Fanfic: Vegeta KT
verzweigte Dornenranken und unterstrichen durch zwei gekreuzte Schwerter, die ebenfalls silbern aufblitzten, strahlte das Wappen auf geheimnisvolle weise Macht aus – königliche Macht. Die Pergamentseiten des Buches waren dicht beschrieben, allerdings in einer solchen Sauklaue, dass Ay nicht ein Wort entziffern konnte. Eine eigenartig markante Handschrift, blockartig mit verzierten Großbuchstaben. Das hatte eindeutig ein Mann verfasst. Auf der vorletzten Seite befand sich ein System aus Linien und einzelnen unterstrichenen Namen. Ein Stammbaum, schätzte Ay. Verträumt las er die Namen einen nach dem anderen. In der untersten Spalte fehlten die Eintragungen. Wie gern hätte er seinen Namen dort gesehen. Manchmal juckte es ihn regelrecht sich einfach einen schwarzen Stift zu nehmen und ihn dazuzuschreiben, doch das Bild der letzten Seite hielt ihn mal für mal davon ab. Das Porträt – eine uralte Fotografie – zeigte einen Mann, schwarzhaarig, genau wie er selbst, der den Kopf lässig die eine Hand gestützt hatte und den Betrachter somit ein wenig von unten musterte. Der Blick dieses Mannes ließ Ay erschauern. So voller Stolz und Selbstvertrauen, dass sich wohl nicht einmal der legendäre Kämpferheld Son-Goku getraut hätte ihm zu wiedersprechen. Dieses Bild bewachte das Buch und den Stammbaum. Aus undefinierbaren Gründen hatte Ay das mulmige Gefühl, ohne Verzögerung in Teufels Küche zu gelangen, wenn er es wagen sollte, dieses mysteriöse Buch zu entweihen. Aber woher sollte er wissen, dass er es gar nicht entweihen KONNTE?
Gelangweilt saß der junge Meisterdieb auf einem der zahllosen, knarrenden Billigstühle der Y-School. (Oh, wo soll ich nur hin, mit meiner Leidenschaft zum Lernen? Schaff den Lehrer her und wenn du ihn tragen musst!) Die Füße lässig auf dem Tisch, die Arme hinterm Kopf verschränkt, starrte er gelangweilt durch die angekratzten Fenster ins Freie. Warum er eigentlich herkam, konnte er sich selbst kaum erklären. Vielleicht, weil es hier so etwas wie kostenloses Essen gab? Konnte vielleicht sein. Hinter ihm brach plötzlich ein ziemlicher Tumult aus. Einige Mädchenstimmen zeterten und schimpften im üblichen Slang der Yannors, Papier raschelte und schließlich blitzte irgendwo eine Schere auf. Ay grinste. Das war die Y-School – erbarmungslos wie eh und je. Wenn die Klassenkameraden meinten, dass Krid Ikiz es nicht wert war in Postergröße an die Wand gebannt zu werden, dann wurde derjenige, der das Poster mitgebracht hatte eben kurzerhand um seinen Schatz beraubt. In diesem Falle blieb die Ehre der Demütigung an Mot, einem unangenehmen, streberhaft wirkenden Jungen hängen. Unter höhnischen Gelächter und spitzfindigen Kommentaren musste der Arme zusehen, wie sein Idol, der Basketballer Ikiz, in Fetzten gerissen über den Schulhof verteilt wurde. Klasse 13 – Y-School – Schulalltag.
Heiser verkündete eine altersschwache Klingel den Beginn der Unterrichtsstunde. Mathematik mit dem liebreizenden Fräulein Reschif. Wider Erwarten ordnete sich die Klasse rasch und sogar Ay befleißigte sich die Füße vom Tisch zu nehmen, als die Tür quietschend aufflog. Anmutig schritt Fräulein Reschif in den Raum, setzte ihr süßestes Lächeln auf, grinste die Klasse verschlagen an und packte langsam und sorgfältig ihre verbeulte Aktentasche aus. Wie zufällig kam dabei ein Stoß weißer Papierbogen zum Vorschein. Scheinbar irritiert begann die junge Frau die einzelnen Blätter durchzulesen. Einige Schüler schluckten, während andere Stoßgebete zum Himmel schickten. Das Grinsen der jungen Frau wurde breiter, als sie die Papiere wohlgeordnet zur Seite legte und die Klasse anstrahlte. Ein kleiner Tropfen bildete sich über Ay’s Kopf.
„So, Guten Morgen alle zusammen!“
Gespanntes Schweigen.
Frl. Reschif legte leicht verwundert den Kopf schief. „Was ist denn los mit euch?“, fragte sie grinsend.
Ein Mädchen in den vorderen Reihen deute ansatzweise auf den Block Papier.
„Ach das“, sie klopfte immer noch lächelnd auf die annähernd 30 Blatt, „das ist nur der Liebesbrief, den mir mein Mann immer mit gibt. Wieso?“
DOMP!
„Dachtet ihr etwa, ich wäre so ungemein widerwärtig zu einer solch unchristlichen Zeit einen Test zu schreiben?“
Ein erleichtertes Ausatmen ging durch die Klasse – Testentwarnung.
Wie zufällig glitt Fräulein Reschif’s Hand noch einmal in die Tasche und zum Vorschein kam ein weiterer Stoß. Nach einer Weile fügte sie nahezu gelangweilt hinzu: „So wie den hier?“
Blankes Entsetzten machte sich auf den Gesichtern der meisten Schüler breit. Nicht so Ay. Mathe stellte für ihn kein sonderliches Problem dar und so ließ er es bei Protestrufen gegen diese wahrlich unmögliche Zeit für eine Kurzkontrolle bewenden.
