Fanfic: Doppelleben - Kapitel 10 - Teil 1

Umstände machen…“


Doch Alexandra zog ihn schon mit sich. „Ach, das ist doch selbstverständlich!“ Sie drückte ihm ein Handtuch in die Hand und hielt eine Tür neben der Küche auf. „Vielen Dank!“, sagte Lars und schloss die Tür des Badezimmers.


Rasch entkleidete er sich und genoss dann die warme Dusche. Nach einigen Minuten drehte er das Wasser ab und trocknete sich ab. Doch dann entdeckte er zu seinem Entsetzen, dass seine Kleidung sich nicht mehr auf der Toilette befand, wo er sie abgelegt hatte.


Lars wickelte das Handtuch um seine Hüften und lugte dann vorsichtig aus dem Badezimmer heraus. Er hörte, wie Alexandra in der Küche mit Geschirr hantierte.


„Ähm…Alexandra? Wo ist meine Wäsche?“, rief er verlegen. Sie guckte aus der Küche und sagte: „Die ist gerade in der Waschmaschine! Aber ich habe dir vor der Badezimmertür ein paar alte Sachen von mir hingelegt, die kannst du so lange anziehen!“


Verlegen schnappte Lars sich die Sachen und verschwand dann, einen Dank murmelnd, wieder im Badezimmer. Kurze Zeit später kam er, nur mit einer Jeans und einem Pullover bekleidet, wieder heraus.


Einige Minuten danach saßen Alexandra und Lars am Tisch im Wohnzimmer und schlürften verlegen ihren Kaffee.


„Öhm…Wieso lebst du denn alleine hier?“, versuchte Lars ein Gespräch anzukurbeln. Doch anscheinend hatte er einen wunden Punkt getroffen, denn das Mädchen senkte langsam den Kopf. „Das kann ja auch wieder nur mir passieren!“, schoss es Lars durch den Kopf.


„Oh, das tut mir leid, ich wollte nicht…“, entschuldigte Lars sich, doch das Mädchen unterbrach ihn: „Nein, nein! Es ist schon in Ordnung, das konntest du ja nicht wissen. Als ich noch ziemlich klein war, bin ich in…ich meine, wurde ich durch einen…Zufall von meinen Eltern getrennt. Ich bin in einem Waisenheim aufgewachsen und habe meine Eltern nie wieder gefunden. Und…jetzt…wohne ich hier. Ich gehe hier aufs Gymnasium, dich habe ich da auch manchmal gesehen. Ich arbeite als Gehilfin in einem Blumenladen hier in der Nähe, daher kann ich mir die Wohnung überhaupt leisten…“


Alexandra verbarg ihren Kopf in ihren Händen und fing an zu schluchzen. Entsetzt, was er wieder angerichtet hatte, ging Lars um den Tisch herum und nahm sie tröstend in den Arm. „Weine dich nur aus, das tut gut!“, flüsterte Lars ihr zu.


Nach einer Weile beruhigte Alexandra sich wieder und wischte ihr Gesicht verlegen mit ihrem Ärmel ab.


„Möchtest du dich vielleicht ein bisschen ausruhen?“, fragte sie Lars freundlich. Der nickte. „Das wäre wirklich toll, denn im Moment kann ich nicht nach hause!“




Kurze Zeit später lag Lars auf dem Rücken in Alexandras Bett und starrte, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, in Gedanken versunken die Decke an. Erst jetzt wurden ihm einige Dinge klar oder wirklich bewusst.


„Shampoo ist bestimmt auch in dem Stadion, das mir der Engel gezeigt hat. Das würde heißen, dass der Engel mich in die Vergangenheit zurückgeschickt hat. Also muss Shampoo noch von hier zu diesem Stadion kommen, wo immer das auch liegt.


Und was war mit diesem leuchtenden Ball? Das war ja direkt unheimlich! Wann nimmt der Engel endlich mit mir Kontakt auf? Vielleicht weiß sie etwas darüber.“, dachte er.


In diesem Augenblick ertönte in seinem Kopf die sanfte Stimme des Engels: „Da bin ich doch schon! Deine Wunden sind ja immer noch nicht versorgt! Dann können wir gleich mit der ersten Lektion anfangen.“


Lars fragte: „Was denn für eine Lektion?“ Die Stimme in seinem Kopf antwortete: „Du verfügst über einige Kräfte des Himmels, seit du mehr oder weniger wiedergeboren wurdest. Ich werde dir beibringen, wie du sie einsetzen kannst.“


„Kräfte des Himmels?“, fragte Lars verwundert. „Du hast sicherlich schon einige Erfahrungen damit gemacht.“, antwortete der Engel. „Der leuchtende Ball!“, schoss es Lars durch den Kopf.


„Genau. Aber jetzt lernst du erst einmal, wie du die Kräfte einsetzen kannst. Nimm deine flache Hand und halte sie über eine Wunde.“, befahl der Engel ihm. Lars tat, wie ihm geheißen und hielt die rechte Hand über seinen linken Arm.


