Fanfic: Akra

versuchen...“






Das Nekohanten sah so friedlich aus. Nicht so, als hätte dort die Hölle begonnen.


Niemand war zu sehen, als sie es betrat. Sie atmete tief ein und aus. Irgendwo, tief in ihr, hoffte sie, Shampoo und Cologne wären außer Haus, aber natürlich waren sie das nicht.


Shampoo war nur im ersten Moment vor Überraschung erstarrt, dann warf sie sich Ranma um den Hals.


„Airen!“ , rief sie entzückt, doch Ranma stieß sie fort.


„Shampoo – ich, Ranma Saotome,...“ Sie schluckte und atmete noch einmal tief ein, bevor sie den entscheidenden Satz aussprach. „ich fordere dich heraus, mit mir zu kämpfen.“


Erst war Shampoos Gesicht versteinert, ohne jegliche Reaktion, doch dann begann sie zu lachen.


„He, ich meine das ernst!“ , rief Ranma, die sich veräppelt fühlte.


Schnell verstummte Shampoos Lachen und sie blickte sie böse an.


„Ranma – du kämpfen mit mir?“ , fragte sie und Ranma nickte zögerlich.


„Wenn du gewinnen, wieder Junge sein und Akane wieder Mädchen – wenn ich gewinnen, du mich heiraten, Akane für immer ein Junge sein!“ Ihre Augen glitzerten diabolisch.


Nur langsam verstand sie, was Shampoo ihr sagen wollte. Ranma wusste nicht, was sie antworten sollte – konnte sie das zulassen? Was wenn sie verlöre, dann würde alles nur noch schlimmer werden...das konnte sie Akane nicht antun...


Ranma strauchelte und verließ das Nekohanten, ohne Shampoo ein Wort oder einen Blick zuzuwerfen.






Und wenn sie bedachte, dass sie nun ein Mädchen war und lange nicht so stark, wie als Junge...


Würde sie nicht gewinnen, müsste sie Shampoo heiraten UND Akane bliebe ein Junge...NEIN, das konnte und wollte sie Akane nicht antun...ihrer Akane...sie gehörte zu ihm und nicht zu Shampoo...sie brauchte es gar nicht zu leugnen...


„Vater, was soll ich tun?“ Zum ersten Mal in ihrem Leben brauchte sie nichts dringender als einen Vater, der ihr einen Rat geben konnte...


„Du musst kämpfen!“ , waren seine einzigen Worte und das stimmte...


Denn eines stand fest, SO konnten sie nicht verweilen. Sie konnte kein Mädchen sein und Akane kein Junge...


Noch hatte sie es ihm nicht gesagt, aber er würde sicher bald nach Hause kommen...es grauste ihr davor.






Wieder stand Ranma vor dem Nekohanten. Sie dachte an Akane, die nur genickt hatte, als sie ihm alles erzählt hatte.


Sie ballte die Fäuste – sie würde gewinnen...


Shampoo schenkte ihr einen fast mitleidigen Blick. Ranma wusste nicht, ob sie bedauerte, mit Ranma kämpfen und ihr weh tun zu müssen, oder weil Ranma kämpfen wollte und sich immer noch mit Händen und Füßen gegen eine Hochzeit wehrte.


Aber es war ihr auch völlig gleichgültig – sie wollte nur alles wieder ins Lot bringen...


Ranma nickte ihr zu und stellte sich kampfbereit. Sie würde Shampoo im Nekohanten beweisen, dass Ranma nie – niemals – bereit war, sie zu heiraten.


Shampoo lächelte böse – und da wusste Ranma, dass sie verlieren würde...






Ranma ballte die Fäuste...Tränen fielen zu Boden. Wie hatte das nur passieren können? Was war nur passiert?


Shampoo begann zu lächeln. Erst erschien es Ranma wie Spott, doch es war einfach nur die Freude, darüber, dass sie ihn nun heiraten durfte.


Er wischte sich über die Augen und wandte sich um, zu gehen.


„Ranma, wo...“ , begann sie, doch Ranma schnitt ihr das Wort mit einer unwirschen Bewegung ab.


„Damit du es weißt...ich werde dich niemals lieben! Niemals!“






Es brach ihm das Herz, als er Akanes strahlenden Augen sah.


„Du hast es geschafft?“ , rief er fröhlich – doch Ranma senkte den Kopf und versuchte schnell auf sein Zimmer zu kommen.


