Fanfic: Trug und Täuscherei
gezweifelt. Vielen Dank das du hilfst, Kasumi." Er stand auf und wollte wieder gehen. "Ach ja, bevor ich es vergesse: Versuche Akane ein wenig aus der Sache heraus zu halten. Ungestüm wie sie ist könnte sie alles verraten, also ist es besser auch ihr nichts davon zu erzählen."
Akane blickte konzentriert auf die zwei Ziegelsteine. Finger ballten sich zur Faust, Muskeln spannten sich. Sie sammelte ihre Kraft und holte aus. Vor ihrem geistigen Auge nahm das Gesicht eines Kendoisten die Stelle der Ziegelsteine ein.
"Hiya!"
Fleisch traf auf Stein. Stein gab nach.
Akane stand auf, schüttelte ihre Hand und verdrängte den Schmerz. Sie wandte den Kopf als sie ein Klatschen vernahm.
"Bravo, Akane, das war sehr gut," lobte Soun und betrat das Dojo. "Aber achte darauf das du immer zuerst mit den Knöcheln triffst, sonst wirst du dich noch verletzen."
"ich weiß Daddy," sie dachte an das Gesicht, das sie gesehen hatte, "aber ich war einfach wütend gewesen."
"Wut kann eine Hilfe sein, aber auch ein Hindernis." Soun wechselte das Thema. "Komm mal einen Augenblick zu mir, Akane. Ich muß etwas mit dir besprechen."
Akane nickte, wischte sich den Schweiß von der Stirn und ging zu ihrem Vater. Gemeinsam setzten sie sich auf den Hallenboden.
"In ein paar Tagen werden wir Besuch bekommen," begann Soun. "Ein früherer Trainingspartner wird mit seinem Sohn für eine Weile bei uns wohnen."
"Mit seinem Sohn?" Stirnrunzeln. "Sicher einer dieser Perversen."
"Ich weiß es nicht, ich habe ihn nie getroffen," kam die Antwort, und es stimmte sogar. "Aber Saotome Genma ist ein guter Freund von mir, und ich will nicht, das du mit ihm - oder mit seinem Sohn - einen Streit vom Zaun brichst! Sie sind Gäste, und solange sie sich anständig verhalten, wirst du sie entsprechend behandeln."
Die Stimme ihres Vaters war fest gewesen, und Akane wußte, das es ihm damit ernst war. "Von mir aus," sagte sie betont gleichgültig. "Solange er nicht versucht mich zu bespannen, kann ich- ... Moment mal, sagtest du Saotome?"
"Ja, das ist der Name meines Freundes. Warum-?"
Akane sprang auf und schrie zornig: "Niemals! Ich werde keinen perversen Jungen heiraten, und wenn du es hundert Mal versprochen hast!" Dann schrie sie noch mehr, und wenig davon war freundlich.
Soun wartete in aller Ruhe ab, bis sich seine Tochter ausgetobt hatte. Er wußte das alles andere ihre Wut nur noch mehr geschürt hätte. "Ich habe mit keinem Wort erwähnt das DU es bist, die heiraten soll," sagte er, als sie ihre Triade beendet hatte.
"Nein, kommt nicht in Frage! Ich werde nicht- Huh?"
"Ich sagte: Nicht du sollst heiraten."
"Aber ..." Dann fand Akane ihre Fassung wieder und verschränkte die Arme. "Gut! Ich hätte es auch nicht getan." Vorsichtig fügte sie hinzu: "Wer denn dann?"
"Kasumi," antwortete Soun leichthin. "Sie ist die perfekte Hausfrau, und als die Älteste von euch hat sie die Pflicht, die Tradition einzuhalten."
Akane verspürte Mitleid mit ihrer Schwester, doch die Freude nicht selbst die Dumme zu sein überwog. "Und was hat das jetzt mit mir zu tun?" fragte sie.
"Zwei Dinge. Das erste habe ich dir schon gesagt: Das du freundlich zu ihm sein, und ihn mit Respekt behandeln wirst. Ihn zu verprügeln ist nicht produktiv."
Akane schwieg, nickte aber, wenn auch widerwillig.
"Gut. Jetzt zum zweiten Punkt," fuhr Soun fort. "Da du im gleichen Alter wie Saotomes Sohn bistm, wirst du mit ihm auch am meisten Zeit verbringen, weil er wahrscheinlich mit dir in eine Klasse gehen wird. Ich möchte das du ein Auge auf ihn hast, seine Interessen herausfindest, was er mag, was er nicht mag. Und mich darüber informierst, damit ich es entsprechend an Kasumi weitergeben kann."
Die Vorstellung, mit einem Jungen zu interagieren, mißfiel Akane, aber sie konnte schlecht Nein sagen. Dann fiel ihr plötzlich etwas ein. "Was sagt überhaupt Oneechan dazu?"
"Ich, äh, habe es ihr noch nicht gesagt," meinte Soun zerknirscht, "und ich denke, dabei sollte es vorerst auch bleiben. Kasumi diese Bürde aufzuzwingen wäre ungerecht, nach allem was sie für uns tut. Es ist besser, sie freiwillig zu der Entscheidung kommen zu lassen. Gewissenhaft wie sie ist, wird sie schon das Richtige tun."
