Fanfic: Das dritte Schwert 5

verhindern. Er selbst hatte diese Idee vorgebracht. Der Pass aber im blauen Gebirge sollte offen bleiben. Durch diesen würde schließlich die geeinigte Armee aus den zwei Ländern gegen Barokin strömen. Der Plan war, dass die beiden bebauten Pässe als Ablenkung für die angreifende Patrouille dienten. Die Orks und Schattenwesen sollten gegen die Wälle anstürmen, wobei sich die menschlichen Angreifer um die feindliche Armee herumschlängelten und den Hadesfelsen einnahmen, dort würden sie sich verschanzen und die Wurzel des Übels zurücktreiben, den Ansturm aus der Schwarzsandwüste niederkämpfen.

Endlich war der letzte Stein gesetzt und schon tauchten aus der ferne die dunklen Leiber der Armee auf, wie eine Woge, ein Teppich aus Dämonen, der sich über das ganze Ostland zog. Es war Nacht und die Fackeln brannten hell und Warfen lange Schatten an die frisch hochgezogenen Mauern. Der Hauptmann selbst stand an der Brüstung des Drachenfelsens, erwartete mit gemischten Gefühlen den Aufmarsch der Feinde. Trommelschläge drangen von den dunklen zu ihm herüber, wild und treibend. Seine Männer, so spürte er, zitterten und allen war bereits das Herz in die Hose gerutscht. Er schüttelte den Kopf. Nein, mit so einer mickrigen und verweichlichten Truppe würde er es nicht schaffen den Kampf zu gewinnen, es war schier unmöglich! Unmöglich? Er dachte über dieses Wort nach. Früher hatte er es nicht gekannt und genau dieser Gedankengang verschaffte ihm jetzt die rettende Idee.

In würdevoller Pose stolzierte er die steinerne Treppe zu den Zinnen hoch, von wo ihn gewiss jeder sehen konnte. Noch einmal vor seinem sicheren Untergang zog er das abgewetzte Sarazenenschwert, hielt es ins Licht der Fackeln, sodass ein rötlicher Schein von ihm herüberspiegelte. Vor ihm lag seine Wehrmacht, schwer gepanzert, die Gesichter ernst und verkniffen, mit langen Speeren in den Händen und jetzt musste sogar Milchemia schlucken. Würde er es schaffen diese Menge umzustimmen? Verzweifelt drängte er sich keinen Blick hinter sich zu werfen, wo jetzt bestimmt die feindliche Armee über den Biran, den silbernen Fluss, schritte. Schon hörte er ihre Schreie und das Klappern von Harnischen und Rüstungen. Endliche hatte er sich überwunden, hatte das wiederstreben in seinem Hirn niedergekämpft. Die Stimme mit der er jetzt rief, erinnerte ihn an die Schlacht, in der er das Schwert gefunden hatte. Welche Ironie, dachte er, das Ende ist wohl immer so wie der Anfang!

„Männer!“ Bereits die ersten Worte ließen die anderen zusammenzucken und ein ernster Gesichtsausdruck kehrte auf ihre Häupter zurück. „Ich weiß, es wird schwer diesen Kampf heute zu überstehen, doch es ist das einzige, was wir tun können, um unserer Rasse das Fortbestehen zu gewährleisten! Ich weiß auch, dass es hart ist dem Tode ins Auge zu blicken. Doch seht mich! Ich kämpfe seit vielen Jahren. Man nannte mich den Metzger von Waromir. Aber ich sage euch, in jedem von euch steckt ein Kämpfer, ein Metzger, wer es so will! Und jetzt haltet hier die Stellung, so lange, bis das Blut Muragecht’ s über die Stufen der Halle der Zeit zu Satan rinnt!“

Ein plötzlicher Jubelschrei durchfuhr die Kämpfer und sie herrschten sich gegenseitig mit Machtschreien an, zu triumphieren.

Der Aufmarsch der Feinde hatte begonnen. Es schien, als ob das ganze Ostland hier eingetroffen wäre, um nur diese eine Passfestung zu erobern...



Er wusste, dass er jetzt zu Muragecht gehen würde. Sendinior senkte das ergraute Haupt und machte sich bereit, sich in die Mauern des Hadesfelsens zu teleportieren, denn dort hoffte er auf den Untertanen des Herrn der Winde zu treffen, auf Muragecht. Bevor er aber zu diesem Ort reiste, musste er einen Ballen von Fragen von sich werfen, Fragen, die sich ihm schon seit langem aufdrängten:

„Muragecht hat mich schon einmal besiegt... Wird er es ein zweites Mal können?“ Er schüttelte den grauen Kopf und faltete die Hände zum Gebet. „Vater, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein reich komme und dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Amen.“ Nun lächelte er verschmitzt. Er wusste so deutlich wie niemand, dass sein Ende kommen würde. Und zwar bald, bei dieser Schlacht.

