Fanfic: Powerschoolexplosion

unterhalb der Klippen in immer


größerer Zahl bevölkerten - ihre Menge war mittlerweile so stark angeschwollen,


dass man sie nicht mehr exakt zählen konnte. Aber während sie ihre


Aktivitäten früher darauf beschränkt hatten, sich nachts im Park herumzutreiben,


tauchten sie jetzt überall in Hopewell auf, manchmal sogar bei Tageslicht.


Es lag alles an einer Verlagerung des Gleichgewichts der Dinge, erklärte


Pick. Und wenn dieses Gleichgewicht nicht wiederhergestellt wurde,


wären die Fresser bald überall. Und was sollte er dann tun?


Die Bäume standen jetzt immer dichter, ihre Stämme vereinigten sich


zu einer dunklen Wand, die Zweige versperrten den Blick auf den Nachthimmel.


Nest schlüpfte durch das Labyrinth hindurch. Ihre Augen passten sich


an die veränderten Lichtverhältnisse an und sahen alles, nahmen jedes


Detail wahr. Sie huschte zwischen einer Reihe von Spielplatzgeräten


hindurch, wippende Schaukelpferde für die Kleinsten, sprang dann über


eine niedrige Kettenabsperrung und rannte über den Fahrdamm zu den


Grabhügeln. Auch dort war noch keine Spur von Bennett Scott zu sehen.


Die Luft war hier kühler. Sie stieg vom Rock River auf, der unterhalb


der Klippen als breites Band nach Westen zum Mississippi floss. Weit


entfernt pfiff klagend ein Güterzug, während er durch das Farmland


nach Osten ratterte. Die Pfeife klang gedämpft und wie verloren. Sie


erstarb langsam, und in der darauffolgenden Stille wurde das stetige,


dringliche Summen der Insekten wieder hörbar.


Jetzt erblickte Nest Daniel als einen dunklen Schatten, der gerade


lange genug aus den Bäumen herausflog, dass sie ihn erkennen konnte,


bevor er wieder kehrtmachte.


»Da, Mädchen!«, rief Pick ihr unnötigerweise ins Ohr.


Sie rannte hinter der Schleiereule her, die sie in Richtung der Klippen


führte. Sie lief zwischen den Grabhügeln hindurch, einer Ansammlung


von flachen, grasbewachsenen Buckeln neben dem Fahrdamm. Vor ihr endete


die Straße in einem Wendekreis am höchsten Punkt des Parks. Dort würde


sie Bennett finden. Wenn sie nicht … Sie wischte den Gedanken beiseite,


weigerte sich, daran zu glauben. Eine Welle von Bitterkeit über Enid


Scott schnürte ihr die Kehle zu. Es war nicht fair, dass sie Jared


allein ließ, um auf seine Brüder und Schwestern aufzupassen. Enid


wusste von seinem Zustand; sie fand es nur gelegentlich praktisch,


so zu tun, als ob das nichts ausmache. Die Anfälle seiner milden Abart


von Epilepsie konnten bis zu fünf Minuten andauern. Wenn sie kamen,


war Jared einfach eine Weile lang »fort«. Er starrte dann ins Nichts,


ohne etwas zu hören, zu sehen oder irgendetwas wahrzunehmen. Selbst


die Medikamente, die er nahm, konnten die Anfälle nicht immer verhindern.


Seine Mutter wusste das. Sie wusste es.


Die Bäume öffneten sich vor ihr, und Daniel tauchte aus Schatten aus


und glitt auf die Klippen zu. Nest beschleunigte ihr Tempo, was Pick


fast seinen Halt verlieren ließ. Sie konnte jetzt Bennett Scott sehen,


die direkt am Rand der Klippen stand, gerade hinter dem Wendekreis.


Sie stand als kleine, einsame Gestalt vor dem nächtlichen Himmel,


weinend und ganz in sich zusammengekauert. Nest konnte ihre Schluchzer


hören. Die Fresser strichen schmeichelnd um sie herum, lockten sie


und versuchten ihre Gedanken zu vernebeln, sodass sie auch noch die


letzten paar Schritte machte. Nest war wütend. Bennett war bereits


das siebte Kind in einem einzigen Monat. Sie hatte sie alle gerettet,


aber wie lange konnte ihr Glück noch anhalten?


Daniel glitt herunter, schwenkte dann aber geräuschlos ab. Es war zu


gefährlich, wenn er plötzlich herabstieß; sein unerwartetes Auftauchen


hätte das kleine Mädchen so erschrecken können, dass sie das Gleichgewicht


verlor. Das war der Grund, warum sich Pick auf Nest verließ. Die Gegenwart


eines jungen Mädchens war weniger beängstigend als die von ihm oder


Daniel.


