Leid ist des Menschen Schicksal
Ich sitze hier und denke nach, welche Worte ich auf dieses weiße Blatt bringen könnte. Meine Gedanken schwappen über, so viel beschäftigt mich und doch kann ich keinen klaren Gedanken fassen. Jede Zeile die ich schreibe ist aus Verzweiflung geboren. Sobald ich die Augen schließen sehe ich Figuren. Figuren, die ich selbst erschaffen habe, die allein meinen Gedanken entsprungen sind.
Sie alle sind schön, so unsagbar schön, dass es einem die Sprache verschlägt, wenn man sie ansieht.
Und nun, indem ich diese Zeilen schreibe, wird mir klar, dass dies ein Teil ist, denn ich mir schon seit langer Zeit wünsche. Ich sehne mich nach der ultimativen Schönheit, der Vollkommenheit, sowie nie jemand sie jemals besitzen würde. Kein Mensch ist perfekt, doch meine Figuren sind es. Sie verkörpern all das, was ich nie erreichen werde. Meine Träume sind gleichzeitig meine Ziele.
In meinem Kopf schwirrt alles, ich wünsche mir sehnlichst all meine Gedanken, düster wie heiter, hier niederzuschreiben, doch ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Ich bin viel zu unentschlossen.
Mein bisheriges Leben wurde durch eben diese Unentschlossenheit in den Abgrund gerissen. Wenn ich mich nicht entscheiden konnte, ließ ich es bleiben und verpasste so den besten Teil meiner Jugend.
Ich bin anders als andere in meinem Alter. Nichtsdestotrotz wünsche ich mir dasselbe wie sie.
Begehre eben nur noch auch andere Dinge. Dinge, die mir noch wichtiger sind als meine Jugend oder mein Ansehen. Wichtiger als meine Freude an den Dingen und wichtiger als mein materielles wie platonisches Glück.
Ich will Erfolge sehen. Nur deshalb stürze ich mich so in meine Arbeit, will aus allem nur das Beste herausholen.
Ich möchte sehen was ich erreichen kann, alleine, ohne die Hilfe anderer. Ich bin ganz allein auf mich gestellt und auch wenn es oft schwer ist und ich nicht mehr weiter weiß. Wenn ich denke, es hat keinen Sinn mehr, denke ich daran, was ich bereits aufgegeben habe für den Erfolg, den Drang nach Freiheit.
Denn Freiheit und mein uneingeschränkter, ungebrochener Wille halten mich am Leben,
verhindern die Selbstzerstörung die schon viel zu lange von mir Besitz ergriffen hat. Verhindern, dass ich mich einfach von der Brücke stürze, mich den eisigen Fluten des Flusses ergebe, umarmt werde von den Wellen, die mein Aufprall hervorrufen würde.
Mein einziger Ausgleich sind meine wenigen Freunde die mir geblieben sind, und noch wichtiger,
meine Träume. Man sagt Träume sind Schäume, doch für mich sind sie viel mehr als das. Sie sind meine Zuflucht von der brutalen Realität, die ich nicht ertragen kann. Die zuviel für mich ist.
Es war nie mein Wunsch gewesen, eben dies durchzumachen. Von mir aus könnte ich noch immer im Universum als unverletzte, reine Seele herumschwirren und hoffen, nicht auf die Erde geschickt zu werden, den Körper eines ungeborenes Kind zu besetzen und so neues Leben zu erschaffen.
Denn was wäre das Leben ohne Seele?
Der Körper wäre nur eine Hülle, gezwungen zu existieren, aber mehr nicht.
Meine Gedanken schweifen schon wieder ab, springen von einem zum anderen, ohne dass ich sie ordnen konnte.
In meinem Kopf herrscht Chaos dem ich nicht gewachsen bin.
Wieder flüchte ich vor der Realtität. Flüchte in die Welt meiner Figuren, die sich so schön sind, so rein und so unschuldig, deren Leid immer ein Ende findet, wenn es mein Wille ist und es ist ausschließlich so.
Ich kann keinen Menschen ertragen, der in Armut vor mir steht und um Almosen bittet.
Ich kann diese Menschen nicht leiden sehen, doch auch das wenige Geld dass ich ihnen zu geben vermag, heitert mich nicht auf. Ich empfinde kein Mitleid, denn das wäre das letzte was sie wollen.
Ich empfinde Reue. Reue darüber, dass ich so viel besitze, wobei sie nicht wissen, wie sie den Tag überstehen sollen.
Meine Sorgen kommen mir dann fehl am Platze vor und Wut befällt mich.
Doch meine verfluchte Unentschlossenheit lähmt mich. Ich möchte helfen, weiß nicht wie.
Deshalb versuche ich es gar nicht und alles bleibt beim Alten.
Der Kreislauf der Dinge, meiner Selbstzerstörung, setzt von neuem ein.
Ich flüchte mich in meine Träume, um die Angstrengungen und das Leid das ich auf mich nehme, um endlich meine Wünsche erfüllen zu können und das alle sehen, was ich wirklich kann.
Um vor dem Druck davonzulaufen, quäle ich mich selbst, meine Gedanken finden keine Ruhe, verabschieden sich höchstens wieder in eine andere, bessere Welt und Zorn überkommt mich.
Richtet sich gegen mich, verletzt mich seelisch, so wie ich jedes Mal den Wunsch verspüre mich körperlich zu verletzen.
Wünsche mir einen spitzen, scharfen Gegendstand herbei, mit dem ich meine weiße Haut einfach aufschlitze, möchte das Blut sehen dass meine Arme entlangläuft, möchte das Befreiende fühlen, dass damit verbunden ist, stattdessen spüre ich die Angst vor den Schmerzen und die Fragen, die dann alle stellen.
Doch das hält mich nicht davon mein Bedürfnis zu stillen, doch wenn möglich unterdrücke ich es, verbanne es in die tiefsten Winkel meiner Seele, die nichts weiter ist als ein schwarzes Loch, dass mich mitreißt, in den Abgrund.
Der Kreis währt ewig und den Schmerz lindere ich nur durch Verdrängung, durch schreiben und meine Träume. Und durch den Drang nach Freiheit, das dass wichtigste für mich auf Erden geworden ist.