Fanfic: Doppelleben - Kapitel 11

realisierte er vor lauter Müdigkeit gar nicht, was seine Augen da sahen. Doch mit einem Mal wurde es ihm bewusst und er jappste erschrocken auf.


„…Diese unglaublichen Bilder vom Olympiastadion werden live von unserem wagemutigem Kamerateam aus einem Helikopter übertragen.“


Verwackelt kam das Olympiastadion in Sicht, war aber kaum noch als solches zu erkennen. Nur mit viel Fantasie konnte man sich die Aufbauten unter der gewaltigen Kuppel aus Metall, deren Oberfläche in ständiger Bewegung schien, vorstellen.


Es war dasselbe Stadion, dass ihm der Engel gezeigt hatte, nur dass die Metallkuppel keine Löcher mehr aufwies und nur noch vereinzelt Menschen auf das Stadion zugingen und darin verschwanden.


„Da muss Shampoo irgendwo drin sein!“, flüsterte Lars entsetzt. Alexandra wollte gerade fragen, wie Lars auf die absurde Idee kam, dass sich in dem Gebilde Duschshampoo befand, als ihr Blick erneut von den Geschehnissen im Fernseher gefesselt wurde.


Der Helikopter flog immer tiefer, bis er dicht über der Kuppel schwebte. Die Kamera schwenkte zitternd auf die Oberfläche des Gebildes, doch plötzlich löste sich blitzschnell etwas aus der Kuppel.


Alexandra hätte schwören können, dass die Oberfläche sich bewegte, als wäre sie lebendig. Sekundenbruchteile später wurde die Kamera herumgerissen, so dass verwackelt das Cockpit des Helikopters ins Blickfeld kam. Es war kurz eine verschwommene Gestalt, Alexandra nahm an, dass es der Pilot war, zu erkennen. Dann wurde mit einem Schlag alles Rot.


Abrupt war mit einem Mal nur noch Schnee zu sehen. Eine Totenstille lastete auf dem Raum, Lars und Alexandra starrten immer noch fassungslos auf den Fernseher. Plötzlich war die Moderatorin wieder zu vernehmen.


„Oh mein Gott! Ähm…Das war der Livebericht unserer Kollegen vor Ort…“ Alexandra schaltete den Fernseher ab. Langsam ließ sie die Hand mit der Fernbedienung sinken und starrte in die Ferne. Sie erschrak fast zu Tode, als Lars plötzlich rief: „Ich muss die Invasion stoppen und Shampoo retten! Ich muss sofort los!“


Im nächsten Augenblick lag er schnarchend auf dem Sofa.




Ryogas Kopf brummte. Irgendetwas Schweres lag auf seinem Bauch. Stöhnend rieb er sich den Kopf und öffnete dann langsam die Augen. Kurz verschwommen, dann klar wie eh und je sah er in einen blauen, bis auf ein paar Ausnahmen wolkenlosen Himmel hinauf.


Langsam und immer noch leicht benommen hob er den Kopf und entdeckte, dass Ukyo quer auf ihm lag. Sie hatte ihre Augen geschlossen, ihre langen Haare schlängelten sich wirr um ihren Kopf herum. Ryoga konnte nicht anders als beim Anblick dieser friedlichen Schönheit zu lächeln.


Langsam streckte er die Hand aus und legte sie vorsichtig auf Ukyos Kopf. Leise, um sie nicht zu abrupt zu wecken, sprach er sie an: „Hey, Ukyo! Wach auf!“


Nach einigen Sekunden regte sich Ukyo leicht und schlug schließlich langsam die Augen auf. Sie brauchte eine Zeit, um zu realisieren, wo sie sich befand und rutschte dann langsam von Ryoga herunter, um sich aufzusetzen.