„Du hast es nicht geschafft?“ Sein Blick wurde leer.


„N...ein...“ , krächzte er leise. Er hatte ihm den Rücken zugewandt, ein Fuß bereits auf der Treppe. „Ich werde meine Sachen packen und gehen...ich muss mein Versprechen einhalten....“


Er hörte Akane schluchzen.


„Es tut mir Leid...“






In der Nacht schossen ihm immer wieder die Szenen des Kampfes durch den Kopf.


Immer wieder sah er den entscheidenden Schlag auf sich zu kommen und je öfter er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er es als Junge geschafft hätte, diesem Schlag stand zu halten. Doch er war wie gelähmt gewesen, nachdem er begriffen hatte, dass er sie nicht besiegen konnte.


Er stöhnte. Wie hatte er nur so versagen können? Wie hatte er sich nur selbst in die Pfanne hauen können?


Warum hatte er schon aufgegeben, bevor der Kampf überhaupt begonnen hatte? Warum hatte der Gedanke an Akane nicht gereicht, ihn zu motivieren, ihn gewinnen zu lassen?


Shampoo räkelte sich neben ihm. Ein ekelhaftes Gefühl machte sich in seinem Magen breit, wenn er daran dachte, nun sein ganzes Leben mit dieser Frau verbringen zu müssen...und nicht mit der, zu der er eigentlich gehörte...Akane...


Er wusste nicht, welcher Schmerz schlimmer war – niemals mit Akane zusammen zu sein oder das, was er Akane angetan hatte, was sie – nein, er – nun fühlen musste.


Das war zu grausam...er kniff die Augen zusammen und versuchte krampfhaft nicht mehr daran zu denken.


Dann überkam es ihn. Er stürzte zur Toilette und übergab sich.


Als er sich den Mund abwischte und sich anschickte, wieder ins Bett zu gehen, sah er Shampoo im Türrahmen stehen. Erschrocken wich er zurück.


„Shampoo...“


Sie sah ihn traurig an.


„Ich werde Akane zu Mädchen machen...wenn du mit nach China kommen...“ Sie sprach sehr leise und sie schien es sich sehr gut überlegt zu haben.


„Äh...“ , konnte er nur hervor bringen. Er war überrascht, warum tat sie das auf einmal? Diese Frage sprach er schließlich aus.


„Weil du nicht schlechtes Gewissen haben sollst...“ Sie wandte sich um und verschwand.


Immer noch baff, konnte er sich nicht von der Stelle bewegen. Er sollte nach China...alles verlassen? Ein kleiner Preis, wenn Akane wieder ein Mädchen sein konnte.


Er beugte sich über das Waschbecken und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser.


Als er in den Spiegel sah, erkannte er erst nicht, dass ihn immer noch seine männliche Hälfte anstarrte...seine männliche Hälfte? Sein Fluch war fort?


Warum konnte er sich nicht darüber freuen?


Sein Leben war aus den Fugen geraten – nichts war mehr, wie es sein sollte...und ihn beschlich das dumme Gefühl, dass es gereicht hätte, das alles zu verhindern, wenn er nur ehrlich zu sich selbst und zu Akane gewesen wäre.






Er nahm das Säckchen mit den Pulver, das auf einem Tisch für ihn bereit stand und verließ das Nekohanten.


Er zögerte nur kurz, als er das Haus der Tendos erreichte. Er fand Akane schnell - nachdem er alles ihren Vätern erklärt hatte - der wieder einmal wie versteinert vor dem Fernseher saß und ins Leere starrte.


„Hier...misch es in Wasser und du bist wieder ein Mädchen...“ und reichte ihr das Säckchen. Er sah ihn verständnislos an. Da verschwand Ranma in der Küche, mischte das Wasser an und reichte ihm statt dessen das Glas.


Akane trank es zögernd.


„Wieso...?“ , fragte sie und sah ihn immer noch überrumpelt an. „Was musst du dafür tun?“


Ranma sah in eine andere Richtung.


„Sag schon!“ , rief sie und sprang auf. Sie schlug ihm auf die Brust.


„Ich werde nach China reisen...“


Schockiert blickte sie ihn an, bevor ihre Lippen langsam zu zittern begannen.


„Ich werde dich nie wieder sehen?“


Er schüttelte den Kopf, zog sie an sich und küsste sie, bevor er das Haus der Tendos ein letztes Mal verließ und nicht wieder kehrte.




ENDE


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