Akane zweifelte. "Findest du es richtig, Oneechan so zu hintergehen?"
"Willst du ihn statt dessen heiraten?"
Das zog. "Ääähhh... Ich soll die Beiden also miteinander verkuppeln?"
Soun legte lächeln den Arm um seine Tochter. "Wir sind uns also einig?"
"Ich ... Ja."
"Und du wirst dieses Gespräch für dich behalten?"
Akane nickte.
"Ich wußte das du mich verstehen würdest." Soun wandte sich um und ging, steckte aber noch einmal seinen Kopf durch die Dojotür. "Bevor ich es vergesse: Saotomes Sohn ist ebenfalls Kampfsportler. Vielleicht kannst du die Gelegenheit nutzen und dir ein oder zwei Tricks von ihm abschauen." Dann war er weg.
Akane schnaubte noch etwas, das die Martial Arts Fähigkeiten von Jungs im Allgemeinen in Frage stellte, dann dachte sie über das nach was ihr Vater von ihr wollte. Es war unfair, Kasumi das anzutun. Andererseits, wenn ihre Schwester erst unter der Haube wäre, hätte sie selbst freie Bahn zu dem netten Doktor aus der Nachbarschaft.
"Vielleicht sollte ich doch nett zu diesem Jungen sein," murmelte sie. "Ausnahmsweise."
* * * * *
Ein paar Tage später ...
Es klopfte an der Tür. Soun öffnete. Draußen standen Genma und Ranma.
"Kasumi! Nabiki! Akane! Unser Besuch ist da!" rief Soun ins Haus.
Genma schob Ranma vor. Soun begrüßte und umarmte ihn. Dann stellte er ihm seine Töchter vor, die inzwischen erschienen waren. "Darf ich bekannt machen: Tendo Kasumi, neunzehn Jahre. Tendo Nabiki, siebzehn Jahre. Und Tendo Akane, sechzehn Jahre." Jede nickte höflich, als ihr Name genannt wurde.
Der ältere Saotome trat neben seinen Sohn und verbeugte sich, Ranma tat es ihm nach einem Ellenbogenstoß gleich. "Mein Name ist Saotome Genma, und dies ist mein Sohn Saotome Ranma. Wir danken für eure Gastfreundschaft."
Ranma besah die drei Tendo-Schwester genauer. Eine wirkte etwas burschikos und hatte längeres, dunkelblaues Haar. Die andere war eher der mütterliche Typ, sie lächelte warm, und ein brauner Pferdeschwanz hing über ihre linke Schulter. Die dritte trug ihr - ebenfalls braunes - Haar in einem Pagenschnitt und hatte ein aufmerksames Glitzern in den Augen. Alle drei waren auf ihre eigene Art und Weise hübsch, und keine von ihnen schien Ranma feindselig gegenüber zu stehen - womit er halbwegs gerechnet hatte, angesichts der bevorstehenden Tatsachen.
Entspannt erwiderte er das Lächeln der drei Mädchen. Es hätte schlimmer kommen können. Sicherlich würde es kein Problem sein ein wenig mit ihnen zu tändeln, ein- oder zweimal auszugehen, und dann zu sagen das keine von ihnen zu ihm paßte. Obwohl es zur Abwechslung ganz nett sein würde, ein wenig weibliche Gesellschaft zu haben.
Soun und Genma beobachteten stillschweigend die Reaktion ihres Nachwuchses, dann sahen sie sich gegenseitig an.
Im Blick des Einen schien eine stumme Frage zu liegen.
Der Andere beantwortete sie mit einem kaum merklichen Nicken.
Beide Väter grinsten. Nicht mehr lange, dann würden die Schulen des Musabetsu Kakuto vereinigt sein.
ENDE
* * * * *
Anmerkungen des Autors:
Und hier endet diese Geschichte. Alle drei Schwester behandelten Ranma freundlich, jede dachte das er eine der Anderen heiraten würde. Und so merkte Ranma - der sich ja ebenfalls Mühe gab nett zu sein - plötzlich, das man mit Mädchen doch recht gut auskommen konnte. Ebenso wie die Tendos merkten, das dieser Junge vielleicht gar nicht so übel war. Und so ging der Plan der Väter auf.
Es ist nicht bekannt ob Ranma auch dieses mal mit Akane zusammenkam, oder mit einer der Anderen. Es ist nur bekannt, das es dieses Mal mit sehr viel weniger Ärger und Mißverständnisse ablief, und das es schon bald eine glückliche Heirat gab - in beiderseitigem Einverständnis.
Diese Fanfiction ist eigentlich nur entstanden, weil sich jemand (ich habe leider vergessen wer) sich beschwert hatte, das ich die beiden Väter immer recht negativ darstelle. Diese Geschichte wäre eine Möglichkeit, wie die Dinge verlaufen könnten wenn Genma und Soun nicht ganz solche Idioten wären.
Schreibt mir wenn euch die Fanfic gefallen hat. Schreibt mir wenn sie euch nicht gefallen hat. Schreibt mir, wenn ihr sie fortsetzen wollt. Schreibt mir wenn ihr mir Geld schicken wollt. Schreibt mir auch, wenn ihr der Meinung seid das ich mir ein neues Hobby suchen sollte. Aber schreibt mir.
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