Fanfic: Son Gokous zweites Jenseitsabenteuer Teil 7
La’ir trotz seiner Todesangst weiter gebohrt, „wo kann ich ihn denn finden?“
Das Lachen war verstummt und die Aura hatte wieder an Bedrohlichkeit gewonnen. „Du fragst mich allen Ernstes nach dem Weg zu Enma? Was willst du dort? Das Jenseits oder die Geisterwelt, wie ihr Sterblichen sie nennt, ist genauso wenig ein Platz für euch wie diese Welt, die Welt der Dämonen.“
La’ir hatte schwer schlucken müssen, aber er hatte weder seinen Blick gesenkt noch der Furcht in seinem Herzen nachgegeben. „Ich will Enma zwingen, sie mir zurück zu geben.“
„Du … du willst Enma zwingen?“ Wiederum lachte Getseco. „Und womit?“
„Damit, mit meiner Ereaser-Kraft.“ La’ir zeigte auf einen Felsen, etwas weiter weg und löschte ihn aus. Nicht ein Staubkorn blieb übrig, keine Bruchstücke, keine Asche, nichts… Die seltsame Leere blieb einen Moment bestehen, dann rutschte das Geröll der Umgebung nach und füllte sie wieder auf.
„Wenn … wenn Enma sie mir nicht wieder gibt, dann werde ich das mit ihm machen, mit seinem Palast … mit allem!“
„Ohh, da hast du dir aber gewaltig viel vorgenommen“, hatte Getseco gesagt. „Ich habe davon gehört, dass ein paar von euch Menschlichen durch den „Unfall“ bei der Barriere Kräfte bekommen haben, die außergewöhnlich sind. Soweit ich weiß, muss man, um diesen Kräften zum Opfer zu fallen, innerhalb eines bestimmten Umkreises vom Besitzer dieser Kräfte sein. Wenn Enma sich nicht in deinem „Territorium“ aufhält, kannst du ihm nichts anhaben, oder?“
„Deshalb muss ich ihn sehen“, keuchte La’ir verbissen, „ich kann alles auslöschen, das ich sehen kann.“
„Hmm…“ Getseco hatte einen seiner Finger an sein Kinn gelegt, „du weißt natürlich, dass ich dich töten könnte, ehe du deine Macht einsetzt, oder? Aber du machst mich neugierig und das gefällt mir. Was soll dir Enma denn zurückgeben?“
„Meine Yuko! Sie war der einzige Mensch, den ich geliebt habe. Sie durch diese Hölle gehen zu lassen, es war so schrecklich! Ich will sie zurück!“
„Da wirst du auf Granit beißen, Sterblicher. So etwas nennt man Schicksal und das passiert unzähligen von euch Tag für Tag. Der Weg deiner Yuko war vorgezeichnet und Enma ist sehr darauf bedacht, dass sich alles so abspielt wie es auf der goldenen DVD aufgezeichnet ist.“
„Welche goldene DVD?“, La’ir sah den Fürsten misstrauisch an. „Davon habe ich noch nie gehört.“
„Nun, es wird auch nicht gewünscht, dass die Sterblichen darüber Bescheid wissen. Sie könnten ja in die Versuchung kommen, etwas gegen ihr vorgezeichnetes Schicksal zu unternehmen und das würde die Ordnung, die Enma so liebt, durcheinander bringen.“
„Ich pfeife auf seine Ordnung. Wenn er mir meine Yuko nicht zurückbringt, kann er genauso gut verschwinden!“ La’ir hatte die Fäuste geballt und sein Blick brannte vor Verzweiflung. „Ich bin es gewohnt, überall und immer nur hinten, nur der zweite, nur der letzte zu sein. In der Nachbarschaft und in der Schule immer verlacht, verachtet und verhöhnt zu werden, das kenne ich seit ich klein bin. Dass in der Familie meine Schwester alles bekommt und ich nur das was übrig bleibt.“ Nun lachte auch er, bitter und kalt. „Aber Yuko war anders, sie hat mich gemocht und mit mir gelacht, sie war das einzige Licht in meinem Leben. Ohne sie, ist alles nichts und kann zu nichts werden!“
Ohne es zu merken, hatte er in seiner Wut mehr und mehr Kraft konzentriert und Getseco war sicherheitshalber etwas zurückgetreten. „Eine interessante Perspektive“, hatte Getseco gesagt und es hatte nicht so geklungen, als ob er es scherzhaft gemeint hatte. „Ich kann dir zweierlei anbieten, Menschlicher.“
Bei Getsecos Tonfall hatte La’ir die Fäuste sinken lassen. „Und das wäre?“
„Hilf mit, die goldene DVD zu stehlen und zu vernichten. Sie ist meinen Plänen im Weg und ihr Verlust wird das Jenseits in ein Chaos stürzen.“
„Bringt mir das Yuko zurück?“
„Nein, aber auf diese Art wirst du sie am wirkungsvollsten rächen können. Außerdem kannst du, wenn du deine Kräfte in meine Dienste stellst, miterleben, wie ich Enma an deiner Stelle vernichte. Allerdings wird durch meine Pläne auch die Welt der Menschen dem Untergang geweiht sein.“
„Das ist mir egal“, La’ir klang kein bisschen erschrocken, „mit der Welt der Menschen bin ich schon längst fertig. So wie die mit mir umgesprungen sind, verdienen sie nichts Besseres.“ Trotzig hatte er die Lippen aufeinander gepresst.
„Dann sind wir uns einig?“, hatte Getseco gefragt.
La’ir hatte genickt.