Während er lachte, verließ seine Seele seinen Körper und tauchte in die Welt der reisenden ein, schwebte über die Wolken zu dem tödlichen Felsen.

Als sich sein Körper dort wieder materealisierte, stand er dem Dunklen direkt gegenüber.

Er musste sich in der hier wallenden Finsternis übergeben, als er Muragecht erblickte. Dieses Gesicht! Dieses verdammte Gesicht, schimpfte er sich und glaubte er hätte sich etwas eingebildet, doch dem war nichts so. Gerwin Cyprian stand wirklich vor ihm, in die Gewänder des höllischen gehüllt.

„Übergebe dich ruhig, alter Mann! Deine Zeit ist vorbei! Nun habe ich das Schwer!“ Er ließ die Waffe aus ihrer Scheide gleiten und vollführte ein paar Schlagübungen. „Siehst du sie? Ich wette du weißt auch noch genau, wie sie sich anfühlt! Die hast du von einem anderen, jetzt toten Muragecht zu spüren bekommen!“ Er grinste bösartig und beugte sich leicht hinunter. „Fragst du dich, wer der Mörder sein könnte? ... Nein, ganz bestimmt nicht. Du weißt, dass ich es war! Du alter Narr, hast geglaubt ich lasse mich von dir ewig unterdrücken, hä? Dem ist aber nicht so! Er halte nun die gerechte Strafe im Namen des Herrn der Winde!“

Eisigblaue Flammen schossen aus dem einen Schwert, umhüllten nicht nur es selbst, sondern auch seinen Träger. Mit der geballten Kraft eines Kometenhagels stieß er zu, durchbohrte den Rumpf des Oberdruiden. Dieser erstarrte und als Gerwin die Klinge wieder herauszog, sackte er zusammen, doch sein volles Schmerzlimit hatte er noch nicht erreicht. Und so sprang er mit einem gekonnten Satz auf die Füße, Blut triefte aus seinem Brustkorb und sein Atem ging immer schneller.

„Hast wohl nicht gedacht, dass du so schnell tot bist, was?“, grinste der dunkle schief und sein dämonisches Lachen erfüllte den Hauptraum der Hadesfestung.

„Nein!“, schrie der alte aus letzter Kraft und bäumte sich mit dem knorrigen Stab in der Hand gegen Cyprian auf.

„Du bist es nicht wert!“ Die Stimme des dunklen war kalt wie Eis und er fügte dem Druiden eine weitere, stark blutende Wunde zu. „Hättest du Milchemia oder Senragor geschickt, hätte ich den Kampf gewonnen!“

„Senragor?“

„Ja, der kleine Hat mehr Talent als wir beide zusammen! In ihm schlummert eine höllische Macht, ein endloses Schicksal erwartet ihn!“ Lauernd trat er um den sich m Boden krümmenden herum.

„Wie...“

„Der Herr der Winde, mein Gebieter hat mir einblicke in die Zukunft gegeben. Teilweise verschlüsselt, teilweise völlig offen gelegt! Ich weiß, dass ich in diesem Leben sterben werde. Aber nicht im nächsten! Senragor wird diese blutige Vorhersagung noch miterleben können, ha, ha! ... Nimm nun diese Kraft um mich zu bezwingen!“

Damit stieß er das Schwert bis zum Heft in Sendinior’ s Herz, sodass dieser von der Wucht des Angriffs zurück gerissen wurde und auf der Wand aufgespießt wurde.

„Nun erfülle sich die Prophezeiung!“, sagte Muragecht laut und der Druide fühlte, was er zu tun hatte, er fühlte in sich hinein, tastete nach seinem Herz, spürte die Klinge und die Magie. Nun wusste er, dass er sich opfern musste, um der Welt den Frieden zu bringen...

„Na gut, so sei es!“, presste er mit einem Blutstrom heraus und zapfte die Magie des Schwertes an.

Ein unheimlich starke welle aus Magie und gebündelter Kraft entfaltete sich aus seinem Körper, ließ den Körper des Bösen wie ein Nichts zu Asche zerfallen und überflutete den Hadesfelsen und seine weiteren Bewohner, zerschlug alle Feinde bis zum Nebelgebirge, wo auch dort schließlich der letzte Gegner fiel und das Land bettete sich in Frühling. Die Kälte des Winters war verschwunden, überall wo die dunklen Armeen gewütet hatten, blühten nun Blumen und helle Sträucher auf. Durch dieses Opfer wandelte sich die Welt und geriet wieder in ihre normalen Fugen und das Geheimnis der wieder - Auferstehung drang an keiner Mann’ s Ohr.



Milchemia seufzte erschöpft auf. Die große Schlacht war geschlagen, Frieden war. Doch wie lange? Und wo war Milliana...?



Ende von: Das dritte Schwert: Der Herr der Winde



Zweites Buch: Das dritte Schwert: Die Sechs
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