Gerade, als Frl. Reschif sich daran versuchte der Klasse unter Gewaltanwendung den Test aufzuhalsen, flog die Tür auf, ein junges Mädchen stand im Rahmen. Sie trug ein knapp bemessenes schwarzes Top, dunkle kurzgeschnittene Haare und eine ausgewaschene Schlaghose. Ihre blauen Augen funkelten, sie ließ den Blick durch die Klasse schweifen. An Ay’s gelangweiltem Gesicht blieb sie hängen.
Lächelnd betrat sie den Raum, stellte sich neben Frl. Reschif und begann ohne Umschweife sich vorzustellen.
„Guten Tag. Mein Name ist Toha, ich bin 18 und gehe von heute an in eure Klasse. Meine Hobbys sind detektivische Arbeiten, Schriftstellerei und Rockmusik. Ich glaube wir werden uns gut verstehen!“ Mit diesen Worten packte sie ihren Rucksack, warf ihn über die Köpfe der anderen hinweg auf einen freien Stuhl und setzte sich anschließend auf gerade diesen Platz. Den Platz neben Ay. Einiges Getuschel von den hinteren Bänken verbreitete die erste Meinung über Toha. Cool, gutaussehend und witzig. Ay konnte diese Ansicht nicht teilen. Schon allein das Wort ´Detektiv` reichte, um seiner Kehle ein eigentümliches Knurren zu entlocken. Und außerdem hatte dieses Weibsstück etwas an sich, das sie ihm unsympathisch machte. Ob es nun die azurblauen Augen, die schwarzen Haare oder diese seltsame Ausstrahlung waren, konnte er nicht genau einschätzen.
Ein wenig irritiert über diesen plötzlichen Neuzugang machte sich Frl. Reschif wieder daran die Tests auszugeben. Aus unerklärlichen Gründen konnte sich der Meisterdieb aller Meisterdiebe nicht konzentrieren.
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„Du gehst!“
Sie zeigte unverhohlen auf ihren Nachbarn. Die kleine, bunt zusammengewürfelte Gruppe gab zustimmende Geräusche von sich. Ein kritischer Ausdruck trat auf sein Gesicht.
„Warum?“, fragte er prompt. „Hier gibt es so viele, die besser mit Kindern umgehen können als ich und die EINFÜHLSAMER sind. Warum nicht der da?“ Er deutete auf einen größeren Mann mit schlohweißem Haar. Sie schüttelte energisch den Kopf.
„Du und niemand sonst, Schatzi!“ Damit drückte sie ihrem Mann einen dicken Schmatz auf die Stirn und schob ihn in Richtung Ausgang. Die kleine Gruppe löste sich auf. Abgesehen von ihm, dem armen Opfer, hatte hier niemand mehr etwas zu tun. Seine Frau winkte ihm noch lange überlegen grinsend hinterher. Knurrend machte er sich auf den Weg.
Während die Alte ihm den Weg zeigte, erfragte er sich noch einmal in voller Länge den Sinn der ganzen Aktion. Abgesehen von „Überladen“ und „Neubau“ verstand er allerdings nur Hauptbahnhof.
An ihrem Ziel angelangt, zeigte ihm die Alte noch einmal den Pfad und wünschte ihm viel Glück. Mit einem einzigen Fingerschnippen kleidete sie ihn den Umständen entsprechend neu ein und überließ ihn schließlich seiner Aufgabe.
Während er seine angestammte Welt verließ, verwünschte er seine Frau nach Leibeskräften ... und diesen Jungen gleich im Voraus mit dazu.
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Wie üblich wurde als erstes die Anlage aufgedreht, die zerbeulte Ledertasche landete gefährlich splitternde Laute von sich gebend in irgendeiner Ecke. Abgrundtief genervt ließ er sich auf das nächstbeste Bett fallen und versuchte seine Gedanken zu sammeln. Diese verdammte Toha ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ein grinsendes Gesicht hier, ein höhnisches Lächeln da, wo er auch hinsah, überall nur Toha. Resigniert zog er sich die Decke über den Kopf und schlief ein.
Irgendjemand schnüffelte in seiner Wohnung herum. Es kratzte, scharrte und knarrte überall. Die Musik war ausgestellt worden. Schlaftrunken befreite sich Ay von dem wahren Monsterkissen und sah sich um. Der abnehmende Mond stand knapp über dem Horizont und beleuchtete die Stadt nur unzureichend. Ein Schemen huschte durch seine Wohnung. Er setzte sich auf. Der Schatten schien ihn nicht zu bemerken.
<Nun gut>
Knips. Ein heller Strahl zerteilte die Dunkelheit. Überlegen grinste Ay den vermeintlichen Einbrecher an, während er ungnädig den Strahl der flackernden Taschenlampe auf ihn gerichtet hielt. Die Überlegenheit wich allerdings rasch blankem Entsetzten.
„T-Toha?!“, stotterte er und ließ in einer kurzen Phase geistiger Umnachtung die Taschenlampe fallen. Mit einem eigentümlichen Knistern erlosch der helle Strahl. Nun war es an Toha, verschlagen zu grinsen.
Sekunden später erhellte der flackernde Schein einer Petroleumlampe den Raum. Toha stand lässig an der Tür gelehnt im Flurähnlichen Vorbereich des Raumes. Ay saß immer noch auf seinem quietschenden Bett und versuchte den Anblick des Mädchens zu verdauen. Die schwarzen Haare glänzten wie eh und je, die blauen Augen funkelten abenteuerlustig, die coolen Klamotten waren gegen Schlabberhose und unförmigen, verfärbten Pullover ausgetauscht worden.