Fanfic: Tales` Vermächtnis - Teil 9
das Zimmer wieder und rutschte an einer Leiter auf das nächste Deck hinunter.
Die normale Tür zum Trainingsraum stieß sie so energisch auf, dass sie gegen die Wand krachte und sich ein Riss quer über das Türblatt bildete. An der Wand hinterließ dieser erste Ausbruch ebenfalls seine Spuren. Sartock hatte sein Schattenboxen unterbrochen und sah skeptisch, ob dem Geisteszustand seiner Schwester, zu Tiàla hinüber.
Diese stürmte auf ihn zu, packte ihn am Kragen seines Kampfanzuges und schleuderte den verwirrten jungen Mann gegen die nächstbeste Wand, welche gefährlich knarzte. Sartock wich ihrer nächsten Attacke aus, sodass ihre Faust gegen die ohnehin lädierte Wand krachte und da noch ein Lock hinterließ.
„Hast du jetzt vollkommen den Verstand verloren? Was ist los?“, rief ihr Sartock in der kleinen Pause zu, da war sie schon wieder hinter ihm, hatte ihm den linken Arm um den Hals gelegt und drückte ihn zu sich nach hinten, dass er krächzend nach Luft rang. Wütend hielt sie ihm den rechten Arm mit dem Armband vors Gesicht und zischte: „Nicht mehr böse, ja? Er meint es ernst, aha? Vertrau mir! Ich habe dir vertraut und jetzt verrat‘ mir, was das hier ist?!“
„Das kann ich nicht, wenn du mich erwürgst!“, krächzte Sartock und zerrte an ihrem Arm, jedoch ohne Erfolg. Ihr Griff glich einem Schraubstock – er hatte ihre Kraft also schon immer unterschätzt – doch dann ließ sie los und stieß ihren Bruder von sich weg, dass dieser auf die Knie fiel. Sich den Hals reibend stand er auf.
„Also? Ich warte auf eine Antwort! Du hast mich belogen! Ebensogut könntest du mich in meinem Zimmer anketten!“, schrie Tiàla aufgebracht. Sartock hob abwehrend die Hände. „Nein, ich wusste nicht, was er vorhat. Er sagte mir, das, was ich dir gesagt habe! Bitte glaub mir doch.“
Tiàla zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte langsam den Kopf. „Nie wieder.“, sagte sie nachdrücklich und langsam. Die Düsternis in ihrer Stimme war Sartock vollkommen neu und jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Das war eindeutig das Erbe ihres Vaters. Sie glich ihm eigentlich überhaupt nicht, doch jetzt war die Verwandtschaft mehr als deutlich.
Tiàla drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort den Trainingsraum. In ihrem Zimmer ließ sie sich rückwärts auf ihr Bett fallen und schloss die Augen. Auch dieses Ding an ihrem Arm würde sie nicht davon abhalten, ihre neuen Freunde zu besuchen, doch tief in ihrem Inneren begann eine Frage aufzusteigen. Irgendwann würde es zur Begegnung zwischen ihrer Familie und den Kämpfern der Erde kommen. Auf welche Seite würde sie sich stellen? Sie wusste es nicht. Oder doch?
Ihr Körper schien die Durchblutung des Armes langsam auszugleichen, denn sie spürte, dass ihre Hand langsam wieder warm wurde. Durch die geschmolzene Röhre vor ihrem Fenster fielen die ersten Sonnenstrahlen herein, die den Grund der Schlucht erreichten.
Auf dem Boden bildete sich ein heller, kreisrunder Fleck. Tiàla drehte sich auf den Bauch und richtete den Blick auf den Lichtfleck. Sie versenkte sich so in sich selbst und den Kreis, das sie nicht bemerkte, wie ihre Tür aufging und Sartock leise herein kam.
