Fanfic: Feenwald (14)(Schule des Lebens)

es.



Das Feuer ging buchstäblich in die Luft und eine in allen Farben schillernde, mindestens fünf Meter hohe Feuersäule schoss gen Himmel. Die vier hatten alle Hände damit zu tun sich in Sicherheit zu bringen um nicht bei lebendigem Leibe gegrillt zu werden. Als sie außer Reichweite der Flammen waren und Shinichi sich einigermaßen von seinem Schreck erholt hatte sagte er:

„Eine Frage: Das ist so gedacht, oder?“

Er blickte in die Gesichter der anderen und fand darin eine Mischung aus Überraschung, Faszination und fast so etwas wie Entsetzen.

„Also nicht.“

„Nein, nicht ganz das was ich eigentlich erwartet hatte, aber höchst interessant. Wir wussten sowieso nicht was uns erwartete. Es hat zwar im Laufe der Zeit öfter Mischblütige gegeben, aber keinem ist es je erlaubt worden getestet zu werden.“

„Tja, und was bedeutet das jetzt?“

„Nun ja, ich denke... Weißt du es ist so, die Flammenfarbe bestimmt die Gabe, die vorhanden ist. Du hast alle Farben in deinem Feuer, dann wirst du auch alle Gaben haben. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Aber die Reaktion ist wirklich heftig, das muss ich zugeben. Tja, da werden wir wohl ein Weilchen brauchen, bis wir das im Griff haben. Ab sofort wirst du nach dem Abendessen auch Unterricht haben, wir werden herausfinden was du alles kannst und ich werde dir beibringen, wie du es kontrollieren kannst. Gehen wir schlafen!“ Er machte eine kurze Handbewegung und das Feuer ging aus. Ab sofort hatte er also auch nach dem Abendessen noch Unterricht, dass er überhaupt noch zum schlafen kam war ihm wirklich ein Rätsel. Hätte einen Fotoapparat gehabt, hätte das Fotoalbum dieser Unterrichtsstunden der Partyrenner werden können. Shinichi bei seinen ersten Versuchen sich in ein Tier zu verwandeln mit Pelz, Federn und Schuppen. Shinichi bei der Telekinese, als der Holzklotz, den er hatte schweben lassen, war im plötzlich auf den Kopf gefallen. Er hatte ja gewusst, dass sein Blick durchdringend war, aber so durchdringend? Wenn er sich konzentrierte waren alle seine Sinne unglaublich geschärft. Er hatte einen regelrechten Röntgenblick und konnte buchstäblich das Gras wachsen hören. Aber auf die Telepathie hatte er sich nie eingelassen, den er wollte auf keinen Fall wissen was andere Leute denken, schon gar nicht diejenigen um ihn herum.(Das wäre doch cool, oder? Ich weiß es wirkt zwar vielleicht ein wenig dick aufgetragen, aber es war einfach zu reizvoll Shinichi mit ein paar zusätzlichen Extras auszustatten, allein die Vorstellung *sichhalbtotlach*)

Er hörte auch langsam auf die Tage zu zählen und konnte sich bald nicht mehr genau erinnern, wann er eigentlich hergekommen war.



Jemand anderes wusste es dafür um so genauer. In ein paar Tagen würden es zwei Monate sein. Ran hatte sich eigentlich nicht vorstellen können so lange hier zu bleiben, aber nachdem niemand Anstalten machte sich darum zu kümmern, wie sie wieder nach Hause kam nahm sie an, dass es im Moment Wichtigeres gab. Den größten Teil des Tages verbrachte Ran in den Gängen des Berges, die sie inzwischen recht gut kannte oder in ihrem Gemach, wo sie sich mit Mira unterhielt. In der Zeit die schon hier war, hatte sie angefangen die Sprache der Feen zu lernen, einfach aus Langeweile. Es war eine komplizierte Lautfolge, die mit keiner ihr bekannten menschlichen Sprache etwas gemein hatte. Leichter lernte sie jedoch die Lieder, die ihr Mira beibrachte, sie fand sie allesamt wunderschön. Mira lauschte im Gegenzug Rans Geschichten mit ungeteilter Aufmerksamkeit. Sie erzählte von ihrer Mutter und ihrem Vater, dass er Detektiv war und was ein Detektiv war. Und sie erzählte von einem Freund, den sie seit Kindertagen kannte.

„ Und wie heißt dieser geheimnisvolle Unbekannte?“

„Nun, Mira... ich weiß nicht, ich habe es vergessen.“

„Na ja, ist ja nicht so wichtig. Heute werde ich dir eine neue Ballade beibringen. Sie ist fast so alt wie ich und ganz besonders schön, man nennt sie ‚Salines Klage’.“

Nachdem Mira das Stück beendet hatte, standen Ran Tränen in den Augen. Sie wischte sie verlegen weg.

„Es ist wirklich wunderschön. Aber das was ich davon verstanden habe war so traurig. Obwohl der Text eigentlich gar nicht so schwermütig ist.“

„Tja, das meinen irgendwie alle Leute, die das Lied hören. Weißt du, manche Lieder haben besondere Macht, die man auch noch spüren kann, wenn niemand mehr weiß wer das Lied zu welchem Zweck gesungen hat. Bei diesem hier weiß ich es noch, es war das Lied mit dem die Feenkönigin die Helden in die große Schlacht geschickt hat. So viele sind bei diesem Gemetzel getötet worden. Und das war auch der Grund warum wir jetzt hier in diesen Höhlen leben müssen.“

Nachdem Mira gegangen war saß Ran nachdenklich am Fenster und beobachtete die untergehende Sonne. Plötzlich hatte sie das Bedürfnis zu singen und ihre Stimme trug die Worte weit über den Wald.



