Fanfic: Tales` Vermächtnis - Teil 1
meinte: „Na, da haben wir uns mal wieder in Ungnade ge-stürzt.“ Er warf das runzlige, mit roten Punkten übersäte Obst in die Luft, fing es auf und biss hinein.
„Ach halt die Schnauze!“, giftete sie, „Du kannst nicht mehr als dich einschleimen. Wenn ich dich nicht zum trainieren bräuchte, würdest du schon lange nicht mehr unter uns weilen, Bruderherz!“
Er blieb unberührt. „Aus dir spricht der blanke Neid. Vater sieht in mir seinen würdigen Nachkommen. Du bist nur ein unerwünschtes Nebenprodukt. Außerdem, wenn du die Dinger nicht ißt, wirst du mir bald nicht mehr das Wasser reichen können. Mal beißen?“ Er hielt ihr die Frucht unter die Nase.
Sie griff zögernd zu und sah das Ding in ihrer Hand kurz an, bevor sie es pfatschend im Gesicht ihres Bruders zermatschte. „Sei froh, dass ich sie dir nicht da hin schiebe, wo sie eigentlich hingehört!“, zischte sie.
Ihr Bruder blieb ruhig und wischte sich den weichen Brei aus den Augen, dabei grinste er und sagte: „Ach, so impulsiv wie immer. Das wirst du eines Tages noch sehr bereuen, noch dazu weil Vater auf die Dinger schwört und du damit bei ihm unten durch bist.“ Er lachte gehässig und ging den Gang hinunter.
Sie rief ihm hinterher: „Ja, ich weiß schon, Pappis Liebling! Pech für dich, dass die Intelligenz der Familie auf dem X-Chromosom liegt, das du nicht abbekommen hast! (Oh Schreck! Hier meldet sich der Biologie – Lei-stungskurs! *g*) Ihr merkt nicht mal, wie diese Dinger eure Körper genauso zermatschen, wie ich die Frucht eben!“, damit ging sie zur entgegengesetzten Seite den Gang hinunter.
Der Kapitän war in der Zwischenzeit aufgestanden und schritt langsam zum Fenster. Er hatte den Streit natürlich mitbekommen und ihn ärgerte das aufbrausende Gemüt seiner Tochter, aber bei dem Gedanken an das, was bevorstand, verzog sich sein Mund zu einem siegessicheren Lächeln. Das fahle Licht verlieh seiner Mine ein maskenhaftes Aussehen.
Doch trotz allem wirkte das bleiche Gesicht Tales‘ eingefallen.
Eine lange, ungleichmäßige Narbe erstreckte sich von der linken Stirnseite über das rechte Auge bis hin zur rechten Wange. Es sah aus, als hätte jemand sein Gesicht gepackt und so lange gezerrt, bis die Haut entlang dieser Linie zerrissen war . Das rechte Auge schaute blind und leblos, aber dafür funkelte das linke um so bos-hafter.
Langsam strich Tales mit dem Finger die Narbe entlang. Über 20 Jahre. Vor über 20 Jahren hatten er und seine Kumpane versucht den Baum der Macht auf der Erde zu pflanzen. Damals hatten sein verhasster und viel ver-fluchter Bruder Kakarott, sein mieser, kleiner Bastard und seine Freunde den Baum und seine Gefolgsleute ver-nichtend geschlagen.
Aber er hatte nicht ganz gesiegt. Er, Tales, hatte überlebt und auch eine Frucht des Baumes konnte er retten. Schwer verletzt war er damals in sein Raumschiff gekrochen und hatte sich von diesem und der Frucht heilen lassen. Für diese Demütigung würde Kakarott bitter bezahlen.
Nachdem er wieder vollständig genesen war, zog er weiter durch das All, stellte eine neue Söldnertruppe auf und zog neue Setzlinge aus den Samen der Frucht. Den Baum pflanzten sie von da an wieder auf vielen Planeten und hinterließen eine Spur aus kahlen Steinen in vielen Sonnensystemen.
Ein Jahr nach der Schande auf der Erde, gerieten sie in ein Gebiet des Universums, dass weit außerhalb aller bekannten Galaxien lag. Doch auch hier gab es einen bewohnten Planet. Die Bewohner dieses Planeten wiesen eine ungewöhnlich hohe Kampfkraft auf, doch als sie landeten, stellte sich heraus, dass sie mit kämpfen nicht viel am Hut hatten.
Sie begrüßten die Neuankömmlinge sogar neugierig, aber freundlich, boten ihnen ihre Gastfreundschaft an und waren arg erschrocken, als sie statt einer ebenso freundlichen Zusage eine Salve Energiekugeln bekamen. Wie ein Sturm der Vernichtung zogen Tales und sein Gefolge über den Planet und hinterließen eine Spur der Verwü-stung, während der Baum wuchs.
In jedem Dorf zogen sie die gleiche Nummer ab, denn die Korrespondenz unter den wenigen Dörfern war mehr als schlecht. Sie ließen sich durchfüttern, tranken und dann vernichteten sie die Bewohner. Doch in einem Dorf kam ihnen auf dem Markt nur ein Mädchen entgegen.
