Fanfic: Ring des Todes
Wurst und drei Möhren.
„Gib her!“, befahl der vierte im Bunde der zwölf Reiter und öffnete die Hand um die Nahrung in Empfang zu nehmen.
Dragorn nahm den Rucksack und warf ihm dem Reiter zu, der ihn geschickt auffing und darin herumzuwühlen begann. Derweil viel dem Ringsucher eher unbewusst auf, dass der, welcher sein Herz genommen hatte, einen Käfig in den Klauen hielt, der schwarz und dünn verziert war. In ihm war ein schattenhafter Nebel, ständig zu wallen schien und sich um einen kleinen, rötlichbraunen Gegenstand zu kräuseln schien. Es war sein Herz. Sollte er es schaffen, dem Wesen den Käfig aus der Hand zu stoßen und sein Herz zu ergreifen, könnte er wieder Herr über sein Tun werden.
„Warum frisst du Karotten?“, fragte der zweite den vierten bösartig geifernd, „Du weißt doch genau, dass es dir nichts bringt, Nahrung aufzunehmen!“
„Sie machen guten Augen!“, gab der vierte lauthals schmatzend zur Antwort und in dem Moment glommen seine Augen blutrot auf.
Dragorn dachte weiter angestrengt über sein Herz nach, doch bevor er einen rechten Entschluss gefasst hatte, reckte der mit dem Käfig blitzschnell den Hals hinab zu dem Ringsucher, funkelte ihn aus garstig glühenden Augenhöhlen an und fragte in schimpfenden Ton belauernd:
„Du da, he, woran hast du gerade gedacht?“
Er erschrak, er hätte damit rechnen müssen, dass die Teufel auch seine Gedanken lesen konnten und handelte schnell. Er stieß dem Reiter die Stirn gegen das Nasenbein, was sofort zu brechen schien, ihn aber überhaupt nichts spüren lies, da er ja unsterblich war, sodass dieser den Käfig in hohem Bogen in Richtung Sumpf fallen lies und fast vom Pferd fiel. Die anderen schwarzen Hengste keilten erschrocken aus, wieherten feurig und stießen Feuerzungen aus den Nüstern, die zwei der Reiter lodernd in Brand setzten. Sie kreischten, schlugen wild um sich, ein Pferd galoppierte verstört davon und die Hufen donnerten auf den Erdboden.
Dragorn hechtete dem Käfig hinter her, fing ihn mit beiden Armen auf, während sein Herz wieder in ihn hineinglitt und hell aufleuchtete, als es wieder zu schlagen begann. Er selbst kullerte stöhnend und zugleich luftholend in das dreckige Wasser des Sumpfes und tauchte notgedrungen hinter einem Schilfgebüsch wieder auf. Sein Herz raste und jeder Schlag jagte ihm Schmerzen durch die Arterien, weil endlich wieder Blut in ihnen floss und der Ringersucher atmete schwitzend tief ein und aus, um den Herzschlag wieder seinem Atemrhythmus anzupassen. Die zwölf Reiter suchten noch immer lauthals fluchend nach ihm, während er spürte, dass die Kette um seine Seele sich auch langsam aufzulösen begann.
Plötzlich ertasteten seine Finger zwischen Algen, Schlamm und Getier einen scharfen Gegenstand im Wasser, der Halb im Boden steckte. Dragorn umfasste ihn und förderte ihn zu tage. Erleichtert atmete er auf, es war sein Schwert. Er hatte einen spontanen Einfall und tauchte kurz unter, um nach einem Stein oder etwas ähnlichem zu suchen.
Er fand einen Ast, der sich mit Wasser vollgesogen hatte und deshalb ziemlich schwer war. Schnell entfernte er die Algen und wollte gerade loslegen seinen Plan auszuführen, als er tappende Schritte auf sich zukommen hörte. Reflexartig versenkte er seinen Körper etwas tiefer in das Trübe Wasser, sodass nur noch sein Kopf von der Nasen spitze anzusehen war. Das musste reichen, den Rest würde das Schilf erledigen.
Es war einer der Reiter, der auf seinem dunklen Tier am Rande des Gewässers suchte, den Kopf leicht vorn übergeneigt, die Zügel nur Locker in Händen haltend. Seine Blicke streiften die Umgebung genau, schienen sie geradezu zu durchkämmen.
Dragorn sah durch eine Lücke im Schilfgebüsch, wie die Hufe des Rosses ungeduldig im Boden scharrte und schnaubende Geräusche machte, die leichte Rauchfahnen aus den Nüstern aufstiegen ließen. Der Schweif knallte und schlug warnend um sich. Das Skelett senkte den Arm mit dem magisch glühenden Speer, beleuchtete den Boden um nach möglichen Spuren zu suchen, die der Ringsucher womöglich ins Gras getreten hatte. Es fand zwar keine Fußabdrücke, dafür aber Schleifspuren, die Dragorn hinterlassen haben musste, als er in den Tümpel gekullert war. Der Kämpfer schluckte seine Bedenken herunter und versuchte seinen Kopf etwas zu drehen, um sich nach den anderen Teufeln umzusehen. Tatsächlich entdeckte er einen weiteren, der sich ihm aber abgewandt hatte und dessen Pferd anscheinend davon gelaufen war.
