I just can`t live without you

Deidara legte Hand an einen Vorsprung, den er einigermaßen leicht erreichen konnte, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte und schwang sich hinauf. Er stellte einen Fuß auf dem Vorsprung ab und kletterte weiter. Sasori kratzte sich an der Nase und schlug einen ähnlichen Weg wie Deidara ein. Ihr Ziel war leichter erreicht als erwartet. Sie hatten keine Pause gebraucht, erreichten den vereinbarten Ort gerade bevor sie von der Dunkelheit endgültig umschlossen wurden. Der Wind am Abend hatte zumindest hier die Wolken fortgetrieben und so konnten sie nach einiger Zeit ein paar wenige Sterne am Firmament ausmachen. Deidara jedenfalls ging es so. Sasori hingegen hatte scheinbar kein Interesse an Astronomie und setzte sich in das knöchelhohe Gras, das um einen der vielen Felsen hier oben herum wuchs. Der Felsen war zwar nicht sonderlich bequem, so vermutete der blonde Ninja mit schwarzem Mantel, aber stabil sah er aus und so betrachtete er nachdenklich, wie sein Kollege sich gegen diesen lehnte.
Unter freiem Himmel schlafen, ja, das gefiel Deidara. Die Luft war klar und frisch, kühl und die Natur um einen herum war, um es irgendwie beschreiben zu können, sehr gemütlich. Aber im Moment gab es spannendere Dinge als die Natur oder hauptsächlich die Sterne, die es zu beschauen gab. Endlich, nach viel zu langer Zeit – objektiv also 6 Minuten – konnten sich die beiden Ninja wieder erkennen, als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Mit leicht geöffnetem Mund und verträumtem, wohligen Ausdruck im Gesicht betrachtete Deidara, wie Sasori seine Augen zufallen ließ. Er schlief natürlich nicht, wollte nur wieder seine Ruhe haben. Das tat er öfter. Deidara mochte das nicht. Besonders, wenn er immer noch dieses bedrückende Gefühl bei seinem Partner, seinem besten Freund, wahrnehmen konnte. Nicht zuletzt, weil es auf ihn selbst abfärbte.
Von Sasori unbemerkt setzte er sich neben diesen. Vielleicht konnte er sich jetzt ja wieder normal mit ihm unterhalten.
„Hey, Sasori!“
„Hm?“
„Was war denn vorhin?“
„Nichts. Vergiss es.“, Sasori verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich ein Stückchen weiter von Deidara weg, gerade so, dass es hoffentlich nicht verdächtig wirken würde.
Dennoch blieb es von Deidara nicht unbemerkt. Er rückte nach, machte somit den Abstand zwischen ihnen, der neu von Sasori geschaffen wurde, wieder gut. Sein linker Arm berührte den von Sasori, was von diesem aber gänzlich ignoriert wurde. So schien es. Aber das war auch nicht weiter von Bedeutung. Für keinen von beiden.
„Ich will es aber wissen! Hm.“, meinte Deidara.
„Das ist dein Problem, ich kann dir auch nicht helfen.“, der andere tat genervt, ungeduldig. Deidara kaufte es ihm nicht ab. Hätte Sasori wirklich gewollt, dass Deidara ihn in Ruhe ließ, dann wäre seine Reaktion anders ausgefallen. So war es zwar eine recht gute Imitation, aber Deidara konnte sie nicht überzeugen. Er kannte den Jungen, der älter war als er aussah, einfach zu gut. Genauer als jeden anderen. Genauer als jeder andere.
Nein, es war sicher besser, darüber zu sprechen. Für Sasori war es besser. Und jetzt hatte er die Gelegenheit dazu. Denn, um es zuzugeben, so gut Deidara seinen Partner kannte, er wusste doch kaum etwas über seine Vergangenheit. Aber das würde sich heute Nacht ändern. Deidara hatte sich das soeben zum Ziel gesetzt. Er war entschlossen. Er war zuversichtlich. Er würde es aus Sasori herausbekommen. Manche Leute musste man einfach zu ihrem Glück zwingen!
„Sasori…du weißt aber…“, setzte Deidara erneut an.
„Nein! Lass mich einfach in Ruhe! Ich will mich nicht mit dir unterhalten! Ich will dich nicht sehn!“, er sprang auf und ging mit eiligen Schritten davon, blieb dann aber stehen. Er durfte sich nicht zu weit von seinem Kollegen entfernen, denn Angreifer waren weiterhin nicht auszuschließen. Zusammen waren sie stärker, es gab beträchtliche Vorteile wenn die beiden Akatsukis gemeinsam kämpften. Das war so, er konnte es nicht ändern. Auch wenn sich der andere manchmal länger als nötig an einer Mission aufhielt. Was aber viel wichtiger war: Wollte er jetzt überhaupt alleine sein? Konnte er seinen eigenen Worten glauben? Seine Arme waren immer noch um seinen Brustkorb geschlungen, er brachte es nicht fertig, sie herabzusenken. Warum? Ja, warum schaffte er es nicht?