Verwirrt sah sie sich um. „Wo sind wir hier?“, fragte sie Ryoga. Der richtete sich ebenfalls auf und sah sich erstaunt um. Erst jetzt bemerkte er, wo sie waren. Sein Blick schweifte von einem Geschäft zum nächsten. Sie saßen mitten auf einer Einkaufsstraße.


„Ich…ich weiß nicht! Es scheint aber irgendeine Großstadt zu sein.“ Noch während er sprach, entdeckte er Akane und Ranma, die einige Meter von ihnen entfernt auf dem Asphalt lagen. „Hey, Ukyo!“, machte Ryoga sie auf die beiden aufmerksam und ging dann zu ihnen.


Während er Ranma vorsichtig weckte, tat Ukyo es ihm mit Akane gleich. Nicht minder verwirrt, als Ukyo und Ryoga es eben gewesen waren, sahen sich die beiden um. „Sind wir in einer anderen Welt?“, fragte Ranma unvermittelt. „Akane, wo sind wir?“, fragte er sie barsch.


Akane sah ihn mit großen Augen erstaunt an. „Woher soll ich das denn wissen?“ Ranma antwortete gereizt: „Du hast uns doch hierher gebracht, indem du dieses Portal aus dieser komischen Metallkugel heraufbeschwört hast!“


Akanes Augen weiteten sich noch ein wenig mehr. „Beschwört? Ich?“, fragte sie verwundert. „Willst du etwa sagen, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst?“, entgegnete Ranma ihr mit einer Gegenfrage. „Woran erinnern?“ Ranma runzelte die Stirn. „Daran, dass du mitten beim Essen aufgestanden bist, deine - übrigens verdammt heiße - Suppe in alle Richtungen verteilt hast, irgendwelche Zauberformeln gemurmelt hast, ein Schutzschild oder was das auch immer war um dich herum errichtet hast und letztendlich eine Art Tor geöffnet hast und einfach hindurchmarschiert bist!“


Akane sah ihn verwundert an. „Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Aber du brauchst nicht gleich so gereizt zu reagieren!“, schwang ein leicht verärgerter Unterton in ihrer Stimme mit. Mit einem Mal schrie Ranma, so dass die drei anderen erschrocken zurückzuckten: „Ich bin nicht gereizt verdammt! Ich will nur verflucht noch mal wissen, wo wir sind!“


Verletzt schaute Akane zur Seite. Dann hob sie den Kopf wieder und funkelte Ranma wütend an. „Da bist du nicht der Einzige! Und woher soll ich wissen, wo wir sind? Ich kann mich noch nicht einmal mehr daran erinnern, was überhaupt passiert ist! Dann trifft mich ja wohl keine Schuld!“


Ranma, der ohnehin schon in Rage geraten war, regte sich immer mehr auf. „Wer hat sich denn diesen blöden Ring an den Finger gesteckt?“, deutete er auf den Ring, der Akanes Hand zierte. „Hat dir keiner beigebracht, dass man unbekannte Sachen, vor allen Dingen wenn sie mit einer selbstrollenden Metallkugel ins Haus gerollt kommen, nicht einfach so anfasst und benutzt?“


Ukyo und Ryoga wurde die Unterhaltung immer unangenehmer, denn Ranma und Akane waren beide sichtbar wütend und die Konversion auf bestem Wege, in einem Streit zu enden. Wutentbrannt sprang Akane auf und zischte: „Willst du etwa sagen, dass ich an all dem Schuld bin?“ Ranma tat es ihr gleich und stand langsam auf.


„Oh ja, das bist du, du verdammtes Machoweib! Wer denn sonst?“ Schon im nächsten Augenblick bereute Ranma, was er gesagt hatte, denn er fing, wenn auch nur kurz, Akanes verletzten Blick auf. Im nächsten Moment verpasste sie ihm eine schallende Ohrfeige. Sofort darauf drehte Akane sich abrupt um und rannte davon, wobei eine glitzernde Träne zu Boden fiel.