In dem Moment kam der leuchtende Speer dem Sucher gefährlich nahe und er spürte, wie das heiße Leuchten der Magie seine erst vom Schlamm nasse Stirn trocknete. Jetzt war der Moment gekommen, das Wesen hatte ihn entdeckt und ohne weiter zu überlegen, ergriff er den Speer und zerrte seinen Gegner, bevor der auch nur einen Ton herausbekam, ins Wasser. Es spritzte und der Klatsch musste mindestens drei Reiter aufmerksam gemacht haben, doch bevor sich der naheste umgedreht hatte, ein abgewetztes Breitschwert in den zu Klauen gekrümmten Fingern, hatte Dragorn erst dem Skelett den Hals umgedreht, sodass der Kopf vom Körper flog und sich dann am Halfter des Pferdes in den ersten Steigbügel gezogen. Er schwang sich nicht ganz hinauf, sondern verharrte so und lies das Pferd ein paar schritte weitergehen. Der Reiter, dessen Pferd davon gestürmt war, hatte sich vollends umgedreht und erblickte jetzt nur noch einen herrenlosen Gaul, der am Ufer trabte, Dragorn sah er nicht, da dieser vom Körper des Pferdes verdeckt wurde.
„Was ist da...?“, wollte der verunsicherte Wächter sagen, bemerkte aber ein deutliches Knacken, was sich im Gebüsch unweit des Moores abspielte und das Dragorn erzeugt hatte, indem er den Stock, den er aus dem Wasser gezogen hatte, als Ablenkung dort hingeschleudert hatte. Er, der höllische Wächter, lächelte bösartig und siegesgewiss, trat leise auf und kam der Hecke nähere, während er des Breitschwert in der Hand wog und sich schon auf den Schlag vorbereitete.
„Hast wohl schon einen von uns erwischt?“
„Nein, zwei!“, erklang die Stimme des Ringsuchers, der sich nun ganz auf das schnaubende Tier gezogen hatte und den magischen Speer, den er dem Kopflosen abgenommen hatte, mit einem Kräftigen Ruck seines Armes auf den Feind schleuderte. Das Wurfgeschoss verhakte sich in dessen Rippen und er wurde durch die Wucht mitgezogen und an dem nächsten Baum aufgespießt, doch noch lebte er.
„Das... ist... eine Lüge! Lüge...!“
Dann war es vorbei, Dragorn hatte dem garstig grinsenden Wesen das Haupt abgeschlagen, welches nun am boden herumkullerte. Kaum hatte der Mensch dem toten Körper ein verträumtes Lächeln geschenkt und mit der Zunge geschnalzt, um sein Pferd voranzutreiben, da schoss eine schwarze Gestalt aus dem Gebüsch, welche zweifellos ein Skelett mit einem schwarzen Umhang war, umschlang ihn mit beiden Armen in einem Stählernen Griff, sodass er vom Pferd auf den Boden krachte und der Schwarze seine Langen, nadelspitzen Eckzähne in seine Halsschlagader schlug, wobei er blutdurstig zischte und kalt und verfault hauchte:
„Weißt du... Auch wir müssen einmal essen... Aber nicht so wie ihr... Es gibt uns Leben...“
Schon der erste Tropfen blut, der dem Wesen die Kehle benetzt hatte, lies ihn deutlicher werden(d.h.: Es begannen wieder Fleisch und Muskelfleisch an ihm zu wachsen.). Adern pflanzten sich durch Fleisch und Knorpelmasse und so länger das Wesen saugte und trank, desto menschenähnlicher wurde es.
„Weißt du...“, begann es wieder, als es absetzte um kurz Luft zu holen, Dragorn immer noch fest im Griff seiner stählernen Klauen, „...Wir haben Jahre Lang keinen Lebenden mehr...“, er schien vor dem Wort zurückzuschrecken, „...ausgesaugt...“
Es schien unheimlich lange zu dauern, bis er diesen Satz zuende gesagt hatte und diese Zeit nutzte der Ritter, um nachzudenken, was ihm aber schwer viel da er einen hohen Blutverlust erlitten hatte und er jetzt erst den Schmerz verspürte, der ihm die ganze Zeit im Körper gebrannt hatte, zum Beispiel, als er sich an der Klinge seines Schwertes geschnitten hatte, oder als er zweimal zu Boden geworfen wurde. Die ganze Erschöpfung der letzten beiden Tage loderte in ihm, doch die Wunde in der rechten Brust, die ihm der Speer zugefügt hatte, die war auf wundersame weise verheilt, hatte sich geschlossen, als er für einen kurzen Moment ein Unsterblicher in den Fängen der Teufel war.
Er erinnerte sich an die saugenden Geräusche, die es gab, wenn das Wesen ihm an den Hals fiel und die Eckzähne in ihn schlug, erinnerte sich an das Gefühl, welches er dabei empfunden hatte, die grabenden Regungen der Zähne in seinem inneren...
Nun wusste er, dass er einen Entschluss fassen musste, also stieß er sein Schwert in den Rücken des langsam zu Fleisch gewordenen Reiters in der schwarzen Kutte und stieß auf größeren Wiederstand als bei den Skeletten, das die Muskeln und das Fleisch dem Kerl einen besseren Schutz boten. Der Dunkle zuckte zusammen, krümmte sich nach hinten, seine Augen waren Blutunterlaufen und nun sah Dragorn auch, dass die Haare des nun menschlichen Wesen vor ihm dunkel und wirr waren, die Nase hakenförmig. Er erschrak, als er sah, dass der Blutdurst in den Augen seines Gegenübers verschwunden war und sie statt dessen einen glasigen Dunst in sich beherbergten. Kleine Blutrinnsale tropften von den Eckzähnen herab und vermischten sich mit dem Blut, welches aus der Wunde an seinem Hals lief. Der Körper sackte über ihm zusammen, schien leblos, doch dann krallte sich die eiskalte Pfote des Mannes in seinen durchlöcherten Lederpanzer.
„Nun bist du einer von uns...“, hauchte er, „Aber wenn man dir den Kopf abtrennt“, er machte ein zischendes Geräusch, als wolle er darstellen, wie sich es anhörte,