Ai ven, mo charaid, im phu te amin

Vo emi kin alanirdir

Duine dhu me chid a ve lier benat

Ime ch’arai co la inteme



(Die Sprache in diesem Lied ist zum größten Teil frei erfunden, es sind aber auch ein paar Brocken Gälisch mit drin, falls es euch interessiert.)

Nachdem sie geendet hatte war die Sonne untergegangen und sie erhob sich um ins Bett zu gehen. Doch aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass das Lied sie an etwas erinnert hatte, nur an was?



Am anderen Ende des Waldes stand Shinichi in der Tür des Hauses und lauschte. Kundry und Fion blickten ihm über die Schultern.

„Was hast du?“

„Schhttt, hört ihr das nicht auch?“

„Was?“

„Dieses Lied!“

„Ich höre nichts, kannst du es uns vorsingen? Ich würde es vielleicht kennen.“

„Du würdest es mit Sicherheit nicht erkennen, wenn ich es singe. Gebt mir eure Hände.“

Shinichi ergriff die Hände der beiden. Er konzentrierte sich auf das, was er hörte und spürte die Melodie in seine Gedanken fließen und von dort in die von Fion und Kundry.

„Ich kenne dieses Lied, das ist ‚Salines Klage’. Aber wer singt es heutzutage noch?“

„Ich kenne diese Stimme... das ist Ran, Ran singt dieses Lied, ich weiß es ganz genau. Sie muss noch hier im Wald sein und wenn sie hier ist, dann kann ich sie finden.“

Nachdem der Gesang geendet hatte gingen sie in die Hütte zum Essen. Kundry und Fion erzählten Mackon, was sie gehört hatten. Er schien überrascht zu sein, aber auch erfreut.

„Ich habe diese Ballade schon lange nicht mehr gehört. Möchtest du, dass ich sie dir übersetze?“

„Danke, nicht nötig, ich habe sie verstanden!“

Shinichi stand auf um seine Schale wegzuräumen. Hinter ihm sagte Fion:

„Wann hat Shinichi den angefangen unsere Sprache zu sprechen und noch dazu einen so alten Dialekt?“

Die Schale viel klappernd zu Boden und Shinichi drehte sich um.

„Wa... Was hast du da gerade gesagt?“

„Dass du unsere Sprache sprichst... Als hättest du schon immer so geredet, hast du das nicht gemerkt?“

Plötzlich schoss ein höllischer Schmerz durch Shinichis Kopf und ihm wurde schwindlig.



Kundry war in dem Moment aufgesprungen, als Shinichi die Hände gegen seinen Schädel presste. Sie erreichte ihn erst, als er schon auf dem Boden zusammengesunken war. Als sie ihm die Hand auf die Stirn legte, glühte er vor Fieber.

„Er hat Fieber, Mackon, Fion, tragt ihn zum Bett, aber vorsichtig!“

Kundry blieb die ganze Nacht bei Shinichi sitzen. Er warf sich unruhig hin und her, kam aber nicht zu Bewusstsein. Wenn er seine Augen öffnete, waren sie vom Fieber verschleiert und glasig. Manchmal murmelte vor sich hin, doch Kundry konnte ihn nicht verstehen. Sie machte sich große Sorgen, denn sie konnte sich nicht erklären, woher das Fieber kam. Als es Tag wurde legte auch sie sich eine Weile hin. Doch zum Abend hin wurde Shinichi immer wieder von so schweren Krämpfen geschüttelt, dass Fion ihn festhalten musste, damit er sich nicht selbst verletzte. In den Augen ihres Bruders sah sie die gleiche Angst um diesen ehemals Fremden, der nun ihr Freund geworden war. Am Abend des dritten Tages war Kundry vor Erschöpfung eingenickt, als ein Rascheln sie aufschreckte. Shinichi hatte sich aufgerichtet und die Beine aus dem Bett geschwungen. Seine verstörenden blauen Augen blickten klar in ihre.

„Saline, was machen wir hier?“

Diese Stimme war eindeutig nicht die Stimme von Shinichi.

„Ich bin nicht Saline, ich bin Kundry ihre Urenkelin.“

„Aber was ist passiert, wo ist sie? Die große Schlacht.....“

„Saline ist tot.“

„Tot?“

„Ja, so wie du. Du bist vor langer Zeit in der großen Schlacht umgekommen. Das ist so lange her... Du bist nur eine Legende, General Zendoril.“

„Aber..? Ach ja, die Prophezeiung, ich hätte nie gedacht, dass sie sich wirklich erfüllt.“

„Aber du dürftest gar nicht hier sein. Es ist gefährlich für die Seele dieses Jungen, dessen Körper du gerade besitzt.“

Er streckte die Hand aus um ihr Gesicht zu berühren. Sie erschauerte unter der Berührung.

„Du siehst ihr so ähnlich...“

„Hilf uns, hilf uns, damit wieder Frieden in unser Reich einkehren kann.“

„Ich werde es versuchen. Aber nicht von hier aus. Wir werden uns irgendwann wieder sehen. Bis bald, kleine Blume.“

Er schloss die Augen und als er sie wieder öffnete wusste Kundry, dass Shinichi vor ihr saß. Ein verwirrter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht und er kippte vor Erschöpfung nach vorne. Kundry beförderte ihn sanft aufs Bett zurück.

„Was ist passiert?“

„Nichts, nichts ist passiert, du musst jetzt schlafen,
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