Waas?“ , rief Ranma, erschrocken über die Ohrfeige, die nun auf seiner Wange brannte. „Warum ich?“


Akane sah ihn wütend an.


„Du hast nichts gesagt!“




„Das ist alles deine Schuld!“


Ranma warf Ryoga einen ungläubigen Blick zu und gab ein „Hmpf“ von sich. Er ließ sich vor dem Fernseher sinken und schaltete ihn ein – in der Hoffnung, Ryoga würde nun gehen. Seine Wange brannte immer noch, aber es schmerzte ihn viel mehr, was ihm Akane vorgeworfen hatte. Wie oft hatte er es versucht? Wie oft hatte sie ihm weder Gehör noch Glauben geschenkt? Ja – und wie oft hatte er dazu beigetragen, dass Ryoga nicht aufgeflogen war – wohl genauso oft, wie er versucht hatte, ihn zu enttarnen. Er war ein Trottel...warum hatte er sich auch mit Ryoga im eigenen Haus getroffen?


Zu seinem Bedauern setzte sich Ryoga neben ihn und seufzte.


„Ranma – kannst du nicht ein gutes Wort für mich einlegen?“


Er sah Ryoga erstaunt an – erstaunt darüber, ihn so friedlich zu sehen – erstaunt über seine Bitte – erstaunt über seine Unverschämtheit.


„Sie spricht nicht mal mit mir – und, verdammt, warum sollte ich das tun?“


Ryoga zuckte mit den Schultern. „Weil du mein Kumpel bist...“


Jetzt war er nicht nur erstaunt, sondern auch verwirrt – und zu allem Überfluss tat Ryoga ihm auch noch Leid. Immerhin war er unglücklich verliebt...aber eines würde Ranma bestimmt nicht tun – ihm seine Verlobte in die Arme spielen – am liebsten hätte er ihm das jetzt gesagt.


„Ich bin dein Kumpel?“ , fragte er statt dessen und zog kritisch die Augenbraue in die Höhe.


„Tu nicht so!“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Wenn ich sie schon nicht lieben darf, will ich wenigstens ihr Freund bleiben...“


Ranma war neugierig. „Wieso darfst du sie nicht lieben?“


Ryoga warf ihm einen undefinierbaren Blick zu. „Das weißt du doch sehr gut – wer ist denn ungerechterweise ihr Verlobter?“


„Ungerechterweise...hmpf!“


„Lass mich doch ihr Freund bleiben...“ Sein Ton wurde bettelnd.


„Dazu brauchst du nicht meine Erlaubnis...“


„Aber deine Hilfe...ich habe es mit ihr verscherzt...“


„Ja!“ , unterbrach Ranma ihn wütend. „Und das ist ganz alleine deine Schuld! Hättest du deine Situation nicht ausgenutzt, dann säßest du jetzt nicht in der Bredouille...ich bin doch nicht dafür verantwortlich, dich wieder raus zu holen!“


„Nein...“ , murmelte er eingeschüchtert.


„Ich habe es mir mit ihr auch verscherzt und das ‚ungerechterweise‘ – alles nur deinetwegen...obwohl du mich bei jeder Gelegenheit verprügelst...das hab ich auch nicht verdient...“


„Tut mir Leid...“ , nuschelte er und blickte verlegen zur Seite.


Ranma zögerte. Hatte sich Ryoga etwa entschuldigt? Alles nur, um Akanes Freund zu bleiben? Das konnte er nicht glauben...


„Lass sie in Ruhe!“ , rief er knurrend.


Ryoga wich erschrocken zurück. „Ich will wirklich nur ihr Freund sein...immerhin wird sie, jetzt, da sie alles weiß, eh nichts mehr von mir wollen...“


„Will ich auch schwer hoffen...“ , brummelte Ranma, mehr zu sich, als zu Ryoga.