„Tiàla?“, sprach er sie vorsichtig an. Das Mädchen fuhr herum und war so schnell auf den Beinen, dass selbst Sartock erstaunt war. „Was willst du?“, giftete sie ihn an und baute sich bedrohlich auf. Sartock verdrehte die Augen. „Eigentlich reden, aber das scheinst du ja momentan nicht zu können.“
„Verschwinde oder schieß dich raus, versprochen!“, feindete sie ihn weiter an. Ihr war nicht nach Diplomatie. Sie fühlte sich hintergangen. Sie hatte ihm vertraut und jetzt war sie mit Sender versehen, wie eine Hündin, die ständig abhaute. Nein, sie würde nicht reden.
Sartock wurde das Ganze auch zu blöd. Gereizt erwiderte er: „Schön, dann zick‘ eben weiter rum! Ist mir auch egal! Mach was du willst.“, damit verließ er das Zimmer wieder. Tiàla sank wieder auf ihr Bett. So weit war es nun gekommen. Sie blickte wieder auf den Lichtfleck, der inzwischen ein Stück ins Zimmer hinein gewandert war.
<i>Kreisrund. Wie der Kreis des Lebens. Werden und Vergehen. Lieben und Hassen. Endlos. Wie ein Ring. Rundherum. Immer im Kreis. Nie enden wollend. Wie die Ewigkeit. Ewig wie diese Odyssee. Quer durch das All. Rund. Rund. Rundherum. Immer im Kreis. Zum Licht. Licht heißt Wärme, heißt Leben. Leben und Sterben. Licht heißt auch Tod. Ende. Der Ring hat kein Ende. Keinen Anfang.</i> Tiàla glitt in eine Art Trance. Bewusst und doch nicht. Leer wurden ihre Augen, ausdruckslos ihr Gesicht
Sie schwebte wieder durch die Dunkelheit und lauschte der Stille. <i>Hier ist es schön. Hier will ich bleiben. Für immer. Nie mehr erwachen. Nie mehr leiden. Nie mehr lieben. Nie mehr hassen. Nur Stille. Keine Vater. Kein Bruder. Keine Freunde?</i> Schlagartig kam sie zurück ins Hier und Jetzt. Ihre Augen sahen wieder.
Sie war zur Seite gekippt und ihr war kalt, so als wäre sie schon fast tot. Langsam richtete sie sich auf. Wieso eigentlich nicht? Tot bedeutete eigentlich nur noch frei. Was hatte sie schon noch? Einen Vater, der den Tag ihrer Geburt verfluchte. Einen Bruder, der sich hinterging und belog.
Eine einzelne Träne rann über ihre Wange, blieb kurz am Kinn hängen und tropfte dann auf ihr Knie, wo sie langsam trocknete. Tiàla ergriff wieder den Anhänger. In diesem Moment leuchtete er auf. Das sanfte bläuliche Licht, das von ihm ausging, strahlte durch ihre Finger hindurch. Tiàla war nicht einmal erstaunt darüber. Ihr war, als wusste sie genau, warum der Stein glomm. Es fiel ihr nur im Moment nicht ein.
Sie ließ ihn wieder los und sofort wurde er wieder dunkler. Sie sah auf die Uhr. Kurz nach ein Uhr mittags. Sie könnte zurück zur Capsule Corp. fliegen. Ihr und Trunks blieb nicht mehr viel Zeit. <i>Trunks?</i>, schoss es ihr in den Kopf. Ihn hatte sie ja noch. Er war ein Freund. Und Son Goten. Auch ihren Onkel. Er sah nur aus wie ihr Vater, aber er war so ganz anders. Überhaupt sein ganzer Bekanntenkreis war ihr richtig ans Herz gewachsen. Sogar Trunks‘ Vater, zumindest solange er mindestens fünf Schritt von ihr entfernt war und sie nicht mit diesem bohrenden Blick bedachte.
Unwillkürlich musste sie lächeln. Sie stand auf und machte sich auf den Weg. Das ihr Vater jetzt sehen konnte, dass sie ging und zur Capsule Corp. flog, war ihr im Moment gleichgültig. Doch trotz ihrer wieder relativ gebesserten Laune, musste sie einen ganz schön beängstigenden Eindruck auf jeden machen, der ihr so begegnete, denn die Mitglieder der „Garde“ ihres Vaters, wichen ihr respektvoll aus.
