kein kaltes Wasser gab, nur heißes!
Schnell rannte sie die Treppen hinauf, sie stürzte ins Badezimmer ohne anzuklopfen und dann, erstarrte sie…
In der Badewanne saß, nicht wie vermutet die Rothaarige Ranko…sondern der schwarz haarige junge Mann aus ihren Tagträumen!
„Was machen Sie hier?“, flüsterte Akane, unfähig zu schreien oder auszurasten, sie fragte auch nicht wo Ranko war…der Schock, dass ausgerechnet er jetzt hier saß…er saß tief.
„Ach du…“, sagte der junge Mann. Er schlug sich an seine Stirn.
Akane sagte nichts mehr. Sie schloss schnell die Tür und lehnte sich gegen sie. Was war gerade passiert? Sie ging es noch ein Mal ruhig durch…
„VESCHWINDE!“; schrie sie wütend und schnellte ins Badezimmer zurück! Sie raste auf den jungen Mann zu und wollte ihn schlagen, es war günstig, schließlich war er aus der Wanne ausgestiegen, hatte sich ein Tuch um die Hüfte gebunden, doch sie traf nicht, sondern fühlte nur einen leichten aber bestimmten Druck an ihren Handgelenken. Spät realisierte sie, dass er sie festhielt.
„Lassen Sie mich los!“, knurrte Akane.
„Nein, es ist nicht so wie du denkst! Lass mich erklären!“, bat der junge Mann.
Doch Akane hörte nicht.
„Raus hier! VERSCHWINDE!!!“, kreischte sie nun und trat nach ihm…vergebens!
„Hör mir zu!“, er sah sie flehend an.
Akane brodelte…doch hätte am liebsten sonst was mit ihm gemacht…aber dann…fiel ihr auf, dass sie sich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt hatte…
Sie lockerte sich…und senkte ihren Blick.
„Erkläre, bitte aber mach schnell.“, flüsterte sie. Zögerlich ließ er sie los und dann fühlte er auf seinem Kopf einen Schlag. Akane hatte ihren Holzhammer gezückt…seid Jahren hatte sie ihn nicht mehr gebraucht!
Komisch…sie hatte dies getan, ohne es zu wollen, es war ihr einfach in den Sinn gekommen!
„Wofür war das denn?“, jammerte der junge Mann am Boden liegend.
Akane räusperte sich.
„Ich werde unten in der Küche warten, dann kannst du es mir erklären.“, sagte sie und versuchte dabei Würde zu bewahren. Schnell….aber nicht zu schnell verließ sich das Badezimmer und ging hinunter in die Küche.
Sie setzte sich auf einen Stuhl, ganz ruhig war sie und wartete.
Sie war wirklich gespannt auf seine Erklärung….und wer war er? Jetzt erst fiel ihr auf, das Ranko gefehlt hatte, sie wollte aufstehen, nach oben gehen, doch die tat es nicht, sie blieb sitzen und dachte nach, das was sie wirklich oft tat…!
Sie war hin und her gerissen, zwischen Neugierde und Verwirrung! Wer war er? War er der Mann aus ihren Träumen? Warum war Ranko verschwunden?
Sie fand keine Antworten, nicht eine einzige! So sehr sie auch überlegte, so sehr sie versuchte auch nur einen plausiblen Gedanken zu erhaschen…umso verwirrter wurde sie.
Nein es machte keinen Sinn darüber nach zu denken.
Akane seufzte tief und schloss ihre Augen, legte ihre Fingerspitzen an ihre Schläfen und versuchte ihre Gedanken so gut es eben ging zu ordnen.
Als sie ihre Augen öffnete, fiel ihr Blick auf ihr Hochzeitfoto. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, doch war es eigentlich fehl am Platz, denn ihre Hochzeit war nicht der glücklichste Tag ihres Lebens gewesen…
*******************************Erinnerungen*********************************
Es war ein warmer Oktober Tag, eigentlich viel zu warm, 28°. Akane hatte den ganzen Tag trainiert, denn an diesem Tag war die Schule ausgefallen, Rohrbruch oder so.
Sie kam erschöpft aus dem Dojo und sah ihren Vater an auf der Veranda stehen, so wie jeden Tag kurz vor sechs. Akane stöhnte leise und versuchte ihre Missbilligung zu verbergen. Seit Ranma und sein Vater nicht gekommen waren, stand Soun jeden Abend dort und wartete. Seid Monaten schon!
„Wird es dir nicht langsam leid hier zu stehen?“, fragte sie kühl und wischte sich den Schweiß von ihrer Stirn.
Soun sah sie an, als wäre sie ein Geist, so tief war er in Gedanken versunken gewesen.
„Hast du was gesagt?“, fragte er und sah sie abwesend an.
Akane murmelte noch etwas und ging dann ins Haus. Sie konnte es nicht verstehen, warum ihr Vater so erpicht darauf war, dass Ranma irgendwann doch kommen sollte! War es denn so wichtig, dass eine von ihnen verlobt werden sollte? Sie schnaubte missbilligend und stieg die Treppen hinauf. Dann stoppte sie eher unbewusst und sah in Richtung Tür. Ihr kurzer Blick wurde zu einem regelrechten Starren. Etwas sagte ihr, tief verborgen in ihrem Herzen, dass er hätte kommen müssen, dass es so richtig gewesen wäre, aber Akane ignorierte diese Gedanken, versteckte sie tief in ihrem Bewusstsein.
„Akane, was ist?“
Akane schreckte auf und sah sich um. Kasumi stand am Treppenende und lächelte ihr entgegen.
„Schon gut.“, seufzte Akane und setzte ihren Weg ins Badezimmer fort.
