Fanfic: Nackt
bemerkte.
Denn inzwischen hatten Kasumi und Nabiki begonnen lautstark aufeinander einzureden und zu gestikulieren. Leicht gelangweilt verfolgte Ranma ihre Diskussion, mit dem festen Glauben, dass er das eh rückgängig machen und sich weigern würde. `Vereinigung der Kampfschulen`... so einen Schwachsinn konnte sich auch wirklich nur sein Vater ausdenken.
„Ich bin fast drei Jahre älter als er, Nabiki!“
„Dafür bist du die bessere Hausfrau!“
„Du könntest die Finanzangelegenheiten vom Dojo regeln!“
„Ich will aber studieren und nicht heiraten!“
„Ihr passt vom Alter her besser zusammen!“
„Ich bin auch älter als er!“
„Ja, aber jünger als ich!“
„RUHE!!“
Kasumi und Nabiki wandten sich gleichzeitig zu ihrem Vater um, der von seinem Platz aufgestanden war und nun wieder herumlief.
„Es hilft alles nichts... eine von meinen Töchtern wird Saotomes Sohn heiraten, und da Akane nun mal in ihrem jetzigen Zustand leider nicht in Frage kommt und es unsicher ist ob sie überhaupt jemals wieder aus ihrem Koma aufwachen wird,-“ ein leiser Schmerz hatte sich in seine Stimme geschlichen und er stockte für einen Moment bevor er fortfuhr: „-...muss eine von euch sich mit ihm verloben. Das seid ihr eurer Familie schuldig. Und ich habe nach reiflicher Überlegung entschieden, dass Nabiki das sein wird.“
„WAS?“ Die Angesprochene fuhr empört auf und starrte ihren Vater an, dessen Stirn sich zusammengezogen hatte und der offensichtlich den Blickkontakt zu ihr vermied.
„Aber... aber warum denn ich?! Warum nicht Kasumi?“
Mit einem Arm deutete sie auf ihre ältere Schwester, die Nabiki zwar bemitleidete, aber nicht umhin konnte so etwas wie Erleichterung zu empfinden. Sie war froh, dass sie nicht Ranma heiraten musste... ohne dass sie etwas dagegen tun konnte erschien das Bild von einem jungen Arzt vor ihrem geistigen Auge, ein starker, liebevoller Mann mit einer Brille, und eine leichte Röte legte sich auf ihre Wangen.
Die Stimme ihres Vaters holte sie zurück in die Wirklichkeit.
„... weil du jünger bist, weil ihr beide zur gleichen Schule geht und du dich da um ihn kümmern kannst-„
„Ich denke gar nicht daran!“
„Es reicht! Ihr seid ab sofort verlobt und damit basta!“, sprach Soun mit ungewohnter Härte und Nabiki sah ein, dass es diesmal keinen Sinn haben würde, zu versuchen ihren Vater umzustimmen. Sie seufzte und blickte aus den Augenwinkeln zu dem bezopften jungen Mann herüber, der sich bis jetzt ziemlich ruhig und teilnahmslos gezeigt hatte. Sie musste sich anscheinend etwas anderes einfallen lassen, um ihren neuen, ungewollten Verlobten loszuwerden. Nabiki hoffte inständig, dass ihr dabei bald etwas zu Hilfe kommen würde.
~°~°~°~°~
Zwei Monate später:
Akane blieb auf der Straße stehen und stellte die kleine Reisetasche ab, die ihre persönlichen Gegenstände enthielt, die sie aus dem Krankenhaus mitgenommen hatte. Sie verzog den Mund und rieb sich die Schulter, die unter dem Gewicht der Tasche zu schmerzen begonnen hatte. Sie war es nach dem langen Liegen einfach nicht mehr gewohnt, schwere Dinge zu tragen.
Vielleicht wäre es wirklich klüger gewesen, sich doch abholen zu lassen, aber Akane wollte ihre Familie lieber überraschen. Mit einem stillen Lächeln dachte sie an Kasumis überraschtes Gesicht, wenn sie plötzlich vor der Tür stehen würde. Eigentlich hätten die Ärzte sie lieber noch ein paar Tage zur Beobachtung dabehalten, aber nachdem Akane sie überzeugt hatte, dass sie wieder gesund war, hatte man es ihr gestattet zu gehen. Da zur Zeit eh das ganze Krankenhaus überbelegt und –belastet war, war man nur froh, eine Patientin los zu sein.
Sie schaute sich um.
Es sah genauso aus wie früher.
Der Kirschbaum im Garten der Ichirôs, dessen Blüten im warmen Abendlicht orange schimmerten und langsam zu Boden fielen...
Die Sonne, die langsam hinter den Dächern der umliegenden Häuser versank und den Himmel in ein vollkommenes Gold tauchte, unterbrochen nur von lavendelfarbenen Streifen...
Die milde Abendluft, die das abendliche Nerima einhüllte und die silbergrünen Blätter des uralten Kikomorenbaumes auf der anderen Straßenseite rauschen ließ...
Der große Panda, der mit einem Besen in den schwarzen Pranken dabei war den Bürgersteig zu kehren... PANDA???!!!
Geschockt blinzelte sie und fragte sich, ob sie vielleicht immer noch unter Narkosemitteln stand. Oder hatte das lange Liegen im Koma Halluzinationen hervorgerufen? Pandas fegten keine Straßen, und erst Recht nicht mitten in Tokyo! Was um Himmels Willen...