Mit Highspeed zischte sie in die Stadt. Da sie ja sowieso so gut wie aufgeflogen war, was ihre Fähigkeit betraf, landete sie gleich im Vorgarten der Briefs. Mrs. Briefs lag auf einer Sonnenliege und flötete: „Ah, Tiàla, schön dich mal wieder zusehen! Willst du zu meinem Enkel? Da wird sich Trunks aber freuen.“
Tiàla lächelte. „Ja, wir müssen noch ein wenig üben.“, erwiderte sie und klingelte dann. Zu ihrer Überraschung öffnete Vegeta, falsch, er riss quasi die Tür auf. Tiàla zuckte zusammen. „Ich, ...ich wollte zu...“, stotterte sie und wurde von ihrem Gegenüber barsch unterbrochen: „Ja, ja, komm rein.“, und Vegeta ging wieder ins Innere. Tiàla folgte in einigem Abstand und schloss sachte die Tür.
„Hey! Ich hatte schon Befürchtungen, dass wir dich nicht mehr zu Gesicht kriegen!“, rief ihr Son Goten zur Begrüßung entgegen. Er und Trunks saßen mit einem Stapel Bücher auf der Couch.
„Setz dich. Wir lernen.“, lud Trunks sie ein. Tiàla folgte der Aufforderung und setzte sich zur Linken der Jungs in den Sessel. Sie ergriff das Oberste der Bücher und besah sich den Einband. Algebra. Tiàla blätterte langsam darin herum.
„Hast du Ahnung davon?“, wollte Son Goten hoffnungsvoll wissen. Vielleicht wenigstens einer in dieser Runde. Tiàla runzelte die Stirn. „Naja, gehabt hab ich’s noch nicht, aber wenn ich mich rein lese... Mal sehen. Sieht ja nicht so schwer aus.“ Den Beiden klappte gleichzeitig die Kinnlade runter. „Nicht schwer??? Ich kapier‘ davon nicht ein Wort!“, meinte Son Goten und ließ sich nach hinten fallen.
„Wirklich?“, fragte Tiàla nach, da sie das nicht so recht glauben konnte. Für sie ergaben die Zahlen und Gleichungen einen einfachen Sinn.
Trunks nickte. „Da hat er Recht. Das ist ein Buch mit sieben Siegeln. Du könntest uns das wirklich erklären?“ Tiàla zuckte mit den Schultern. „Wie gesagt, ich müsste mich damit befassen. Eigentlich bin ich ja zum Tanzen gekommen.“
„Kein Problem. Ich bin für jeden Grund dankbar, dieses recht sinnlose Unterfangen hier abzubrechen.“, räumte Son Goten bereitwillig ein. Trunks grinste. „Ist klar. Aber aufgeschoben heißt nicht gleich aufgehoben.“ Son Goten nickte. „Aber ich will euch mal zugucken.“, legte er fest.
Trunks und Tiàla zeigten sich einverstanden und Trunks machte sich auf, um Anspruch auf den GR anzumelden. Nach etwa 10 Minuten kam er wieder. „Okay, Bühne frei. Wir können.“
Im GR angekommen, meinte Tiàla: „Wir sollten erst noch mal den Gebrauchsknoten üben. Denn das ist es bis jetzt und kein eleganter Einstieg.“ Sie grinste.
„Ihr Wunsch sei mir Befehl. Mal sehen, ob’s hier flutscht.“, erwiderte Trunks. Son Goten, der natürlich nicht so recht verstand, wovon die beiden redeten, amüsierte sich zumindest über die Wortwahl. Trunks probierte inzwischen seinen „Einrutsch“. Es ging so einigermaßen.
Tiàla schaltete die Musik an, Trunks schlitterte los, Tiàla marschierte ihm hinterher und sie schafften es aufzustehen, ohne sich zu verknoten. Musik aus. „Und? Wie