Fanfic: Die Vergangenheit kann man nicht begraben VI

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Endlich durchbrach Masaru das Schweigen.




„Schutzgeister werden mit einem Zauber bei ihrer Geburt an diesen Ort gebunden. Sie können ihn verlassen, sterben aber, wenn sie zu lange von ihm getrennt sind. So ziehen sie den Schmerz des Verlustes vor, den sie erfahren haben, wenn ihr Schützling geht.


Shobori würde genauso gerne bei dir bleiben. Aber den Zauber, der ihn an diesen Ort bindet, kann nur der Schutzgeist lösen, der ihn damals gesprochen hat.


Und soweit ich weiß, kennt kein Schutzgeist das Wesen, dass es getan hat. Tut mir leid für euch!“ Er berührte Akane an der Schulter und drehte sie zu sich um.




„Du musst nun gehen. Dort vorne ist die Schlucht. Spring! Du wirst immer zu uns zurückfinden, aber ich denke, wir werden uns nicht wiedersehen! Leb wohl, Onii-chan und pass bitte auf dich auf! Shobori würde es nicht verkraften, wenn du auch durch eine Klinge getötet wirst!“ Wieder nahm er sie in den Arm.




Traurig drehte sie sich von ihm weg und rannte los. Sie musste einfach rennen. Einen Moment länger und sie wäre geblieben. Masaru konnte gerade noch die Tränen sehen, die ihr Gesicht hinunter liefen. Warum tat es nur so weh? Weil sie Shoboris Trauer zusätzlich spürte? Der kleine Drache war am Boden zerstört und das nur, weil sie so egoistisch war. Oder war sie es gar nicht? Sie wollte doch nur zu ihrem Glück zurück.. Zu Ranma....




-----*°*-----




Die vier waren mal wieder zu spät zur Schule gekommen. Alle Ausreden hatten nichts genützt und so hatten sie die ersten beiden Stunden draußen verbringen müssen.


Eigentlich hatte es gut getan, so konnten sie sich wenigstens noch über den Vorfall des Morgens unterhalten.


Zu einem Schluss kamen sie allerdings nicht. Die Gestalt könnte aus so vielen Gründen wieder da sein, vielleicht einfach, weil er Akane nicht gefunden hatte.




Inzwischen hatten sie Pause und saßen zusammen mit ihrem Essen auf einer kleinen Mauer des Schulhofs. Ranma verspürte mal wieder keinen Hunger. So schwer lag ihm noch der Schrecken im Magen. Seiner Akane durfte doch nichts passiert sein.




Leoni hatte sich ein wenig abgelenkt. Sie beobachtete Marlon, der verträumt Yumi hinterher blickte und anscheinend die Welt um sich herum vergessen hatte. Sie lächelte. Es war das erste echte Lächeln, dass sie seit langem von sich gab.




„Ja, ja.. Sie ist schon hübsch!“ Marlon schreckte aus seiner Starre und wurde ziemlich rot um die Nase.




„Was? Marlon, echt.. In solch einer Situation Mädchen hinterher gucken passt einfach nicht!“ Josh zog ihn schmunzelnd auf und auch Ranma hatte nun etwas von dem Gespräch mitbekommen.




„Ach, ich hab gar nicht geguckt! An Akane hab ich gedacht und durch alles hindurchgestarrt. Pah, das ihr so was von mir denkt.“ Wütend schaute er in eine andere Richtung.




„Gib’s doch zu! So selig, wie du gelächelt hast, musst du sie gesehen haben!“ Leoni stichelte weiter und versuchte ihn aus der Reserve zu locken, doch er stritt einfach vehement alles ab.




„Du kannst es eh aufgeben!“ Ranma hatte sich eingeschaltet und blickte mit einem verschleierten Blick zu Yumi rüber.




„Wie meinst du das?“ Josh sah ihn überrascht an.




„Na, sie quatscht doch schon die ganze Zeit mit dem vermummten Typen da drüben..“ Er zeigte auf die beiden, die weit abseits auf dem Schulhof standen und wollte sich gerade wieder wegdrehen, als die anderen aufsprangen.




°Was hab ich gesagt? Vermummter Typ?° Ranma war plötzlich wieder hellwach und sah zu den beiden zurück. Bei genauerem hinsehen, konnte man die Furcht in Yumis Augen sehen. Es war der Typ, der Akane gejagt hatte. Und nun war er in der Schule? Was er hier alles anrichten könnte...




Ranma konnte auf die Schnelle einfach keinen klaren Gedanken fassen. Und als er sich gerade die Ausmaße, die diese Sache annehmen könnte, ausmalte, war Marlon schon lange aufgesprungen und zu den beiden gelaufen.


Völlig benebelt nahm er wahr, wie der blonde Junge Yumi zur Seite riss und weit von sich stieß. Diese stolperte zurück, wäre beinah gefallen, hätte Josh sie nicht gefangen und rannte nun zu Ranma und Leoni zurück.




Leoni nahm sie schnell bei der Hand und zog sie noch weiter zurück. Sie wusste, die beiden würden nur im Weg stehen und vielleicht noch unnötig verletzt werden. Aber was würde aus den Jungs werden? Zu dritt würden sie es doch schaffen, oder?


Allerdings ließ ein Seitenblick auf Ranma nichts Gutes erhoffen. Er stand immer noch wie angewurzelt da und kam aus seiner Starre nicht heraus.


Sie sagte Yumi, sie solle ins Schulgebäude verschwinden und rannte zu Ranma. Sie schüttelte ihn, doch es kam keine Reaktion.




