Fanfic: Vegeta KT
Dann brach es los – ein wahres Gewitter mit Blitzen des heftigen Widerspruchs und dem Donner der einstimmigen Ablehnung des jeweils anderen.
„ ... ich kann sie nicht AUSSTEHEN!“, schloss Ay sein Bombardement verschiedenster Gegenargumente, Toha nickte nur zustimmend. Der Fremde, mittlerweile wieder auf den Beinen, sah die zwei mit schiefgelegtem Kopf an.
„Was ist nun mit dem Abendbrot, Ay?“ Und nach einer Weile fügte er grinsend hinzu: „Honey?“
Ay versuchte seine Gedanken zu ordnen. Ein Fremder, der sich als chaotisch-verrückter Vater ausgab und zudem frecher war als Toha. Sein erster Impuls war es, ihn anzuschreien, ihm auf der Stelle zu befehlen, die CC zu verlassen. Dann fiel ihm die kleine Nervensäge wieder ein – Toha. Wenn er es sich recht überlegte, musste sein Vater direkt aus dem Himmel kommen, ein Engel sozusagen. Was konnte einem Waisenkind schließlich besseres passieren, als so ein plötzlicher Traumvater?
Also tappte er mürrisch in die Küche, entzündete mit einem Multicolor-Feuerzeug eine kleine Flamme und begann an manchen Stellen angeschimmeltes Weißbrot zu rösten. Im Wohnzimmer unterhielten sich Toha und sein Vater.
„ ... Vegeta also. Komischer Name, ehrlich. Bist du n Außerirdischer oder so was? Solche Wörter gibt’s auf der Erde doch gar nicht.“
„Na vielen Dank auch. Nicht nur, dass mich die Leute ansehen, als würde ich von nem anderen Stern kommen, („Da war so n widerliches Tier, ich glaub vom andern Stern ... das sagt zu mir „ich heiß E.T und Marvins hab ich gern!““ *g*) nein, jetzt beschuldigt mich auch noch so ein kleines verzogenes Gör wie du, einer zu sein!“ Grummelnd verschränkte er die Arme vor der Brust – konnte sich aber ein verräterisches Grinsen nicht verbeißen. Ay mustere den plötzlichen Neuzugang ein weiteres Mal. Doch, er konnte sich mit diesem Vater durchaus zufrieden geben. Geräuschvoll platzierte er den verkohlten Toast – zu lange über der Flamme – und das eigenartig gefärbte Wasser auf dem Tisch und setzte sich ebenfalls nicht gerade leise hin, um zu Essen. Vegeta – denn so hieß sein Vater wohl – drehte sich um und begutachtete die spärliche Mahlzeit.
„Davon soll ich satt werden?“, fragte er besorgt. Den Kopf leicht schief gelegt sah er Ay an. Ay – Mahlzeit. Mahlzeit – Ay. Immer wieder sah er zwischen den beiden hin und her, als gebe es zwei unfassbare Parallelen. Ay zuckte mit den Schultern.
„Sicher sollst du davon satt werden. Was anderes hab ich nicht.“
Vegeta kratzte sich nachdenklich am Kopf. Irgendetwas schien ihm nicht ganz zu passen.
„Die CC ist auch nicht mehr das was sie mal wahr.“ Und damit schätzte er mit einem kritischen Blick die nächstbeste Wand ein, holte mit der Rechten aus und schlug einmal kräftig zu. Eine plötzliche Staubwelle ergoss sich in das ohnehin verdreckte Zimmer, Stein und Beton splitterten und ein Mäuse quiekten angstvoll vor sich hin. „Guck sich einer diese Wände an! Die halten ja nicht mal einer zünftigen Kissenschlacht stand!“
Toha sah Ay’s Vater mit weit aufgerissenen Augen an. Hatte der da tatsächlich mit einer Faust eine ganze Wand eingerissen? Vegeta bemerkte ihren Blick und fragte unschuldig: „Willst du auch ne Zimmervergrößerung?“ Statt Toha antwortete Ay: „Was soll das denn? Machst du einfach meine ... unsere Wohnung kaputt!?“ Vegeta sah ihn schadenfroh an. „Weißt du, ich bin es gewöhnt viel Platz zu haben. Und warum sollte ich mich dann hier einschränken? Die Wand war sowieso illegal gezogen. Darf ich jetzt endlich essen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, griff sich der Schwarzhaarige einen der Toasts und verspeiste sie. Danach den nächsten und so weiter und so fort. Ay fragte sich noch lange insgeheim, wie schnell– und vor allem wie viel – ein normaler Mensch verdrücken konnte ohne auf der Stelle zu platzen. Falls es in dieser Disziplin einen Weltrekord gab, hatte sein Vater ihn gerade spielend leicht in den Schatten gestellt.
Toha war verschwunden – nach unten – im Flur brannte immer noch die flackernde Öllampe und auf der Straße kämpften zwei Hunde knurrend und fauchend gegeneinander. Seit gut einer Minute regte sich im Flur der kleinen dreckigen Wohnung nichts. Ay stand reglos im Wohnzimmer während Vegeta mit dem Rücken zu ihm gewandt am Fenster stand und gedankenversunken den nächtlichen Geräuschen lauschte. Ay brach unbarmherzig das Schweigen.