Mit tiefer Betroffenheit sah Ranma Akane hinterher und legte seine Hand auf die brennende Wange. „Akane! Komm zurück!“, rief Ukyo ihr erfolglos hinterher. Wütend drehte sie sich zu Ranma um. „Jetzt lauf ihr schon hinterher und entschuldige dich!“ Doch Ranmas alte Sturheit kam wieder zutage und so erwiderte er: „Pah! Soll dieses Machoweib doch selber sehen, wo es bleibt!“


Ryoga seufzte leise, nur zu gut konnte er sich noch an die alten Zeiten erinnern. Er sah die Straße hinunter, auf der Akane verschwunden war. „Hat jemand gesehen, in welche Richtung sie gelaufen ist?“, fragte er nüchtern in die Runde. Ukyo und Ranma schüttelten den Kopf.


„Na toll! Hat jemand eine Idee, wie wir sie jetzt finden sollen?“ Ein betretenes Schweigen machte sich breit. „Dann lasst uns zusammenbleiben und nach ihr suchen!“, meinte er und marschierte los. Ukyo lief ihm hinterher, packte ihn bei den Schulter und drehte ihn einmal um einhundertachtzig Grad herum. „In die Richtung ist Akane gelaufen, du kleiner Trottel!“, flüsterte sie, wobei sie ein Kichern nicht unterdrücken konnte. Verlegen grinste Ryoga und ließ sich dann von Ukyo führen, indem sie sich bei ihm einhakte. Ranma trottete ihnen mürrisch hinterher, in seinem Inneren aber machte er sich heftigste Vorwürfe.


Keiner von ihnen merkte, dass die Straßen menschenleer waren und sie aus vielen Fenster beobachtete wurden.




Lars rekelte sich genüsslich und schlug dann langsam die Augen auf. Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass er, gewärmt von einer Decke, auf dem Sofa in Alexandras Wohnung lag. Ruckartig setzte er sich auf, als ihm die letzten Ereignisse wieder einfielen.


In diesem Augenblick kam Alexandra lächelnd aus der Küche, bestrahlt von den goldenen Sonnenstrahlen, die durch die Glastür zum Balkon in das Zimmer fielen, und wünschte ihm einen guten Morgen. „Guten Morgen! Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte Lars sofort.


„Einen Tag! Du musst wirklich ziemlich müde gewesen sein! Ich wollte dich ja noch in mein Bett verfrachten, aber dazu bin ich wohl zu schwach und wecken wollte ich dich auch nicht.“, erwiderte sie strahlend.


Lars sprang entsetzt auf und rief: „Ich muss sofort los! Ich muss Shampoo retten!“ Dann dachte er plötzlich angestrengt nach und fragte Alexandra: „Wo ist dieses Stadion überhaupt?“


Unwillkürlich musste sie lachen. „In München!“ Wieder dachte Lars nach. „Ähm…und wie weit ist das von hier?“ Jetzt war es an Alexandra, kurz nachzudenken. „Ich weiß nicht genau. Aber so an die siebenhundert Kilometer dürften es schon sein! Mit der Bahn braucht man ungefähr sechs Stunden von hier aus.“


Entgeistert starrte Lars sie an. Dann fasste er einen Entschluss. „Ich muss sofort los, nach München. Du bleibst am Besten hier, hier bist du sicher.“ Er drehte sich um und wollte gehen, als Alexandras Ruf ihn innehalten ließ.


„Warte! Nimm mich mit, bitte! Ich kann es nicht mit ansehen, wie ich meinen Bruder schon nach so kurzer Zeit wieder verliere! Bitte, nimm mich mit!“ Lars erwiderte barsch: „Nein, ich kann nicht zulassen, dass du in Gefahr gerätst!“


Alexandra flüsterte leise: „Bitte! Ich bin lieber in Gefahr und mit meinem Bruder zusammen, als dass ich wieder völlig allein bin.“ Das wirkte. Lars drehte sich um und
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