Zu spät hörte sie das Hupen und Quietschen der Bremsen, als das Auto auf sie zuraste. Ihr Kopf schnellte herum und sie starrte wie hypnotisiert auf den PKW, der immer näher kam.
Nicht schon wieder!!, schoss es ihr durch den Kopf, als sie auf einmal neben ihr einen warnenden Ruf hörte und spürte wie starke Arme sie um die Hüfte packten und nach hinten stießen.
„ACHTUNG!“
Rasender Schmerz durchströmte für einen Moment ihren Ellbogen und pulsierte in kleinen Wellen durch ihren Körper als sie hart auf dem Backsteinpflaster des Bürgersteiges aufschlug und auf dem Rücken liegen blieb.
Das Auto fuhr hupend an ihnen vorbei.
Ihr Atem ging schwer und das Blut rauschte in ihren Ohren. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen starrte sie auf den jungen Mann, der auf ihr lag und sie gerade vor einem zweiten Unfall bewahrt hatte.
Er trug auffallend fremdländische Kleidung, ein rotes, halbärmeliges chinesisches Hemd zu einer schwarzen Hose und nachdem, was sie durch die Kleidung an Muskeln spüren konnte, war er auch ein Sportler. Seiner Reaktionsfähigkeit nach zu schließen vielleicht sogar ein Kampfsportler.
Seine Haare waren hinten zu einem Zopf geflochten und fielen vorne in schwarzen Strähnen auf seine Stirn, bis zu seinen großen, indigoblauen Augen, die sie jetzt prüfend ansahen.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
Er rollte sich von ihr herunter und reichte ihr dann die Hand um ihr aufzuhelfen. Benommen und wackelig auf den Beinen stand sie auf und blieb wankend stehen. Ihr war so schwindlig... ein leichter Kopfschmerz breitete sich in ihrem Kopf aus und mit einem schmerzverzerrten Ausdruck im Gesicht fasste sie sich an die Stirn.
Ranma schaute sie besorgt an. Dieses Mädchen war ungefähr in seinem Alter und wie er bemerkte recht hübsch, mit den nachtblauen, langen Haaren und den warmen, goldbraunen Augen die ihn verwirrt ansahen. Sie schienen jedoch eher in die Ferne zu sehen und flackerten leicht.
„Was... was ist passiert?“ stammelte sie fast unhörbar.
„Sie wären fast überfahren worden, warum haben Sie das Auto denn bloß nicht gehört... ist Ihnen nicht gut?“
„Nein...alles...in...Ordnung...“, wisperte sie, kurz bevor sie zusammenbrach.
Ranma fing sie auf und schwang sie auf seine Arme.
Großartig, wirklich großartig... und was nun? Er schaute sich ratlos um. Mangels einer besseren Idee begann er zurück zu dem Tendo-Anwesen zu laufen, das gleich um die Ecke lag. Kasumi würde hoffentlich wissen was zu tun wäre und von da konnte er auch einen Arzt rufen.
Zum Glück war sie nicht sehr schwer.
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Akane stöhnte und wand sich auf der weichen Matratze. Alles an ihr schien bis ins letzte Stückchen zu schmerzen, ihr Kopf pochte und ihre Arme und Beine fühlten sich an als hätte sie einen Marathon hinter sich.
„Hey, bist du wach?“
Sie öffnete ein Auge und erblickte den Jungen, der sie vorhin gerettet hatte und der nun neben ihr kniete.
„Wer bist du?!“, fragte sie und fuhr fast panisch auf, was sie aber sofort bereute, da ihr Kopf sofort wieder höllisch zu schmerzen begann. Sie ließ sich vorsichtig wieder nach hinten sinken und schaute sich langsam um. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich in ihrem eigenen Zimmer, in ihrem Bett befand. Aber wie war sie hierher gekommen?
„Mein Name ist Ranma Saotome und ich bin... nunja... der Verlobte von Nabiki.“
Akane starrte ihn an. Hastig fuhr er fort.
„Wir sind nicht freiwillig verlobt. Mein Vater und deiner haben vor langer Zeit beschlossen, als sie noch gemeinsam beim gleichen Meister Kampfkunst studiert haben, dass unsere Kampfschulen vereinigt werden wollen, indem ich eine von euch heirate. Wir waren für einige Jahre in China auf Trainingsreise und sind danach hierhergekommen, ich habe zuerst selbst nicht gewusst, dass ich verlobt werden sollte. Aber nun... bin ich wohl hier...“ Ranma lächelte sie verlegen an. Er wusste nicht warum, aber ihm gefiel dieses Mädchen und er hatte das Gefühl sich dafür rechtfertigen zu müssen, dass er mit ihrer Schwester verlobt war.
Akane wusste immer noch nicht was sie sagen sollte und sie beschloss es sein zu lassen. Der Kopfschmerz verhinderte jeden klaren Gedanken und das war eh zuviel für sie.
„Wie bin ich hierhergekommen?“, murmelte sie.
„Du bist zusammengebrochen und ich habe dich hierhergebracht, um einen Arzt zu rufen. Als ich reinkam hat mir Kasumi gesagt wer du bist... ich habe nicht gewusst, dass du auch eine Tendo bist, man hat mir nur erzählt, dass die jüngste Schwester wegen einem Unfall im Krankenhaus liegen würde."
"Hmmm, und fast wäre ich da nochmal