Währenddessen versuchte Josh die anderen Schüler vom Schulhof zu bekommen, die wie Schaulustige am Rand standen und zusahen, wie Marlon gegen den Typen kämpfte. Er war schnell und doch konnte er mit bloßen Händen nichts ausrichten. Das Schwert.. Es war einfach zu riskant.




°Was passiert denn da?


Müsste ich denn nicht eingreifen?


Ach, Akane.. Wenn du doch nur da wärst..


Ohne dich, ist mir alles egal.


Was rede ich da? Ich war doch noch nie so gleichgültig..


Aber Akane.. Wenn sie nicht wieder kommt, will ich auch nicht mehr weitermachen..°




Ranma kämpfte immer noch gegen seine Lähmung. Leoni schleppte ihn mit sich zum Schuleingang, damit er wenigstens aus der Schussbahn war. Er kam bereitwillig mit, wie ein Hund, bei dem man an der Leine zerrte. Vielleicht würde ihn ein wenig kaltes Wasser aus seiner Starre befreien?


°Ranma, einen ungünstigeren Moment könntest du dir wohl nicht aussuchen, was?°


Grummelnd setzte sie ihn ab und wollte gerade einen Eimer Wasser holen, als Josh die restlichen Schüler ins Gebäude brachte.




Er wollte gerade wieder zurückgehen, als er aus den Augenwinkeln etwas fliegen sah. Leoni drehte sich gleichzeitig mit ihm zu dem Objekt um und sah ein kleines Messer, dass sich auf Marlon zu bewegte.




Er versuchte auszuweichen, denn es schoss direkt auf sein Herz zu, doch schaffte er es nicht mehr. Das Messer traf mit seiner vollen Kraft auf seine Schulter und blieb darin stecken.


Er spürte, wie das warme Blut in seine Kleidung sickerte und hörte, wie viele Mädchen aufschrieen.


Er hörte, wie jemand neben ihm stand und das Messer mit einem Ruck herauszog.


Es war Josh, der sich besorgt über ihn beugte. Der Schmerz jedoch war nicht auszuhalten.


Er sah, wie sich die Lippen seines Kumpels bewegten und Worte formten. Doch dann wurde er von der Ohnmacht überwältigt. Er spürte noch den pochenden Schmerz in seiner Schulter, als ihn die Schwärze überkam.




Josh rüttelte seinen Kumpel. Doch er war wie weggetreten. Schnell hob er ihn hoch und lief zum Eingang zurück. Auf halbem Weg aber hörte er die Rufe seiner Freundin, Leoni.




„Pass auf! Hinter dir!“ Sie schrie, war in Panik, doch er wusste nicht warum. Als er sich umdrehte sah er die Gestalt mit erhobenem Schwert hinter sich stehen. Er sah den Griff noch auf sich niedersausen und spürte dann den Schlag, der ihn am Kopf traf.


Benommen sackte er zu Boden und lag neben seinem blutenden Freund.




Die ganze Schülerschaft war inzwischen im Gebäude verbarrikadiert. Sie hatten Angst. Doch wer sollte noch helfen? Leoni und Ranma waren die einzigen, die noch etwas tun könnten. Jedoch war die eine zu schwach und der andere geistig nicht anwesend.




Langsam ging der Typ auf Leoni zu und drängte sie zur Wand. Die Angst stand in ihren Augen. Plötzlich schnellte seine Hand vor und packte ihren Hals.




„Wo ist sie?“ Er zischte diese Frage mehr, als das er sprach.




„Ich weiß nicht.. ich.. Wir haben sie nicht mehr gesehen!“ Leoni quetschte noch ein paar Töne heraus, denn ihre Luftzufuhr war extrem abgedrückt.




„Lass sie.. Lass sie in Ruhe!“ Die Gestalt drehte sich um und sah Josh und Marlon, die inzwischen wieder aufgestanden waren.


Marlon allerdings kniete auf dem Boden und hielt seine blutende Wunde. Joshs Kopf war an der getroffenen Stelle ein wenig bläulich verfärbt. Trotzdem konnte er sich auf den Beinen halten, wenn auch wackelig, und ging auf den Typen zu.




„Ich hab gesagt, du sollst meine Freundin loslassen!“ Seine Stimme wurde laut und dröhnend, doch ließ sich sein Gegenüber davon nicht abschrecken.


Mit einer schnellen Bewegung ließ er Leoni fallen und zog das Schwert aus der Scheide.


Langsam ging er auf Josh zu.




„Du meinst wirklich, dass du gegen mich in deinem Zustand ankommst?“ Er führte seine andere Hand an sein Gesicht und zog mit einem Ruck die Stoffe davon runter. Josh konnte nun einen freien Blick auf sein schmieriges Grinsen werfen.




„Selbst, wenn ich nicht gegen dich gewinne, Leoni kann in der Zeit verschwinden.“ Er stellte sich kampfbereit hin und sah, wie Ranma sich langsam wieder bewegte.


Hoffnungsvoll blickte er zu ihm rüber. Leoni war zu ihm gelaufen und redete wild auf ihn ein. Josh sah noch, wie Ranma blass wurde und seinen Blick auf Josh warf.




„Hau da ab, lass mich das machen!“ Ranma setzte sich in Bewegung und wollte ihm zu Hilfe kommen, als die Gestalt auf Josh zustürmte. Es war zu spät. Ranma würde ihn nicht schnell genug erreichen.


Josh sah, wie die blanke Klinge auf ihn niederfuhr. Er schloss bebend die Augen und erwartete den Schmerz, der kommen musste.




Es kam nichts. Nur ein Geräusch von zwei Klingen, die aufeinander schlugen. Vorsichtig öffnete er die Augen wieder und
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