Dann fuhr die Stimme fort: „Und jetzt denk ganz fest an etwas, dass du liebst. Dabei schaust du die Wunde an und stellst dir vor, wie die Haut dort aussehen würde, wenn die Wunde nicht da wäre.“


Instinktiv dachte Lars an Shampoo. Erst wollte es ihm partout nicht gelingen, sich seinen Arm ohne Wunde vorzustellen. Schließlich schaffte er es. Zu seinem Erstaunen fing seine Hand mit einem Mal an, immer stärker weiß zu glühen. Das Licht bündelte sich auf der Unterseite seiner Hand und verbreitete seine Strahlen auf der Stelle des Armes unter seiner Hand.


Mit immer größer werdenden Augen sah Lars zu, wie die Wunde einfach verschwand. Kaum war sein Arm geheilt, verschwand das weiße Licht langsam wieder.


„Überrascht?“, fragte ihn der Engel. Lars nickte stumm und starrte weiter seine Hand an. Dann fragte er: „Und was war das für ein Ball?“ Der Engel antwortete: „Das war ein Himmlische-Kraft-Ball.“ Lars unterbrach die Stimme spöttisch: „Ein äußerst einfallsreicher Name.“


Der Engel fuhr fort: „Der Höchste persönlich hat ihn so genannt, nur damit du es weißt. Aber jeder nennt ihn einfach Hik-Ball. Nach einigem Training ist er eine überaus gefährliche Waffe, du solltest ein wenig aufpassen.“ Ungeduldig unterbrach Lars den Engel erneut: „Und wie mache ich so einen Hik-Ball?“


Die Stimme antwortete ruhig: „Ähnlich wie das Heilen. Forme deine Hände zu einer Kugel, aber so, dass dazwischen genügend Freiraum ist. Dann denke einfach an etwas, dass du liebst. Dazu bewegst du deine Hände so, als würdest du über die Oberfläche einer Kugel reiben.


Dadurch entsteht in der Mitte zwischen deinen Händen ein schwebender Ball. Desto länger oder intensiver du an etwas denkst, dass du liebst, desto größer und stärker wird der Hik-Ball. Weiterhin kann man sagen, dass der Hik-Ball desto größer wird, desto mehr man die Sache liebt, an die man denkt.


Sobald du ihn für groß genug hältst, kannst du mit ihm machen, was du willst. Aber pass auf, in dem Augenblick, in dem er etwas Festes, dass nicht zu deinem Körper gehört oder dass du trägst, berührt, löst das eine Art Schockwelle aus, die stark genug sein kann, eine Wand zu zerstören.


Außerdem kannst du den Hik-Ball direkt aus den Händen abschießen. Dazu musst du die Hände einfach am Ball entlang zu dir führen, so dass sich die Handgelenke berühren. Deine Unterarme und die Hände bilden dabei von oben gesehen ein X, wobei die Hände natürlich noch der runden Form des Balles folgen.


Dann musst du dich auf deine Hände konzentrieren und wie immer auf etwas, dass du liebst. Stell dir vor, wie der Hik-Ball aus deinen Händen fliegt.


Hast du das verstanden?“


Lars überlegte kurz und nickte dann. „Ich glaube schon.“, murmelte er. Er hielt seine Hände so, als würde er einen kleinen Ball in ihnen halten und dachte an Shampoo. Langsam fing er an, die Hände an einer imaginären Balloberfläche zu reiben. Vor seinen staunenden Augen entstand zwischen seinen Händen wirklich ein Hik-Ball.


Er spürte ein leichtes, angenehmes Kribbeln in den Händen. Lars nahm den Ball in eine Hand, warf ihn dann leicht hoch und fing ihn mit der anderen Hand wieder auf. „Wow!“, flüsterte er.


Erneut warf er den Hik-Ball hoch, dieses Mal aber mit ein wenig zu viel Kraft. Ein lauter Knall ertönte, als der Hik-Ball gegen die Decke prallte und sich in eine kleine leuchtende Schockwelle auflöste.


„Ups…“, entfuhr es Lars. Er war aber schon dabei, den nächsten Hik-Ball entstehen zu lassen. Mit dem Ball in der Hand wollte er aus dem Bett steigen, verfing sich aber mit den Füßen in der Bettdecke.


Fluchend stolperte er nach vorne, während der Ball langsam aus seiner Hand segelte. Gerade als der Ball sich an seinem höchsten Punkt befand und genau auf die Tür zusteuerte, öffnete sich diese und Alexandra schaute herein.


Entsetzt sprang Lars auf und hechtete auf die völlig verblüffte und erschrockene Alexandra zu. Lars warf sich gegen sie und brachte sie zu Fall, während er den Hik-Ball mit der anderen Hand auffing. Lars und Alexandra wurden beide knallrot, da sie aufeinander lagen und ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.


Verlegen eine Entschuldigung nuschelnd rappelte Lars sich auf und half Alexandra hoch, wobei er den Hik-Ball hinter seinem Rücken versteckte.


„Was hattest du denn plötzlich?“, fragte Alexandra besorgt. „Ach, ähm, da war…ein Staubfussel auf deinem T-Shirt! Ja, genau, ein Staubfussel! Den wollte ich nur entfernen!“, lachte Lars laut und verlegen.


Alexandra sah ihn mit gerunzelter Stirn an. „Sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?“


Lars lachte wieder einen Tick zu laut. „Mir geht es wirklich toll!“, rief er aus und warf zur Demonstration die Arme in die Luft. Mitten in der Bewegung erstarrte er und schimpfte in Gedanken über seine eigene Dummheit.


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