Fanfic: Die Leiden der Ina Y.

Chapter:

Eine halbe Woche war bereits vergangen und ich ging stark davon aus, dass ich wohl der einsamste Mensch auf der ganzen Welt war.
Wohnten hier etwa keine Leute in meinem Alter??
Auf der Straße sah man nur alte Rentnerpärchen und hier und dort mal ein paar Kinder, die schreiend durch die Gegend rannten.

So konnte das doch nicht weiter gehen. Ich hatte mir ja eigentlich vorgenommen, hier keine Freundschaften zu schließen, aber bevor ich verkümmern würde...

Fest entschlossen, irgendjemanden in meinem Alter zu finden, zog ich mir also ein kurzes Top und ein paar Shorts an und verließ das Haus.
Die mussten hier doch so was wie einen Park haben oder irgendeinen Treffpunkt.

Nachdem ich eine Zeit lang ziellos durch die Gegend geirrt war, stieß ich doch tatsächlich auf eine große Wiese auf der einige Mädchen in meinem Alter Volleyball spielten.

Ich hatte noch nie besondere Schwierigkeiten, neue Kontakte zu knüpfen... also würde ich das in dieser blöden Stadt ja wohl auch schaffen.

„Habt ihr noch Platz für nen Spieler?“
Ich grinste sie freundlich an.
Ich wurde angestarrt, wie das achte Weltwunder... gab es in dieser Stadt etwa so selten Zuwachs, dass jeder Neuankömmling erst mal wie ein Außerirdischer behandelt wurde??

„ähm, ja klar!“ Ein lilahaariges (das Färben hatten sie hier wohl grade erst entdeckt) Mädchen kam langsam auf mich zu.
„Ich bin übrigens Bra! Du bist neu hier oder?“

Ok, vielleicht gab es hier doch noch normale Leute.

„Ja, ich bin vor einer Woche mit meiner Mutter und meine Schwester hier hin gezogen.“

„Und, wie gefällts dir hier so?“ erkundete sie sich freundlich

„Nicht gerade eine Weltmetropole, aber ganz nett“
Das war gnadenlos untertrieben, aber ich wollte mich nicht schon direkt unbeliebt machen und ihre blöde langweilige Stadt beleidigen.

Ich spielte einige Zeit mit den drei Mädchen. Im Volleyballspielen war ich echt nicht übel und mein Team, das nur aus Bra und mir bestand, gewann haushoch gegen die Mannschaft der zwei anderen Mädchen.

Nach drei gewonnenen Spielen, verabschiedeten sich die zwei Mädchen und Bra und ich blieben allein zurück

Wir unterhielten uns noch einige Zeit und ich stellte fest, dass Bra und ich nach den Sommerferien die Selbe Schule besuchen würden und dass sie nur einige Minuten von mir entfernt wohnte. Sie begleitete mich noch nach Hause und wir beschlossen, uns bald wieder zu verabreden.

Na ja, diese ganze Stadt war zwar nichts im Vergleich zu meiner alten Heimat aber doch nicht ganz so schlimm, wie ich anfangs dachte...
Kaum hatte ich das Haus betreten schien meine Mutter meine halbwegs gute Laune schon zu spüren und machte sie so schnell wie möglich wieder zur Nichte indem sie mir sofort einen Geldschein in die Hand drückte und mich zum einkaufen schickte. Auf meinen Protest hin, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte wo hier so ein blöder Supermarkt sein sollte, wünschte sie mir viel Spass beim suchen und schob mich wieder aus der Tür.

Und so was schimpfte sich Psychologin, dachte ich mir und wünschte ihr die Pest an den Hals.
Zum zweiten Mal irrte ich also wie eine Dumme durch die Gegend.
Ich war der festen Überzeugung, dass meine Mutter das nur abzog, weil sie mich so gerne leiden sah.

Nach einer guten halben Stunde fand ich endlich ein großes Schild mit der Aufschrift „SatanCity Supermarkt“ *echt mal ein kreativer Name*
Na ja „finden“ war nicht ganz der richtige Ausdruck... um genau zu sein wäre ich beinahe dagegen gelaufen, weil ich so in Gedanken war. Dem Schild folgend betrat ich ein eher kleines Lebensmittelgeschäft, schnappte mir einen Einkaufswagen und warf schnell einige notwendige Lebensmittel hinein.
Penibel darauf bedacht, nur die teuersten Produkte auszuwählen zog ich also durch die Gänge.

An der Kasse warf ich noch fünf Päckchen Zigaretten auf das Laufband. Eigentlich war ich ja Nichtraucher, aber das Zeug war so schön teuer. Meine Mutter solle sich das nächste Mal zweimal überlegen, ob ihre finanziellen Mittel einen Einkauf ihrer Tochter tragen konnten.

Nachdem ich alles bezahlt hatte und der Verkäuferin noch ein großzügiges Trinkgeld gab, hatte ich es echt geschafft, das ganze Geld auszugeben, dass meine Mutter mir mitgegeben hatte.

Nicht wenig stolz verfrachtete ich das Zeug in eine Tüte und verließ den Laden.
Da ich gerade damit beschäftigt war, die Zigaretten demonstrativ oben und gut sichtbar in der Tüte zu positionieren, achtete ich nicht auf den Weg und knallte prompt gegen eine harte Barriere. Meine Tüte fiel zu Boden und der gesamte Inhalt verteilte sich auf dem Asphalt.

Als ich meinen Blick hob, um zu überprüfen, gegen wen oder was ich da gerade gerannt war, blickte ich direkt in ein mir gut bekanntes Gesicht.

„Oh nicht schon wieder... sag mal verfolgst du mich??“

Direkt vor mir stand der Schwimmbadplayboy, dessen Bekanntschaft ich schon vor einigen Tagen gemacht hatte.
„Hey diesmal kann ich echt nix dafür „ versuchte er sich zu verteidigen.