„Gut, dann...“ Getseco hatte die Hand ausgestreckt und ein gewaltiger Stoß negativer Energie hatte La’ir an die Wand geschmettert. Stöhnend war er in die Knie gesunken.
„...merke dir, wo dein Platz ist, La’ir. Diesen Namen wirst du von nun an tragen und auch hier bist du nichts mehr wie Abschaum, der durch meine Gnade existiert. Solltest du das jemals vergessen und dich gegen mich auflehnen, wird dein Ende so qualvoll sein, dass du dir wünschen wirst, meine Dämonen hätten dir bei lebendigem Leib die Eingeweide herausgerissen.“
Oh ja, La’ir hatte diesen Moment nie vergessen, als ihm die volle Tragweite seiner vorschnellen Entscheidung bewusst geworden war.
Er hatte ertragen, dass Getseco sich an seiner Furcht und dem dennoch immer vorhandenen Trotz weidete, hatte die giftigen Krümel gegessen, die Getseco ihm vorwarf, hatte sich erniedrigt, nicht um zu überleben, diese Hoffnung hatte er lange schon begraben, sondern nur um nicht noch Schlimmeres ertragen zu müssen. Einmal, ein einziges Mal hatte er versucht, sich zu töten, indem er von den Zinnen des höchsten Turmes der Festung in die Tiefe sprang.
Er wusste nicht mehr wie Getseco erraten hatte, was er vorhatte, jedenfalls hatte der Fürst unten gestanden und ihn aufgefangen. Doch diese scheinbare Gnade hatte sich rasch als neue Grausamkeit entpuppt, denn Getseco hatte seine Krallen ausgefahren und ihm alle vier Gliedmaßen durchbohrt. Die heftig blutenden Wunden waren nicht tödlich gewesen aber er hatte Tage lang wimmernd vor Qualen im Staub gelegen und wenn ihn nicht ein paar Dämonen auf Getsecos Wunsch gewaltsam mit Brei und Wasser gefüttert hätten, wäre er wohl verhungert und verdurstet. Damals war ihm klar geworden, dass er niemals aus eigener Kraft würde entkommen können. Seit von dem Spezialtrupp Koenmas die Rede gewesen war, hatte er seine Hoffnung genährt, dass er ebenfalls in den Kampf verwickelt werden würde.
Wenn alles gut ging und er sich ernsthaft genug als Schurke präsentierte, würden diese Dämonen allem ein Ende machen. Endlich….
……………..
„Ich hoffe, dass du es nicht bereust, unseren Deal“, sagte Getseco und unterbrach so La’irs Gedankenreise in die Vergangenheit. La’ir schüttelte heftig den Kopf. Ein Teil von ihm wünschte sich immer noch die absolute Auslöschung der Menschheit, dieser verdorbenen Brut, und auch Enmas Vernichtung erschien ihm nach wie vor nur als gerecht, so selbstherrlich wie dieser das grausame Schicksal von Yuko auf die goldene DVD geschrieben hatte.
Getseco hatte sich damals köstlich amüsiert, weil die Gerüchte, die sich um den Diebstahl der DVD rankten bis zu ihm getragen wurden. Er hatte niemals im Sinn gehabt weitere Menschen einzusetzen, besondere Kräfte hin oder her. Menschen waren für ihn niederes Gewürm, Futter für die primitivsten seiner Dämonen. Was er begehrte war die Welt, die den Menschen gehörte, die so groß und so vielfältig war, während es im Reich der Dämonen kaum Abwechslung gab. Wenn er schon herrschen wollte, dann über die schönste aller Welten und nicht nur über ein paar tausend Getreue, sondern über Millionen von ihnen, die er mit Milliarden Menschen füttern konnte.
„Ich bin Euer ergebener Diener, mein Fürst“, sagte La’ir ohne zu stocken und kein Ton von Falschheit lag darin. Was immer Getseco von ihm wollte, La’ir würde es nicht drauf anlegen, dass der Fürst es sich nehmen musste.
„Irgendwie ist es schade“, hörte er Getseco murmeln, der den Kopf der kleinen, gelben Blüten zwischen seinen Fingern zerquetschte, „dass dir dein Trotz abhanden gekommen ist. Firozz ist berechnend und falsch, seine Gegnerschaft ist nicht sonderlich erfrischend, auch wenn er glaubt mich täuschen zu können. Du aber… dein ehrlicher Trotz von damals hat mir gefallen… deshalb bist du noch am Leben, nicht wegen deiner Fähigkeit.“
Würde Getseco ihm jetzt selbst ein Ende machen? La’ir zitterte innerlich vor Angst, und dennoch, da war noch ein Rest der alten Auflehnung und diese zwang La’ir, den Kopf zu heben und die Stelle im Schleier zu suchen, wo er Getsecos Augen vermutete. „Tut, was ihr für nötig haltet, mein Fürst“, sagte er. „Aber erwartet nicht, dass ich um mein Leben, um Gnade winsle“, stand in seinem Blick zu lesen.
Mit zwei Schritten hatte Getseco die Lücke zwischen ihnen geschlossen und hob La’irs Kinn mit zwei Fingern an, sodass er in dessen Augen lesen konnte.
„Ah… da ist es noch… und ich dachte schon, ich hätte es erstickt … wäre zu schade gewesen. Ich kann also alles tun, was ich für nötig halte, wie?“
La’ir, in dessen Magen sich die Furcht zu einem bleiernen Knoten zusammenballte, nickte. Wenn er es schaffte Getseco genug zu reizen, bekam er vielleicht einen schnellen Tod geschenkt.
Doch stattdessen tat Getseco