„Was?“


„Nichts!“


„Du bist eifersüchtig!“


„Bin ich nicht!“


„Doch, bist du!“


„Nein, ich habe auch keinen Grund dazu!“


„Du bist eifersüchtig auf mich...“ , rief Ryoga, nicht ohne ein höhnisches Lächeln. „Das sagt doch alles!“


„Willst du nun, dass ich ein gutes Wort für dich einlege? Dann halt die Klappe!“


„Du liebst sie...gib es endlich zu!“ Ryoga ließ sich nicht aus dem Konzept bringen.


Ranma verschlug es die Sprache.


„Ranma, sie liebt dich doch auch...du solltest es ihr sagen...“


Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte - vor allen Dingen nicht, wenn er bedachte, dass dieser Rat ein paar Monate zu spät kam.


„Ich gönne sie dir!“ , rief Ryoga fröhlich und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.


Am liebsten hätte Ranma gelacht – aber er war eigentlich dankbar...und froh, dass Ryoga es endlich mal gut mit ihm meinte.


„Ok, ich lege ein gutes Wort für dich ein...“


Plötzlich hatte Ranma einen heulenden und jammernden Ryoga am Hals kleben.


„Danke...oh, danke, Ranma...“


Ranma schob ihm entsetzt fort, doch dieser fuhr ohne Zögern fort:


„Danke...und...vergiss nicht...sag es ihr...Kumpel!“




Ryoga war schon lange gegangen – es war dunkel um ihn herum. Er wunderte sich langsam, warum der Rest der Familie nicht heimkehrte. Wahrscheinlich hatten sie mittlerweile einen Riecher dafür entwickelt, wann Ärger in der Luft lag.


Seufzend legte er sein Kinn in seine Hände und starrte den schemenhaft erkennbaren Fernseher an...und vielleicht hoffte er ja, dass nun etwas passieren würde – vielleicht hoffte er, dass Akane einen Weg zu ihm finden würde.


Aber er wusste es besser – natürlich war er am Zug. Natürlich...


Er war ein taktloser Trottel, aber ausnahmsweise trug er nicht die volle Verantwortung. Doch wie konnte er Akane klar machen, dass er sie doch nie hatte verletzen wollen? Wie? Nie...niemals...und wie oft hatte er das schon vollbracht?


Er seufzte noch tiefer. Er wusste nicht, wie er das wieder ausbügeln sollte. Und zu allem Überfluss hatte er auch noch Ryoga dieses dumme Versprechen gegeben...na ja, es war besser ihn zum Freund zu haben...


Nur widerwillig dachte er an seine Worte zurück...“du solltest es ihr sagen“ – ruckartig schnellte sein Kopf in die Höhe. Das war die Lösung – wenn er es ihr sagte, würde sie ihm schon verzeihen...




„Akane?“ Nach langem Zögern wagte er ein leises Flüstern, von dem er überzeugt war, dass sie es nicht hören würde.


„Verschwinde!“ Erstaunt wich er zurück. Sie hatte ihn doch gehört...


„Akane...ich...es tut mir Leid...“ , sprach er weiter und ließ seinen Kopf gegen das Holz ihrer Tür sacken.


„Dir tut alles Leid – vielleicht solltest du da mal vorher dran denken...“ Ihre Stimme klang boshaft - sie versuchte boshaft zu klingen, doch statt dessen klang sie nur mitleiderregend und gebrochen.


„Ja...Akane...lass uns doch drüber reden...“


„Ich will nicht mehr mit dir reden...ich will nichts mehr diskutieren...“


Ranma blieb stumm.


„Ich...ich wünschte, unsere Beziehung wäre perfekt, aber sie wird es nie sein...niemals...“ Eine Pause entstand. „Heute ist mir klar geworden, dass ich nie ein ruhiges Leben führen werde, wenn...dass du nie aufhören wirst, mich zu verletzen...“


„Oh, Akane...“


„Ranma?“ Ihre Stimme war auf einmal so nah, sie musste direkt vor der Tür stehen. „Ranma, ich will nicht mehr...“


Dem Weinen nah, kniff er die Augen zusammen, ballte die Fäuste und schrie es endlich hinaus:


„Ich liebe dich!“


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