„Wer sind Sie?“
Der Mann drehte sich um. Den Kopf leicht nach unten geneigt, funkelten seine schwarzen Augen den Jungen an. Trauer und Hass lagen in seinem Blick. Trauer um irgendetwas weit Zurückliegendes und Hass auf diejenigen, die dieses Etwas ausgelöst hatten. Ay musste unwillkürlich an das vergilbte Foto in seinem Buch denken. Dieser Vegeta war einfach ... komisch. In Toha’s Gegenwart hatte er sich tatsächlich richtig väterlich verhalten. Er hatte ihn getriezt, ihn verspottet und sich über seine kleine „Freundin“ lustig gemacht. Gleichzeitig glänzte er jedoch auch durch Aufmerksamkeit und Schlagfertigkeit – im doppelten Sinne. Doch jetzt wirkte er lediglich einsam und verlassen. Er gehörte hier nicht her und er wollte hier nicht sein. Er wollt zu seine Frau, zu seinen Freunden und höchstwahrscheinlich auch zu seinen Kindern.
„Wer sind Sie?“, fragte Ay noch einmal zaghaft.
„Vegeta. Vegeta Briefs.“ Es schien, als hätte er noch etwas hinzufügen müssen. Als würde ohne dieses Etwas ein Teil seiner Persönlichkeit fehlen. Doch es kam nichts. Vegeta schwieg verbissen.
„Vegeta – BRIEFS?“, hakte Ay nach. Dieses Wort – Vegeta – kam ihm schon die ganze Zeit über regelrecht spanisch vor, doch dieser Nachnahme brachte ihn völlig aus der Fassung. Briefs – die einzige Familie der Westlichen Hauptstadt, die wirklich jeder kannte. Die Freunde der Wissenschaft verehrten Dr. Briefs und seine Tochter, Fans der Kampfkunst vergötterten die männliche Linie der Briefs. Und der Name Vegeta fiel in diesen fanatischen Kreisen nicht unbedingt selten. Bekannt durch ein grauenvolles Ereignis vor gut 130 Jahren, anerkannt dank der Teilnahme an so manchem Kampfturnier und beliebt durch die Sache mit Mister Satan. Dieser Vegeta kam einer Legende gleich und nun stand da so ein geknickter, den anders konnte der kleine Meisterdieb ihn einfach nicht beschreiben, kleiner Mann und behauptete Vegeta zu heißen.
„DER Vegeta?“
Der Angesprochene hob den Kopf leicht an. Die nachtschwarzen Augen verrieten, was er von der Frage hielt. Schweigend trat er näher an eines der zerbröselnden Poster an der Wand und betrachtete es eine ganze Weile. „Da“ er streckte den Arm aus und wies auf einen der Sänger. Er trug eine an den Knien zerfetzte blaue Jeans, ein weites schwarzes T-Shirt und schien gerade damit beschäftigt zu sein, seine funkelnde E-Gitarre auf Hochtouren zu beanspruchen. Ay konnte sich vorstellen, wie dieses Konzert geklungen haben musste. Kreischende Teenies im Saal, an der Decke ramponierte Scheinwerfer und auf der Bühne eine Truppe, die es ohne Schwierigkeiten schaffte, die Menge zum Kochen zu bringen. „Das ist Generation Z. Die waren cool.“
Vegeta schien das nicht ganz mitzubekommen. Er sah immer noch den Leadsänger an, als ob er ihn gut kannte. Ay seufzte. Mit gesprächigen Menschen kam er noch nie besonders gut aus, aber Fische als Haustiere hatte er sich auch niemals zugelegt. Die waren so still.
„Was ist mit dem? Das ist ... ähm ... Shady (^-^! Verzeih mir, Eminem, das musste jetzt sein ...) der Gitarrist und Sänger.“
Vegeta antwortete. So unerwartet, dass Ay erschrocken einen Satz nach hinten tat. Der unnötige scharfe Ton seiner Stimme trug seinen Teil dazu bei, den Teenager zu verunsichern. „Shady! Pah! Dass ich nicht lache! Jeder Depp weiß, dass das nur sein Deckname war! Willst du wissen, wie er wirklich hieß? Ja? Das kann ich dir sagen. Er hieß genauso wie ich – Vegeta Briefs. Und soll ich dir noch was sagen? Er war mein Enkel.“
Ay sah ihn nahezu geschockt an. Erst sagte der Kerl über zehn Minuten kein Wort und dann redete er plötzlich daher wie ein Wasserfall. Bei dem Wort ´Enkel` wanderte Ay’s Braue gefährlich Richtung Haaransatz.
„Dein Enkel? Dir ist schon klar, dass Shady vor 50 Jahren auf der Bühne gestanden hat, ja?“
„Natürlich ist mir das klar! Und er ist trotzdem mein Enkel.“
<Mann, der Kerl ist hartnäckig. Vielleicht ist er irgendwo ausgebrochen?>
„Alles klar. Und du kommst aus dem Jenseits und willst aus mir einen anständigen Menschen machen, oder wie?“
Vegeta zögerte mit seiner Antwort. „Nicht Menschen ...“, begann er schließlich. Ay hätte sich schwören können, er hatte ihn jetzt verunsichert. „... eher Saiya-jin. Aber ich denke, davon hast du noch nicht allzu viel gehört?“
<Okay, jetzt ist es amtlich, der Süße gehört in die nächste Anstalt.>
Ay schüttelte genervt den Kopf. „Würden Sie bitte meine Wohnung verlassen und hier nie mehr aufkreuzen?“
„Nein, werde ich nicht. Du hältst mich für verrückt, kann das sein?“
Da Ay nicht antwortete, ging Vegeta ganze einfach von ´Ja` aus.
„Wo ist das Buch? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendjemand gefunden hat. Falls du also so ein in Leder gebundenes Buch hast, würde ich dir raten, es auf der Stelle rauszurücken.“
„Warum?“
„Weil ich dich sonst verprügeln muss und ich denke mal, du würdest gern noch ein Weilchen leben, oder?“
Ay schluckte. „Es ist auf dem Dach.“
„Dann hol es!“, fauchte Vegeta.
Ay tat wie ihm geheißen. Ausnahmsweise ohne Widerspruch.
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