Fanfic: "Der Rosenkavalier" oder "Shinichis größter Konkurrent" (Teil 4)
mit Stolz erfüllt.
In der vertrauten Umgebung fühlte er sich sofort besser. Fast war ihm, als würde er allein durch die Anwesenheit im Haus seiner Eltern zu wachsen beginnen, wieder der Alte werden. Doch je länger er dort stand, desto mehr merkte er, wie verlassen das Haus wirkte.
-Professor Agasa sorgt zwar dafür, dass das Haus nicht völlig verkommt. Aber trotzdem wird es mehr und mehr zu einem Geisterhaus. Kein Wunder! Es wohnt ja niemand hier.-
Er löste sich aus seinen Gedanken und ging langsam durch die Halle in Richtung Wohnzimmer. Seine Schritte waren das einzige vernehmbare Geräusch im Haus. Wieder beschlich ihn ein seltsam doppelbödiges Gefühl: Er kannte den Raum so gut, dass er sich blind zurechtfinden würde. Bis in jede Ritze hatte er ihn als Junge erkundet und die Erinnerung daran war noch wach in ihm. Aber auch hier fühlte er die Leere, die von allem Besitz ergriffen zu haben schien. Wenn doch wenigstens seine Eltern da wären, um ihn zu empfangen...
-Eigenartig. Das hier ist mein Zuhause, ich habe jahrelang hier gewohnt. Aber es sieht fast so aus, als hätte noch niemand dieses Haus betreten, als wären alle meine Erinnerungen nur Einbildung. Aber das kann nicht sein, das kann nicht sein!-
Mit aller Kraft versuchte er, das Vergangene in sich zu erwecken. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis ihm allerhand Dinge einfielen, die er hier zuletzt erlebt hatte.
Da war die Scheibe in der Terrassentür, die er vor ein paar Monaten mit seinem Fußball fast zertrümmert hätte. Er hockte sich hin und sah, dass der feine, geschwungene Bruch im Glas noch immer da war.
Auf dem wuchtigen Tisch lagen immer noch ein paar Magazine aufgeschlagen herum. Er nahm eines in die Hand und sah, dass es eine Fernsehzeitung war, in der er sich einige Krimis angestrichen hatte. Sogar der Fernseher war noch auf Stand-by geschaltet.
Das Mathebuch! Hastig lief er zum Regal hinüber, fuhr mit dem Zeigefinger über einige Buchrücken und griff schließlich zu. Er klappte das Buch auf – sofort fielen einige Zettel heraus und flatterten zu Boden. Als er sie aufhob, zitterte sein Herz: Das war ihre Handschrift! Und daneben sein eigenes undeutliches Gekritzel! Ganz eindeutig von den Nachmittagen, an denen Ran und er zusammen für eine Arbeit gelernt hatten.
-Ja, hier ist Shinichi aufgewachsen und hier war er zu Hause. Wie es wohl oben aussieht...?-
Er stieß die Türen zur Halle auf und schoss die Treppe hoch, bis er im Türrahmen seines Zimmers stand. Es war so krosig wie eh und je, als wäre er nur kurz weg gewesen, vielleicht um einen Fall aufzuklären. Sein detektivischer Scharfsinn registrierte, dass es wie das Zimmer eines typischen Siebzehnjährigen aussah: die zerwühlte Bettdecke, ein Poster seines Fußballklubs an der Wand, die Krimis auf seinem Schreibtisch, seine Kleidung hier und da verstreut... Das war sein eigentliches Leben und doch wurde ihm zunehmend mulmig.
Die bittere Wahrheit drängte sich ihm mehr und mehr auf, er konnte die Augen nicht vor ihr verschließen: Er selbst war nicht mehr der Gleiche. Er war nicht mehr Shinichi.
Unsicher, ob er wirklich tun sollte, was er vorhatte, hielt er inne. Doch dann entschloss er sich. Er zog eine der Schubladen seines Schreibtischs auf und fand sofort, was er suchte. Es war ein altes Photo, aufgenommen an seinem 10. Geburtstag. Es zeigte ihn mit einem spitzen Papphut, wie er der kleinen Ran einen flüchtigen Kuss auf den Mund verpasste, als Dankeschön für den tollen Kuchen, den sie ihm gebacken hatte.
-Damals hat es mich einfach gepackt. Ich hab überhaupt nicht nachgedacht und sie einfach so geküsst! Mutter hatte natürlich ein Gespür dafür, im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken...ich weiß nicht was, aber in dem Augenblick hab ich etwas gespürt, das alle Ängste weggeblasen hat. Einfach so!
Vor einiger Zeit hab ich das Bild aus dem Album stibitzt und es heimlich hierhin verfrachtet. Jeden Morgen nach dem Aufstehen hab ich es mir angeschaut. Auch noch mit 17, ab und zu. Aber keiner weiß davon, ich hätte mich zu Tode geschämt, wenn es rausgekommen wäre: Ein Erwachsener, der sich von einem Kinderphoto zum Schwärmen verleiten lässt! Nach so einer Peinlichkeit hätte mich als Detektiv wohl keiner mehr ernst genommen...
Insgeheim dachte ich immer: Vielleicht klappt es heute, vielleicht bekomme ich heute wie damals eine Gelegenheit, ihr meine Gefühle zu zeigen. Ohne große Worte, denn darin war ich ja noch nie gut. Das Photo war mein Mutmacher, Tag für Tag...-
Inzwischen saß er auf dem Bett und blickte zu dem Bild hinunter, das auf seinem Schoß lag. Vereinzelte Tränen liefen ihm über die Wangen.
-Jahrelang hab ich Idiot davon geträumt, ohne es jemals zu wagen. Und jetzt... jetzt hat sie mich endgültig abserviert. Wer, wenn nicht sie, interessiert sich denn noch für mich? Wer außer ihr denkt überhaupt noch an mich? Seit ich geschrumpft bin, existiert Shinichi Kudo nur noch in den Erinnerungen einiger Leute. Wenn sie mich vergessen, dann stirbt er. Und Ran hat mich vergessen. „Es ist vorbei.“ Das sagte sie doch, oder?-
Wie einen Schatz klammerte er das Bild an sich, presste es gegen sein Herz, um noch ein letztes Mal zu empfinden, was ihm nicht mehr länger vergönnt sein würde – seine Liebe zu Ran. Unter leisem Schluchzen weinte er noch bis tief in die Nacht über diese jähe Wendung des Schicksals, die ihm so plötzlich und unerwartet widerfahren war.
-Er wird nicht wiederkommen. Wieso sollte ich mich auch zurück verwandeln, wenn nicht für Ran? Nein, ich bleibe ein kleiner Junge und ich bleibe alleine, für den Rest meines Lebens!-
Shinichi Kudo war tot. Der einzige Mensch, der noch an ihn dachte, hatte ihn fallen gelassen. Achtlos weggeworfen wie einen alten Lappen. Seinen Eltern war er ohnehin egal, die kümmerten sich lieber um ihre Karriere in Übersee als um ihren Sohn.
Shinichi Kudo war tot.
Fortsetzung folgt
Diesmal verlasse ich euch also im tiefen Tal der Tränen....Ihr hattet ja alle eureTaschentücher bereit liegen, oder?! ;-) Aber wie gesagt, es geht weiter und beim nächsten Mal auch wieder heiterer, versprochen! Also denkt daran: Auch die tiefste und dunkelste Nacht ist irgendwann vorüber, wenn am Morgen die Sonne aufgeht.
Ach ja, und vergesst nicht, mir reichlich Kommis zu schreiben, sonst werde ich noch ganz traurig!!!
Sayonara.
Euer Heiji