Aber darüber würde er nicht nachdenken. Lieber gar nichts mehr denken. Seine Vergangenheit existierte nicht mehr, er durfte das Risiko nicht eingehen, sich wieder daran zu erinnern. An seine Eltern, die ihn alleine gelassen hatten, gestorben waren. Ohne ihn zu fragen. Einfach so.
Ihre Körper, neben ihm zusammengebrochen. Chakrafäden an seinen Händen klebend, gerissen. Wie der letzte Faden, an dem seine ganze Hoffnung hing. Die Körper, seine Eltern, das, was von ihnen geblieben war, sie lagen neben ihm. Sie rührten sich nicht. Lebloser hatte er sie nie gesehen.
Und dann, mit Eisensand gefüllt. Unbeweglich. Starr. Tot. Aber dafür zum letzten Mal. Er konnte damit endlich abschließen. Jedenfalls hatte er das vor.
Er schlang seine Arme noch enger um sich, zog seine Schultern automatisch nach oben.
Vorsichtig wurde sein Kopf zur Seite geneigt, traf auf einer weichen Schulter auf und blieb auf dieser liegen. Ein erkennendes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Was hatte es noch für einen Zweck sich zu verschließen? Er hatte ja nicht wirklich viel zu verlieren. Und Deidara würde ihn verstehen. Bestimmt.
„Ich habe heute meine ersten beiden Marionetten zerstört. Die Puppen, die einmal meine Eltern waren.“, kam es unbedacht aus Sasoris Mund. Wobei unbedacht es nicht ganz traf. Er hatte lediglich nicht geplant, wie er Deidara seine Gedanken, seine Vergangenheit, offenbaren würde.
Der neben ihm Stehende rührte sich, bis auf das leichte, langsame Streichen über Sasoris Haar, dessen Kontinuität er nicht abreißen ließ, keinen Millimeter. Einen Moment lag konnte man die Grillen im Gras zu ihren Füßen leise zirpen hören. Dann sprach Sasori weiter.
„Es…es ist mir während ich es tat nicht schwer gefallen. Es war notwendig. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Aber…aber jetzt, jetzt gibt es nichts…nichts mehr, was von meiner Vergangenheit übrig ist…und…ich fühle mich so… leer. Als gäbe es nun…auch keine Zukunft mehr.“, es kam stockend, langsam, aber Deidara drängte jetzt nicht mehr, wartete nur noch ab, bis Sasori ihm erzählt hatte, was er ihm erzählen wollte.
„Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es überhaupt einen Sinn hatte Akatsuki beizutreten. Was wird sein, sobald wir unser Ziel erreicht haben?“
Deidara biss sich leicht auf die Unterlippe, ließ es aber gleich darauf wieder sein, um antworten zu können.
„Was in der Zukunft sein wird, das weiß ich noch nicht. Das will ich auch noch nicht wissen. Hm. Aber ich weiß, dass es einen Sinn hatte Akatsuki beizutreten. Für mich hatte es einen Sinn, obwohl ich das vorher nicht ahnen konnte. Aber ich konnte dich kennen lernen. Also hat es sich bestimmt gelohnt.“, schlussfolgerte Deidara und hoffte, dass es in seinem Gesagten eine verständliche Logik gab. Irgendwo, vielleicht verschlüsselt, zwischen den Zeilen. Unsicher versuchte er in das Gesicht seines Freundes zu sehen, der ihm, ihn offensichtlich durchschauend, das Gesicht zuwandte, seinen Kopf etwas von der Schulter des anderen anhob. Neugierig musterte Deidara den Rothaarigen – günstige Gelegenheiten sollte man unbedingt nutzen! – und stellte zufrieden fest, dass es dem meisterhaften Puppenspieler eindeutig besser ging. Auf dessen Gesicht sah er ein verschmitztes Grinsen, seine Augen funkelten spitzbübisch. Deidara erwiderte das Grinsen mit einem fröhlichen Lächeln, stolz auf sich, seinen Freund aufgemuntert zu haben und voll und ganz zufrieden mit sich selbst. Er hatte es geschafft! Auch wenn die eigentliche Mission fehlgeschlagen war. Die düsteren Gedanken von Sasori hatte er erstmal vertrieben. Trotz dem er sich nicht ganz sicher war, wie er das gemacht hatte. Ein sehr gutes Ergebnis für diese Nacht.
„Was grinst du denn jetzt wie eine lila getigerte Katze? Hm? Geht’s dir besser?“, fragte der blonde Akatsuki halb rhetorisch.
„Jaaa, ich glaube, es geht mir gut.“
„Das freut mich!“, sagte Deidara glücklich, fügte noch hinzu, „Du, was hältst du davon, wenn wir vor dem Treffen mit den anderen noch etwas schlafen?“
„Mhm, ja, das wäre besser. Und wir sollten auch auf das Donnerwetter unseres gutmütigen Leaders morgen gefasst sein.“, Sasoris Miene verdüsterte sich einen Augenblick lang, was bei Deidara schon wieder die Alarmglocken läuten ließ. Doch Sasoris Gesicht hellte sich sofort auf, als er die Reaktion seines Partners bemerkte und die Beunruhigung dessen verpuffte.

Deidara suchte sich das gemütlichste Stück Rasen aus und streckte seine Arme in die Höhe, beugte sie ein Stück nach hinten, ließ sie schlaff wieder fallen und plumpste auf den grasbedeckten Boden. Dann kippte er zurück und sah zu, wie Sasori sich seitlich neben ihn legte. Sie schauten sich an, dann ging Deidaras Blick hinauf zu den Sternen. Der Himmel war jetzt klar wie das Wasser, das aus einer unterirdischen Quelle sprudelte. Die Nacht war kühl, aber wenn es nicht kälter würde war es auch durchaus erfrischend. Deidara sog die Luft mit einem einzigen, tiefen Atemzug ein und stieß sie gleichmäßig und langsam wieder aus.
Sasori, der aus seiner Position heraus einen perfekten Blick auf Deidara hatte, rollte mit den Augen. Er rückte ein kleines bisschen näher an den anderen heran, dann wollte er versuchen einzuschlafen.

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Ganz kurzes Nachwort: Das offene Ende, jaaa, das musste sein. Denkt ruhig für euch selber weiter. ^^
So ist das eben bei Kurzgeschichten ^__^°
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