Sie schob die Türe auf und ließ sie wieder mit einem dumpfen Knall ins Schloss fallen. Sie blieb stehen, unbewusst wandten sich ihre Gedanken auf Ranma. Sie musste daran denken, wie sehr sie es sich eigentlich gewünscht hätte, dieses Geräusch zu hören an diesem regnerischen Juni Tag. Das Geräusch der sich schließenden Tür…und dann ihn zu sehen…
„Was?“, zischte Akane und runzelte ihre Stirn. Sie lachte leise und schüttelte ihren Kopf. Entweder würde sie langsam zu einer Dramatikerin wie Kuno oder sie hatte einen Knall. Wie konnte nur so etwas Bescheuertes denken? Beinahe hätte sie losgelacht, so unsinnig kam ihr der Gedanke vor. Sie wollte doch tatsächlich unbedingt einem wildfremden Jungen nachtrauern! Sie seufzte amüsiert. Langsam färbte Kuno wirklich auf sie ab...es war doch wunderbar das Ranma nicht gekommen war! Schließlich hätte sie dann jetzt mit ihm verlobt sein müssen, so fern er sich für sie entschieden hätte! Gott, mit einem wildfremden verlobt sein! Wahrscheinlich wäre sie am Ende todunglücklich gewesen und er hätte die Kampfschule verkommen lassen…das jedenfalls redete sie sich ein…
Sie ließ das Wasser in die Badewanne fließen und betrachtete es, wie es so schnell und geräuschvoll in die Wanne fiel. Sie schluckte und schlug auf den Wasserhahn, sodass der Ausfluss des Wassers stoppte. Urplötzlich dachte sie an die Empfindungen, die sie vor einigen Monaten hatte, als sie Ranma erwartet hatte. Dieses tief sitzende Glücksgefühl! Sie kniff ihre Augen zusammen und atmete stockend ein.
Dann ließ sie das Wasser wieder laufen.
Sie wusch sich schnell…und sie merkte, dass sie den Schaum nicht ertrug, sie genoss dieses Gefühl nicht mehr. Warum auch immer…warum? Sie wusste es, doch sie verdrängte es! Verdrängen, das konnte sie gut.
Als sie mit dem kurzen Bad fertig war, zog sie sich an. Schlichte Leggins und einen bequemen Pullover. Es würde ja heute niemand mehr kommen, also war es egal wie sie aussah. Kurz betrachtete sie sich im Spiegel und lächelte zufrieden. Es hatte schon was, auch in solchen Sachen gut aus zu sehen. Sie grinste und ging dann hinunter.
Sie wollte ihren Vater sprechen, vielleicht konnte sie es ihm ja ausreden, sich jeden Tag auf die Veranda zu stellen, Genma Saotome würde sowieso nicht kommen. (Sie vermied es mit Absicht nicht an Ranma zu denken)
Als sie die Tür zur Seite schob um im Wohnzimmer ihren Vater zu sprechen, saß dort Kuno.
Sie stockte, schüttelte dann aber ihren Kopf.
„Was machst du denn hier?“, fragte sie. Ruckartig drehte Kuno sich um, stand auf und umarmte sie. Akane war überrumpelt, doch kurz darauf versetzte sie ihm einen Schlag.
„WAS SOLLTE DAS?“; keifte sie.
„Akane, setzt dich.“, Soun deutet mit einer Handbewegung ihren Platz an.
Sie tat was er von ihr verlangte und sah ihn dann misstrauisch an.
„Was geht hier vor?“, fragte sie und sah ihren Vater unverwandt an.
„Akane, meine Tochter…du und Kuno werdet die Kampfschule für ‚Schlägereien aller Art’ weiterführen.“, er lächelte sie matt an.
„Moment…heißt dass…“
„WIR SIND VERLOBT MEINE LIEBSTE!“, meldete sich Kuno und umarmte sie ein weiteres Mal.
Jetzt stieß sie ihn nicht von sich ab, sie war geschockt, starr vor…entsetzten! Wie konnte ihr Vater ihr das nur antun? Warum gerade sie? Fragen schossen ihr durch den Kopf, warum? Warum sie? Doch sie fragte nicht…sie wusste es würde nichts bringen.
„Ranma….“, wisperte sie, doch nahm sie dies nicht wahr, starr blickte sie gerade aus, während Kuno sie mit Liebeserklärungen überhäufte…das einzige, was ihr bewusst war, war der stechende Schmerz in ihrer Brust…
Der Tag ihrer Hochzeit kam schnell, da Kuno es nicht abwarten konnte. Er und seine Familie hatten darauf bestanden, dass es schnell gehen sollte, schließlich war es ja bald Winter und wer weiß was nächstes Jahr wäre?!
Akane nahm die ganze Hektik um sich herum nicht wahr. Sie ließ alles über sich ergehen, die Anprobe des Kleides, das Aussuchen der Blumen…Ihr war es egal…Hauptsache es wäre schnell vorbei.
Am liebsten hätte sie natürlich protestiert, hätte sich geweigert, geschrieen, doch sie tat es nicht…sie hatte … nicht die Kraft dazu, das war ihr bewusst…
Sie wusste, dass die Hochzeit kommen würde, egal was sie sagte oder tat, es war beschlossen.
Ende Oktober war es soweit. Es war ein kalter, regnerischer Tag.
Akane stand in ihrem Zimmer und Kasumi raffte noch den Saum ihres Kleides zusammen. Sie sah aus dem Fenster und lächelte. Der Himmel … so dunkel…er schien der Spiegel zu ihrer Seele zu sein. Es war, als wenn der Himmel weinte, für sie…
„Kasumi?“, Akane sah ihre große Schwester an.