„Geht! Wir wollen euch nicht hier haben! Ihr habt unserer Brüder und Schwestern aus den anderen Dörfern auf dem Gewissen! Geht, oder es wird euch Leid tun!“, schrie sie ihnen entgegen. Tales und seine Männer brachen in schallendes Gelächter aus.
„Was wollt ihr uns denn tun?“, schrie einer der Kerle hinter Tales und lachte wieder. Das Mädchen stemmte die Hände in die Seiten. „Das werdet ihr merken, wenn es zu spät ist!“, keifte sie, „Verschwindet von unserem Pla-neten!“
Mit gesenkter Stimme sagte Tales zu seinem ersten Offizier: „Vernichtet das Dorf und nehmt die Kratzbürste mit. Das könnte amüsant werden, außerdem scheint sie stark zu sein. Das kann man sicher nutzen.“ Der große Kerl neben Tales grinste, gab den Befehl weiter und trat dann auf das Mädchen zu, das unsicher einen kleinen Schritt zurück machte.
„Wage es, auch nur daran zu denken, mich anzufassen!“, rief sie, doch da fand sie sich schon unter den Arm geklemmt. Sie strampelte, biss und kratzte, bis der Koloss sie mit einem gezielten Schlag bewusstlos machte. Sie nahmen sie mit und steckten sie im Raumschiff in eine Zelle. Der Baum unterdessen wuchs, bis er keine Energie mehr fand und die Gruppe zog ab.
Das Mädchen wurde in die Küche abkommandiert. Sie sollte eine Dienerin sein, doch schon bei der ersten Mahl-zeit, die sie servierte, hielt sie ein Messer unter ihrer Bluse versteckt. Als sie Tales den Teller hinstellte, zückte sie mit der anderen Hand das Messer und wollte es ihm über die Kehle ziehen.
Er packte ihre Hand, riss sie auf seinen Schoß und hielt ihr das Messer an den Hals. Die Umsitzenden lachten. Tales flüsterte der zitternden Frau ins Ohr. „Sei froh, dass du gut kochst, sonst wärst du jetzt tot. Versuch das nie wieder.“ Er nahm ihr das Messer weg und stieß sie beiseite. „So und jetzt ab an deinen Herd, Weib!“
Sie fuhr herum und fauchte: „Mein Name ist Yria! (Von nem Parfum abgekupfert! *g* Sorry, aber mir ist nix besseres eingefallen) Merk dir das!“, und sie schritt hocherhobenen Hauptes davon. Einer seiner Männer warf ihr einen mittelgroßen Knochen an den Kopf, aber sie ging unbeirrt weiter. Gelächter folgte ihr.
Irgendwann, Monate später, er wusste selbst nicht mehr, wie es dazu kommen konnte, hatten sie sich geküsst. Er war allein in seinem Quartier gewesen und war wie heute am Fenster gestanden. Sie war still, wie ein Geist um-hergehuscht, hatte aufgeräumt und etwas sauber gemacht. Er hatte sie dabei durch die Spiegelung im Fenster beobachtet.
In der Zeit davor hatte er immer dieses seltsam schleichende Gefühl gehabt, wenn sie da war. Es war immer stärker geworden und drängte ihn nun geradezu in ihre Nähe. Sie hingegen hatte immer vermieden ihn anzuse-hen. Vielleicht aus Angst.
Jedenfalls an diesem Abend, als sie wieder am Wuseln war, war er einfach zu ihr getreten. Sie hatte in ihrer Bewegung innegehalten und ihre Hände in das Kissen verkrampft das sie gehalten hatten. Dann war alles wie automatisch gegangen. Er hatte sie sanft an den Schultern berührt und sie zu sich herum gedreht. Sie hatte schüchtern überall hingesehen, nur nicht in sein Gesicht.
Er hatte ihr das Kissen weggenommen und dann ihr Gesicht zu sich gedreht. Dann hatten sie sich geküsst. Schließlich hatten sie fast jede Nacht miteinander verbracht, bis Yria ihm offenbart hatte, sie sei schwanger.
Neun Monate später gebar sie Zwillinge. Einen Junge und ein Mädchen. Sie waren extra zu diesem Zwecke auf einem Planeten gelandet, wo Tales ein paar Frauen zwangsweise zu Hebammen abkommandiert hatte. (Man kann ja auch eine Horde Männer nicht an eine kreißende Frau ran lassen!)
Die Kinder waren beide gesund, aber Yria war schwer angeschlagen. Eine der Frauen meinte sie würde die näch-ste Stunde nicht überleben. Bevor sie starb, hatte sie zu ihm gesagt: „Gib dem Mädchen den Name Tiàla, dass bedeutet in unserer Sprache Die Starke, denn ich spüre, dass sie die Kraft meines und deines Volkes vereint. Dem Junge kannst du einen Name geben. Auch er wird stark sein, denn er ist dein Sohn.“ Dann hatte sie ihr Leben ausgehaucht.
Tales konnte sich auch nicht erinnern lange getrauert zu haben, aber er hatte ihren Wunsch erfüllt. Seine Tochter hieß Tiàla und sein Sohn Sartock (blöder Name, oder????? Egal...).