Sie wurde langsamer und setzte Pick im Gras ab. Es machte keinen Sinn,


irgendwelche Risiken einzugehen; und Pick zog es sowieso vor, unsichtbar


zu bleiben. Der Geruch der Kiefern durchzog die feuchte Nachtluft.


Er trieb vom Friedhof herüber, wo die Bäume in dichten Gehölzen entlang


des Zaunes aufragten. Im Mondlicht waren in der Ferne gerade noch


die Grabsteine und Statuetten zu erkennen, deren Granit und Marmor


sanft schimmerten. Sie holte ein paarmal tief Luft, während sie sich


Bennett näherte und darauf achtete, langsam und vorsichtig in das


Licht zu treten. Die Fresser sahen sie kommen, und ihre glühenden


Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. Nest ignorierte sie und konzentrierte


ihre ganze Aufmerksamkeit auf das kleine Mädchen.


»Hey, kleine Ben Ben!« Sie ließ ihre Stimme beiläufig und entspannt


klingen. »Ich bin es, Nest.«


Bennett Scotts tränenerfüllte Augen blinzelten rasch. »Ich weiß.«


»Was tust du hier draußen, Ben Ben?«


»Ich suche meine Mama.«


»Na ja, ich glaube nicht, dass sie hier draußen ist, Liebes.« Nest


trat ein paar Schritte auf sie zu und sah sich dabei um, als suchte


sie nach Enid.


»Sie hat sich verirrt«, schluchzte Bennett.


Ein paar der Fresser bewegten sich drohend auf Nest zu, aber sie ignorierte


sie. Sie würden sich hüten, sie zu belästigen, solange Geist in der


Nähe war - und sie hoffte inständig, dass er das tatsächlich war.


Es hatte sich eine ziemlich große Menge von ihnen hier versammelt.


Die gedrungenen Karikaturen menschlicher Wesen mit ihren flachen Gesichtern,


die keine Züge aufwiesen, waren ihr so rätselhaft wie immer, trotz


all der Dinge, die sie von Pick über sie gelernt hatte. Sie wusste


eigentlich nicht einmal genau, woraus sie bestanden. Als sie Pick


einmal danach gefragt hatte, hatte er ihr mit einem sardonischen Grinsen


geantwortet, dass man in der Regel hauptsächlich das ist, was man


isst, und dass die Fresser daher so ziemlich aus allem bestehen konnten.


»Ich wette, deine Mama ist jetzt schon zu Hause, Ben Ben«, sagte Nest


und ließ ihre Stimme enthusiastisch klingen. »Warum schauen wir nicht


einfach einmal nach?«


Das kleine Mädchen schniefte. »Ich will nicht nach Hause gehen. Ich


mag es da nicht mehr.«


»Natürlich tust du das. Ich wette, Jared fragt sich, wo du wohl bist.«


»Jared ist krank. Er hat einen Anfall.«


»Ach, jetzt geht es ihm bestimmt schon besser. Die Anfälle dauern nicht


lange, Schätzchen. Das weißt du doch. Komm schon, gehen wir nachsehen.«


Bennett umarmte sich selbst und schüttelte den Kopf. »George mag mich


nicht. Das hat er mir gesagt.«


George Paulsen. Enids neuester Fehler in der Abteilung Männer. Obwohl


sie erst vierzehn war, erkannte Nest einen Verlierertyp, wenn sie


ihn sah. George Paulsen war jedoch ein Angst einflößender Verlierer.


Sie kam einen Schritt näher heraus und suchte nach einer Möglichkeit,


körperlichen Kontakt mit Bennett zu bekommen, sodass sie das kleine


Mädchen von der Klippe wegziehen konnte. Der Fluss war ein dunkler,


silbriger Schimmer weit unter den Klippen. Innerhalb der Grenzen des


Bayous war er flach und ruhig, außerhalb, in seinem eigentlichen Bett,


hingegen wilder und schneller. Die Dunkelheit ließ den Abgrund noch


tiefer erscheinen, als er sowieso schon war, und Bennett war nur ein


oder zwei Schritte von ihm entfernt.


»George braucht eine Benehmenskorrektur«, meinte Nest. »Alle mögen


dich, Ben Ben. Komm schon, suchen wir deine Mama und reden mit ihr


darüber. Ich komme mit dir. Hey, was ist denn mit Spook? Ich wette,


dein Kätzchen vermisst dich.«


Bennett Scott schüttelte heftig ihren Wuschelkopf, sodass ihre glatten


Haare strähnig auseinanderstoben. »George hat Spook weggebracht. Er


mag keine Katzen.«
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