Ich funkelte ihn nur wütend an und machte mich daran, das ganze Zeug wieder vom Boden aufzusammeln.
„Tut mir echt Leid Miss *Ich werd gleich wahnsinnig, wenn du dich nicht bald verpisst*“
Er bückte sich ebenfalls und half mir beim Aufsammeln.
Er schien ja doch noch einen Funken Anstand zu besitzen.

„Sag mal hab ich dir irgendwas getan... erst hämmerst du mir einen Volleyball gegen den Kopf und jetzt das...“

„Ich hab doch schon gesagt, dass es mir Leid tut.“
Er grinste mich schief an und fügte nach kurzem Zögern noch hinzu.
„Vielleicht gibst du mir mal deine Nummer und ich lad dich mal auf nen Kaffe ein, als kleine Wiedergutmachung. „

„oh ,ja klar 2 2 7 … Fick dich...“

„Soll ich das jetzt wirklich so aufschreiben, ich weiß nicht ob ich das auf der Wählscheibe hab.“

„doch! Direkt neben * ha...ha...ha* “

„Hey ich meins echt ernst. Sag mir halt wenigstens deinen Namen, dann kann ich im Telefonbuch nachschlagen“

„Guck einfach unter F“

„ F wie was ?“ fragte er misstrauisch.

„F wie * Frauen die ein eingebildeter Playboy wie ich nie haben kann*“

„warum wusste ich , dass jetzt so was in der Richtung kommt“

„Vielleicht, weil du von mir nie eine Antwort hören wirst, die auch nur ansatzweise in eine andere Richtung geht“

„Sag mal kann es sein, dass du jeden Abend zu Hause sitzt und dir händereibend irgendwelche sinnlosen Beleidigungen ausdenkst, die du am nächsten Tag unschuldigen Menschen an den Kopf schmeißt, die dir nur helfen wollen…“

Nach einem kurzen Blick auf mein spöttisches überlegenes Grinsen, das ihn hoffentlich genauso zur Weisglut brachte wie mich sein arrogantes Machogehabe, fügte er hinzu

„… und dich darüber freust, wie ein kleines Kind, das gerade einen Gutschein fürs Spielzeugparadies gewonnen hat“

Naja, nicht allzu schlecht gekontert, das musste ich zugeben. Aber den Sieg würde ich ihm nicht überlassen. Das würde mir noch fehlen, mich von einem Kleinstadtneandertaler ins Delirium reden zu lassen.

„ Also erstens … muss ich die Wörter erst definieren oder kommst du von allein drauf, das du nicht das geringste mit „unschuldig „ und „hilfsbereit “ zu tun hast. Die würden dich nicht mal grüßen, wenn du durch sie durchläufst. Aber vielleicht hast du die ja mit Unattraktiv und Hohl verwechselt… das kann schon mal passieren, wenn man der deutschen Sprache nicht mächtig ist“

Ich blickte ihn gespielt mitleidig an, doch anstatt zum Gegenschlag auszuholen blickte er mich nur erwartungsvoll an.

„Und weiter, Prinzesschen?“

Irritiert starrte ich ihn an… und seine ernste Miene wich einem überlegenen Grinsen.

„Na, du fingst an mit : “erstens *bitte sinnlose Beleidigungen und „die Welt ist so unfair“-Gelaber einfügen *,“
da dachte ich darauf würde noch ein „zweitens“ folgen … Da du dich ja schon selbst zum Verfechter der korrekten deutschen Sprache ernannt hast.“

Er legte seinen Kopf leicht schief und blickte mich versöhnlich an, wohl in dem Glauben, dass ich nach seiner Attacke klein beigeben und einlenken würde.

„ Das zweitens sollte keine verbale Äußerung sein…“ erwiderte ich und lächelte ihn scheinheilig an. Da ich Meister der geheuchelten Liebenswürdigkeit bin wog er sich in Sicherheit und ich trat auf ihn zu. Er blickte mich halb verwundert, halb erwartungsvoll an, als ich mit meinem Gesicht immer näher an das seine rückte. Langsam näherten sich unsere Münder und ich spürte seinen Atem auf meiner Haut.

Ich konnte seine Unsicherheit förmlich mit Messern schneiden, oder besser seine Verwirrtheit
und seine Machomaske schien abzufallen.

Er war auf einmal gar nicht mehr der große coole Junge, wie ich mit Genugtuung feststellen musste.

Als unsere Nasen förmlich aneinander stießen, ergriff ich mit meiner freien Hand „zärtlich“ sein Kinn, drehte seinen Kopf leicht zur Seite und hauchte ihm auf meine liebenswürdigste Art und Weise ins Ohr ,

„DAS, war zweitens“

, während ich ihm gleichzeitig meine Einkaufstüte mit voller Wucht gegens Bein stieß.

So stolzierte ich davon und ließ ihn total perplex und umgeben von einigen Konservendosen, die mir beim Zusammenstoß mit ihm aus der Tüte gefallen waren, stehen.
Ein bisschen Verlust ist immer, dachte ich, als ich die nur noch halb volle Tüte betrachtete.

Den zurückgelassenen Rest konnte man getrost als Opfer für den guten Zweck ansehen. Schließlich wäre mein doch Abgang nur halb so perfekt gewesen, wenn ich hätte noch mal umdrehen und alles aufsammeln müssen.

Naja, ich musste feststellen, dass der Sunnyboy wirklich ein sehr gutes Ventil für meinen Frust und meine gestauten Aggressionen abgegeben hatte .. dann musste seine Existenz also doch einen Sinn haben, überlegte ich mir, und taufte ihn Punchingball
Search
Profile
Guest
Style